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386 Bekanntmachung. Nach bereits im Zähre 1863 beschlossener Einstellung des Geschäftsbetriebe» der Hamburg.Bremer Feuerversicherungs-Gesellschaft innerhalb des Königreichs Sachsen ist neueiding- bei der Brandversiche- rungS-Comwisston zur Anzeige gelangt, daß mit dem I. November 1867 alle Policen dieser Privat» Feuerverficherungs-Gksellschast über hierländische Versicherungen abgelaufen seien. Gemäß den Bestimmungen in tz. 3V der zum VI. Abschnitte des Jmmobiliar-BrandverficherungS« Gesetzes gehörigen Ausführung« - Verordnung vom 20. October 1862 wird die» vor Zurücknahme der erthetlten Coucesfion mit der Aufforderung öffentlich bekannt gemacht, die etwa noch ungelöst gebliebenen Versicherungsverträge und Entschädigungsansprüche binnen sechs Wochen anzumelden, unter der Ver» Warnung, daß außerdem dergleichen Ansprüche im Verwaltungswege nicht werden berücksichtigt werden. Dresden, den 25. November 1867. Königliche Brand-Versicherungs-Commission. Oberländer. Rudolph. Umschau. Der Viccpräsident der zweiten Kammer, Herr Oehmichen, sprach kürzlich die Ansicht aus, daß im Allgemeinen in Sachsen kein Arbeitsmangel herrsche, daß es im Gegentheil in manchen Gegenden an Arbeitern fehle. Darauf erhielt derselbe 3 Briefe, einen anständig gehaltenen vom Wolksvercin zu Glauchau, einen groben aus Chemnitz, worin Hrn. Oehmichen Unwissenheit und Bosheit vorgeworfen wird. Der Dritte sanonyme) Brief aus Leipzig sing mit Sie an, ging in Du über und endigte mit Hund. Durch solche Gemeinheiten beweisen die Arbeiter freilich ihre Berechtigung zur Theilnahme an öffentlichen Angelegenheiten nicht. — In Berlin ist große Freude! Der Justizminister Graf zur Lippe, den Niemand liebt, sogar Graf Bismarck nicht, hat den Abschied genommen. Ihm giebt man hauptsächlich Schuld, daß er alle Mittel angewendet habe, um die Redefreiheit der Abge ordneten zu brechen und den berüchtigten Ober- tribunalsbcschluß hervorzurufen. — Still und cingczogen lebte seit längerer Zeit in München die Gräfin Chorinski. Sie hatte sich nach kaum Ijähriger Ehe von ihrem Manne, einem östr. Obcrlieutenant, Sohn des Statthalters in Nieder« Österreich, getrennt. Plötzlich erscheint bei der Grä fin eine fremde Dame, die sich Baronesse Vay nennt und vorgiebt, von dem hochverehrten Schwie gervater der Gräfin abgesandt zu sein. Dadurch wird sie gut ausgenommen; eines Abends verschwin det sie jedoch, und als man die Thür der Gräfin nach zwei Tagen öffnete, fand man diese auf dem Teppiche todt, wie sich bald zeigte, durch Blausäure vergiftet, An einen Selbstmord war nicht zu den ken, daher fiel der Verdacht sofort auf die ver schwundene Dame, aber wo sollte man sie finden, da kein Mensch in München sie kannte. Zum Be gräbnisse waren der Gemahl der Gräfin, sowie dessen Vater vonWien angekommen; die Münchener Polizei hatte Grund, den Grafen Chorinski zu ver haften und bei derDurchsuchung fand sich am Halse ein Medaillon mit dem Bilde einer Dame, in wel cher alle Hausgenossen sofort die angebliche Baro nesse Vay erkannten. Er gab den wahren Namen der Dame, Julie von Ebergenyi, Ehrenstiftsdame jn Wien, an, mit der er seit längerer Zeit im ver trauten Verhältnisse lebt. Die Wiener Polizei, durch die Münchener telegraphisch benachrichtigt, verhaftete die Ebergenyi und bald häuften sich die Anzeichen gegen sie so, daß kaum noch ein Zweifel dagegen aufkommen kann, daß sie die Mörderin ist. Sie ist mittelgroß, mehr hager, hat fast männliche Züge mit stark ausgeprägtem ungarischen Typus, spricht deutsch mit ungarischer Mundart und dürste schwerlich deutsche Erziehung genossen haben. Sie gilt als herrisch, rauh, ihre Umgebung beherrschend, und hat die Gewohnheit, sehr stark zu rauchen. Die „Presse" erfährt noch, daß die Baronin Eber- genyi vor ihrer Verhaftung ihrem Dienstmädchen ein Packet mit der Bitte übergab, es vorsichtig und nicht im eigenen Hause zu verwahren. Das Dienst mädchen übergab das Packet ihrer Schwester, welche indessen, durch verschiedene Anzeichen bewogen, Verdacht schöpfte und es später der Polizei über lieferte. Man fand darin eine Theemaschine, urch zwar dieselbe, die vom Tische der Gräfin in M ün« chen verschwunden war. Wie weit der Graf ,n Hst Sache verwickelt ist, muß erst die ferner- Unter suchung zeigen. Bis jetzt hat man gegen' ihn keine Beweise finden können. — Jn Bayern gab's 1864 1096 n othwendige Subhastationen von Landgütern, 1865 '1748, 1866 2879, in den ersten 3 Vierteljahren 4867 bereits 3476. Diese furchtbare Zunahme gie Hz der Regie rung und dem Volke viel zu denken. — Jn den Zollverein wurden im I,ahre 1866 über 16 Millionen Scheffel Getreide riv.geführt, wovon allerdings ein großer Theil blos durchging. Sachsen allein mußte 1,113,673 ScheW Gerste auS dem Auslande kaufen. Den größter« Zuschuß lieferte Rußland, dann kommt Oesterreich, besonders hat letzteres viel Weizen und Gerste in den Zollverein spedirt. — . Die geistliche Beredtsamkt.it in Bayern hat neuerdings wieder einen Fortschritt gemacht. In der Kammer der Reichsräthe sprach sich der Ober- Consistorialpräsident v. Harleß gegen die Abschaf fung der Todesstrafe aus und zwar mit Hin sicht auf die bayerische Jugend, „die für das im Griffe feststehende Messer begeistert sei und jenem Thiere gleiche, aus dessen Fleiss man Würste mache." Das geht noch über Abraha m von Santa Clara, Sämmtliche 34 Reichsräthe stimmten für Beibehal-