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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Rossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Gtadtrath daselbst. Vierteljährlicher Pränumerationsprei« 10 Ngr. —- JnsertionSgebühren für den Raum einer gespaltenen Corpuszeile 8 Pf. — Annahme von Inseraten bis Montag resp. Donnerstag Mittag. — Etwaige Beiträge, welche der Tendenz dieses Blattes entsprechen, werden mit großem Danke angenommen, nach Befinden honorirt. 7. Dienstag, den 26. Iannar 1868. " Bckauntmachllng der Kreisprüfungs-Commission für einjährige Freiwillige zu Dresden. Die Anmeldung zum einjährig-freiwilligen Dienste betr. Unter Verweisung auf den näheren Inhalt der in U. 20 und 148 bis mit 155 der Militär-Ersatz-Jnstruction für den Nord deutschen Bund vom 26. März 1868 und in der dazu gehörigen Ausführungsverordnung vom nämlichen Tage unter xot. 12 und 13 (Ge setz- und Verordnungsblatt vom Jahre 1868 x. 519 und 525) enthaltenen Bestimmungen werden diejenigen, im Bereiche des Dresdner Re gierungsbezirkes nach 20 der Ersatz-Instruction gestellpflichtigen jungen Leute, welche die Berechtigung zum Dienste als einjährige Frei willige zu erlangen wünschen, hierdurch aufgefordert, sich spätestens zum 1. Februar dieses Jahres bei der unterzeichneten Kreisprüfungs-Commission schriftlich anzumelden. Es wird hierbei ausdrücklich darauf hingewiesen, daß die Berechtigung zum einjährig-freiwilligen Dienste nicht vor vollendetem 17. Lebensjahre nachgesucht werden darf, bei Verlust des Anspruchs aber spätestens bis zum 1. Februar des Kalenderjahres, in welchem das 20. Lebensjahr erreicht wird, nachgesucht werden muß. Der Anmeldung sind beizufügen: L. ein Geburtszeugniß (Taufschein), k. ein Einwilligungsattest des Vaters, beziehungsweise Vormundes, o. ein Unbescholtenheits-Zeuguiß, welches für Zöglinge von höheren Schulen (Gymnasien, Realschulen, Progymnasien, höher« Bürgerschulen) von dem Director, beziehungsweise Rector der betreffenden Lehranstalt, für alle übrigen jungen Leute von der Polizei-Obrigkeit auszustellen ist. Insoweit sich nach Befinden Prüfungen als erforderlich ergeben sollten, werden dieselben im Laufe der Monate März und Sep tember d. I. zur deshalb noch weiter bekannt zu gebenden Zeit abgehalten werden. Dresden, am 2. Januar 1869. Königliche Kreisprüfungs-Commission für einjährige Freiwillige im Dresdener Regierungsbezirke. von Schimpfs,. Major. Stelzner, Geh. Negier. Rath. ' Hübler. Trgesgeschichte. Aus Dresden berichtet man, daß seit der kurzen Frist eines halben Jahres nunmehr der dritte Fall vorgeksnimen ist, daß man ein ganzes Geschirr, Pferd mit Wagen gestohlen hat. Der Dienst knecht eines in der Gegend von Königsbrück wohnhaften Gutsbesitzers hatte einen fremden Gctreidehändler in die Stadt gefahren, von dem selben ward er durch vielfaches Einkehren in verschiedenen Restaura tionen allmählich betrunken gemacht. Der Fremde benutzte den Zu stand des Gcschirrführers lockte ihn in eine Gastwirthschaft, wußte ihn einige Minuten zu beschäftigen und fuhr inzwischen mit Roß und Wa gen' auf und davon. Wohin sich der Dieb gewendet hat, ist bis jetzt nicht zu ermitteln gewesen. Am Freitag, als den 22. Jan., Abends in der 9. Stunde hat sich in Dresden ein junger Mensch von 16 Jahren im Kanzleigäß- chen mittelst Pistolenschusses entleibt. Der Entseelte hat schon seit längerer Zeit Spuren von Tiefsinn gezeigt. ' Am 20. d. M. ist in Dresden in einer Wohnung am See in folge der Schadhaftigkeit des Ofens Feuer entstanden, wobei ein 4 Jähre altes Mädchen, welches daselbst ohne Aufsicht gelassen worden war, den Erstickungstod fand. In Leipzig wird zum bevorstehenden Carneval auf dem König platze ein großer Circus errichtet, in dem Vorstellungen stattfinden sollen, über die das „L. T." bemerkt: Es wird wirklich die unerhörte Thatsache staltfinden, daß zum nächsten Carneval eine Anzahl nur aus Dilettanten bestehender Reiter und Turner in glücklichster Nach ahmung, natürlich mit heiterem carnevalistischen Anhänge, den Circus Renz imitirt. Der Circus, zu dessen Bau die Bereitwilligkeit der bei den Baumeister wesentlich beigetragen, wird mit Gaslicht erleuchtet und faßt 1500 Personen. Der Anfang Februar in Leipzig statlsin- dende Carneval verspricht überhaupt sehr belebt zu werden. Aus Leisnig wird ein recht betrübender Vorfall mitgetheilt. Es hat sich nämlich in dem nicht weit von dort gelegenen Dorfe Sitten vor einigen Tagen der noch nicht .11 Jahr alte Schulknabe Paul Enget durch Erhängen selbst entleibt. Wie man hört, hatte der Junge kurz vorher eine Fensterscheibe zerbrochen und mag die Strafe gefürchtet haben, die ihm deshalb leichtmöglich bevorstand. Lediglich diese Furcht soll es gewesen sein, die ihn zu dem schrecklichen, einem kindlichen Gemttth an sich doppelt fern liegenden Entschlusse des Selbstmordes getrieben hat. Im Dorfe Sermuth bei Leisnig fiel am 20. d. M, ein Mäd chen, das auf dem Heuboden beschäftigt gewesen, durch eine dort befindliche Ocffnung auf die Tenne herab und war ohne irgend einen Laut von sich zu geben, auf der Stelle todt. Der, wie früher mitgetheilt, aus dem Zuchthause in Waldheim entsprungene Züchtling Heinrich befindet sich noch auf freiem Fuße und hat sich inzwischen in der Nähe von Waldheim, auf einem Dorfe mittest Einbruchsdiebstahls Kleider und Geld verschafft. Heinrich be fand sich wegen verwegener Einbruchsdiebstähle und Desertion im Zuchthause, und ist der Nämliche, der im Jahre 1866 auf dem Trans porte nach Dresden seinem Transporteur dadurch entkam, daß cr auS dem Eisenbahncoupee hinaus sprang, während sich der Zug in vollem Gange befand. Schneeberg, 22. Jan. Ju voriger Woche ist hier der Böttcher Leusching ermordet worden. Der That verdächtig ist sein flüchtig ge wordener Sohn, welcher deshalb auch verfolgt wird. In Plauen hat sich vor einigen Tagen ein erst 18 Jahr alter Hautboist des 105. Jnf.-Neg., Namens Meinhardt, mittes einer Pi stole erschossen. Derselbe soll schon längere Zeit an Melancholie ge litten haben und hat jedenfalls nur in Folge dieses krankhaften Zu standes Hand an sein junges Leben gelegt. Aus Görlitz und Zwickau berichtet man über das Vorkommen falscher preußischer und sächsischer Thalerstücke. Die Falsifikate sind Gußproducte, bestehen aus Blei, sind mit Quecksilber weiß gemacht und tragen nicht die betreffenden Randschriften, sondern an deren Stelle eine Arabeske. Die bisher angchaltcncn Exemplare sind Nach ahmungen preußischer Thaler vom Jahre 1859 und sächsischer Tha ler von den Jahren 1855 und 1867. Von dem „Arbeitgeber" in Frankfurt ist nach verschiedenen Sei ten hin, auch an mehrere sächsische Gewerbevercine die Aufforderung ergangen, an das norddeutsche Palament eine Petition um Beibe haltung der in den meisten Staaten des norddeutschen Bundes be stehenden Patcntgesetze zu richte», da Preußen damit umgeht, allen Patentschutz aufzuheben. Preußen liebt den Kern, wirft aber auch die Schale nicht weg. Es hat soeben die Säcke und Fässer, in welchen im Jahre 1866 die