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220 ken, ertrunken!" brauste jede Woge, höbnte jedes Wasserlröpfchen, das, in der Sonne blitzend, vom Ruder flog. Die Schärfe meiner Sinne schien dessenunge- achtet nur noch zuzunehmcn, denn mir entging nichts im ganzen Bereiche des Auges und Obres. Dicht vor uns, unmittelbar am Rande des Flußfalles, lag ein mit Buschwerk überwachsenes Felseninselchen, das uns jetzt allein noch die letzte Rettung zu bieten vermochte. Mit diesem Inselchen lag alle Lebenshoffnung hinter uns. „Beten Sie für uns Beide und halten Sie sich fest!" rief Ballagan mit heiserer, doch entschlossener Stimme. „Es gilt Leben oder Tod, denn wir fahren den Fluß hinab!" Das Inselchen flog wie ein Blitz an uns vor über und im nächsten Augenblicke wat's, als ob plötzlich die Erde unter uns versänke, denn unser Boot machte einen weiten Sprung durch die freie Luft, um sich dann tief unten, unmittelbar am Fuße des Flußfalles, mit krachenden Flanken und zitterndem Kiel fast bis über den Bord in den mit rasender Schnelligkeit dabinstürzenden Wogenschwall zu vergraben. Eine gewaltige Welle hob mich von den Füßen und schleuderte mich gegen Ballagan, der unerschütterlich seinen Platz an den Rudern behauptete. Ich zog mit zitternder Hand das Ta schentuch, um die vom Wogengischt erblindeten Augen zu klären, und sah nun das Boot des Fäl schers mit der Geschwindigkeit eines Seevogels vor aus dahin fliegen, während die Züge des Elenden selbst, in diesem Augenblicke seiner höchsten Ver zweiflung, noch immer den alten Ausdruck erbitter ten Trotzes zur Schau trugen. — La plötzlich flog unser Boot mit fürchterlicher Gewalt gegen eine der unzähligen, theils Höber, theils niedriger aus dem Wasser hervorragenden Klippen, sein Bug bäumte sich hoch empor, so daß ich selbst rücklings zu Boden geschleudert wurde und durch den harten Fall auf den Hinterkopf auf mehrere Minuten völlig der Besinnung beraubt wurde. Ein Zuruf Ballagans, der mit angelegter Büchse über mir stand, dessen Gesicht ich aber vor Rauch nicht sehen konnte, erweckte mich auf's Neue zum Leben. „Stehen Sie schnell auf!" rief er, „das Boot ist im Sinken. Springen Sie zu den Rudern. Ihren allen Platz vorne im Boote nehme jetzt ich ein." Ich taumelte empor und that, wie mir geheißen worden. Das Boot des Fälschers glitt jetzt, viel leicht zehn Schritte vor uns, langsamer wie früher dahin, denn eine Kugel aus Ballagan's Bückse hatte eins seiner Ruder zerschmettert. Noch wenige kurze Minuten, und sein Boot war erreicht. Im Hintertheil desselben trat er dem Polizisten mit hoch- erhobenem Messer entgegen, sank dann jedoch, von einem kraftvollen Kolbcnschlage des Letzteren getrof fen, wie todt zu Boden. Die Jagd war vorüber, der Missethäter ge fangen und wir ruderten in seinem Boote weiter, während unser eigenes hinter uns in die Tiefe versank. Wir landeten am südlichen Ufer des Lorenz' stromes und Ballagan beschloß, um etwaige Weit- läusigkuten mit den Provinzial-Behörden zu ver meiden, die Rückreise nicht mit dem Dampfboote zu machen, sondern seinen Weg durch die dortigen ungeheuren Wälder zu nehmen. Nach dreiwöchent licher Fußwanderung durch diesen wilden District, deren mannigfache, nur zu häufig lebensgefährliche Abenteuer es mir an Zeit und Raum gebricht, hier zu schildern, gelangten wir endlich am Fuße des Adirondac-Gebirges, im Staate New-Uork, wieder zu den ersten menschlichen Wohnungen. Unserm Jules Ingram wurde, auf nicht weniger wie vier Falschungsanklagen bin, sogleich der Prozeß gemacht, doch die Strapatzen seiner langen, verwegenen Flucht waren zu viel für seine schwächliche Constitution gewesen, denn er sank während eines seiner ersten Verhöre zusammen, um nicht wieder zum Leben zu erwachen. Die Prämie, welche Ballagan für seinen Fang erhielt, setzte ihn in den Stand, dem Polizeidienste Valet zu sagen und sich in's Privatleben zurückzu ziehen. Beim Beginn des jetzt beendigten Bürger krieges trat er als Ofsicier in ein Infanterie-Regi ment und siel als Major in einer der letzten den Conföberirten gelieferten Schlachten. Kirchen-Nachrichten von Wilsdruff im Monat Juni 1867. Getaufte: Ernst Adolph, Karl Hcinr. Bochmann's, Bürg. u. Schneidermstrs. hier, Sohn; — Emil Hugo, Emil Eduard Loßner's, Bürg. u. Stell- machermeisters hier, Sohn; — Friedrich Max, Friedr. August Schönstein's, Fuhrwerkers u. Einw. hier, Sohn; — Ida Laura, Hermann Friedrich Saupe's, Maurers und Einw. hier, Tochter; — Anna Maria, Julius Moritz Wclde's, Bürg. u. Schneidermeisters hier, Tochter; — Karl Paul, Friedrich Ernst Fiek's, ans. Bürg, u Maurers hier, Sohn; — Auguste Katharine, Karl Eduard Rei- chel's, Bürg. u. Schirmfabiikants hier, Tochter; — Johanne Elne, Hrn. Julius Kadners, Oberchaussee- wärters und Amtsstraßenmstrs. hier, Tochter. Getraute: §uv. Kail Julius Richter, ans. Bürg, und Schuhmachermeister hier, mit Frau Johanne Christiane verw. gew. Hillig auS Kleinschönberg, zeithcr Schutzvcrwandtin hier. Beerdigte: Lina Bertha Elisabeth, Karl Heinrich Rülker's, ans. Bürg, und Schmiedemcisters hier, jung. Kind, L Mon. alt; — Ernst Emil, Friedr. Ernst Schmidt's, Cigarrentabrikants hier, Sohn, 4 I. 6 M. 4 T. al'; — Gustav Alfred, Johan» Gotthelf Sommerlatt's, Bürg. u. Nagelschmiede- meisters hier, jung. Kind, 14 Tage alt; — Jo hann Gottlob Schäfrig, ans. Bürg.».Handarbeiter hier, 62 I. 8 M. 3 T. alt; — Helene Mathilde, Ler Schauspielerin Louise Quaißer, z. Z. hier, unehel- Tochter, 1 M. 6 T. alt; — Gustav Max, Friedr. Gustav Fischers, Maurers u. Einw. hier, jüng- Kind, 10M.20T. alt;—Friedrich Max, Friedrich