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44 und Graf Lippe, ^cr frühere Justizministcr, führen das Wort öfter als wünschenswerth ist. v. Kleist-Retzow verglich in diesen Tagen etwas ungeduldig das Berhältniß zwischen Herrenhaus und Volks- Haus mit einer Ehe, in welcher sich der Mann oft viel von einer geschwätzigen Frau gefallen lassen muß. In Griechenland ist große Aufregung und Ministerkrisis, der König will die Vermittlung der Mächte annehmen, das Ministerium nickt. Der ganze östliche Völkermischmasch kommt in Bewegung; Serbien und Bulgarien, Macedonien Bosnien, und Montenegro und vor allen Rumänien will sich einmischen, Wenns zum Kriege mit der Türkei kommt. Darin besteht die Gefahr. In Egypten ist der Schleier gefallen: die Frauen des Vice königs dürfen ohne Schleier im offenen Wagen ausfahren. Vom I. Juli 1865 his 31. Dec. 1868 sind etwa 1 Million Einwanderer in Nordamerika angekommen. Diese Million, le diglich als Arbeitskraft berechnet, kommt einer Vcrmögensvermehrung von 500 Mill. Dollars gleich, abgesehen von dem Baarvermögen, was die Leute mitgebracht haben und das etwa 80 Mill. Dollars beträgt. Dieser starken Einwanderung namentlich schreibt einer der unterrichtetsten Staatsbeamten, der Obersteuer-Commissar Wells, das wunderbar rasche Erholen Amerikas von dem großen Kriege zu. Lin Mati für die Schwiegermütter. Eilte Aschermittwochs-Betrachtung. (Schluß.) Denn wo giebt es eine Schwiegermutter, von der ihr Schwiegersohn auch unter den intimsten Freunden nur Gutes sagte? Und doch muß ein Mädchen im strengsten Sinn des Wortes eine Mutter gehabt haben, und unter allen Umständen, nicht etwa nur so, wie sie Masern, Keuchhusten und andere Kinderkrankheiten gehabt hat. War nun diese Mutter nothwendig, war sie die schützende, sorgende, leitende Hand für ihr geliebtes Töchterchen, warum hat sie sich nun plötzlich in einen feindlichen Dämon verwandelt, unter dessen Angriffen der arme Schwiegersohn täglich seufzt und leidet? So lange der Schwiegersohn eben nichts war, als der Bewerberum die Hand der Tochter, hatte er gewiß das Herz der Mutter eher als das der Braut erobert, denn eine Mutter kennt keine andere Sorge, als ihre Tochter mit einem Manne zu versorgen; sobald aber endlich auf das zarte Drängen und Mitwerben der Mutter der Geliebte zur That geschritten und sich die sanften Bande Hymens hat anlegen lassen, dann gewinnt in dem Auge der Mutter Alles eine andere Gestalt und mit vollem Rechte! War sie nicht zu eilig gewesen? — Hätte sich nicht am Ende noch eine bessre Partie finden lassen? Und waren dem Glücklichen bei seiner Bewerbung nicht viel zu wenig Schwierigkeiten gemacht worden? — Dem Letzteren wenigstens kann etwas abgeholfen werden, das ist auch dieAufgabe einer rechtschaffe nen Schwiegermutter und der Schwiegersohn hat die Pflicht, sich in die Strafen mütterlichen Zornes mit jener Philosophie zu fugen, wie sie dem Weisen geziemt, der sich bewußt geworden, daß er auch ein mal eine Thorheit begangen. Die Schwiegermutter hat, wenn sie eine „echte" sein will, vor allen Dingen darüber zu wachen, daß Alles im Haufe nach ihrer Pfeife tanzt; früher war sie die Hand, jetzt ist sie das Auge der Wirthschaft, und will der Schwiegersohn ihr das «Lcepter aus den Händen winden und mit stolzem Selbstgefühl seiner Frau in die Hand drücken, dann ziehen die Wetterwolken am Ehestandshimmel herauf, dann keimt in der Schwiegermutter der Gedanke, daß ihre Tochter höchst unglücklich, an einen Barbaren verheirathet, und ihr ganzes Leben nur noch ein Rachegedanke gegen die schmachvolle Ty rannei des Schwiegersohns sei. Die Schwiegermutter ist das kon servative Princip des Hauses und in althergebrachter Weise muß das Leben fortgesponnen werden, wie sie es vor dreißig Jahren mit ihrem seligen Manne angefangen. Ihrem seligen Manne! — Denn da mehr Männer als Frauen sterben, giebt es auch weit mehr Schwiegermütter als Schwiegerväter und die ersteren, die ihrem Manne immer noch eine Thräne nachwcinen, sind die gefährlichsten; sic ziehen fortwährend Parallelen zwischen ihrem Schwiegersöhne und deni „Seligen," und welch eine Macht der Erinnerung bewegt ihre Seele! Der rauchte nicht wie der Herr Schwiegersohn theure Havannacigar ren, sondern nur eine friedliche Pfeife — er wird dieser Friedens, pfeife oft bedurft haben! — er ging alle Wochen nur einmal in den Club und nicht in theure Weinstuben und Evndiloreien, er hatte bei der Heimkehr immer ein Lächeln und einen Kuß für seine Frau, nicht diesen kühlen „guten Abend". Der Verstorbene war ein Muster ei nes Ehrenmannes; ihren Schwiegersohn diesem Ideale nachzubilden, ist ihre heiligste und sch-nste Aufgabe und ist freilich zu beklagen, daß diese Schwiegersöhne so wenig Lust verspüren, dem Seligen we nigstens annähernd ähnlich zu werden, und so trifft auch die Schwie germütter wahrlich keine Schuld, wenn sie über diesen vergeblichen Versuchen die Geduld verlieren und nachdem sie alle sanften Ueber- redungskünste erschöpft, wie verzweifelte Belagerte zu den Waffen greifen und einen Ausfall machen. O dieser Selige, den der unglückliche Schwiegersohn schon we nigstens hundert Mal verdammt! Aber was kann die Schwieger mütter dafür, daß der Schwiegersohn nicht ihrem Traumbild emes Ehemannes entspricht, daß er auch gegen sie nicht mehr die zarte Aufmerksamkeit bewahrt, die er stets für die Mutter seiner Braut in Bereitschaft hatte? Soll sie Alles hingehen, ihre Tochter unglücklich werden lassen, die ohnehin eine bessre Partie gemacht, wenn sie nur noch kurze Zeit gewartet hätte ? Nein, jetzt gilt es die Zügel straffer zu ziehen und dem Herrn Sohne zu zeigen, daß er nur ihr sein Glück zu verdanken habe, daß er sich ewig verbunden und verpflichtet fühlen sollte, nicht damals einen Korb erhalten zu haben, und es daher wohl seine heilige Pflicht sei, diese Huld und Gnade durch die größte Unterwürfigkeit wett zu machen. Der Undankbare! Er giebt nicht undeutlich zu verstehen, daß ihn selbst eine abschlägliche Antwort nicht außer Fassung gebracht hätte, vielleicht sogar wünschenswerth gewesen wäre, und damals gab er sich das Ansehen, als hinge Sein oder Nichtsein an der Beantwor tung dieser Frage, und jetzt hat er stets ihren Einfluß zu beschrän ken gesucht, und sie hat sich jeden Fuß breit mit düppelhafter Bra vour im Hause der Tochter erkämpfen müssen. Nun giebt es keine Gnade! Krieg ihm und allen heuchlerischen Männern; vor Allem gilt es jetzt das friedliche Herz der Tochter aufzuwühlen und ihr zeigen, an welch' character- und gesinnungslosen Mann sie gefesselt. Freilich hat die Mutter selbst ihre Tochter zu dieser Wahl gedrängt, sie war die Aeltere und Erfahrenere, aber sie machte ja ihren Jrr- thum, ihre tragische Schuld wieder gut, indem sie unerbittlich das Band zu lockern sucht, daß sie einst" im thörichten Unbedacht um diese Beiden geschlungen. Und dann nennt man diese Aermsten Frie densstörerinnen, Urheberinnen der Scheidung, weil sie wie Helden des Alterthums die Wunden ausbrennen, die sie selbst geschlagen?! Das ist keine bloße Schwiegermuttergrillc, das ist Heroismus, tita nenhafter Trotz, dies Bestreben, Geschehenes wieder ungeschehen zu machen, soweit dies möglich, eilten schönen Jrrthum in sein Nichts aufzulöscn. - Gewiß, eine große, wenn auch undankbare Aufgabe, die leider bisher unter falscher Beleuchtung für Zant- und Streitsucht, für un erträgliche, unheilbare „Sckwiegermutterlrankheit" gegolten hat. Ich mache auf das Verdienst, diese tiefen Motive in den Herzen von Schwiegermüttern auseinandergelegt zu haben, ausdrücklich Anspruch. Fürwahr, ihr Schwiegermutter und vollends ihr reichen Schwie germütter, seid zu beklagen; man heiralhet Eure Töchter aus reiner Liebe, man versichert es Euch hundertmal und dann gebt Ihr ihnen nicht genug baarcs Geld mit! Die erste Dissonanz zieht damit, wie ein rechter Fehlgriff auf der Violine des Gebens, durch das schon acht Tage lang ungetrübte Eheglück. Und hattet Ihr nicht Eurer Tochter die glüuzendstc Ausstattung mitgcgeben ? Strotzten nicht Kisten und Kasten, Seyränke und Schüde vom Weißesten Leinen, von rau schender Seide? Ist nicht auf Jahre hinaus und selbst für die zu künftigen Geschlechter schon gesorgt? Und dies Alles gilt dem un dankbaren Schwiegersöhne für Nichts? Bah, Ausstattung, das ist ein nvlhwendiges Uebel, das bekommt man mit, wie man die Schwie germutter mit belommt! aber baares Geld — das ist die Frage?! O ihr Unglücklichen! wie muß diese traurige Entdeckung an Eurem gebrochenen Schwiegerherzen nagen! Ich sehe die Schatten, die über Eure Augen hinwegziehcn, ich lese in Eurer Seele Eure stummen und oft nur zu lauten Anklagen gegen Eure Schwiegersöhne: „ich habe bewirthct und bewahrt" seufzt ihr, „geschmückt und geschützt dies mem Kind achtzehn oder zwanzig Jahre und Ihr seid gekommen, Ihr Sohn der Jugend und der Thorheit, all' meine Mühe hinwegzunch- meu und welchen Dank habe ich geerntet?" Dank von Schwieger söhnen?! Eigentlich jedoch ist in jedem geordneten Hauswesen eine Schwie germutter nolhwendig; denn schon ein alter berühmter Arzt hat aus- vrücklich als das beste Mittel zu einem langen Leben verordnet „re gelrechte Gewohnheiten zu vermeiden, die gewöhnlich Folge der Ruhe und der Arbeit zu unterbrechen, Ungcmächlichkeit und Erquickung un ter einander zu mischen." 'Nun, eine Schwiegermutter ist gerade der richtige Apotheker, dies Heilsästlein zu brauen; sie ist das beste Mittel die nöthigc Bewegung und Unruhe, Ungemächlichkeit und Erquickung hervorzubringen und damit allein schon wäre ihrDaseiu verdienstlich und unschätzbar. Nur zwei Schwiegermütter im Hause — zwei Ge witter am Himmel — dafür bewahre das Schicksal Jeden, mail raunt sich davon Schreckliches in das Ohr. Ich lasse die Ausmalung dieses hehren und großartigen Schauspiels der Phantasie unserer Leser und will zum Schluß nur noch bemerken, daß die Schwieger mutter neben vielen edlen und schönen Eigenschaften gewöhnlich noch die eine hat, Großmutter zu sein, und diese allein würde schon hinreichen, manche Dissonanz in Harmonie aufzulösen. Alles, was an der Schwiegermutter störend und unbehaglich, wird an der Großmutter lieb und gut, und an den Dornen, die dem Schwieger sohn oft die Hand verwunden, ritzt sich der kleine Enkel nicht ein einziges Mal die zarten Finger. Die Schwiegermutter mag wie eine düstre verschattende Wolke in dem Hause des Schwiegersohns Herauf ziehen: die Großmutter bringt doch nichts als Lust und Sonnenschein mit und wär's auch für Niemand anders als für ihre Enkel. Drum Heil! dreimal Heil den Schwiegermüttern, ich drücke ih nen allen die Hand und erwarte — ihren Dank. Ludwig Habicht. Kirchennachrichten aus Wilsdruff im Monat Januar 136V. Getaufte. Wilhelm Arthur, Mstr. Friedr. Wilhelm Börners, Bürg. u. Tanzlehrers hier, Sohn; — Max Franz, Mstr. Friedrich Eduard Harders, ans. Bürg. u. Beutlers hier, Sohn; — Louis Otto, Ernst Louis Wegerdts, ans. Bürg, und Gutsbesitzers hier, Sohn; — Heinrich Oswald, Joh. Aug. Ernst Trepts, Handarbeiters in Grumbach, Sohn; — Adolph Curt Alwin, Friedrich Adolpb Gasts, ans. Bürg. u. Handelsmanns hier, Sohn; — Anna Bertha, Joh. Heinr. Hoppes, ans. Bürg. u. Handelsmanns hier, Tochter. Außerdem ein unehl. Sohn hier. Getraute. Karl Gottlieb Bergmann, Handarbeiter und Einw. hier, mit Anna Maria Seifert hier;—Karl Gustav Brendel, Tischler u. Einw. hier, mit Pauline Auguste Pause hier. Beerdigte. Johann Gottfried Seiberlich, Straßenwärter in Grumbach, ein Wittwer, 79 Jahr 2 Mon. 1 Tag alt; — Clara Martha, Ernst Louis Wegerdts, ans. Bürg. u. Guts besitzers hier, 1. Kind, 1 Jahr 1 Mon. 8 Tage alt; — Frau Elenore Henriette Domann geb. Dinndors von hier, Karl Jacob Domans, Bürg. u. Handarbeiters hier, Ehefrau, 46 Jahr 2 Mon. 27 Tage alt; — Ein unehl. Sohn hier. dc N si« w