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MsdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und «Wilsdruffer Tageblatt" erscheint an ollen Werktagen nachmittags 4 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. Irei Haus, bei Postbestellung 1.80 AM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Npfg. Alle Postanstalten und Post boten, unsere Austräger u. L'r Geschäftsstelle, nehmen zu jederzeit Bestellungen ent- Wochenblatt sUk WllsdrUfs U. UmaeaeNÖ gegen. Im Falle höherer Gewalt. Krieg od. sonstiger — , . - Betriebsstörungen besteht kLÜr Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegi. alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreise laut aufliegenöem Tarif Nr. 4. — Nachweisungs-Gebützer M Rpfg. — Borg-schriebe«« Erscheinungsiagc und Platzvorschrislcn werden nach Möglichkeit berücksichtigt. Anzeigen. Annahm« bis vorminagL 10 Uhr. „ - Für di? riicdliakrit drü durch Fernruf übermit- Fernsprecher : Amt Wilsdruff Nr. 6 teilen Anzeigen Übeen-Ä men wir keine Gewähr. "> - -> > -> — Jeder BabattanspruÄ erlischt, wenn der Beira- durch Klage eingezogen werden» must odev der Auftraggeber iut Konkurs gerät. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtsyauptmannschast Meißen, des StadS« rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 223 - 93. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Tageblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Montag, den 24. September 1934 Vie kinWrung ües steiMWok Flug nach Wilna und Gdingen. Eindrücke von der Reise deutscher Pressevertreter. ML. Es war ein glücklicher Gedanke unserer Gast geber, den deutschen Pressemännern aus allen Teilen Polens Eindrücke zu vermitteln. So haben uns drei Tage lang unsere beiden Flugzeuge in stundenlangen Flügen kreuz und quer durch Polen getragen. Der Flug selbst vermittelte uns den Eindruck des polnischen Bauern landes: die dichtbesiedelten endlosen Ebenen nm Warschau, auf denen sich von oben die Bauern bei der Feldarbeit abzeichneten) und dann die riesigen Waldflächen im Osten, Wälder, deren Anfang und Ende auch von uns oben im Flugzeug nicht abgesehen werden kann. In sicherem und ruhigem Flug ziehen im hellsten Sonnenschein unsere Maschinen ihren Weg, treu begleitet von dem Schatten der Flugzcugrümpfe, der sich unten auf der Erde im grellen Lichte abzeichnet. Auf dem Fluge nach Wilna, der durch eine kurze Zwischenlandung in Warschau unterbrochen wird, begegnen wir den nach Deutschland heimkehrendcn E u r o p a f l i e g e r n. Wie eine wilde Jagd fegen die Maschinen an uns vorüber, von unseren Grüßen begleitet, der deutschen Grenze zu. Der erste Tag brachte uns nach dem neugeschaffcnen Polnischen Hafen Gdingen, der zweite führte uns weit in den Osten nach Wilna. * Als wir nach Gdingen und eine lange Strecke über Ostpreußen flogen, über Neudeck, die Marienburg hinweg und über Danzig, sandten wir im Geiste Grüße an unsere deutsche Heimat, als deren Pressevertreter wir hier unterwegs sind, um dem deutschen Volke seinen Nach barn aus dem Osten zeigen und beschreiben zu können. Dann kreist die Maschine über Gdingen und zeigt uns das Bild der in wenigen Jahren hier buchstäblich aus dem Boden gestampften großen Hafenanlagen. Gdingen als Stadt, durch die wir vom Flugplatz bereinfahren, ist eine Stadt im Rohbau. Nicht allzu viele Gebäude sind schon fertig und liegen bereits au fertigen Straßen. Gerüste und Dachstühle, Straßenwalzen und Bauarbeiten zeigen an, daß Gdingen heute noch nicht das ist, was es nach dem Wunsche der polnischen Regierung einmal werden soll. Das spricht aus allem, was wir hier sehen. Wir werden durch ein riesiges Gebäude geführt, das dem Passagierverkehr dienen soll und auch heute schon dient. Aber es ist an diesem Tage kein Betrieb, weil kein Passagierdampfer eintrifft. Die Dimensionen dieses Ge bäudes sind aus «einen Passagierverkehr berechnet, wie er heute noch nicht über Gdingen geht. Ein anderes Bild: Wir fahren im Motorboot durch den Hafen. Er ist völlig künstlich und überaus groß zügig angelegt. Bis heute ist er erst zum Teil voll mit allen Hafenanlagen ausgerüstet. Aber es wird fieberhaft daran gearbeitet, auch die bis jetzt nur ausgebaggerten Teile voll auszubauen. Auch hier wieder eine Speku - lationaufdieZukunft Gdingens. Denn die bereits in Betrieb befindlichen Teile des Hafens reichen zur Be friedigung des Bedarfs offensichtlich völlig aus. Aber die Steigerung des Umschlags in Gdingen, seine Aus dehnung, seine weitere Einbeziehung in weltwirtschaft liche Beziehungen — das ist der Mittelpunkt des polni schen Interesses an Gdingen. Mit befonderem Stolz berichtet man uns vom Steigen der Zahl der einlaufendcn Schisse, nennt bei den im Hafen die Fracht löschenden Dampfern, um wieviel der Umschlag gerade in diesen oder jenen Gütern seit einem, zwei oder drei Jahren gestiegen ist. Und man weist uns auf die Kürze der Zeit hin, in der das alles geschaffen wurde. Und es ist in der Tat äußerst ein drucksvoll, hier eine Stunde lang durch großzügige Hafen anlagen hindurchzufahren und eine Stadt, die heute schon 50 000 Einwohner hat, zu sehen, die vor wenigen Jahren nur aus wenigen Fischerhäusern bestand. Man muß sich dabei bewußt sein, daß der polnische Staat hier mit allen Kräften angesetzt hat und nach allem Anschein mit Kosten nicht sparte, um sich diese Anlage zu leisten, die zweifellos heute noch einen Luxus gegen stand des polnischen Staatshaushaltes darstellt und deren Wirtschaftlichkeit zweifelsohne im wesentlichen nur in der Hoffnung auf die Zukunft besteht. * Ein Kontrast, wie er stärker nicht denkbar ist, eröffnet sich uns zwischen Gdingen und Wilna. Hier die Stätte, die in amerikanischem Tempo in die Höhe getrieben wird — dort die Stadt, die den rein äußerlichen Typ der früheren russischen Landstadt repräsentiert. Wo uns in Gdingen Last-Eilwagen auf Alphaltstratzen be gegneten, müssen wir uns hier zwischen den kleinen Pferdekarren der Bauern durchwinden. Vom Wilnaer Pflaster sagen wir in boshafter Anlehnung an manche historische Hinweise, die uns in diesen Tagen an anderen Stätten gegeben wurden: „Historisches Pflaster aus dem zwölften Jahrhundert". Wilna ist eine Stadt alter Kultur, die „Stadt der vierzig Kirchen". Alle die Kirchen, die wir besuchen, die Katbedrale mit den Gebeinen alter Polenkönige, die Vie keiGstagung üer Deutschen ebrijten. Die große Kundgebung in der Krolloper. Die Reichshauptstadt stand im Zeichen der Reichstagung der Deutschen Christen. Zu vielen Zehntausenden waren sie aus allen Teilen des Reiches nach Berlin gekommen. Am Sonnabend fand i m Reichstagssitzungssaal der Krolloper eine festliche Kundgebung statt, die unter dem Zeichen der Einführung des Reichsbischofs stand. Vizepräsident Dr. Kinder hielt die einleitende grundsätzliche Rede über Ziele und Aufgaben der Bewegung Deutsche Christen. Neichsleiier Kinder: Was wir wollen. Dr. Kinder führte u. a. aus: Allen Widerständen zum Trotz ist das kirchengcschichtliche Ereignis der Einfüh rung des Reichsbischofs aus dem Willen der Deutschen Christen heraus Wirklichkeit geworden. Wir wollen eine evangelische Kirche, in der jeder protestantische Volks- genbsse wahrhaft und echt seine Heimat findet. Dabei lehnen wir jedes Schwärmertum und jede G e w a l t a b. In der uneingeschränkten Bejahung des National sozialismus wächst eine kirchliche MSnncrhaltung, in der alte Worte neuen Sinn haben, in der Buße nicht mehr redet von wehleidigem Kopfhängertum, sondern von Kämpfen und Streiten. Wir wollen heraus aus dem unfruchtbaren Streit der theologischen Meinungen. Jeder schlichte deutsche Mensch soll die schlichte Wahrheit des Evangeliums verstehen können. Es ergibt sich als unmittelbare Aufgabe unserer Bewegung, daß wir die Auswirkungen einer materialistischen, marxistischen Geistesverfassung überwinden. Weiter ist not die Über windung jener Auffassung, die das kleine eigene Ich mit seinem Urteil und seiner Meinung in den Mittelpunkt stellt und allein davon aus die Welt und das Volk be urteilt. Wir wollen kein Mittelalter in unserer heutigen Zeit erneuern, aber wir wollen ebensowenig die krampfhaften Verzerrungen religiöser Individualismen als deutfches Volksgut verkündigen. Im Gegensatz zu Bestrebungen kleiner unbedeutender Gruppen, die die alten Götter germanischer Vorzeit an die Stelle von Christus setzen, wollen wir das Evangelium unserm Volk erhalten. St.-Pejer-Pauls-Kirche mit ihrer prachtvollen Varock- architektur, die einst ein italienischer Künstler schuf, die Theresienkirche mit dem heiligen Muttergottesbild, der Ostra Brama, legen ein Zeugnis von der tiefen Reli giosität ab, die das Kennzeichen des einfachen polnischen Mannes ist. In den Kirchen finden wir betende Ge stalten kniend in den Gängen; vor dem Muttergottesbild das offen auf der Straße sichtbar ist, müssen alle Passanten den Hut ziehen, auch die Juden, wie uns berichtet wird. Wilna ist auch in seiner bevölkerungsmäßigen Zu sammensetzung interessant. Es wurden uns dafür fol gende Zahlen gegeben: Die Gesamtzahl der Einwohner beträgt 2 00 000. Davon haben sich bei einer Volks- Nechtswalter Zager: Was geleistet wurde und was zu leisten bleibt. Der Nechtswalter der Deutschen Evangelischen Kirche, Ministerialdirektor Jäger, sprach dann über die Be deutung der Einführung des Reichsbischofs und über kirchliche Organisationsfragen. Er führte u. a. aus: Die Einführung des Neichsbischofs bedeutet densichtbaren vorläufigen Abschluß einer kirchengeschichtlichen Entwicklung, wie sie in größtem Ausmaße im Jahre 1933 anfing und bis heute durchgeführt wurde. Der Na tionalsozialismus ist nichts anderes als die Zusammen fassung aller lebendigen Kräfte im Volke in einer lebens vollen Einheit. Das will besagen, daß alle Bezirke des Volkes in diesen gemeinsamen Einheitswillen einbezogen werden. Zu diesen Bezirken gehört auch die Organisation der Kirche. Das lebendige Gefüge des ganzen Volkes kann es nicht dulden, daß hier außerhalb seines Lebensraumes etwas vollkommen Unberührbarcs bestehen solle, das vielleicht sogar zu den Lcbcnsintcrefscu des Volkes in einen Gegensatz treten könnte. Zusammenfassend darf ich sagen, daß der Streit in der evangelischen Kirche seine Letzte Ursache in der verschiedenen Einstellung der Verantwortlichen der Kirche zum nationalsozialistischen Staat hat. Ans der Gesamtheit aller Vorgänge ist die Reichskirche mit ihrer Führung herausgewachsen. Durch das Zustandekommen solcher Führung ist die Welle, die vom Nationalsozialis mus her in das Volk und in die Ordnung der Kirche hin eingeschlagen ist, zu einer gewissen Ruhe gekommen. Da mit haben die Deutschen Christen ihre Bedeutung nicht verloren. Sie sind und bleiben im Raume der Kirche der mittelbare Ausdruck nationalsozialistischen Fühlens und Denkens. Haben die zurückliegenden Monate und Wochen Kraft und Zeit geradezu vergeuden lasten, so soll nun eine Zeit kommen, in der eine einheitliche deutsche evangelische Kirche alle Kraft daran setzt, ihre hohe und verantwor tungsvolle Aufgabe am deutschen Volke zu erfüllen. Oie Ansprache des Neichsbischofs. Nach Ministerialrat Jäger hielt Reichsbischof Müller eine Rede. Er sagte u. a.: Mit dem national sozialistischen Aufbruch sind die trennenden Ländergrenzen gefallen und im neuen Deutschen Reich ist ein einheitliches deutsches Volk neu geworden. Mit den Grenzen der Län- zählung vor wenigen Jahren 120 000 als Polen, 60 000 als Juden, 5000 als Rusten, 4000 als Weißrussen und 1400 als Litauer bekannt. Wir steigen am späten Nachmittag hinauf auf die Anhöhe, die sich über Wilna erhebt, und von der aus wir die Stadt im Sonnenschein zu unseren Füßen ausgebreitet sehen. Wilna ist das Tor Polens nach dem Osten, hier treten die Kennzeichen des Ostens am plastischsten hervor, hier schärft sich das Auge für den Wettkampf zwi- schendemWestenunddemOsten,der das Kenn zeichen des ganzen Polen ist, und hier offenbart sich auch die Kraft, mit der der polnische Maat im Sinne des ersten wirkt. Helmut Sündermann. Die Reichstagung der Deutschen Christen in Berlin. , hier ein Bild wiedergeben: Reichsbischof D. Ludwig Müller In Berlin wurde die zweite Reichstagung der Deutschen Chri° und Dr. Kinder, der Neichsleiter der Deutschen Christen, Wer sten mit einer eindrucksvollen Kundgebung eröffnet, von der wir j den bei ihrer Ankunft stürmisch begrüßt.