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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 04.04.1908
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1908-04-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19080404027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1908040402
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1908040402
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-04
- Tag 1908-04-04
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Monat
1908-04
-
Jahr
1908
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Debatten selbstherrlich abzukürzen, trotz aller Herausforderung durch die Obstruktion keinen Gebrauch gemacht. Ei» solches Verfahren war dem Zentrum, de» Vätern der Iwr Aichbichler, beim Zolltarif unter schnöde» Bruch der Geschäftsordnung Vorbehalten.* Die ^Deutsch. Tg-ztz.* kritisiert di» eine Abstimmung über Debattenschluß: »Der Dreibund der Sozialdemokraten, Polen und des .Zentrums, durch des Haß argen den Block zusammengekettet, treibt .kleine Ob struktion*. Käst bei jeder möglichen Gelegenheit wird namentliche Abstimmung verlangt. Ob es ein Antrag auf Schluß der Debatte, vom Block gestellt, ist, ob ein AbändernngSautrag einer der drei Gegenblock-Parteie», ist gleichgültig. Und einmal hatten die letzteren auch eine» Erfolg, bei der Abstimmung über den Drbatteuschlnßanttag betreffend einen AbanverungSantraa des Zen trum- znm § 4 des BereinSgesetzeS. Ein großer Teil der Freisinnigen sonderte sich vom Block ab und stimmte gegen den Antrag, den ihr eigener Führer MMer-Meiningeu mit unterzeichnet hatte. Und Herr Müller-Meiningen selbst? Nun, der gab eiuen blauen Zettel ab und enthielt fick somit der Abstimmung über seinen eigenen Antrag! Alle andere» Anträge wurden, trotzdem die freisinnigen Abgeordneten Pott- Hoff, Neumava-.Hoser und Dohra sich meist auf die Seite des Anti- block-DreibuudeS schlugen, abgelchnt.* Der .Börsenkurier* saßt den Sinn der Verhandlungen so auf: „Der ganze Verlauf der Verhandlungen am gestrigen Tage stand einfach unter der Frage, wie weit wird es den Oppositionsparteien gelingen, durch immer neu eiugebrachte Abänderungsvorschläge und Zusatzautrage in Verbindung mit langatmigen Begründungen die Entscheidung hinzuziehen, und wie weit werden die Blockparteien diesem ObstruktionSoersuch durch Schlußauträge entgegenwirkcn.* Womit er Recht hat. Deutscher Reich. Leipzig, 4. April. * Die Reise des KaiserpaareS. Auf dem Spaziergang gestern vor. mittag ließen sich der Kaiser und die Kaiserin in dem antiken Fort EuryaloS durch Professor Orsi vom Museum und Professor von Duhn-Heidelberg führen. Heute nachmittag nahmen di« Majestäten und die übrigen Herrschaften den Tee in der Villa des deutschen Konsul- Marchese Bononno ein. Die Weitersahrt nach Messina ist auf heute früh 7 Uhr fesigeseht. — Prinz August Wilhelm und Prinzessin Biltoria Luise unternahmen von ihrem Besuch in der Villa Bonanno eine Fahrt aus dem Amago und Cyane, zwei Flüßchen, die durch ihre mit Papyrus bestandenen Ufer berühmt find. — Der Kaiser machte um 6 Uhr eiuen Besuch an Bord des italienischen Kriegsschiffes ^Varese". Zur Abendtasel auf der „Hahenzollern" waren geladen die Kommandanten der ^Hamburg" und des ,SleiPner" und der Kommandant des ..Varese", Kapitan Turinetti Diprrero. Der Kaiser verlieh dem Präfekten von Syrakus Borselli den Kroneuordcn zweiter Klaffe mit Stern und dem Sindaco ToScano den Kronenorden zweiter Klaffe, ferner dem Konsul Marchese Bonanno den Roten Adlerorden dritter Klasse und dem Pro- sessor Orsi vom Museum den Kroneuordeu dritter Klaffe. * Die Reise deS Kaiser- nach Wien. Gegenüber den sich wider sprechenden Nachrichten über erneu Besuch Kaiser Wilhelms in Wien glaubt die „N. pol. Korr." mntteilen zu können, daß höchstwahrscheinlich der Kaiser und die Kaiserin im ersten Drittel des Monats Mai von Triest aus über Wien heimzukehren beabsichtigen, um dort, falls es mit den Dispositionen des Kaisers Fran» Josef über- einstimmeu würde, dem greisen Herrscher Oesterreichs und Ungarns ihre persönliche Verehrung zu bezeugen und ihre Gratulationen zu seinem Jubiläum auszusprecheu, aber nicht im Rahmen eines offiziellen Staatsbesuches, sondern in vertraulicher, freundschaftlicher Be grüßung. Es ist keineswegs ausgeschlossen, daß auch die regierenden Familien deutscher Bundesstaaten in ähnlicher Weise ihre Verehrung »ür den greisen Monarchen zum Ausdruck bringen werden. * Bülows Reisen. Der Reichskanzler wird, wie ans Hofkreisen verlautet, nach dem Osterfeste und seinem Besuch in Rom, einer in be sonders gnädigen Ausdrücken gehaltenen persönlichen Einladung desKaisers nach Schloß Achilleion auf Korfu folgen. Bis zu dieser Zusammenkunft des Kaisers mit dem Kanzler wird ein — von Washington avisiertes — Handschreiben des Präsidenten Roosevelt eiwgetroffen sei», daS die Tower-Hill-Äffäre in einer für Deutschland und den Monarchen durchaus zufriedenstellenden und würdigen Weise anfklären und beenden soll. Allerdings wird an genommen, daß, trotz der Bestätigung Hills für den Berliner Bot- 'chaflerposten durch den Senat der Vereinigten Staaten, Herr Hill überhaupt sicht oder uur für ganz kurze Zeit die nach diploma- ul'cher Ethik von vornherein unhaltbare Stellung am deutschen Kaiser hose aut ritt. Zum Fall Tower-Hill schreibt u. o. noch die „Südd. Reichskorresp.": In manchen in- und ausländischen Preß betrachtungen scheint der Umstand nicht genügend beachtet worden zu sein, der für die amtliche Behandlung der Sache hüben und drüben entscheidend sein mußte: daß nämlich der so eifrig auf- gebauschte Zwischenfall nicht sowohl ans den kaiserlichen Aeußerungen selbst, als aus einem argen Mißbrauch einiger im vertraulichen Ge spräch gefallener Bemerkungen entwickelt würbe. -rd. Zum BereinSaesetz hat Dr. Junck den Antrag gestellt, das Besetz bereits am 1. Mai 1908 iu Kraft treten zu lasten. Wie wir hören, wünscht der Block aber diescn nahen Termin im allgemeinen nicht, zumal die Bestimmungen des neuen Gesetzes in so kurzer Zeit von der Bevölkerung nicht erfaßt werden können und auch im Hinblick aus di« bevorstehenden preußischen Landtagswahlen damit böses Blut erregt werden würde. * Reichstag-serien. Gegenüber einigen immer wieder auftauchen- deu Blättermeldungen kann nur betont werden, es ist auSge- schlossen, daß der Reichstag noch vor Ostern in die großen Semmerserien geht, auch wenn, was kaum anzunehmen, das Börsen gesetz noch vor Ostern durchberaten werden kann. Der Senioreukon- veut des Reichstags beabsichtigt, das Haus am 8. oder 10. April in die Osterferien zu schicken, um wahrscheinlich am 28. April die Sitzungen fortzusehcn. Die Vertagung des Reichstages soll nach den bisherigen Dispositionen am 10. Mai erfolgen. Im Herbst ist dann eine verhältnismäßig frühzeitige Fortsetzung der Session zu er- warten. * Grober Unfug! Geqen die Zeitschrift „März" ist, wie uns ein Privattelegramim aus München meldet, wogen der publizistischen Verbreitung des erfundenen Briefwechsels Kaiser Wilhelms ein Strcrf- ermittelungsversahren wegen groben Unfugs eiugeleitet worden. Wenn lemals der vielberufene „Grobe-Nnfua"-Paragraph mit vollem Rechte angcwendet worden ist, so in diesem Fall. In der ganzen Presse, der getäuschten sowohl wie der rechtzeitig gewarnten, Hab es nur ein Ur teil für den „Scherz" des „Marz": Grober Unfug! Wie stark der Glaube an die Echtheit des Briefwechsels bei manchen Blättern war, geht daraus hervor, daß einzelne sich erst beruhigen konnten, nachdem sie authentisch vom „März" selbst sich hatten bestätigen lassen, daß der Briefwechsel nur ein Aprilscherz" sei. Und was für einer! * Der Winzerprotest unterbleibt. Die Mißstände im deutschen Weinbau, Weinhandel und Weinvertrieb, vor allem aber die immer mehr überhandnehmenden Weinfälschungen am Rhein, an der Mosel und insbesondere in der Pfalz, hatten die Pfälzer Winzervereinigung veranlaßt, eine Protestbewegung, ähnlich der jüngsten fran zösischen Winzevbewegung, ins Leben zu rufen. Verstärkt wurde die Bewegung durch dir Hinauswgerung des neuen Weingesetzes. Nachdem die Winzcrbewegunq inzwischen soweit gediehen war, daß zu Pfrng- ft en ein gemeinsamer Auszug der deutschen Winzer, speziell der pfäl zischen Winzer, nach dem durch die Ereignisse des Wahres 1848 historisch gewordenen Hambacher Schloß erfolgen sollte, ist diese Kundgebung nunmehr inhibiert worden, nachdem die Regierung jetzt die alsbaldige Vorlage eines neuen Weingesetzentwurses bestimmt zugesagt hat. e n i eftes" und mit * Vom Bund der Industriellen. Der Gesamtoorstand tritt mm Freitag, den 10. April, zu Berlin zu einer Sitzung mit folgender Tagesordnung zusammen: Die Frage der Beteiligung des Bun des der Industriellen an den bevorstehenden preußischen Landtags wahlen. Es ist grundsätzlich bereits früher beschlossen worden, zu den Verhältnissen des preußischen Abgeordnetenhauses Stellung zu nehmen und namentlich für eine möglichst zahlreiche Vertretung der In dustriellen im Landtage Sorge zu tragen, wie dies jettens des Verbandes Sächsischer Industrieller in Sachsen durchgesetzt ist. Der Gesamtvorstand wird sich gleichzeitig mit dem Stand der Kohlenfrage, mit der Festlegung des Osterfest - F den Vorbereitungen zu der allgemeinen Versammlung der Exportinter- esfenten vom 4. Mal d. I., betreffend einen ständigen Ausschuß für den Außenhandel, beschäftigen. rp«. Ablösnngstransporte nach Deutsch-Südwestafrika sollen, ent gegen früheren Bestimmungen, in diesem Jahre nicht hinausgesandt werden. * Sozialdemokratische Maifeier. Die sozialdemokratische Partei in Hamburg beschloß, wie uns ein Privattelearamm aus Hamburg meldet, diesmal leinen Maizug obzuhalten, da die Polizeibehörde die Zugaufstellung auf dem Heingengeistseld verbot. Ausland. * Eine französische Anerkennung für Deutschland ist immer eine Seltenheit. Um so erfreulicher ist die Tatsache, daß ein französischer Deputierter den Mut hat, auf ein deutsches Vorbild hin-uweisen, und noch überraschender, daß er sogar lebhaften Beifall fand, lieber den Vorgang selbst wird uns gemeldet: Paris, 4. April. (Telegramm.) Großen Eindruck machte in der gestrigen Kammersitzung die Rede des Deputierten Ferrottesd, die lebhaften Beifall fand, und in der er die in Deutschland bestehenden musterhaften Einrichtungen der Schlachtviehhöf« zur Nachahmung empfahl. * Der Generalausstand in Jtalie« nimmt nun doch noch größeren Umfang an. Zwar hatte, wie schon kurz telegraphisch gemeldet wurde, eine Versammlung des Arbeiterverbandes in Turin an die Arbeiter vereine sämtlicher Städte die Aufforderung gerichtet, von einem allge meinen Ausstande abzusehen. Die nüchternen Elemente in jenen Kreisen scheinen aber doch überstimmt worden zu sein, so daß auch in andere» Städten der allgemeine Ausstand proklamiert worben ist, beziehentlich noch erklärt wird. Es wird uns hierüber gemeldet: Rom, 4. April. (Telegramm.) Das Exekutivkomitee der Arbeitsbörse von Mailand hielt eine außerordentliche Versammlung ab, in der beschlossen wurde, den Rat der Freimaurerlogen einzube- rufen. Trotzdem der G e n e r a l au s st a n d in Rom selbst von de» Sozialdemokraten gemißbilligt wird, wurde derselbe auch in Ber gamo und Brescia verkündet. Heute wird der General streik auch in Neapel, Mailand und Genua proklamiert werden. Die österreichische Gesandtschaft am Vatikan wird durch eine Truppenabteilung bewacht. Es wurden Mauevanschläge angebracht, worin die Bevölkerung benachrichtigt wird, daß in einem Umzug Blumenspenden und Kränze nach dem Friedhof gebracht werden wür- den. Dieser Umzug findet heute statt. Ueber die weiteren Vorgänge in Rom wird noch berichtet: Rom, 4. April. (Telegramm.) Infolge der Unruhen verlassen die Fremden massenweis« die Stadt. Die Hotelbesitzer sind untröstlich. Die Polizei Hal weitere Verhaftungen vorgenommen. In eingeweihten Kreisen neigt man der Ansicht zu, baß es sich um ein Komplott handelt. Einige Sozialistenführcr, die verhaftet worden waren, sind auf Befehl der Regierung wieder freigelassen worden. Die Arbeitsbörse kündigt für Sonntag einen großen Protestumzug an. Bürgermeister Nathan wird beim Gemeinderat Unterstützung für die Opfer beanspruchen. Der Zeutralarbeiterverband hat sich gestern dem Ausstande angeschlosscn. "Der Arbeidersekretär und frühere Ab geordnete Rigolat hat die Eröffnung einer Nationalsubskrip tion für die Familien der Opfer beschlossen. Rom, 4. April. (Telegramm.) Von den drei bei den Unruhen Erschossenen sind zwei der Polizei bekannt und bereits mit Ge fängnis vorbestraft. Der dritte ist ein Buchdruckereiinhaber und das Opfer seiner Neugier geworden. * Ein« russische Alarmnachricht, bei der wohl der Wunsch der Vater des Gedankens ist, bringt der der russischen Kriegspartei nahestehende „Golosmoskwy". Er meldet: Petersburg, 4. April. (Telegramm.) Das Leiborgan der Oktobristen „Golosmoskwh" bringt aus Kars folgende Nachricht: Die Mobilisation des vierten türkischen Armeekorps ist beendet. Das fünfte und sechste, beide in Kleinasien garnisonierend, werden gleichfalls mobilisiert. Unter der armenischen Bevölkerung in Kars herrscht große Aufregung. Es ist eine Agitation im Gange, daß die Armenier im Kriegsfall auf feiten Rußlands treten. * Matrosenrevolten i» Rußland sind durchaus nichts so Außerqe- wöhnlichcs, daß man eine solche Nachricht mit besonderem Mißtrauen aufnehmen müßte. Neulich gingen einzelne solche Meldungen durch die Press«. Da man aber in Petersburg besorgt ist, daß das ohnehin schon stark ramponierte militärische Ansehen nicht noch weiter leide, so wird bei jeder Gelegenheit die Dementiermaschinc in Bewegung gesetzt. So geht uns folgendes Telegramm zu: Petersburg, 4. April. (Telegramm.) (Meldung der Peters burger Telegraphen-Agcntur^) Die in der ausländischen Presse ver breiteten Nachrichten über Matrosenrevolten im Schwar zen Meer und Wladiwostok beruhen, wie von zuständiger Seite festgestellt wird, auf Unwahrheit. Meutereien sind weder ausgebrochen, noch ist eine Vorbereitung von Meutereien entdeckt worden. Die hier kürzlich vorgenommenen Haussuchungen und Ver haftungen halten sich im Nahmen gewöhnlicher polizei licher Sicherste itsmaßregeln. Es ist keinerlei auf rührerische Organisation unter den Soldaten entdeckt worden. * Krieg zwischen Panama und Kolumbien? Im allgemeinen sind Grenzstreitigkeiten zwischen mittelamerikanischen Staaten nichts Seltenes. Man macht sich dort auch oft den Spaß, so ein bißchen hinüber und herüber zu schießen, bis auf einer Seite der „Kämpfenden" das Pulver oder . . . die Geduld cmsgeht. Ein solcher Streit liegt nun wieder vor, wie aus folgender Meldung hervoracht: New Nork, 4. April. (Telegramm.) Die Gesandtschaft der Vereinigten Staaken in Panama setzte das Staatsdepartement davon in Kenntnis, daß kolumbische Truppen in das Gebiet der Republik Panama eingcdrungen seien und die Stadt Jurado be setzt hätten. Dieser Zwischenfall ist auf einen zwischen beiden Republiken seit längerer Zeit bestehenden Grenzkonfliki zurückzuführen. Panama trifft alle Vorbereitungen zum Kriege. Der amerikanische Staatssekretär Roth hofft indessen, daß beide Staaten sich der schieds- richterlichen Entscheidung der Unionsregierung unterwerfen werden, und auf diese Weise der Ausbruch des Krieges verhindert werden könne. leipziger und sächsische Angelegenheiten. 2vetterberi«cht der Asnlgl. Sächs. Lander-Wetterwarte zu Dresden. Voraussage für Sen 5. April 1908. Zunächst Regen, später zeitweise aufklarend, mäßige südwestliche Winde, Temperatur nicht erheblich geändert. s». Nniversitätsirachrichten. Das Ministerium des Kultus und des öffentlichen Unterrichts hat auf Ansuchen, unter Voraussetzung des Einverständnisses der Medizinischem Fakultät, genehmigt, daß der Pri vatdozent Dr. med. Heineckedie von ihm für das kommende Sommer- emester angekündigte Vorlesung „Krankheiten der Mund- und Rachen höhle" für Studierende der Zahnheilkunbe abhält. — Der außerordent- iche Professor Dr. Scholz ist vom Ministerium für das Sommer - emester 1908 beurlaubt worden. * Ein ncneS Bahnprojekt. In der heutigen Sitzung des Be zirksausschusses strochte Herr Amtshauptmann v. Nostitz-Wall- Witz ein Konkurrenzprojekt zu dem in letzter Zeit öfter erwähnten Plan einer Bahnverbindung zwischen Böhlen und Rötha zur Sprache. Die Dörfer auf dem rechten Pleißenufer und im Göseltale wünschen nämlich eine Aständerung des lctzterwästnten Projektes dahin, daß die neue Linie vonConnewitz aus abzweigt und unter Berührung der in Betracht kommenden Dörfer Rötha erreicht, wodurch eine Aufschließung des rechten Pleißcnusers für den allgemeinen Verkehr erreicht wird. Der Amtshauptmann, der sich in der folgenden Debatte warm für den die elegante Billa Troldhmye», sei» Wohnsitz bis zu seinem Tode, baute. Hier rra» sein Biograph Finck auch das erstemal mit Grieg zusammen, welche Begegnung er sehr anschaulich und amüsant zu schildern weih, llebeihaupl erfahren wir in diesem Kapitel viel der kleineren Züge, die iür das Charakterbild eines Menschen so bezeichnend zu sein pflegen. Es darf daher auch auf ganz besonderes Interesse der Leser rechnen. Nachdem Finck als Einleitung des musikalisch - kritischen Teils seiner Biographie die Leistungen Grims als Dirigenten und Pianineu hcrvorgehoben und an englischen und französischen Kritikern beleuchtet har — der Fall Dreyfus und die Parteinahme Griegs für Treyrus, die ihm eine Zeitlang in Paris sehr üdelyenommen wurde, wirb als weiterer Beitrag für den Charakter Griegs auch heran- gezogen —, gibt uns der Verfasser im VIH. Kapitel eine als sehr He llingen zu bezeichnende, anschauliche Skizze über norwegische Volksmusik, wobei er der verbreiteten Anschauung, Grieg sei all- acmein Repräsentant der skandinavischen Musik, entgegentritt. Ter Komponist äußert sich selbst in einem Briefe dazu: „Ich bin kein Exponent der skandinavischen, sondern nur der norwegischen Musik. Ter Nationalcharakter der drei Völker — Norwegen, Schweden und Dänen — ist grundverschieden." Orchester- und Kammermusik — Kompositionen für Klavier — Werke für Gesang heißen die Ileberschriften der drei Kapitel ÖL, X und XI. Sie enthalten kurze, knapp gefaßte Erläuterungen zu den Werken Griegs aut den genannten Gebieten. Finck zeigt sich überall als aufrichtiger Bewunderer der Griegschen Nduse, der die Goethesche „enthusiastische Parteinahme" in reichem Maße besitzt. Er ergeht sich nicht selten in begeisterten Redewendungen, z. B. wenn er von der Peer Gynt-Suite sagt: „Es ist etwas in dieser Musik, das mich oer- solgt wie eine Traumerscheinung, und ich bin überzeugt, es geht andern ebenso." Wir begrüßen den Verfasser auch öfter als temperamentvollen Polemiker, und seine Belesenheit gibt seiner Darstellung den Reiz des Lebendigen. Auch darf man ihm Originalität als Schriftsteller zu- prcchen. Mit Bülows Ausspruche, Grieg sei der „Chopin des Nor mens", berührt sich Finck in der Frage der künstlerischen Verwandt- cha't: „Von Anfang bis zu Ende ist Grieg wirklich von Chopin am stärksten beeinflußt worden, viel mehr als von Schumann, a» den man nur in den frühesten Werken erinnert wird. Einige der Titel verraten Schumanns Art („Schmetterling" „Hirtenknabe, ^Gade", „Geheim nis", „Es war einmal ), aber wahrend Schumann tue poetischen Titel erst nach Vollendung ferner Stücke erfand, ist sicher anzunehmen, daß Grieg immer zuerst einen passende« Borwurf für seine Komposition wählte. Ter Realismus seiner Musik betätigt dies. Nicht überall wird man freilich mit Finck übereinstimmen. Z. B. mit seiner Annahme, daß Griog auch em bedeutendes dramatisches Werk geschaffen hätte, wenn ihm der — von Björnson und Ibsen ver sprochene — Stoff gegeben worden wäre und wenn ihn nicht seine 'trankheit an der Ausführung umfangreicher Werke, wie ein« Oper, ge hindert hätte. Grieg hat sich freilich selber mal geäußert: „Leider hat meine Gesundheit größere Arbeiten, wonach ich mich gesehnt habe, UN. nMlich gemacht." Aber selbst diesem Kronzeugen ist in unserem Fall n.ctit «an; zu trauen. Und warum auch immer wünschen, was nicht ist? Freuen wir uns vielmehr an dem Griog, den wir besitzen! Griegs künstlerisches Glaubensbekenntnis, wertvolle bibliographi sche Mitteilungen, ein praktisches „Systematisches Verzeichnis der Kompositionen Griegs", sowie der Nachtrag des Herausgebers Arthur Laser bilden die Schluhkapitel des Buches. Im Anhang finden wir Notenbeispielc aus Griegs musikalischem Nachlaß. Lcrser hatte als ver dienstvoller Herausgeber der Biographie eine umfangreiche Aufgabe zu erfüllen. Es war manches zu ergänzen, durchzuarbeiten und mit Anmerkungen zu versehen, zumal das Fincksche Buch in der englischen Originalausgabe schon zu Lebzeiten Griegs erschienen war. Außerdem hat Laser vom Fehlenden das Wichtigste nachgetragen, so daß wir eine ununterbrochene Schilderung des Lebens des Meisters von der Wiege bis zur Bahre in vorliegender Biographie haben. Das Buch ist ge schmackvoll ausgestattet und mit einer Reihe von Bildern, Faksimiles, Konzertprogrammen, Notenbeispielen, versehen, die seinen Wert er höhen, da sie auch quantitativ im rechten Verhältnis zum Text stehen und nicht die Hauptrolle spielen wollen. Einige Worte noch über den Verfasser. Henrv T. Finck gilt in Amerika als einer der einflußreichsten Musikschriftsteller und ist auch in Deutschland nicht unbekannt. Er schrieb unter anderen eine Wagner-Bimraphie, die 7 Auflagen bis heute erlebt hat und bei Schott in Mainz auch in deutscher Sprache erschienen ist, und wirkte als Musikkritiker der ^Nation" und der „Evening Post mit großem Erfolg für die Verbreitung deutscher Kunst in Amerika. Er hatte an der Harvard Universität erst Medizin und Philosophie studiert, ehe er Musiker wurde. Edvard Grieg hat «inen Biographen in Finck ge funden, dem das Recht zugestanden werden darf, den Menschen Grieg und sein künstlerisches Werk zu schildern. Er ist mit unleugbarem Eifer und Ernst an seinen Gegenstand herangetreten, und man merkt deutlich, daß hier einer spricht, der in den Geist der Musik des nor- dischen Tondichters wirklich tief eingcdrungen ist: ein Mann, der musi kalische Bildung mit einer anschaulichen, blühenden Darstellung und echter, aus dem Innern kommender Begeisterung verbindet und so für den Leser ein ebenso zuverlässiger wie anregender Pfadfinder m das Land Äriegscher Kunst, Griegschen Wesens bedeutet. Und deshalb wird dem Buch neben den Kompositionen Griegs sicher auch ein Plätz chen im deutschen Hause beschert sein. * * Prinz Bojihar K«r«-eorgewttsch. Der Bett« des König» von Serbien, dessen schwere Erkrankung wir meldeten, ist nunmehr, wie unser Pariser ^-Korrespondent meldet, gestern im Alter von 47 Jahren im Krankenhaus der Franziskaner zu Versailles am Typhu» gestorben. Er galt i» der Pariser Gesellschaft für rin« sympathisch« Persönlichkeit; man pflegte z» sagen, daß er der „anständigste der Karagrorgewltsch»" wär«. Bojtdar nannte sich nicht ohne Stolz „Kunstarbeiter"; gelangweilt von der Untätigkeit, di« ein« vor nehme Pflicht auch nicht mir großem Vermöge» gesegneter verwandte» von Kronprätendenten sei» sollte, zog er sich «Ine» Tage« von Rennplätzen und Klub» zurück und saß statt am Spieltisch in einem Goidschmiedeatrlier te» Faubourg St.-Antoine neben den fleißigen Arbeitern, die Schürze umgebunden, da» Werkzeug zur Hand und eifrig dabei, ihr Handwerk zu erlernen; kameradschaflllch teilte er sogar mit ihnen da« frugale Früiniü k uns ließ durch nichts erkennen, daß in einer fernen Kapitale sein Cousin über ein kleine» Volk regierte, da- ibn selbst gern in General-uniform sehen würde. Bojidar war stolz darauf, Fortschritte i» der JuwelrnkunÜ «i machen und gedachte einmal ei» Meister im Metier zu werden. Schon seit langem hatte er sich für die Kunst begeistert; mit Sarah Bernhardt, Louise Abböma, Courtois, Daguan und auch Pierre Loti besuchte er das Atelier Bastier-Lepages, kam aber bald zur Ueberzeuguug, daß er als Maler nichts Großes leisten würde. Darum beschäftigte er sich mit gewerblicher Kunst und brachte es zu großer Fertigkeit in Lederarbeiten; die vornehme Gesellschaft stritt sich um die kleinen Portefeuilles und Mappen, di« der Prinz irlbst ge zeichnet, getrieben, mit Farben belegt und gebrannt hatte. Seinem Ehrgeiz, sich auch als Goldschmied zu provuzieren, kam der Tod zuvor. Bojttar mar ein Enkel des berühmten Karagcorgewitsch, Nachkomme des noch berühmteren Kara- george, der nach der Niederlage der Serben sich 1813 nach Oesterreich und Ruß- land flüchtete, sich mit einer Rumänin veiheiratete, von idr einen Sodu Georges hatte, der der Baler Bojidars wurde. Ter Prinz hat sein ganzes Leben in Frankreich zugebracht, wie auch der König Peter, der bekanntlich die Militär schule vou St. Tyr besuchte. Am Krankenlager weilten einige Freunde und der serbisch« Gesandt«. Der Prinz wird auf dem Montmartre beerdigt werden. * Die Prager Mat-Aeftspiele 1908. Statt des künstlerischen Wettstreits einzelner Zelebritäten wird diesmal daS Prager „Deutsch« LandeStheater" seinen Besuchern im Mai den Wettkampf geschloffener Ensemble- bieten. Man wird an achtzehn Abenden neben dem Berliner „Lesiingtheater" (Ibsens ,.Hedda Gabler", HauplmanuS „Und Pippa tanzt", Felix SaltenS „Vom anderen Mer"1 neben Gregors „Komischer Oper", bie PucciniS „Tosca" und D'Alberts „Tiefland^ in ihren Aufführungen zeigen wird, die Dresdner Hosoper mit ihrem von Herrn v. Schuch geleistete» „Tristan" und das Dresdner Hoftchauspiel mit Wieds Komödie „2 x 2 —» 5" sehen Natürlich werden io Prag die beiden Wiener Hofbühoen nicht fehlen: die Kaiserliche Oper führt Verdis „Maskenball", das Burgtbealer Carl Schönherrs „Erde" rrud „Karrnerleut" auf. Lou deutsche» Bühnen beteiligt sich an de» Festspielen noch das Schweriner Hoftdeater. Es wird Schillings „Molochs darstellen, den der Komponist selbst zu dirigieren beabsichtigt, ferner Herman» Zürnt»- „Sawitri". Bemerkenswert ist, daß auch die „Große Oper" ihrBallrtt mit Paul Vidals ..La Maladetta" und Vidors „La Koiigane" au» Paris schickt, indes man die Pariser „Komische Oper" in Maffeucts „Weither" hören wird. Den Abschluß der Festspiele wird eine „Verschwender"- Aofsührung dr» „Deutschen LandeStheater»" bilden. * Kleine Chronik. Der Verlag von S. Fischer, Berlin, und der Schrift ¬ steller Dr. Franz F. Heitmüller sind durch die Witwe Otto Erich HartlebenS bevollmächtigt, im Herbst dieses Jahres die gesammelten Briese Harllebeus herauszugeben. Um das Charakterbild deS verstorbenen Dichters tu möglichster Vollständigkeit gewinnen zu können, werden alle gebeten, die Briefe und andere schriftliche Mitteilungen HartlebenS in Händen haben, die Originale, di« in kürzester Frist unbeschädigt zurückgestellt werden, zur Abschrift an den Verlag S. Fischer, Beilin Bülowstroße Nr. 90, zu übersenden. — Deutsche Forschung in Kleinasien. An Stelle des verhindert'n Professors Böse wurde der Maler und Radierer Erich Wolfsfeld aus Cbarlottenburg im Staats» anftrag uvd mit Mitteln au- der kaiserlichen Privalswatulle nach der von dem Direktor der archäologi'chen Gesellschaft, Dr. Wiegand, entdeckten Höble im LathmoSgebirae bei Milet in Kleinasien gesandt, um dort griechische Särist- zeichen, die sich auf Steinplatten befinden, wiederzugeben. — Der Tireltor der Frankfurter Museumskonzerle, Kapellmeister Wilhelm Mengelberg aus Amsieroam, ist auf drei Jahre zum Direktor auch de- Frankfurt» Lecitien-Lerein- gewählt Word«
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