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238 Nachmittag zu den Akten ein mit dem Refrain darunter, den sie schon tausendmal nicdergcschriebcn hat und noch öfter niedcrschreibcn wird: „wegen Un geziefer verbrannt." — Bei einem Feste in Calais „arbeiteten" Pariser und Londoner Taschendiebe um die Wette. Abends kamen die College» bei Wein und Grog in einem WirthShauS zusammen, um sich gütlich zu thun und zu fraternisiren. Sie zählten ihre Beute zu sammen, die Engländer hatten 45 goldene Uhren erbeutet, die Franzosen nur IN, die Engländer wa ren die geschickteren. Die Franzosen trugen ihnen daS nicht nach, sie ließen ihre englischen College» leben, hielten sie frei und becherten zusammen bis gegen Morgen. Als aber die Engländer Morgens auS ihrem schweren Rausche erwachten, waren die Franzosen sammt allen englischen Uhren, Geldbörsen re. auf und davon nach Paris. — Vor fünfzehn Jahren etwa kam ein blutjunges und blutarmes Jüdlein nach PariS mit dem festen Entschlusse, sein Glück zu machen. Es brachte mit ein Rechengenie, ein auch sonst anschläglichcs Köpf lein und wenig Skrupel, wie beide am besten zu verwcrthcn seien. Bald ward Pereire — so hieß cS — der Nebenbuhler von Rothschild und heute ist er, obgleich ihm seine Hauptschöpfung, der Lrellit mobilisr umschlug, ein Mann von 200—300 Mil lionen. DaS alte HauS und der junge Emporkömm ling, die sich lange Jahre befeindet und geschadet haben, wie und wo sie konnten, haben sich jetzt die Hände zur Allianz gereicht, um Alleinherrscher der Börse zu werden. — Der Pastor in Valcamoniea reiste zum Petrusfest nach Rom und wünschte auch seine Kö chin an dem Segen, der dort gespendet wird, Theil nehmen zu lassen. Allein ein Pastor mit weiblicher Bedeckung hätte jedenfalls Aufsehen erregt und über dies sollte Seraphina der Kostcnersparniß halber in 3tcr Classe reisen. Der Küster wußte Rath, er lieh der wohlbeleibten Seraphina seine Montur. Alles ging vortrefflich bis zur Ankunft in der h. Stadt; da verlor Seraphina ihren Herrn im Gedränge und einem Polizeimanne fielen die starken Promontorien unter der Weste deS Küsters auf. Er machte einen College» aufmerksam und beide wurden einig, daß man einen Garibaldincr mit Orflnibombcn unter der Weste vor sich habe. Sie schritten zur Verhaf tung und — entdeckten sehr bald ihren Mißgriff. — Xircheil-Ruchrichteil ooil Mkdruff. Am 6.Sonntag p. Trin. predigt Vorm.: Herr k. Schmidt; Nachmittags: Herr Diae. H-chmmh. Bekanntmachungen Bekanntmachung, die Beurlaubung des Bezirksarztes vr. Mdvert zu Tharandt und dessen Stellvertretung betreffend. Daß dem BezirkSarzte Or. Mahnert in Tharandt aus die Zeit vom 28. Juli bis 8. Sep tember ds. I«. Urlaub ertheilt worden ist, und dessen Stellvertretung der Gerichtswundarzt vr. mell. Biehayn in bezirk-- und gerichtsärztlichen Angelegenheiten übernehmen wird, wird hiermit bekannt gemocht. Dresden, am 26. Juni 1867. Königliche Kreis-Direction lgez.) von Köuneritz. v. Carlowitz. VeksuntmscduaK, die Auslegung der Wahlliste für die Wahl zum Reichstage des norddeutschen Bundes betreffend. Zufolge Verordnung des König!. Ministeriums des Innern vom 22. d. Mts, haben die Wahl listen für die Wahlen zum 1. ordentlichen Reichstage des norddeutschen Bundes vom 26. d. Mts. ab zu Jedermanns Einsicht auszuliegen. Es wird dies mit dem Bemerken zur öffentlichen Kenntniß ge bracht, daß demgemäß die Liste der stimmberechtigten Personen des hiesigen Stadtbezirkes von heute ab au Rathhausstelle 4 Wochen lang öffentlich auSliegt und die Einsicht derselben jedem Betheiligten frei- steht. Hierbei wird noch besonders darauf aufmerksam gemacht, daß nach tz 10 des Reichstags-Wahl gesetzes vom 7. Deccmber 1866 Einsprachen gegen die Lifte binnen 8 Tageu und spätestens bis zum 3. August d. I. bei dem unterzeichneten Stadtrath anzubringen sind und daß spätere Reclamationen keine Berücksichtigung finden können. Wilsdruff, den 26. Juli 1867. Der Stadtrar h. Kretzschmar.