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v. Dieth. Heink. Alter: 20 Jahr, Größe, 69 Zoll, Statur: mittel, Haare: braun, Stirn: niedrig, Gesichtsbildung: rund, Au^ braun, Nase: proportionitt, Mund: gewöhnlich, Bart: fehlt, Zähne: gut, Kinn: oval, Gesichtsfarbe: gesund.- . Bekleidet ist derselbe gewesen mit einem dunkelbraunen Rock mit schwarzem Sammetkragen, dunklen Hosen grauen Filzhut. M Kirchennachrichtcn aus Wilsdruff. Am 18. Sonntage nach Trinit. predigt Vormittags: Herr Pastor Schmidt. Nachmittags: Betstunde. Elegie auf Isabelle. Zähren ßrömen wie auS Ziegengossen Wie mit Mollen gieß eS Tbränen-Raß: Isabella, ach, sie ist verlassen, Bös Geschick gab ihr des Laufes Patz! Sie, an der noch jetzt Millionen hange», Und die selbst geliebt Millionen gleich — Ohne Kampf ist sie hinüber gangen Still hinüber — in ein bess'res Reich! Eine liebe Seele von Cbaracter War sie, und voll Lebenslust dazu, Toch der Llurm kam nnd die Arme packt er, Und nun hat die liebe Seele Ruh'! Sie, die stets, gehorsam Gottes Winken, Sank in's Knie um für ihr Bolk zu sleh'n — Ach, sie konnte kaum und kann nun nicht mehr sinken. Denn sie sank, um nie mehr zu ersteh'n! Sie ist hin, wo der Vorangegang'nen Traute Schaar sie als die Ihre grüßt, Wo sich ihr, der ewig Lieb'-Umfang'nen, Run das grüne Himmelbett erschließt! Betet, Spanier, daß der Himmel schenken - Ihr darinen cw'gen Frieden mag, Und zu Isabellens Angedenken Machet fromm drei Kreuze jeden Tag. (Berl.R, Der aus Oschatz gebürtige, nachstehend näher signalisirte Bäckergeselle Paul Reinhold Zschucke, hat sich s» wider ibn allhier anhängigen Untersuchung durch die Flucht entzogen; es werden daher alle Polizeibehörden ergebenst E auf den Zschucke zu vigiliren, denselben im Betretungsfalle festzunehmen und per Schub anher zu dirigiren. Königl. Gerichts-Amt Wilsdruff, am 8. October 1868. Leonhardi. Durch ein in den Nachmittagsstunden des 2. dss. Mts. in dem Dorfe Klotzscha ausgebrochenes Feuer sind die sämmtlichen größeren und kleineren bäuerlichen Besitzungen gehörigen Wohn- und Wirthschaftsgebäude nebst allen Ernte- und Futlcrvorrälhcn gä"' und von sechs anderen Besitzungen Nebengebäude eingeäschert und zerstört worden. . Heftiger Wind und Wassermangel haben eine so schnelle und große Verbreitung des Feuers verursacht, daß hierdurch, wie dü , zwischen angestellten amtlichen Erörterungen ergeben haben, im Ganzen 155 Personen obdachlos geworden und diese nur den gering Theil ihrer Habe zu retten im Stande gewesen sind. Die Unterzeichneten fühlen sich umsomehr verpflichtet, für die durch dieses Brandunglück schwer Betroffenen die öffentliche/^ thätigkeit anzurusen, je weniger cs namentlich bei dem nahe bevorstehenden Winter möglich sein würde, denselben ohne fremde Hilfe - dach nnd die sonst unerläßlich nöthige Unterstützung zu gewähren. Die unterzeichnete Könial. Amtshauptmannschaft, Johannisplatz 11, I., sowie das unterzeichnete Königl. Gcrichtsamt, Straße 19b, II., sind daher zur Annahme milder Beiträge jeder Art bereit und werden für zweckmäßige Vertheilung der bei ihnen ein-i^ den Liebesgaben unter Vermittlung eines im Orte zu bildenden Hilsscommitees Sorge tragen, hierüber aber seiner Zeit öffentliche Ne" schäft ablegen. König!. Amtshauptmannschaft und Königl. Gerichtsamt Dresden, am 5. October 1868. Jagd Verpachtung. Die Bekanntmachung der Jagdverpachtung zu Unkersdorf in No. 62 dieses Blattes erledigt sich, und sollen Jagdnutzung von dem 611 Acker umfassenden Fluren derselben Gemeinde, auf die Zeit vom 1. September 1869 bis' dcil 21. Oktober 1868 Nachmittags L Uhr im Güffhause zu Unkersdorf unter den im Termine bekannt zu machenden Bedingungen/ Wege des Meistgebots ohne Auswahl der Licitanten, verpachtet werden. Unkersdorf, den 1. Oktober 1868, Der Jagdvorstand. Sol, der bei Krisen oft genannten „politischen Börse" der Hauptstadt. Sämmtliche Madrider Blätter sind am 30. September wieder erschie nen, auch die Dcmocratia, deren Herausgeber aus dem Gefängnisse befreit wurde; er sollte 102 Jahre, sage hundert und zwei Jahre Preßvcrurtheilungen absitzen! Die liberalen Blätter verlangen Preß freiheit ohne Verantwortlichkeit des Herausgebers in politischen Din gen und ohne Caution, sowie Wahl der Bürgermeister und Vorsitzen den und der Friedensrichter. Der königliche Gerichtshof in Madrid hielt am 30. September eine feierliche Sitzung, in welcher die Ab nahme des Portraits der Königin vollzogen und der Beschluß ge faßt wurde, der Hof werde im Namen der Nation fernerhin Recht sprechen. Die Gaceta de Madrid meldet, die Ruhe sei befestigt, und daß das Volk jetzt eine reine Luft athmet, anstatt der verpesteten Atmo sphäre, in der sie sich bis jetzt krümmte. Am 30. September um 2 Uhr 40 Min. Nachm meldete die revolutionäre Junta von St. Se bastian in folgenden Worten die Abreise der Königin nach Madrid: „Donna Isabella von Bourbon hat sich mit ihrer ganzen Familie nach Frankreich begeben. Mit dieser Familie entflicht eine Dynastie. Die Nation allein steht uns jetzt vor Augen. Möge der Himmel die Schritte der Nation leiten!" — Madoz hat am 29. im Namen der provisorischen Junta von dem Balkon des Ralhhauscs herab folgende Ansprache an das Volk gehalten: Bewohner von Madrid! Die Sache der Freiheit und der Sitt lichkeit hat gesiegt. Die bereits eingesetzte provisorische Junta wird bald ihre Stimme erheben. Bürger! Keine Freiheit ohne Ordnung! Mit der Ordnung habt ihr die Gerechtigkeit. Verbrüderung mit der Armee, der Tochter des Volkes! Ich empfehle Euch die Achtung des Eigenthums nicht an; es bedarf dessen nicht. Die Liberalen stehlen niemals. Es lebe die nationale Souveränetät! Es lebe die Freiheit bringende Marine! ES lcbe die Freiheit bringende Armee! Nieder mit den Bourbonen. An demselben Tage wurde auch die nachstehende Proclamation, welche die Junta an die Armee erlassen hatte, in Madrid verbreitet: Soldaten! Ihr seid Söhne des Volkes, Ihr gehört zum Volke und müßt Euch dem Volke zuwenden! Wie alle Bürger, und mehr noch als alle, gehört Ihr dem Vaterlande an. Soldaten und Offi ziere der Armee! Wer in dieser feierlichen, entscheidenden Stunde Euch zu Feindseligkeiten gegen das Volk bewegen wollte, ist cinjVer- räther und Euch würde man Vatermörder nennen, wenn Ihr derar tigen Befehlen nachkommen würdet. Fraternisirt mit dem Volke! Steht zu ihm am Tage der Freiheit. Soldaten, nieder mit den Bourbonen! Es lebe die Souverainetät der Nation! Paris. Der Sieg der spanischen Insurrektion hat in den offi ziellen Kreisen einen höchst unangenehmen Eindruck gemacht. Äs dort besonders peinlich berührte, war der Umstand, daß Alles, sN'l die Armee, so plötzeich von einer Regierung absiel, die nicht versl^ den, sich populär zu machen, und d/r klerikal-absolutistischen Perls ihr Ohr geschenkt halte. In dem Ministerrathe, welcher am 30. b" in Paris stattfand, bildeten die Madrider Nachrichten allein den gensland der Verhandlungen. Gegen eine Intervention hat sich selbe entschieden ausacsprowen. Die Pariser Abendzeitungen cnchs len einen Erlaß der Negierung, welcher constalirt, daß die spauisri/ auf französischen Gebiete internirten Flüchtlinge fortan vollst^ frei sind. — „Frankreich sagt das „Eommuniquö" weiter, „habe höchste Pflicht, die Erhaltung der Ordnung an der Grenze zu sMs Die Entsendung mehrerer Schiffe an dcr'spaniscben Grenze bezw^ lediglich den Schutz der französischen Staatsangehörigen, falls deEs erforderlich sei. Jeder Gedanke -einer Einmischung liege Fransig auf's Fernste."