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seil Maler werden!" Anna, — die jetzt wieder leuchtenden AugeS vor ihm stand und mit ihrer jugendlichen Schwung- und Federkraft ihn über den Staub des Alltagslebens hinweggehoben. Er küßte den Boden, wo sie gestanden, und in dem Bewußtsein, daß sie ihm allein die Gunst ihrer Mutter erkämpft habe, rief er laut ihren Na men. Ein Echo trug den Schall zurück und er erschrack. Es klang so drohend, zürnend und plötzlich kam ihm die Erinnerung an Rös chen, an die bescheidene Blume im Thale und ein scharfer Stachel des Vorwurfs drückte sich tief in seine Brust. — Jetzt erst gewahrte er wie sein Herz sich leichtsinnig hin lind her werfen lassen und nun zwischen Klippen geralhen war, die ihn vernichten konnten. Müde und abgespannt und in der unglücklichsten Stimmung kehrte Thalheim nach Hause. Er beachtete: es nicht, daß der Volon- tair ihn diesmal schon von Weitem grüßte und er erwachte erst aus seinem Hinbrüten, als der Letztere näher kam und ihm nochmals einen „guten Abend" bot. Der Volontair war eitel, selbstgefällig, aber kein böser Mensch. Er hatte Thalheim stets wegen seiner Schweigsamkeit sür einen unbedeutenden Menschen angesehen, der keiner Beachtung würdig sei; jetzt war er aber auch der Erste, ihm herzlich Glück zu wünschen und kräftig die Hand zu schütteln. Herr v. Schwanenbach war nun ebenso überschwänglich in der Anerken nung feines Talentes, wie er ihn früher ignorirt hatte, und beeilte sich, ihm eine glänzende Zukunft zu verkünden, mn, wenn es ein träfe, dem berühmten Manne doch Alles vorausgesagt zu haben. Thalheim war überrascht, er wurde an sein Glück, an das neue Leben, das ihm winkte, erinnert und aus seinem Trübsinn heraus- gerissen. „Wir müssen Freunde werden," bemerkte der Volontair, „kom men Sie auf mein Zimmer," und er schob seinen Arm in den des jungen Feldmessers und zog ihn mit sich fort. „Es soll der Dichter mit dem Künstler gehen!" Der Volontair schleppte Wein herbei. — „Auf unsere Zukunft! auf Du und Du! Anna soll leben, Du ver dienst sie, obwohl sie von meinem Alten für mich bestimmt war!" — Edler Freund!" und die beiden frühem Gegner fielen sich um den Hals, und blieben im heitersten Geplauder bis tief in die Nacht beisammen. > Am andern Morgen erschien dem jungen Feldmesser Alles wie ein bunter Trauin, ein Rausch; erst als ihm die gnädige Frau vor- beschied, mit ihm die Anstalten seiner Reise und Studien sorgfältig besprach, kam er zur Besinnung, daß das Alles volle blühende Wirk lichkeit. In wenigen Tagen sollte er in seine Heimath zurückkchren, um Abschied zu nehmen, dann mit Empfehlungsbriefen versehen, die Dresdner Akademie besuchen, selbst eine Reise nach Italien winkte in der Ferne. Der Hauptmann wollte ihn aus seiner Heimfahrt be gleiten, auch er hatte noch manches in der Heimath zu besorgen, ehe er zur Hochzeit schreiten konnte, die bereits auf den Oktober fest gesetzt war. Noch eine schwere Stunde stand dem jungen Feldmesser bevor, der Abschied von Röschen. Er wanderte am letzten Abend vor der Abreise hin, in den Gedanken verloren, was er ihr beim Scheiden Tröstliches sagen wollte. Schon hatte er das Gartenthor in der Hand, da hörte er Jemand hinter sich rufen, „guten Abend, Herr Thalheim." Er drehte sich um, Kathinka stand vor ihm. „Sie lernen wohl jetzt weben?" fragte sie boshaft, „da Sie je den Abend den alten May besuchen." „Gewiß, ich kann doch nicht immer bei Ihnen tanzen lernen," entgegnete er ruhig und ging in das Häuschen. „Wirst es noch lernen," murmelte die Polin vor sich hin und schoß einen wüthenden Blick auf den einst so geliebten Menschen, der kein Verstäudniß für ihre Flammen gehabt. Thalheim hatte wohl schon von seiner nahen Abreise gesprochen, aber daß sie so plötzlich kam, erschütterte doch das arme Mädchen. Sie brach in Thränen aus, ohne Rücksicht auf ihren Liebhaber, der statt sich der schnellen Abreise des glücklichen Nebenbuhlers zu freuen, mit Röschen das tiefste Mitleid hatte. Er sprach ihr selbst den Trost zu, daß Thalheim wiederkehren würde. Sie schüttelte den Kopf, als ob sie ahne, daß dieser Abschied eine Trennung sür immer sei. Nachdem die Kleine sich ausgcweint hatte, schien sie ruhiger zu werden, sie sprach davon, wie sie sich kennen gelernt, wie sie so recht verschämt hinter ihrem Stuhle hervorgekommen, als der junge Herr hereingctreten. Bald war man in dem lebhaftesten Ausmalen der er sten Tage der Bekanntschaft, wie dies Scheidende so gern thun, und in der lebhaften Erinnerung der Vergangenheit schien die schmerzliche Gegenwart nicht vorhanden zu sein. Der junge Feldmesser machte endlich Miene aufzubrechen, der bescheidene Nebenbuhler kam ihm zuvor, er entfernte sich, von Thal heim herzlich Abschied nehmend, der über das Zartgefühl des schlich ten Mannes staunen mußte. Auch Thalheim mußte Abschied nehmen, noch einmal drückte er Röschen die Hand, „leben Sie wohl!" - Sie aber achtete wenig auf ihren finster blickenden Vater, im nächsten Augenblicke hing sie an seinem Halse und preßte feurig ihre Lippen an die seinen. „Leb' Wohl Geliebter!" Er ließ sie wie ein Kind auf die Erde gleiten, noch ein Blick des innigsten Mitleids, (in Lebe wohl und er war verschwunden. Sie bedeckte das Gesicht mit ihrer Schürze und kauerte sich weinend in einen Winkel. „Röschen! es ist gut, daß er fort ist," tröstete der alte May, „er hatte keine Religion, denk' nur, wie freventlich er von der Sonne und den Sternen geschwatzt. Sei nur vernünftig, Kind, wer hätte das gedacht, daß Du Dir solche Marotten in den Kopf setzen wür dest, so ein junger Mensch, der nichts, hat und nichts ist und Du weinst noch immer? Röschen ich an Deiner Stelle," er inne, da ihm seine Tochter mit der Hand Schweigen geb/,,, nicht, Vater," sagte sie leise, „ich höre nur sein Lebe»// Am andern Morgen reisten der Hauptmann und se^ Gehülfe ab. Die Gutsherrin stand wie damals bei ibw^ am Portale, nur war sie heute gütiger, freundlicher. zum Abschied noch lange ihr Weißes Tuch. Die Abreisenden plauderten von ihrer ersten Einkehr-,^ die Wirthschaft auf den ersten Blick so wenig gefallen, mann schlechtes Wetter prophezeit und die Gnädige besessen habe, darüber zu schweigen, und ließen Gespräch den Rauch ihrer kurzen Pfeifen in die Luft da// „Thalheim! Thalheim!" rief plötzlich der Hauptm//., aus, „mich rührt der Schlag! — da kommt die klein".,? er zeigte auf einen Seitenweg, auf dem eine Reiterin Galopp angesprengt kam. „Ah, die Kleine wird mir d" / j machen," fuhr er beunruhigt fort. „Kutscher, fahr.".// kommen wir ihr zuvor! Sie merkts! — Wie sie anHE^r nun wird es gut. — Pah, ein Reiterangriff, wir sind b- . rie und müssen Quarree formiren." Thalheim hatte die Reiterin ebenfalls bemerkt genheit und Unruhe war gewiß noch größer und am als die des Hauptmanns, denn er hatte ein schlr^ s.- Sicher hatte nur Anna's treue, fcsthaltende Liebe » und wie hatte er ihr gedankt! wie hatte er sie fö^htf und eine Neigung zu jenem Mädchen gefaßt, die W^' Andenken an Anna völlig vergessen gemacht. Konnte . seine Treulosigkeit der Geliebten verborgen gebli^- zeigte nicbt ihr leidenschaftliches Anstürmen, daß sie / (Fortsetzung folgt.) Aufforderung an die Verseh.' von der undcclarirten Verpackung von Geld in , stand zu nehmen. Zur Uebermittclnng von Geld durch die Post, unt^ bietet sich . die Versendung deS declarirtcn Werthbctragcs" Packeten, oder , die Anwendung des Verfahrens der Post-Anst" / dar. Bei der Versendung von Geld in Briefen oder t Angabe des Werthbetrages, wird, außer dc/// Minimal- oder Gewichts-Porto, eine Assecuranz-^/,? declarirtcn Werth erhoben. Dieselbe beträgt bei , nach Orten des Norddeutschen Postbezirks, sowie na^ / oder Oesterreich gerichtet sind, unter und bis 50 Thlr. über . für Entfernungen bis 15 Meilen V? Sgr. . . - - über 15 bis 50 M. 1 - . . . ),.? - größere Entfernungen . . 2 - . ' ' Zum Zwecke der Uebermittelung der zahlreichen ist das Verfahren der Post-Anweisung, welches st'!/ . des Gesammtgebiets des Norddeutschen P o st bei// im V-rkehre mit Bayern, Württemberg, Bad/ / , bürg zulässig ist, wegen der größeren Einfachheit" / empfehlen. l Die Gebühr für die Vermittelung der ZahlM Anweisung beträgt: , -U bis 25 Thlr. überhaupt . . 2 Sg'" - l über 25 bis 50 Thlr. überhaupt . . 4 s/ / - Beim Gebrauche einer Post-Anweisung wird und mühsame Verpacken des Geldes, die Anwendung/^ und die fünfmalige Versiegelung völlig erspart. Aua' fahren der Postanweisung den Vortheil, daß zwisw// und Empfänger Differenzen über den Befund an / wachsen können. Um so mehr darf die Postbehörde an " /, die erneuere Aufforderung richten, sich ein/^ ten Verpackung von Geld in Briefe oder v/'/ halten, vielmehr von der Versendung unter oder von dem Verfahren der Post-AnweisuNg machen. Der Ober-Post-Director 1^1». Getreidepreise von Dresden, am 11. 1. an der Börse. Roggen 4 Thlr. 17 Ngr. bis 4 Thlr. 27 Ngr.— Weyen, w/ bis 7 Thlr. 2'/, Ngr., Weizen braun 5 Thlr. 20 Ngr. bis 6 TU 4 Thlr. —Ngr. bis 4 Thlr. 12'/, Ngr. — Hafer 2 Thlr. N" , 22'/, Ngr. 2. auf dem Markte. , Roggen 4 Thlr. 24 Ngr. bis 4 Thlr. 28 Ngr. - Wnzcn ° 7 Thlr. - Ngr. - Gerste 4 Thlr. 5 Ngr. bis 4 Thlr. 15 Mz/s 18 Ngr. bis 3 Thlr. 15 Ngr.— Kartoffeln 1 Thlr. 20 Ngr. b>s , Heu 1 Thlr. 18 Ngr. bis 1 Thlr. 26 Ngr. — Stroh 12 Thlr. / — Ngr. — Butter ü Kanne 20 bis 22 Ngr. — / Kirchennachrichten aus WilsdrU^ Am 15. Sonntage nach Triuit. PU,/ ' Vormittags: Herr Diaconus Höch'""/ Zum Kirchweihfest, Montag den 21. September, V - predigt Herr Pastor Schmidt.^/ Redaction, Druck und Verlag von H. N. Berger in Wilsdruff.