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Wochenblatt für Wilsdnrff, Tharandt, Rossen, Siebenlehn und die Umgegenden. - Amtsblatt F für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. vierteljährlicher PränumeratioosprciS 10 — I»sertion§qcl'ühreii für den Raum einer qespaltenen Evrpuszcile 8 Pf. — Annahme van Inseraten büt Montag resp. Dvniierdtag Mittag. — Etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, werden mit großem Tanke angenommen, nach Befinden honorirt. Mitag, den 20. Hciolier aus ff § nicht besser vom Reicheren, und doch gilt der Menschheit unserer Tage »,i icie für alle Zeiten daS Gebot: Du sollst den Feiertag heiligen. Dem dritten folgt das vierte Gebot, ein heilig Gebot wie viele an. dere Gebote, und wo ist die Herrschaft, wo sind die Eltern, die eS nicht gerne sehen, nicht gerne hätten, das vierte Gebot gegen sie zu halten? — Wie kann ich aber als Dienstherr und Hausvater von den Meinen, seien cs Kinder oder Gesinde, gegen mich erwarten das hielte Gebot, wenn ich mit ihnen das dritte nicht halte? Da ja doch (Eingesandt.) Fortsetzung des Aufsatzes in No. 60 d. Bl.: Ein Wort, behufs der Klagen über die Dienstboten der Jetztzeit. Man nennt unsere Zeit aufgeklärt, und doch pflegt man so über- und so eben in unserer Zeit über Zuchtlosigkeit, Ungehorsam, ! Äcmeinheit, ja Wohl gar Bosheit, und nicht selten wird die dienende Nasse mit diesen Zeugnissen gebrandmarkt; mag auch tbeils seine delle Wahrheit haben. Es ist aber bekannt: Der Schade im VolkS- >vie im wtaatSlcbcn kommt nicht von unten heraus, sondern von 1 eben herein. So auch hier. Wie wird nicht zum Beispiel in unsrer Zeit der Sonntag entheiligt? Da macht sich Niemand ein Gewissen . daraus, den Sonntag zu entheiligen. Der Acrmere aber sieht's c ie nach Halten und Nichthalten der heiligen Gebote, Gottes Segen M dder Fluch das Theil ist? Es ist in unsrer Zeit und auch in unserm Vaterlandc, was frei- 0/ljch traurig genug ist, als wenn'die Sonntags-Heiligung ganz seine Geltung verlöre, und ists nicht eben in der ^anwinhschaft, wo dies Gebot: Du sollst den Feiertag heiligen! am häufigsten gemiß- braucht wird? Sonntags, anstatt die Dienstboten zur Kirche anzuhal- Zhi und selbst mit einem guten Beispiel voranzugcben, scheut man >ich hie und da nicht, denselben Arbeiten auszugeben, die unbedingt ben sechs Arbeitstagen der Woche zukommcn, und will der Dienstbare dicht, so scheut man sich wiederum nicht, denselben mit Schimpf-, Droh- ja wohl gar Spottrcdcn zu belegen. Man frage sich: Ist es 'd diesem Falle noch möglich, der Herrschaft ergeben, gehorsam und inm Nutzen zu sein? — Darauf kann inan rechnen: In dem Hanse der Eltern oder einer Herrschaft, wo das dritte Gebot seine Geltung derlicrt, verliert sicher und gewiß seine Geltung auch das vierte Gc- dvt. Uber in der Erndte heißt es, da kann man den Sonntag nicht ( Mten, und der Dienstbote wird gar nicht gefragt. Darüber das "l Asrt Gottes zur Hand. Darinnen hat Gott gesagt: „Sechs Tage M du arbeiten, aber am siebenten Tage sollst du feiern; beides mit Pflügen und Erndtcn." Und an einem "andern Orte spricht Er: „Ge denke des Sabathtages, daß du ihn heiligest. Sechs Tage sollst du ^beiten und alle deine Dinge beschicken, aber am siebenten Tage ist der Sabath des Herrn deines Gottes. Da sollst du kein Werk thun, W dein Sohn, noch deine Tochter, noch dein Knecht, noch deine Wgd, noch dein Vieh, noch dein Fremdling, der in deinen Thoren A" (2. B. Mos. 34, 21. und Cap. 20, 8—10.) Zwar hat das Mt gesagt zu den Israeliten, aber was sind wir und unser Volk Mhr, daß wir das Gebot: du sollst den Feiertag heiligen, nicht zu Mten hätten? Oder was wird der Mensch, der Erdenklvß, seinem Ml und Schöpfer in seinem Worte abtrotzen? Wiederum: Bei den 'Maeliten ward die Übertretung des dritten Gebots, sowie überhaupt Gebote mit Todesstrafe belegt, wie Gott der Herr unter seinem ganz besonders auscrwähltcn Volke, durch seinen Knecht Mose ^geführt; hat aber unter uns, seitdem der Herr Christus in die ^lt gekommen ist, und wir nach ihm als Christen das Volk GotteS Horden sind, aufgehört. Wir sollen ans Liebe zu Gott die Gebote Mten, wie des Herrn Jesu und feiner Apostel Worte bezeugen. Echt man aber in unserer Zeit, zumal in der Jahreszeit, die wir Minner nennen, Sonntag draußen in Gottes Natur, durch Feld Flur, und sicht so recht einmal dem Thun und Treiben der ^ndwirthschaft zu, man frage sich, wo bleibt denn die Liebe zu M Gebot: Du sollst den Feiertag heiligen? Sontags, Vor- wie Nachmittags, Kirchen und Bethäuser zum großen Theil fast leer, und am Abend Gaststuben und Tanzbüuser fast überfüllt, ist kein gutes Zeichen unserer Zeit. Unsere Zeit ist krank, die ganze Zeit todtkrank an Hochmuth, zu allermeist im Verhalten gegen Gott und sein heiliges Wort. Wie stehtS in ihr mit der so frommen Sitte unserer entschlafenen alten Väter nnd Vorfahren, mit dem lieben Tischgebet eben in der Laud- Wirthschast? Ach könnte man hintretcn an ihre Grüber und ihnen sagen, daß ein Vor- nnd Nachtischgebet mit ihnen zu Grabe gegan gen — sie würden sich in der Erde umwenden — Gott seis geklagt. Was aber würden sie »ins antworten, könnten sie einmal zusehen dem Thun und Treiben unserer Tage, und man ihnen sagen wollte, man nennt unsere Zeit aufgeklärt? — sie würden sich wieder zu Grabe weinen. — Mag cs auch fein, daß unsere Zeit in vielen Stücken bedeutende Fortschritte gemacht, aber was nützt das alles, wenn mit ihr immer mehr die Gottesfurcht schwindet? Was nützt aller Fortschritt in Handel und Gewerbe, Kunst und Wissenschaft, wenn die Furcht Gottes in den Hintergrund verdrängt wird, anstatt sie voran zu stellen und die Ehre, die Gott gebührt, dem Menschen ge zollt'' wird ? — Der sromme und weise König David spricht "Psalm 111, v. 10: „Die Furcht des Herrn ist der Weisheit Anfang; wer darnach thut (ja, wer darnach thut!) des Lob bleibt ewiglich." Nicht als wollt ich die Zeit ungerecht schildern, nein! Ich weiß, das? der Herr Jesus mi: großem Erfolg verkündigt wird, und daß ein schöner Opscrsinn geht durch vieler Herzen. Man denke nur an das Werk der Mission. Ganze Gemeinden aber kann man durchgehen, ehe man nur eine Familie findet, die dieser heiligen und wichtigen Sache von Herzen — sage von Herzen zugethan. Es ist wahr und bleibt wahr: Die Landwirthschaft, ein schöner und herrlicher Beruf. Welch eine Wonne für den Landmann, wenn der gute Schöpfer und Herr der Wellen im Frühling, nach langer, öder Winterszeit, das Erdreich für ihn aufschließt, und Saamen streuend in seinen Gemarkungen dahin gehen kann; wo ihm bald Feld und Wiese grünend und blühend entgegen blickt. Und wie freut sich nicht so mancher, oft sechs Tage rang in staubiger Wertstätte arbei tende Stadtbewohner, in der Zeit einmal des lieben Sonntags hinaus zu gehen in die freie ländliche Natur, wo sich Herz und Auge an tausend Wundern Gottes sattsam erfreut und erfrischt. Und kommt die Erndtezeit, welch herrliche Arbeit ist das nicht wieder, die Gaben Gottes abzumähen und als Garben in seine Scheuern einzu- sühren. Und ists nicht die Landwirthschaft, die durch die unermeß liche Güte Gottes aus dem Mark der Erde seine Gaben zuerst ge nießt? Aber wie dankt man ihm, dem Geber aller guten Gaben? Wo hört man noch das schöne Tischgebet: Komm, Herr Jesu, sei un ser Gast und segne, was Du uns bescheeret hast! Und nach Tische: Wir danken Gott für seine Gaben, die wir von Ihm empfangen ha ben. Wir bitten unsern lieben Herrn, er woll' uns Hinfort mehr bcscheern. Er woll' uns speisen mit seinem Wort, daß .wir satt wer den hier und dort! wie unsere guten Alten in so schön üblicher Weise hatten. Ach! Wenn jetzt unsere guten alten Väter einmal sollten wieder kehren und sich überzeugen von unserm Thun und Treiben, Handeln und Wandeln und Verhalten zu Gott und seinent theucr werthen Wort; würden und müßten sie uns nicht sagen, daß unsere Zeit mehr verdient eine hochmüthige genannt zu werden? die cs gewiß einmal mit der in ihr lebenden Menschheit erfahren wird, über kurz oder lang, daß Hochmuth kommt vor'»: Fall! Und was geschrieben steht in der hei ligen Schrift Galater 6,7: „Irret euch nicht, Gott läßt sich nicht spotten. Denn was der Mensch säet, daß wird er ernten." Werde mir nicht gram lieber Leser, wenn ich also rede: Ich antworte: Man schlage nur nach in der Weltgeschichte, sie hat Beispiele genug auf zuweisen: Wenn je ein Volk sich das Verderben ereilt, so ist ihm ge wiß eine Zeit vorauSgegangcn, in der inan Gottes heilige Gebo e mißachtet, und sein theuer wcrtbcS Wort verachtet. Sage: Was hat unsere Zeit mehr aufzuweiscn? Wie stehtS mit dem Halten der heiligen Gebote? Das soll ich beweisen: Vom dritten und vierten