Volltext Seite (XML)
Höchst wahrscheinlich sind in Salzburg auch die orientalischen Verhältnisse besprochen worden; Ruß land wartek blos auf einen günstigen Augenblick, um die Türkei zu zertrümmern und Oesterreich braucht für diesen Fall einen Bundesgenossen, wenn es nicht in Osten ganz von Rußland eingeschlossen sein will. — Ob Napoleon sich über die Haltung des deutschen Volkes mehr gefreut hat, als über die Fürsten, ist fraglich; überall wurde er stumm empfangen, während er wahrscheinlich gehofft hatte, die Deutschen würden in Jubclrufe ausbrechen, wo er sich nur sehen lasse. Nur Stuttgart machte eine Ausnahme; ein Offizier brachte dem Kaiser ein Hoch und daS Volk siel ein. Dort wohnen aber auch die Schwaben, die erst mit dem 40. Jahre klug werden, und manchmal im ganzen Leben nichr. — Der Pariser Figaro äußert sich gelegentlich der Anwesenheit einiger französischer Zeitungsschreiber und Deputirten in Kopenhagen, worüber die däni schen Zeitungen mit so viel Eclat berichtet haben, über diese Herren, welche sich als die Vertreter der französischen Nation gcberdelen, in folgender nichts weniger als schmeichelhafter Weise: „Die Dänen, die wohl überzeugt sind, Frankreich sei durch ihren Kampf mit den Preußen bis in's Innerste durch wühlt, sind jedenfalls überzeugt, daß die Deputation aus den angesehensten Männern unsers Landes be stand. Sie wissen wohl, daß es bei uns einen Lamartine, Hugo, Berryer, I. Favre giebt und sie dachten, daß unbedingt ihre Gäste Männer von solchen Namen sein müßten, und darum haben die Herren Jolivet, Jacquemond, Forestier und Du- flanchard, die unbedingt zur Blume der Aristokratie von Bougival (Hauptquartier der Seineschiffer) zu rechnen sind, einen unermeßlichen Erfolg davonge tragen. Diese kriegerische Jugend hat nun, geziert mit zwei Deputirten, deren Schweigen so beredt ist, die alte dänische Galle aufgerührt. Man hat bei allen Mahlzeiten Preußen verschluckt, was dem Speisezettel leider eine gewisse Einförmigkeit ver lieh. DaS wackere kleine Volk hat sich in einen solchen Enthusiasmus gestürzt, daß es wohl einige dieser Anfälle bekommen kann, die zuweilen tödtlich sind. Allein Bougival ist stolz auf seine Kinder, welche die Fahne Frankreichs so hoch tragen und auf den zahlreichen Banketten für Waterloo Rache genommen haben, wo Blücher unsern Knasterbär ten so unangenehm geworden ist." — In Italien wülhet die Cholera noch immer. Selbst solche Orte, die sich ihrer hohen Lage wegen für vollständig gesichert hielten, werden ergriffen. In Rom sterben täglich gegen 200 Menschen. Das Volk Unteritaliens mordet die Acrzte, weil es diese im Verdacht hat, Cholcragift in die Brunnen zu werfen. Das sind die Früchte einer von oben her seit Jahrhunderten betriebenen Verdummung. — In Spanien ist eine Revolution ausgebrochen, die nicht blos den Ministern, sondern dem Königs hause gefährlich werden kann, Seit Jahren schon ist das Land in einer beständigen Gährung, her vorgerufen durch die unsinnige Verschwendung und erbärmliche Regierung des Hoses. Vor kurzerjZcit schenkte die Königin einem ihrer Günstlinge 2 Mil lionen Baume aus den Staatswaldungen. Die verblendete Regierung ging sogar stark damit um, die Inquisition, daS» verhaßte Glaubensgericht, wie der einzuführen. An der Spitze der Revolution stehen einige Genkrale; der bekannte Prim, der seil einem Jadre in Belgien lebte, ist bereits in Spa nien eingetroffen und wird höchst wahrscheinlich die oberste Leitung des Aufstandes übernehmen. Als die Garnison von Saragossa dieser Tage einem Haufen Insurgenten entgegen ausrückte, zog sie den kürzeren. Vor der Stadt wurden die Trup pen vom Volke mit dem Rufe empfangen: Es lebe dte Freiheit! Der Commandant befahl nun, unter das aufrührerische Volk Feuer zu geben; die Soldaten stimmten jedoch in den Ruf mit ein und der General mußte bas Weite suchen. Im Besitz des festen Saragossa, das den Franzosen im Jahre 1808 Monate hindurch widerstand, können die In surgenten ruhig der Zukunft entgegensehen. Die Königin soll in der größten Angst sein und an Flucht denken. Man beabsichtigt, den König von Portugal zum Regenten der ganzen Halbinsel zu machen. — Das unglückliche Johanngeorgenstadt findet in- und außerhalb Sachsens die wärmste Lheilnayme. In Drcsber sind schon weit über 5000 Thlr. baar, sowie bedeutende Quantitäten Lebensmittel und Klei dungsstücke eingegangen. An letzteren fehlt es, da der Winter in jener rauhen Gegend vor der Thür steht, noch gar sehr; gerettet hat fast Niemand Et was, als was er auf dem Leibe trug. Viele Leute, denen die Gluth verwehrte, die Gasse zu betreten, haben sich nur dadurch gerettet, daß sie die Wand des Nachbarhauses durchschlugen. So Mancher, der bisher sein gutes Auskommen hatte, ist voll ständig ruinirl, so die Kaufleute. Ein Handwer ker , der lange in Leipzig als Gesell gearbeitet hatte, schrieb dorthin, daß er außer Frau und 4 Kindern Nichts gerettet habe, nicht einmal sein Handwerks zeug. Was nun anfangen? Unser König hat der unglücklichen Stadt einen Besuch gemacht und außer den früher geschenkten 200 Thlr. noch 800 Thlr. dem Unterstützungsco- mitö zugchcn lassen. — Das Wenige, was dem Feuer entrissen wurde, ist zum Theil noch von ruchlosen Menschen gestoh len worden. Man glaubt, daß cs böhmisches Ge sindel ist, das sich hier wie in Gottleuba um die Brandstätte herumtreibt. Leider hat man keinen dieser Strolche erwischen können. — Der sächsische Militärhilfsverein in Dresden hat im Ganzen 73000 Thaler eingenommen. Es werden außer öfteren einmaligen Unterstützungen an ca. 400 Personen monatlich 550 Thlr. aus der Casse ausgezablt. Da sich noch viel Verwundete im Hospital befinden, steigert sich die Zahl der zu Unterstützenden späterhin noch bedeutend. —