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48 dies ohne jede Aufsicht. Dcr Mann, der 4 kleine Kinder hat und arm ist, kann nichts weiter thun.J Dem Postamte in Weimar ist am 5. Febr. der Fahrpostbeutel mit 3500 Thlr. baar und 62,000 Thlr. in Wechseln entwendet wor den, entweder im Posthofe oder auf dem Bahnhofe. In einem Keller der Rheinsberger Straße in Berlin ist eine Falschmünzerbande aufgehobe>t worden. Die Polizei verfuhr so ge schickt und rasch, daß sie die Leute in voller Arbeit traf; die falschen 1-Thalerstücke, die Formen und Chemikalien, kurz alles fand sich. Aus der Provinz Preußen, 7. Febr. Ueber eine in der medicinischen Erfahrung wohl noch nie wahrgenommene Erscheinung entnehmen wir der Danziger Zeitung Folgendes: „Am letzten Sonn tag wurde in Schliewen bei Dirschau von einer jungen blühenden Hirtenfrau ein übrigens gesundes Mädchen geboren, an dessen un- tcrm Rückentheile sich eine Geschwulst von der Größe zweier starker Fäuste befindet. In dieser von der Haut überklcideten Geschwulst, bewegt sich mit großer Lebhaftigkeit ein Kind, dessen wohlgebildete Glieder durch die Wände dcr Geschwulst zu fühlen sind. Seine Größe entspricht der einer 5—6 Monate alten Frucht. Der Vater rief den Sanitätsrath vr. Preuß in Dirschau hinzu und ersuchte ihn, die Ge schwulst mit der Frucht zu entfernen, vr. Preuß erklärte jedoch, nachdem er das Kind lange und sorgfältig untersucht hatte, es sei in diesem außerordentlichen Falle die Möglichkeit vorhanden, daß das in der Geschwulst, wie alle Anwesenden sich überzeugten, lebhaft sich bewegende Kind zur Reife gelange. Kein Arzt könne sich für berech tigt halten, dieses wunderbare Wesen zu zerstören; dasselbe sei viel mehr auf alle Weise zu schützen und zu fördern. Das neugeborene Mädchen, welches hiernach Aussicht hat, in wenigen Monaten Mutter zu werden, ist von seltener Kraft und Schönheit und nimmt die Mutterbrust mit Freudigkeit; die wunderbare Frucht, welche bereits alle Zeichen eines kräftigen Lebens trägt, wird, wenn sie zur Reise gelangt, das Kind eines jungfräulichen Kindes sein. Berlin. (Post.) Während das gegen den Knaben Hanke ver übte bestialische Attentat, die Berliner Bevölkerung in einer fort dauernden Aufregung erhält, haben wir leider wieder von einer allerdings etwas mysteriös klingenden Entführungsgcschichte eines Kindes Mittheilung zu machen. Auf dem Wege zur Schule und in Begleitung des Dienstmädchens wurde nämlich am Montag früh 7Vr Uhr die 9jährige Tochter des Maler Sonnenschein von einem Unbe kannten in der Artilleriestraße mit Gewalt ihrer Begleiterin entrissen, in eine bereit stehende Droschke gepackt, und so in aller Eile in dcr Richtung nach dem ehemaligen Hamburger Thore zu entführt. Wie man bemerkt haben will, hätte in dem verschlossenen Wagen eine verschleierte Dame gesessen, welche das Kind in Empfang genommen habe. Dem Dienstmädchen war die Verfolgung der Droschke un möglich, eben so wenig hatte dasselbe deren Nummer anzugeben ge wußt. Die Recherchen der Criminalpolizei sind im vollen Gange. — Am Sonnabend kam eine alte Frau zu dem Privatleihhausbesitzer Herrn Janke in der Prinzessinnenstraße und bot demselben ein Re volver zum Versatz an. Es wurde ein Darlehn darauf bewilligt und Herr Janke versuchte nun, ob der Revolver noch leistungsfähig sei. Beim ersten Abdruck entlud sich dieser und eine Kugel drang ihm alsbald in die rechte Oberbrust. Zwei herbeigerufenen Aerzten war es bis am Montag Morgen noch nicht gelungen, die Kugel auf zufinden und zu beseitigen. Der Getroffene hat an so großem Blut verlust zu leiden, daß an seinem Aufkommen gezweifelt wird. Berlin, 10. Febr. „Provinzial-Correspondenz" schreibt: Ebenso wie in Betreff der griechisch türkischen Frage jeder Grund zur Be unruhigung und Besorgniß beseitigt ist, so darf man auch alle son stigen Behauptungen und Gerüchte über weiter drohende europäische Verwicklungen als vollständig grundlos betrachten. Sammelt Beust feurige Kohlen auf Bismarcks Haupt? Er war es, der Bismarck von einem beabsichtigten Attentate .Nachricht ge geben hat. Es kam ihm aus einer südlich von Wien gelegenen Stadt die Nachricht zu, daß ein dort lebender junger Mann die Ab sicht ausgesprochen habe, Bismarck zu tödten. Da sogar Name und Stand des jungen Mannes genannt wurde, so machte er in Berlin Anzeige und zwar schon vor Bismarcks Rede über die Confiscatione in Hannover und Hessen. Bismarck soll seine heftigen Reden (Rep tile, die bis in ihre Höhlen verfolgt werden müssen) unter dem Ein druck dieser Anzeige gehalten haben. Dem König von Griechenland ist es gelungen, ein neues Mini sterium zu bekommen und der Friede wird wahrscheinlich erhalten bleiben. Der gute Napoleon bekommt auch im väterlich regierten Alge rien seine Sorgen. Die undankbaren Sidi-Sheiks haben sich zu Pferd rind Fuß (4000 M.) erhoben und sich zum Gtück von 1200 Franzosen unter Oberst de Sonnis bei Loghuat schlagen lassen. Der Aufstand dauert aber fort und kein anständiger Franzose und bie derer Deutsche zweifelt, daß Bismarck hinter dem ganzen Schwindel steckt. Vermischtes. Zwickau (Böhmen). Ein beklagenswerthes Unglück hat sich kürzlich in dem nahen Falkenau ereignet. Auf einem Hügel ohnweit seines Gutes sieht ein dortiger Gutsbesitzer eine Krähe niederfliegen. Als großer Liebhaber vom Schießen wird sofort das geladene Ge wehr herzugeholt, um die Krähe zu erlegen. Der Schuß fällt. Doch wen hat er getroffen? Seine Gattin, welche, um aus dem hinter dem Hügel befindlichen Born Wasser zu holen, ausgegangen wär, kommt in demselben Moment die Anhöhe heraufgegangen und wird von dem Schüsse getroffen und sinkt sofort als eine Leicbe nieder. Der un glückliche Gatte, welcher darauf dem Kreisgericht überliefert wurde, soll untröstlich sein. In der Pariser Oper bemerkte ein Engländer im Parquet plötz lich, daß man seine der Bühne zugewandte Aufmerksamkeit benutzt hatte, ihm die kostbare goidne Uhr zu entwenden. Mit lauter Stimme rief er ins Publikum hinein: „Der Herr, der meine Uhr ge stohlen, möge sich in Acht nehmen, sie repetirt sehr laut und zwar alle Viertelstunden!" Kaum hatte der Bestohlene dies gesagt, als ein in der Nähe stehender Herr Miene machte, sich zu entfernen. Unser Engländer faßte ihn sofort und nahm ihm unter allgemeiner Hei terkeit des Publikums die gestohlene Uhr mit den Worten ab, er möge sich davon machen und anderswo den Strick zu verdienen suchen. Jüngst wollte sich ein Bauernwirth nicht weit von Würzburg eilten Spaß machen; er goß einem Simpel von Gaste ein Glas Branntwein über den Kopf, zündete die Haare an und löschte die Lichter, um sich an dem Feier zu gaudiren. Der arme Simpel ver brannte fürchterlich und wir wollen abwartcn, ob die Geschichte da mit aufhört. Leben wir im Sumpfe? In Paris bot ein polnischer Graf einer jungen liederlichen Dirne 20,000 Francs, wenn sie auf dem Opcrn- balle den Herzog von Bcauffrcmont dahin bringe, daß er vergiftete Bonbons von ihr annehme. Die Dirne ging scheinbar auf die Be stechung ein, dcnunzirte aber den Anschlag bei der Polizei, der pol nische Graf wurde verhaftet. Der Herzog lebt von feiner Frau ge trennt und der Graf ist der Liebhaber der Herzogin. Ganz Paris ist voll von der Sache. P o st e n g a n g. Von Wilsdruff nach Dresden 6 U. — M. früh, in Dresden 7 U. 50 M. früh. - - - - 2 - 30 - Nachm.. - - 4 - 20 - Nachm. Von Dresden nach Wilsdruff 12 U. 15 M. Mitt., in Wilsdruff 2 U. 15 M. Nachm. - - - - 7 - 30 - Abds. - - S - 30 - Abd». Von Wilsdruff nach Nossen 5 U. 15 M. früh, in Nossen 7 U. 25 M. srüh. - - - - 1 - — - Mitt. - - 3 - 10 - Nachm. von Nossen nach Wilsdruff 7 U. 45 M. früh, in Wilsdruff 9 U. 50 M. Vorm. - - - - 10 - 45 - Abds., - - 12 > 50 - früh. Kirchennachrichten aus Wilsdruff Am Sonntage Jnvocavit predigen Vormittags: Herr Pastor Schmidt, Nachmittags Herr Diaconus Ficker. Amtliche Bekanntmachungen und Anzeigen vermischten Inhalts. Erledigt hat sich die hinter Carl August Werner aus Dörnthal erlassene Vorladung durch dessen Gestellung. Königliches Gerichts-Amt Wilsdruff, am 8. Februar 1869. Leonhardi. Nachdem Herr Friedrich Adolf Gast allhier die von ihm zeither geführte Specialagentur der Feuerver sicherungsgesellschaft „HiurinAia." zu Erfurt niedergelegt und an seiner Stelle der hiesige Hausbesitzer Herr Christian Friedrich Tannenberg am heutigen Tage als Specialagent der gedachten Feuerversicherungsgesellschaft für den Bezirk des Gerichtsamts Wilsdruff, mit Einschluß der Stadt Wilsdruff, jedoch mit Ausnahme der Dörfer Niederwarthe und Wildberg, allhier bestätigt und verpflichtet worden ist, so wird solches hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Königl. Genchtsamt Wilsdruff, am 9. Februar 1869. Leonhardi. Holz Anction. Den 20. Februar a. e., srüh nach 9 Uhr, sollen in dcr zum ILitterKiit« gehörenden Waldung eine Partie birkene und fichtene Scheit- und Roll-Klaftern, sicbtne Stangen von 2 bis 6", fichtne und harte Abraumhaufen gegen Baarzahlung versteigert werden. Anfang im Dechantberge.