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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharaud, Rosse», Sieben lehn und die Umgegenden. Kmt 8 blall für -as König!. GerLchtsamt Wilsdruff und den Stadtrath dajelbst. /reitag, den 4. Lctoüer l867. 40. Verantwortlicher Redacteur und Verleger: A. Lorenz. Von dieser Zeitschrift erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Preis für den Vierteljahrgang beträgt 10 Ngr. und ist'jedesmal vorauszubezahlen. Sämmtliche König!. Postämter nehmen Bestellungen darauf an. Anzeigen, welche im nächsten Stück erscheinen sollen, werden in Wilsdruff sowohl (in der Redaction), als auch in der Druckerei d. Bl. in Meisten bis längstens Donnerstag Vormittags 8 Uhr erbeten, Inserate nur gegen sofortige Bezahlung besorgt, etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, mit großem Danke angenommen, nach Befinden honorirt. Redaetion. Umschau. Aus Johanngeorgenstadt vom 26. Sep tember schreibt man dem Dresdner Journal: Heute hat der Winter des sächsischen Sibiriens, welcher schadenfroh hinter unserm ohnedies immer deutlicher hervortretendem Unglück lauert, durch seine ersten Vorposten die hohläugigen Ruinen der Exulantenstadt mit dem ersten Schneeanflug bedacht und somit für die letzten Insassen der dünnen Holz- baracken sein kategorisches Beto eingelegt. Aller dings tritt nun an die obdachlos gewordenen Un glücklichen, deren Anzahl sich auf 31.07 summlrt, die Alternative heran, entweder dem Beispiele von Hunderten folgend, den armseligen Reliquien ihrer Vaterstadt und mit ihnen den eingewohnten Be dingungen ihres Erwerbs den Rücken zu kehren oder sich in dem kargen Stadtrcft noch mehr zu« sammenzupserchen. Das letztere erscheint fast un ausführbar, nicht allein, weil dadurch die zur Ar beit unentbehrlichen Räume noch nachtheiliger zu sammenschrumpfen, sondern auch, weil derartige Ver suche leicht an der Unmöglichkeit scheitern dürften. Giebt e» doch jetzt schon Häuser von bescheidenen Dimensionen, welche eine Bevölkerung von 40—50 und mehr Seelen umschließen, so daß der Winter 1867—68 das getreue Spiegelbild von dem 1653 bis 54 werden wird, wo von den glaubenStreuen böhmischen Emigranten die wenigen Hütten des Urwaldes nach den Worten der Chronik so über füllt waren, „daß es darin von Menschen getönet." Unter solchen Verhältnissen kann sich bei dem Ge danken an den Winter unser Horizont nur ver düstern, und wenn auch die großartige bisherige Hilfe, besonders durch Nahrungs« und BekleidungS« Nittel, einen schönen Lichtblick in unserer fast un erhörten Trübsal bildet, so fehlt es doch noch an tausend andern Existenzmitteln für die entblößten 600 Haushaltungen, welche nur dann kommen kön nen, wenn im Gesammtvaterlande alle, denen Gott Hände^zum Geben verlieh, dieselben öffnen, damit die hochragende Burg deutschen Glaubens nicht verfalle, um deren hochherzige Begründung eine Glorie der evangelischen Geschichte leuchtet. — Die letzte Quittung der königl. Kreisdirection Zwickau zeigt erst 18700 Thlr. baare Unterstützun gen, was bei einem Verluste von 5—600000 Thlr. an Mobilien allein kaum in Betracht kommt. Soll die Stadt erhalten bleiben, so muß noch viel ge« than werden. Der König von Preußen hat nicht nur Sammlungen für Johanngeorgenstadt im gan zen preußischen Staate angeordnet, sondern auch die andern Fürsten des norddeutschen Bundes aufge« fordert, dergleichen Sammlungen zu veranstalten. Gegenseitige Hilfe in der Noth wird den Bund fester kitten, als gleiche Pickelhauben. — Im Reichstage kam es bei Berathung des Bundeshaushalts zu derben Ausfällen auf die Salz steuer und diesmal sprach Försterling weit besser als bei seinem ersten Auftreten. Er wollte die Salzsteuer ganz abgeschafft wissen, weil sie den Ar beiter eben so hart belastet, wie den Reichen. Aber er ging noch weiter: er wünschte auch alle indtrec- ten Abgaben in Wegfall zu bringen, was bei un sern Staatsbedürfnissen kaum ausführbar sein möchte. Schließlich einigte sich der Reichstag in dem Wunsche, daß der Bundeskanzler auf allmälige Herabsetzung der Salzsteuer bedacht sein müsse. — Der König von Preußen machte eine Rund reise an den süddeutschen Höfen. In Karlsruhe sprach er mit mehreren Abgeordneten, die den Wunsch zu erkennen gaben, daß Baden bald dem norddeut schen Bunde angehöre. Es scheint, als ob die Reise nur den Zweck habe, die süddeutschen Höfe