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LS8 d. b. der Staat soll dm Arbeitern die Mittel ge nähten, selbst Fabriken anzulegen, den Gewinn, den j tzt nach ihrer Meinung der Fabrikant allein ziept, wollen sie unter sich theilen. Wie aber, wenn die Geschäfte schlecht gehen? Dafür ist auch gesorgt. Der Preis der erzeugten Waare darf sich nicht nach dem Angebote und der Nachfrage richten, sondern nach den Bedürfnissen des AibcherS; kann also die Waare nicht abgesetzl werden, so muß sie der Staat üvernehmen. Der Staat aber, das sind wir, Alle, die zu den Lasten desselben beitragen; es dürste alio, wenn die Lehren der Lasallianer einmal zur Geltung kämen, gar nicht lange dauern, daß wir Alle gleichmäßig viel, d. h. Nichts mehr hatten. In gewöhnlichen, friedlichen Zeiten wird diese Partei wo i ziemlich ungefährlich sein, denn der Deutsche fit im Ganzen viel zu ruhig und vernünftig, um an so chen Lehren Geschmack zu finden, in schlim men Zeilen aber kann furchtbare Verwirrung taculS angerichtet werden. Welches Blut hat nicht die Juninvolution in Paris gekostet, die blos von den Socialisten und Communisten angestistet war. Traten doch 1848 bereits auch bei uns hie und da solche Theilungsapsstel auf. Republik muh werken! Wer zwei Schweine bat, muß eins bergeben! körten wir im ai 1849 von »ir.rm mit einer Orenqabel bewaffneten Manne au-rufen. In Rotbschild's Comptoir in Frankfurt tl^ien im Marz 1848 zwei Handwerksdurschen und verlangten Laellung. „Wie viel denkt ihr, daß ich b-utz?' fragte der Alte ruhig. „ ..Nun, 40 Mil- lo-.en Gulten gewiß!"" „Das könnte treffen; da eS nun 40 Millionen Deutsche stiebt, so kommt auf jeden bei der Theilung 1 Gulden; hier ist für jeoen von euch einer.' Verblüfft gingen die beiden Leute davon! — Aus allen Ländern Europas hatten sich die Democrattn IN Genf versammelt zu einem Friedens- congreß. Doch der Friebe wollte nicht rinkehren bei der Gesellschaft; die gehaltenen Reden waren so stark, daß sie einen großen Theil der Anwesenden verletzten. Garibaldi, der mit wirklich abgöttischer Verehrung empfangen wurde (das Genfer Volk küßte sogar die Pferde vor seinem Wagen), Hal sich ganz still gedrückt, und ein Theil der Genfer Ka tholiken protestirt gegen seine Reden. Er sprach unter Anderem: Das Volk von Genf ist es, wel che« Lie ersten Schläge geführt hat gegen diesen Pestschaden, den man das Papstthum nennt, von hier aus sind die ersten Stöße ausgegangen, welche dre geheime Macht erschütterten, von der Italien zu lange in seinem Innersten gelitten hat. Ich rufe dieses Volk von Genf an, daß es vollende, was es begonnen hat, daß es uns helfe, die Macht, welche es so stark erschütterte, vollständig nieder zuwerfen. Das Ungeheuer muß erdrückt werden, und wir wollen es dahin bringen; aber dazu be dürfen wir deS Beistandes aller Demokraten der Welt; wir hoffen auf euch und auf alle freien Männer in Europa.— Eduard Quinet sagte: Zch bin ein alterFreund der Wahrheit und der Freiheit, ich trete heute aus der Einsamkeit meiner Verbannung heraus wir >ene Männer, welche zeitweise die Wüst« verließen um das Todesschweigen der Menschheit durch ein Wort der Wahrheit zu unterbrechen, Zch muß eme entsetzliche Lbatsache bestätigen. Das mensch liche Bewußtsein, das menschliche Gewissen ist tobt. Nur die Gewalt herrscht auf Erden.« Ist denn der Mensch ein Bcutelhier, sind die Völker Vieh- heerden, die menschlichen Dinge nur ein Spielzeug böswilliger Geister? Die Menschen müssen ihr Selbstdewußlsein wieder erlangen, doch vor Allem das Bewußtsein ihrer Erniedrigung, ihres Sünden falls. Sie müssen aufhören, Maschinen zu sein, um lebendige Wesen zu werden. In der politi schen Ordnung der Dinge aber ist das Leben die Freiheit. In 16 Jahren ist die Welt um 18 Jahrhunderte zurückgeschritten. Ich weiß wohl, wir können nicht alle Fragen lösen, wir können nicht in drei Tagen das Werk von langen Jahren wieder gut machen; allein wir haben das Eine Große erreicht, lebende Menschen statt Kadaver zusammenzubringm. — Zn Hannover ist der Graf Stollberg zum Oberprästdenten ernannt worben. Bei dieser Wahl scheint das Geld eine große Rolle zu spielen, denn der Graf ist erit 27 Jahr alt, hat aber jährlich 400,"00 Tblr. von seinen Gütern zu verzehren und kann deshalb der Stadt Hannover schon eini germaßen den Hof ersetzen. — Zu Präsidenten des Reichstags find dieselben Manner wieder gewählt worden, die das erste Mal die Verhandlungen leiteten: l)r. Simson, Herzog v. Ujest, v. Bennigsen. — Lie Pariser glauben, Garibaldi werbe von Berlin auö aufgemunlert, gegen Nom loszugehen. Man will von einer Verhandlung desselben mit dem preußischen Gesandten Usedom wissen. — An Deutlichkeit über ihre Ziele lassen es die katholische Heißsporne nicht fehlen. In JnSbruck hielt ein Prof. Moriggl unter großem Beifalle eine Rede, in der er zum Schluffe seine Wünsche in den Wort-n zusammen faßte: „Die Schule muß ka tholisch bleiben, die Gesellschaft muß christlich wer den, Amdel und Berkehr sich bekehren und die Journalistik gelaust werden." Zur Erläuterung seiner Worte fügte er noch hinzu, daß „er unter Christenthum nur den KatholicismuS verstehe; sonst kenne er kein Christenthum". Pros. Marz aus Trier drückt den Wunsch aus, es möge „ganz Deutschland ein katholischer Verein werden. — Man erzählt sich, daß die Exkönigin Marie von Hannover im Geheimen zur katholischen Kirche übergctreten sei. — Die Finanz-Minister Oester reichs und Ungarns haben sich geeinigt, unv zwar hat Ungarn, wie man Hörl, sich herdeigelasse», für die Reichslasten 30 Procent (CiSletthamen also 70 Procent), für die Verzinsung der Staatsschuld 28 Proc. fEisleithanien 72 Proc.) zu übernehmen- Das ist etwas mehr, als die Ungarn bisher beige tragen haben, und weniger, als sie eigentlich bei tragen sollten.— In England wird eine gewaltige Expedition