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Wilsdruff, Tharaud, Nossen, Siebeulehn und die Umgegenden. Ä m t 8 ü l a t l Mr das Königl. Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. Freitag, den 9. August 1867. 32. Verantwortlicher Redacteur und Verleger: A. Lorenz. Von dieser Zeitschrift erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Preis für den Bierteljahrgang beträgt tv Ngr- und ist jedesmal voraus^ubezahlen. SämmtUche Königl. Postämter nehmen Bestellungen darauf an. Anzeigen, welche tm nächsten Stück erscheinen sollen, werden in Wilsdruff sowohl (in der Redaclion), als auch in der Druckerei d. Bl. in Meißen bis längstens Donnerstag Vormittags 8 Uhr erbeten, Inserate nur gegen sofortig« Bezahlung besorgt, elwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, mit großem Dankt angenommen, nach Befinden honortrt. ' Die Redaclion. Umschau. Haus Godillot in Paris bat seine 1,100,000 Paar Schuhe für das französische Heer fertig und abgeliefert, marschirt wirb aber glücklicherweise noch nicht werden. Die französische Diplomatie und der Moniteur haben vielmehr den Rückzug an getreten, sie hatten sich zu weil in Berlin vorge wagt, freundlich-zudringliche Rathschläge crtheilt, was Preußen in Schleswig den Dänen gegenüber zu thun und zu lassen habe, und sind abgeblitzt. Bismarck fragte blitzschnell: Soll das eine Ein mischung bedeuten? Entweder zurück oder — Krieg! — Napoleon stutzte, seine Chassepots, seine Alliancen sind noch nicht fertig, die Zeit noch nicht reif, er zog sich unter dem Friedenstusch seines Moniteurs eiligst zurück — bis auf gelegener- Zeit. Das ist die diplomatische Geschichte der letzten Wo chen. Mit seinem Besuche in Salzburg hebt ein neuer Versuch an. Hier soll gearbeitet werken, den österreich. Kaiser zu einem Bündniß mit Frankreich zu ge winnen. Die Wiener sind jedoch durchaus nicht dafür eingenommen; außer den schlechten Finanzen ist das Verhältniß Ungarns zum Reiche ein Grund, Frieden zu halten. Ungarn zeigt sich nämlich lange nicht so befriedigt, wie man bei der Krönung er wartet hatte. Das Wolk will mit dem übrigen Oesterreich nichts gemein haben, als den Kaiser; es verlangt ein besonderes Heer und besondere Fi nanzen. In zwei Bezirken sind Kossuth und Preczel, die erbittertsten Feinde Oesterreichs, gewählt worden. Das sind bedeutsame Zeichen! — Um die Ueberraschung vollständig zu ma- chey, bringt Napoleon seine Frau Eugenie nach Salzburg und Ischl mit. An welchem Tage der Besuch stalisindet, kann Niemand genau sagen. Napoleon liebt aus guten Gründen Ueberraschung bei seinen Reisen. — Bei ihrem Besuche in Eng land bat Kaiserin Eugenie die Königin Victoria dringend, den Herzog von Aumale zu bestimmen, daß er des Kaisers Max geheime Papiere nicht ver öffentliche. Die Königin antwortete, sie kenne den Herzog zu genau, um einen Erfolg versprechen zu können. — Diplomaten hängen es selten an die große Glocke, wenn sie einen Krieg anfangen wollen. Napoleon I. hat's 1812 auch nicht gethan. Er rüstete gewaltig, verheimlichte es aber streng, daß er anzugreifen gedenke. Herrn v. Eaulincourt, sei nem Botschafter in Petersburg, ließ er schreiben: Die Gesinnungen der französischen Regierung sind niemals friedfertiger gewesen, die Truppen werden nicht vermehrt. — Eaulincourt ging zu Kaiser Alexander, theilte ihm diese Depesche mit und schloß, es werde zu keiner Feindseligkeit geschritten werben. Alexander antwortete gelassen: Dem widersprechen meine Nachrichten; wenn Sie mir aber sagen, daß Sie daran glauben, so will ich meinerseits anfan gen, daran zu glauben. — Eaulincourt berichtete über diese Audienz an Napoleon: ,,Jch saß, als Se. Majestät jenes Wort sprach; ich erhob mich vom Stuhl, nahm meinen Hut, grüßte den Kaiser ehr furchtsvoll und machte mich stumm aus dem Staube." Ein Vierteljahr spater brach die franzö sische Armee in Rußland ein. Der König von Preußen befindet sich noch in Bad Ems und bat seine Minister Bismarck und den Pariser Gesandten v. d. Goltz dahin be- schiedcck. Jedenfalls handelt es sich um Beratbungen über das Verhältniß zu Frankreich; denn in Berlin rechnet man bestimmt darauf, daß in einigen Mo naten wieder eine Frage aufgestellt wird, die den politischen Himmel trübt. In dem ehemaligen Kurhessen hat es böses