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WtichcMM 1869 Ireitag, den 12. Februar Bckaiintmachniig. Nachdem die durch freiwilligen Abgang erledigte Function des Feuerpolizei-CommissarS im 30. Districtc des hiesigen amtshaupt- nrannschaftlichcn Bezirkes dem Herrn Tischlermeister Friedrich Wilhelm Döring in Burkhardtswaldc übertragen worden ist, wird dies mit dem Bemerken zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß der gedachte District die Ortschaften Rothschönberg mit Perne, Groitzsch, Munzig, Burkhardtswalde, Schmicdewalde, Lampersdorf, Lotzen und Sora umfaßt. Dresden, den 6. Februar 1869. Königliche Amts Haupt mann schäft. von Vieth. Voigt. Ohne die auf der Berliner Bahn Herzugercisten sind mit den andern in Leipzig einmündenden Eisenbahnen über 9000 Personen am Montag zum Carnevalszug nach Leipzig gekommen. In mehreren Ortschaften der Umgebung von Leipzig sind nach Mittheilung der betreffenden Mcdicinalbehörde häufige Erkrankungen an Blattern bei Kindern wie bei Erwachsenen vorgekommen. Der Laufbursche eines Geschäfts in Leipzig, welcher im Auf trage seines Priucipals gestern Vormittag einen für denselben in Leipzig augelangten Brief mit 500 Thlr. Inhalt auf der Post ab zuholen hatte und sich gleichzeitig zwei Postanweisungen von je 26 Thlr. dort auszahlen lassen sollte, hat Brief und Gelder erhoben und ist dann unsichtbar geworden. Leipzig, 7. Februar. Ein nichtswürdiger Eisenbahnfrevel ist in den heutigen Frühstundcn auf der Dresdner Bahn verübt worden. Ein bei Langenberg stationirter Bahnwärter machte, als der Schnell zug im Anfahren war, die haarsträubende Wahrnehmung, daß zwei Eisenbahnschienen quer über dem Fahrgleis lagen und eine dritte Schiene von den Schwellen losgerissen und die Böschung hcrabge- worfen war. Sofort gab er dem herannahcnden Zuge das Halt zeichen, dasselbe wurde auch gleichzeitig bemerkt, so daß der Zug vcn der Unglücksstelle noch fern blieb. Aus Stollberg im sächsischen Erzgebirge wird der „Const. Z." folgender merkwürdige Vorgang berichtet: „Vor etwa zehn Tagen findet der hiesige Strumpfwirkcrmcister Lasch, der sich auf einige Minuten aus. feiner Wohnstube entfernt, bei der Rückkehr in dieselbe seine Frau leblos auf dem Sopha liegen. Man hält sie für plötz lich am Schlage verstorben, macht die übliche Anzeige und bringt die Leiche in eine Kammer des Oberbvdens, wo der Körper 6 Stünden lai-g bei 12 Grad Kälte ziemlich bloß gelegen. Dem Manne kom men darauf doch Bedenken bei, und er findet, daß auch nach dieser Zeit die Gesichtsfarbe seiner jungen Frau noch dieselbe blühend rolhe ist, dem Körper dieselbe Weichheit beiwohnt, den Augen unter den geschlossenen Lidern noch derselbe Glanz, den Lippen »och die volle Frische geblieben ist, wie es im Leben der Fall gewesen. Er bringt hierauf feine Frau wieder in die warme Stube unweit des Ofens während dreier Tage. Der Körper wird auch unter der Bettdecke wieder warm; es wird der Gerichtsarzt geholt, aber die Frau rührt sich nicht, obwohl die Beschaffenheit des Körpers sich gleich bleibt und andrerseits auch keinerlei Verwesung cintritt. Dieser Arzt er klärt trotzdem die Frau für todt und stellt ein Zeugniß behufs der Beerdigung aus. Der andere hiesige Arzt, schon vorher gerufen, meint dasselbe. Am vierten Tage wird nun auch die Frau im selben Zu stande begraben, jedoch giebt der Mann nicht zu, daß der Sarg mit Erde verschüttet wird, weshalb der Todtengraber nur das Grab mit Brettern verdeckt. Täglich einmal kam nun Lasch, um mit dem Tod tengräber nach seiner Frau zu sehen, und diese Situation ist bis heute, fünf weitere Tage lang, ganz dieselbe geblieben. In halbkalter Wit terung, bei Wind und Ziegen war die Frau derart in ihrem Sarge eingeschlossen, ohne daß bis zur Stunde von Verwesung etwas zu bemerken ist; immer noch dieselbe rolhe gesunde Gesichtsfarbe, dieselbe Gelenkigkeit der Glieder. Am heutigen Nachmittag ist nun die Frau dem Grabe wieder entnommen und im Sarge, mit dem Deckel da rauf, in die auf dem Todtenacker befindliche Leichenhalle gebracht worden. Ein kleiner Ofen wird einige Stunden geheizt, aber des Nachts ist der nicht bedielte Raum wieder eiskalt und die Frau übcr- Tazesgeschichte. Wilsdruff, den 12. Februar 1869. Auf den unserer heutigen Nummer beiliegenden „Rechnungsab schluß des Vorschußvereins zu Wilsdruff" erlauben wir uns unsere geehrten Leser besonders aufmerksam zu machen. Am 7. dss. Mts. feierte in stillem Kreise der seit mehreren 20 Jahren als Ortsrichter rind Gemeindevorstand fungirendc, überall be liebte alte, würdige Johann Christian Schumann in Lotzen mit seiner Ehefrau das 50jährige Ehejubiläum. Von vielen Seiten, so auch von Herrn Gerichtsamtmann Leonhardi beglück wünscht und beschenkt, war das alte treue Ehepaar von den ihm unerwartet geschehenen Ehren tief gerührt und vermochten ihren Dank nur durch Freudenthränen auszusprechen. Alle Anzeichen stimmen darüber ein, daß wir keinen strengen Winter mehr, sondern vielmehr einem zeitigen Frühjahr entgegen zu sehen haben. Die sogenannten Maikätzchen stehen schon in schönster Blüthe, Spinnen und Mücken regen sich und auch der Maulwurf fängt an aufzustoßen. Dresden. Am Dienstag Vormittag drang ein hiesiger Schlosser geselle in die Wohnung der Schlittschuhläuferin des Victoria-Salons Miß Frederiks ein (in Stephans Hotel garni — Lüttichaustraße) er klärte derselben in glühenden Ausdrücken seine Liebe und zog, da er keinen Anklang sand, einen Revolver, mit dem er die Künstlerin und dann sich erschießen wollte; Miß Frcderika flüchtete in das anstoßende Zimmer ihres Bruders, zwei Schliffe drangen durch die Thüre, jedoch ohne Jemand zu treffen. Der Bruder trat darnach heraus, nahm den Attentäter fest und ließ ihn auf die Polizeiwache bringen. (Kur.) Freiberg, 6. Febr. Nach den auf Veranlassung der Leipzig- Dresdner Eisenbahn-Direction ausgeführten vorläufige» Uiitersuchuu- ac» über die Ausführbarkeit einer Eisenbahn zwischen Freiberg und Nossen hat sich diejenige Linie als die Vortheilhafteste herausgestellt, welche von Freiberg über Kleinwaltersdorf, Großschirma, Großvoigts- berg, Reichenbach, Marbach, dann durch das Leitischthal und den Zellaer Wald über Altzellc nach Nossen führt. Dieselbe ist 36,200 Ellen oder nicht ganz 2^/. Meilen lang, Davon haben 19,000 Ellen bis GroßvoigtSberg einen durchschnittlichen Fall von lauf 178, dann 15,700 Ellen bis zur Etzdorfer Straße einen Fall von 1 auf 60, endlich 1500 Ellen bis Nossen einen Fall von 1 auf 125, so daß sich später der gesammte Fall auf 380 Ellen (1 aus 95) beläuft. Die Direction will später genaue Vorarbeiten ausführen lassen, ver langt aber bestimmte Zusicherung in Betreff der unentgeltlichen Ab tretung des der Stadcgemcinde gehörigen zum Bahnhof und besonderen erforderlichen Areals; auch sollen die Grundbe sitzer in den betreffenden Gemeinden eine bindende Erklärung über die pro Quadratruthe zu zahlende Entschädigung abgebcn. Zu dieser Anordnung will die Direction durch die beim Bau der Borsdorf- Meißner Bahn in Betreff der Expropriation gemachten rechtzeitigen Erfahrungen bewogen worden sein. Hiernach scheint allerdings die ^uizfnhrung der in Rede stehenden Bahn bis zu einem gewissen Grade ahrschcmlich, falls die Generalversammlung damit einverstanden ist. agegc» soll von einer Zweigbahn von Hainichen »ach Roßwein, c einen schwierigen Tunnel erfordern würde, abgesehen werde». ^'"sibahn nach Rochlitz, zur Verbindung mit der Chcmnitz- iaUs bei ihrer geringen Lange (1V» Meilen ebeu- falls viel Wahrscheinlichkeit für sich haben. (CH. T.) für Wilsdruff, Tharuudt, Rossen, Siebentel-» und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königliche Gerichtsamt LVilsdrnff und den Madtrath daselbst. Vierteljährlicher Pränumerationspreis lü Ngr. — Jnsertionsgebühren für den Naum einer gespaltenen Corpuszcile 8 Pf. — Annahme von Inseraten bis Montag resp Donnerstag Mittag. — Etwaige Beiträge, welche der Tendenz dieses Blattes entsprechen, werden mit grossem Danke angenommen, nach Befinden honorirt.