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Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Sievenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. ^iMtljährlicher Pränumcrntionsprcis 10 Ngr. — Jnsertionsgcbührcn für dm Raum einer gespaltenen Eorpuszeilc 8 Pf. — Annahme von Inseraten bis Montag resp. Donnerstag Mittag. — Etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, werden mit großem Danke angenommen, nach Befinden honorirt. . 65. Dienstag, den 6. Hctober 1868. -ll. . . '»-b . " . ... -f 1 « !.'l« ! » Verordnung des Justiz-Ministeriums au die Gcrichtsmnter, die Urlisten der Ge- schwornen betreffend, vom 30. September 1868. .Nach K. II des Gesetzes vom 14. September 1868, die Bildung der Geschwornenlistcn und der Geschwornenbank betreffend, ist die Urliste in den Landgemeinden und in denjenigen Städten, welche die Landgcmeindeordnung angenommen haben, von dem Gemeindevorstand, beziehendlich Bürgermeister an den Vorstand des Gerichtsamts des Sprengels einzusenden. . Weiter ist in dem angezogenen §.11 bestimmt, daß der Vorstand des Gerichtsamts die Urlisten seines Sprengels an den Director > I ^^ksgcrickts einsende und daß Sorge zu tragen sei, daß die sämmtlichen Urlisten im Laufe des Monats November an den Direktor de» Bezirksgerichts gelangen. Auf Grund dieser Bestimmung werden die Gerichtsämter andurch veranlaßt, ihrerseits dafür Sorge zu tragen, daß die erwähnten Urlisten ihres Sprengels rechtzeitig an sic abgegeben werden, und die einzelnen Gemeindevorstände, eintretendcn Falls, auf diese Bestimm- imgen neck besonders aufmerksam zu machen, auch dieselben auf Verlangen, soweit thunlich, bei Aufstellung der Urlisten und den sonst hiermit in Verbindung stehenden Arbeiten mit Rath zu unterstützen. . Dresden, den .30 September 1868. M i n i st e r i u m der I u st i z. Schneider. Rosenberg. T a g e s g c s ch i ch t e. Freitag Mittag traf in Dresden die Nachricht ein, daß in dem benachbarten Dorfe Klotzsche an drei verschiedenen Stellen zugleich Feuer ausgcbrochen sein sollte. Der Entstchungshcerd des Brandes soll in den Stallgebäuden des ehemaligen Ortsvorstandes Naumann gewesen sein, welcher beim Aufgchen des Feuers mit vielen andern Bewohnern des Ortes zum Markt in Dresden war. Wenn der ziem lich heftige Wind nickt gewesen, hätte sich vielleicht das Feuer auf diese einzige Besitzung beschränkt, so aber entstand ein Flugfeuer, das bis Sonnabend Nachm. 23 Besitzungen, darunter I I Bau.rgüter und 12 kleinere Stellen vollständig einäschcrtc. Von Rettung war keine Nebe, obwohl eine Menge Spritzen am Platze erschienen waren, die aber alle unckätig dastandcn. Niemand konnte helfen; denn fast ganz Klotzsche war ein einziger Fcuerheerd. Dresdner Turncrfcucrwehr ^icherhcitsbeamte, Löschmannschaft waren wohl erschienen, mit ihnen Hunderte von Dörflern der Umgegend, aber sie mußten machtlos vor dem wüthenden Element dastchen. Zwischen massiv gebauten, bren- uendcn Häusern standen kleinere Gebäude mit Strohdächern merk würdiger Weise unversehrt. Das Ganze bot einen schrecklichen An- dlick. Flammen ringsum, hoch oben auf der Höbe, ebenso unten sm Thal, Alles in schwarze Dampfwolken gehüllt. Ringsum auf den Feldern lagerten im Freien die Bewohner Klotzsche's mit ihrem Vieh, ihren Möbeln, weinend, klagend, erbarmungswürdig. Der Advokat und Notar Benisch in Dresden ist vom Appella- tionsgerickte auf die Dauer der wegen Eigenthumsvergehen wider ihn anhängigen Untersuchung von der advokatorischen und Notari- iitSpraris suspendirt, auch sein hiergegen eingewendeter NccurS ver worfen worden. Die früheren Bestimmungen, wonach den einjährigen Freiwilligen bei der Armee das eine Jahr ihrer activen Dienstzeit als drei ange- scchnet wurde, wird künftig außer Anwendung kommen. In Preu- sind schon die vom l/Octobcr 1867 in die Armee eingetretenen Miwilligen obengcdachler Kategorie zu einer Gesammt-Dienstzeit im gehenden Heere mit Einschluß deS Reservcvcrhältnisses von 7 Jahren verpflichtet. In Cackscn bat, da auf dem Landtag Klage darüber llesührt wurde, auf besondere Verwendung deS Kriegsministers beim Mdesfeldherrn das alte Vcrhältniß im laufenden Jahre noch be fanden. Künftig wird die Nescrvcpflicht der Einjährigen zwei Jahre langer, nickt wie bisher 4, sondern 6 Jahre dauern. Die 1200 Naturforscher und Aerzte in Dresden haben auch den lonigstein besuch!. Der preußische Commandant v. Rohrscheidt Müßte seine gelehrten Gäste mit Musik und Ehrensalven. Als ihm Abschied ein Hoch ausgebracht wurde, war er so artig zu ant- wortcn: Den Vertretern der Wissenschaft müsse man allezeit Thür 'ad Tbor offen halten. Das Glück hat in Chemnitz eine sehr arme Familie in erfreu licher Weise heimgesuckt. Ein Achtel-Loos, welches von gegen 6 Par teien gespielt ward, ist bei dein Hauptgewinne von 100,000 Thlr. bctheiligt. Wie man mittheilt, ist unter den glücklichen Gewinnern eine Frau, die sich mit dem kleinsten Betrage, nämlich 2 Ngr., be- theiligtc, sie erhält ungcfäbr 800 Thlr. ausgezahlt. Als Beweis der übergroßen Fruchtbarkeit, welche dieses Jahr den Winzern zu Theil wird, dürfte eine Weinrebe gelten, die man dem Weinberge des Herrn R. in der Niederlössnitz bei Dresden ent nahm. In der Länge von anderthalb Ellen enthielt solche 23 reife Trauben von besonderer Güte. Alte ergraute Winzer, die schon 1811 in den Bergen thätig waren, konnten sick nickt einer so ausgezeichne ten stiebe erinnern. Am 27. September Abends um 7 Uhr sind in Striegnitz bei Lommatzsch 3 Güter und von der Pfarre das Seitengebäude und die Scheune und des Nachts um 12 Uhr ist in Stauda bei Grossenhain eine Wirthschast abgebrannt. — Einen mit einem Wagen voll Pflau men nach Dresden unterwegs befindlichen Fuhrmann aus Lommatzsch fand man vergangene Nacht überfahren und todt unter seinem Wa gen liegend in der Nähe der Nicolsmühle. In der Gastwirthschaft zu Niederkaine bei Bautzen wurde in dem neuerbauten Tanzsalon am vergangenen Sonntage Tanzmusik abge halten, wozu sich außer Civilisten auch gegen 30—40 Mann Solda ten von der Bautzener Garnison eingesunden hatten. Nachdem die Köpfe der Soldaten durch zu reichlichen Genuss von allerlei Spiri tuosen stark erhitzt sein mochten, entstand zwischen den Civilisten und den Soldaten Zank und Schlägerei. Als der Saal bis auf 2 Sol daten geräumt war, wollte dieWirthin die Saalthüre zuschließen und forderte die Beiden deshalb auf, sich ebenfalls zu entfernen. Darü ber erboste der Eine dermassen, dass er blank zog und der Wirthin, die sich dessen nicht versah, einen Hieb über den Kopf versetzte und ihr dadurch eine nicht unerhebliche Wunde beibrachte. Der Soldat entfloh darauf mit Hinterlassung seiner Mütze und seines Seitenge wehres und wird, da dieser Vorfall bereits zur Anzeige gebracht worden ist, hoffentlich der gerechten Strafe nicht entgehen. In der Nacht des 2S./27. September haben drei in Grossenhain garnisonirende Reiter auf dem Felde des Gartengrundstückspachters Nicklisch Kartoffeln entwendet. Der Bestohlene ist hinzugckommen, ist aber von einem der Reiter mit einer Heugabel dermassen geschlagen worden, dass er schwerkrank darniederliegt. Die drei Uebelthäter sind bereits ermittelt und in Haft genommen worden. In Altenburg brannte am letzten September Nachts der An bau des Schlosses, das von dem Prinzen Moritz und Familie be wohnte Prinzenpalais gänzlich nieder. Die fürstliche Familie konnte sich glücklich retten, aber 4—5 Fenerleute sind todt, 7 wurden schwer verwundet ins Spital gebracht.