Volltext Seite (XML)
Was der Revolution in Spanien bis jetzt fihü, ist ein sichtba res Oberhaupt und ein bestimmtes Ziel. Weder Prim noch Serrano leitet ausschließlich die Bewegung und ob man die Bourbons vom Thron ausschließen, den Herzog von Montpensier aus den Thron setzen oder eine Republik errichten soll, darüber scheinen die Führer nicht einig, das Volk noch weniger schlüssig zu sein. Die Revolution schreitet vor, aber langsam; wäre sie im Erlöschen, so wü. den die offiziellen Zeitungen Napoleons ein groß' Geschrei erheben. Aus New-Aork ist ein Dampfer abgegangen, nm den Spaniern Waffen zu bringen. Die spanische Flotte scbeint sich den Orleans zuzuneigen. Aus Madrid erfährt die „Libenö" daß der Minister für Alles den Blättern befohlen hat, keine anderen politischen Nachrichten zu bringen, als jene der offiziellen Gaceta ; man kann daher Wohl sagen, daß jetzt in Madrid nur eine Stimme über die Bewegung herrscht und daß diese Eine Stimme der Königin günstig lautet! Das Eorps des Marquis von Novaliches scheint die Aufgabe zu haben, die Be satzung von Madrid nach und nach zu lichten: sein Vortrab rückte freudig vor, um sich mit Serrano zu vereinigen, der vor Cordowa sieht und 20,(00 Rationen ausgeschrieben Hal. Tas Hauptquartier des Marquis v. Novaliches ist nicht Bahlen, von wo seine Vorhut auszog, sondern Manzanares, wo sich die Eisenbahn nach Badajoz von der nach Cadix abzweigt. Im Lager der Königlichen herrscht bereits äußerste Noth an Lebensmitteln und selbst an Wasser. Es ist für nichts gesorgt und nichts vorbereitet. Die Königin und ihr Ministerpräsident dachten nur ans Geldmachen. Vermischtes. Die „Bob." berichtet aus Böhmen folgenden Fall von Unmensch lichkeit: Streschowitzcr Insassen erstatteten vorgestern Morgens beim Kleinseidner k. k. Polizei-Commissariate die Anzeige, daß die Mau rergesellensgattin Anna H. ihren achtjährigen Stiefsohn aufs Grau samste mißhandle und Tage lang ohne Essen und Trinken lasse. Ein sofort an Ort und Stelle entsendeter Eivilwachmann hörte, als er sich dem betreffenden Hause näherte, ein leises Gewimmer und fand eine große Anzahl Leute vor der Wohnung. Er ließ vom Schlosser die Wohnung öffnen und es bot sich den eintretenden Personen ein ergreifender Anblick. Das Kind lag an Händen und Füßen gebunden am Fußboden und schrie aus Leibeskräften um Wasser zum Trinken. An Händen und Füßen hatte der arme Knabe tiefe» mit Blut unter laufene Einschnitte und am Körper ähnliche Schwielen, welche, wie der Bezirksarzt constatirte, von der denkbar härtesten Mißhandlung herrühren. Die vorläufige Erhebung ergab, daß der Vater des Knaben als Maurer am Smichow arbeitet und erst Abends nach Hause kömmt und daß die Stiefmutter sich gleichfalls für den ganzen Tag entfernt und das Kind gebunden und ohne Speise und Trank eingesperrt zurückläßt. Das Kind wurde der unmenschlichen Stief mutter sogleich abgcnvmmen und gegen letztere die Strafamtshand lung cingeleitet. (Eine kluge Frau.) So unglaublich es auch scheint, soll folgen des Ereignis) sich dennoch in einem Dorfe in der Nähe von Nykjöbing auf Seeland (Dänemark) zngetragcn haben. Ein 9jähriges Pflege kind war seit längerer Zeit vom Hautausschlag befallen, von welcher Krankheit eine in der Gegend wohnende sogenannte „kluge Frau" sich erbot, dasselbe mittelst Anwendung einer in ihren Gedanken ganz unfehlbaren Kur zn befreien. Nachdem sie das kranke Kind mit einer Mischung von Theer und Fett eingeschmiert hatte, setzte sie es in eine» Backofen, aus dem das Brod soeben herausgenommen worden war. Die Thür wurde dann vor die Oeffnnng gelegt, so daß der Ofen vollständig verschlossen war. Der unglückliche Knabe schrie um Hilfe und suchte hinaüszukommen, was ihm nach großer Anstrengung gelang, indem er die Thür bei Seite schob; allein die „kluge Frau" ergriff ihn sogleich wieder, setzte ihn zum zweiten Mal in den Ofen und schloß die Thür aufs Neue. Wieder ertönte des Knaben Hilfe ruf, aber bald wurde er ruhiger, und als er sich die zur Kur nöthige Zeit dort aufgehalten hatte, lvurde der Ofen geöffnet und das un glückliche Kind nahm man im halbgebratenen Zustand wieder heraus. Es lebte dessen ungeachtet noch , aber nach mehreren qualvollen Stun den starb es. Es giebt ein schlagendes Zeugniß von der noch im Lande herrschenden Rohheit und Slubidität in der niedern Classe, wenn ein solches Verbrechen, wie dies, nicht nur von einer, sondern mehreren Personen im Verein begangen werden kann. Die Unter suchung ist vom Gericht eingeleitet worden. Vinnen Jahresfrist ist bas bayrische Landstädtchen Ej^s drei mal von Feuersbrünsten heimgesucbt worden. Im brannten 56 Wohnhäuser mit vielen 'Nebengebäuden ab, am d. I. 63 Wobnhänscr mit 93 Nebengebäuden und am 16. ber 6 Wohnhäuser und 5 Nebengebäude. .- Bei der Jabresprüsung einer Volksscbule in Süddch^ fragte ein Lehrer einen kleinen Knaben: Wie viel ist 4 und - wort: neun. Nein, gieb acht, wenn Deine Mutter Dir st s. Brod gegeben hat und sie gibt Dir noch eins, wie viel ist dann? Der Knabe antwortete freudestrahlend: dann hab' ich Ein Drama in einem Drama hat sich kürzlich in einem-sst Theater abgespielt. Eine Dame sah mit ihren Kindern st- Loge der Vorstellung zu: plötzlich erhob sie sich und, anfeiiiMst spielcr zeigend, rief sie mit lauter Stimme: „Der Sck'aufi'i^ ist mein Diann, und lebt seit 3 Jahren mit jener Aktrice; seine Kinder. Ich frage ob ein solcher Schuft würdig ist, As; zu ersehe nen." Die Beiden verließen unverzüglich' die 2^" nächsten Tage waren sie aus London verschwunden. Die Berliner „Volkszeitung" schreibt: „Wie weit ei"'s herunterkommen kann, davon giebt der 40jährige Arbeitsmastst einen Beweis. Seit 17 Jahren obdachlos, hat er diese mit Ausnahme mehrerer Monate im Gesängniß und Nächte im Polizeigewahrsam, fast nur im Freien zugebracl'b allen den Stellen, die zur Verbergung sich eignen, oftmals fen und ist jetzt so weit rcducirt, daß er, um sich Nachts men, in Düngerhaufen kriecht. Ans einem solchen, der dem Jerusalemer Kirchhofe befindet, in welchem er wie stg Wurf lag und fürchterlich schnarchte, grub ihn ein Revierü'E 5. d., Morgens, heraus lind transportirte ihn nach der Kirchennachrichten ans Wilsdruff. Am 17. Sonntage nach Trinit. predigen Vormittags: Herr Candidat Ficker aus Meißen. Nachmittags: Betstunde. Im Monat August und September 1868 Getaufte: Clara Linna, Ernst Aug. Petzolds, ans. Bürgers und Wirthschastsbsf^ Tochter; — Erich Arthur, Fried. Aug. Schmidts, ans. Bürg. ü. hier, Sohn; — Selma Anna, Gotthelf Ernst Marx'«, Einwohners hier, H Anna Maria, Karl Gottlieb Niedrich's, Handarb. u. Einw. hier, chard Emil, Fried. Wilh. Fröde'S, Handarb. u. Einw. hier, Soh»; — H^l^ nes. Hugo Schwerg's, Bürg. u. Schuhmachermstr. hier, Sohn; 6lKAA Johann Traug. Schirmer'«, ans. Bürg, und Gutsbep hier, Tochter; sab.th, Ernst Herrmann Kampraths, Bürgers u. Barbiers hier, Tochters Moritz Hoffmanns, Bürg. u. Drechslermstr. hier, Sohn; — Friedr. Friedr. Wilh. Lucas's, Fuhrwerkers u. Einw. hier, Sohn; — Richard UK Karl Heinrich Paniers, Bierverl. u. Einw. hier, Sohn; — Gustav Ernsü s tA ard Hopke's, Maurers u. Einw. hier, Sohn; — Olga Anna, Heinr. Claus'«, Korbmachers u. Einw. hier, Tochter; — Fried. Ernst, Fried-» ferts, Bürg. u. Productenh. hier, Sobn; — Pauline Ernestine, Karl Handarb. u. Emw. hier, Tochter. — Außerdem 3 unehel. Sohne. Getraute. , Johann Christian Rössel, Tag-, Nacht- u. Flurwächter in Kleinss'äJ/ Wittwer, mit Amalie Auguste Gretschel aus Hetzdorf; — Karl Fried. H u. Glasermstr. hier, ein Wtttwer, mit Frau Caroline verwittwet gew. Bie^^ besitzerin zum weißen Adler hier; — Herr Wilh. Herrmann Werner, rer hier, Wittwer, mit Jungfrau Emilie Bertha Köhler hier; — Straube, Unteroffizier der 4. Schwadron des l. Ulanenregiments in Jgfr. Anna Christiane Brendel hier; — Herr Christoph Wild. Otto Mb besitzer in Treben, ein Wittwer, mit Jgfr. Clara Charlotte Grayl hier. - Beerdigte: .„.A Erich Arthur, Fried. Aug. Schmidt'«, ans. Bürg. u. Nadlermstr. d'nch.ß Rind, 16 Tage alt; — Karl Alfred, Karl Gottlob Müller'«, Bürg. hier, j. Kind, 8. Mon. 25 Tage alt; — Otto Rickard, Fried'. O»^ Ai gewes. Restaurateurs und jetz. Einw. hier, j. Kind, 8 Mon. 6 Tage alt; MAI Marie Pauline, Herrmann Julius Häntzsch'es, Tischlers u. Emw. hn'HM At 3 Monate 22 Tage alt; — Frau Wirthfchastsbesitzerm Johanna hier, geb. Päßler aus Unkersdorf, 57 Jahr 5 Mon. 9 Tage alt; 4 ff I Ernst Heinrich Bernhard Busch'«, ans. Bürg. u. Schuhmachermstr. hü - öN I 11Mon. 2 Tage alt-/— Emil Richard Louis, Karl Fried. Partzsch^, Amtszimmermstr. hier, 3. Sohn, 3 Jahr 6 Mon. I Tag alt; — deck, Nachtwächter u. Einw. hier, 60 Jahr Eon. 3 Tage alt; — Ein ü'dHM Söhnlein des Karl Christoph Moritz Patzig'«, ans. Bürg. u. Klempm^,j^/M Otto Theodor, Karl Herrmann Reiches, ans. Bürg. u. SchankwirtM^, hier, jüngstes Kind, 3 Mon. 7 Tage alt; — Clara Martha, Ernst p AW Ausch's, ans. Bürg. u. Schuhmachermstr, hier, 2. Tochter, 4 Jahr alt; — Paul Otto, Friedrich Eduard Müllers, ans. Bürg., Weitz- ». -i mstr. hier, jüng. Kind, 4 Mon. 20 Tage alt; — Marie Elisabeth, Erm Kamprath'«, Bürg. u. Barbier« hier, jüng. Kind, I Mon. 14 Tagt cM. / I dem 4 unehel. Söhne, worunter ein ungetauftcr aus Grumbach, u. 0»' > I Tochter von hier. 'Amtliche Bekanntmachungen und Anzeigen vermischten Inhalts. Versngun g an sämmtliche Gemeindevorstände des Gerichtsamtsbezirks Wilsdruff. , , Mit Bezugnahme auf die von dem Königlichen Ministerium der Justiz unterm 19. dieses Monats erlassest st ! nung erhalten die sämmtlichen Gemeindevorstände hiesigen Gerichtsamtsbezirks andurch Anweisung, nach der VorsclE n des Gesetzes vom 14. September dies. Js. unter Berücksichtigung der Bestimmungen in 1, 2, 3 und 5 in st. 4 meinden die Urlisten über alle Ortseinwohner, welche zu dem Amte eines Geschwornen befähigt sind, ungesäumt aiwstA die angelegten Urlisten nach Z 10 noch im Monate October dies. Js. nach vorgängiger öffentlicher Bekanntmachung folgten öffentlichen Auslegung derselben und daß Diejenigen, welche nach 5 von dem Geschwornenamte befreit üg wünschen, ihre Gesuche bei deren Verlust binnen der vorgeschriebenen Htägigen Frist einzureichen haben, 14 Tage lag lich auszulegen und nach Ablauf dieser Frist die Urlisten nebst den etwa Angegangenen Befreinngsgesuchen und Nea fort an den unterzeichneten Vorstand des Gerichtsamts einzusenden. Königl. Gerichts-Amt Wilsdruff, am 30. September 1868. Leonhardi.