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der Ehrenkompagnie kehrten die Majestäten unter den Hochrufen des Publikums ins Schloß zurück. Abends fand beim Kaiser und der Kaiserin eine Tafel statt, an welcher der Großherzog und die Großherzogin von Baden, Prinz und Prinzessin Heinrich von Preußen theilnahmen. Im Laufe des Vormittags hatten die Kaiserin und die Großherzogin von Baden der Generalversammlung des Vaterländischen Frauenvereins beigewohnt. Die Ausgaben des Vereins betrugen im letzten Jahre 2,8 Mill. Mark. Das Vermögen ist auf 10,5 Mill. Mk. angewachsen. Der Kronprinz benutzte dieser Tage die Potsdamer Pferdebahn. Er bestieg, vom Kgl. Stadtschloß kommend, mit einigen höheren Militärs den Vorderperron eines Straßenbahnwagens und fuhr bis zur Glienicker Brücke. Während der Fahrt unterhielt der Prinz sich mit dem Kutscher, fragte diesen nach seinen Familienverhältnissen und erkundigte sich über das Pferdematerial, woher das selbe stamme und wie viel Stunden ein und dasselbe Pferd vor dem Wagen gehe u. s. w. Die Eidesleistung des Kronprinzen besteht in der Ablegung des Fahneneides. Die Fahne des 1. Bataillons des 1. Garderegiments z. F. ist zur Stelle; die Formel wird der Kommandeur des kaiserlichen Hauptquartiers, General v. Plessen, vorsprechen. Das deutsche und das chinesische Kaiserpaar. Die Kaiserin-Mutter und der Kaiser von China senden nach der „N. A. Z." ein Glückwunschschreiben und ein Geschenk zur Großjährigkeit des Kronprinzen nach Berlin. Dem Kaiser wird eine lange, glückliche Regierung gewünscht und dem Kronprinzen, daß er den vollen Glanz des Thrones der erlauchten Vorfahren ererben und ihm Alles nach Wunsch gedeihen möge. Der Reichstag setzte am Donnerstag die zweite Berathuug der Novelle zum Gewerbeunfall-Versicherungs gesetz sort bei 8 5a, der in der Kommissionsfassung an genommen wurde, während die Sozialdemokraten Streichung der 14 wöchigen Wartezeit beziehungsweise Beschränkung auf 4 Wochen beantragt hatten. Auch zu den übrigen Paragraphen wurden sozialdemokratische Anträge abgelehnt. Die Abgg. Dr. Rösicke sfrs.) und Dr. Hitze (Ctr.) tadelten das Vorgehen der Sozialdemokraten. Nachdem die Abbg. Hoch und Stadthagen das Verfahren ihrer Partei gerecht fertigt, wurde die Weiterberathung auf Freitag verschoben. Die Budgetkommission des Reichstags hat sich be reits mit den Steuervorschlägen zur Flottcnvorlage, die ihr Tags zuvor vom Plenum überwiesen worden waren, be schäftigt und mehrere erledigt. Man sieht also, es geht jetzt mit Volldampf voraus und ehe Pfingsten herankommt, wird der Reichstag wohl schon in der glücklichen Lage sein, auf seinen Lorbeeren ausruhen zu können. An der vom Plenum vorgeschlagenen Börsensteuer hat oie Budget kommission Aenderungen vorgenommen, indem sie beschloß, die Umsatzsteuer nicht, wie vorgeschlagen, von auf pro Mille zu erhöhen, sondern nur auf pro Mille. Dagegen hat sie die Emissionsstcuer erhöht, und zwar für inländische Papiere von 1 auf 2 °/g, statt auf IV2 °/o und für ausländische auf 2'/z statt auf 2 °/<>. Ferner hat die Kommission eine Subkommission eingesetzt, die die Frage prüfen soll, wie die sogen. Compensatiousgeschäfte, welche die Banden „in sich" machen, steuerlich zu erfassen seien. Die Berathung über den Lotteriestempel wurde auf den heutigen Freitag vertagt, da der Abg. Groeber (Ctr.) der einschlägigen Bestimmung eine Fassung geben will, durch welche der Totalisator sicher getroffen wird, eine Bestimmung, gegen welche die Conservativen mit größter Entschiedenheit protestiren. Die Fleischschaufrage darf jetzt gleich der Flotten vorlage als erledigt angesehen werden, nachdem zwischen Regierung und Reichstagsparteien ein Compromiß zu Stande gekommen, das selbst die Vertreter des Bundes derLand- wirthe nicht mehr ernstlich zu bekämpfen wagen. Das Compromiß beruht auf dem Zugeständniß der Regierung, Pökelfleisch nur dann zuzulassen, wenn Garantien geboten sind, daß eine Eutpöckelung nicht mehr stattfinden kann. Eine derartige Bestimmung kommt indessen einem voll ständigen Einfuhrverbot dermaßen nahe, daß selbst die „Deutsche Tagesztg." ihren Protest dagegen in eine so milde Form kleidet, daß von einer Opposition kaum noch etwas zu verspüren ist. In Washington ist man von dem neuem Compromiß dagegen wenig erbaut, zieht dasselbe aber einem gänzlichen Einfuhrverbot natürlich vor und erwartet von der Zukunft weitere Erleichterungen für den amerikanischen Fleischexport nach Deutschland. Das Compromiß sei immer hin noch ein Zugeständniß und die Grundlage für einen gütlicken Ausgleich. Die Zustimmung des Bundesraths ist dem Entwürfe in seiner veränderten Gestalt, wie bereis hervorgehoben, sicher. I Der geisteskranke König Otto von Bayern ist Naut einem amtlichen Bericht wieder von seinem alten Ber venleiden befallen worden. Doch giebt sein sonstiges efi nden vorerst zu keinen ernsteren Besorgnissen Anlaß. Der neue Orientexpreßzug Berlin-Budapest- Co nstantinopel traf am Dienstag Nachm. 2 Uhr 40 Min. zum ersten Male in Constantinopel ein. Der Sultan veranstaltete am Donnerstag ein Mahl im Sommerpalast für die Theilnehmer an dieser Fahrt. Präsident Loubet eröffnete am Dienstag das die Abtheilung der schönen Künste umfassende Palais in den Champs Elysees. Die deutsche Abtheilung, an deren Ein gänge das französische Staatsoberhaupt vom General- com'missar Richler begrüßt wurde, wurde von Loubet mit großem Interesse besichtigt. Der Präsident sprach schließ lich dem Ober-Regierungsrath Richter seine Bewunderung über die prächtige, stimmungsvolle Ausschmückung der deutschen Säle aus. Der Czar soll seine Zusage, die Pariser Welt ausstellung zu besuchen, wieder zurückgezogen haben; es sind daher verschiedene Manöver ins Werk gesetzt worden, um den russischen Herrscher zu veranlassen, doch noch nach Paris zu kommen. Hierzugeyören auch die systematischen Ausstreuungen französischer Blätter, der deutsche Kaiser beabsichtige ebenfalls auf der Pariser Weltausstellung zu erscheinen, der Reichskanzler Fürst Hohenlohe sei deshalb jetzt in Paris gewesen. Fürst Ferdinand von Bulgarien ist in Begleitung seiner drei ältesten Kinder am Dienstag Nachmittag von seiner jüngsten Auslandsreise wieder in Sofia eingelroffen. Der Transvaalkrieg. Ueber den in Südafrika ununterbrochenen Kleinkrieg liegen wieder eine ganze Anzahl mehr oder minder belang reicher und glaubhafter Nachrichten vor, von denen die über den angeblichen Fund zweier wichtiger Briefe den meisten Raum in Anspruch nehmen. Englischen Blätter meldungen zufolge sollen nämlich ein Brief des Oranje freistaatspräsidenten Stejn und einer des Transvaalpräsi denten Krüger in die Hände der Engländer gefallen sein. Aus dem Briefe Stejns an General Botha wird nun ein Passus mitgetheilt, der sich auf die mangelhaften Vorbe reitungen für eine Vertheidigung Kroonstadts bezieht. Die Boeren, welche die Stadt beschützen sollten, plünderten die Korndistrikte der Umgegend. Es sei durchaus erforderlich, daß die noch in Natal befindlichen 10000 Boeren auf scknellstem Wege nach Kroonstadt gelangten, damit sich die vereinigten Boeren dort dem 50000 Mann betragenden Robertsschen Heere entgegenstellen könnten. Fiele Kroon stadt, dann könne er, der Präsident Stejn, keine Garantie mehr für die Loyalität der Freistaatboeren übernehmen. Präsident Krügers Brief an einen Boerenkommandanten soll besagen, daß die europäische Intervention nur noch eine Frage weniger Tage sei. Das kann Krüger nicht ge schrieben haben, da er genau wissen muß, daß von Europa keine Intervention zu erwarten ist. Ist aber oie Geschichte von dem einen Briefe ein Phantasieprodukt, so wird es mit der des andern wohl ebenso sein. Zur Beschleunigung der Pacifikation des Oranjefrei staats bedienen sich die Engländer jetzt eines Mittels, das mindestens von deren Skrupellosigkeit einen Beweis liefert: sie nehmen den Boeren des Oranjefreistaats einfach die Pferde weg und verwenden sie im eigenen Interesse. Die Boerenregierung will den Krieg noch sehr lange fortsetzen, so melden englische Blätter, da sic bei Lydenburg, nordwestlich von Pretoria, gewaltige Befestigungen anlegen läßt. Nach den neuesten Ereignissen interessirt dagegen eigentlich die Frage mehr, ob die Engländer den Krieg noch lange fortzusetzen gedenken. Denn aus den englischen Berichten ersieht man, daß Lord Roberts bei Bloemfontein neuerdings recht wenig glücklich gewesen ist. General Dickson verlor auf dem Rückzüge <!) seine Bagage, und auch General Hamilton zog sich, nachdem er vergeblichen Widerstand geleistet hatte, vorsichtig nach Thabanchu zurück. Das diese Nachrichten enthaltende Telegramm ist bereits vom 29. April datirt, behandelt also die Lage von vor einigen Tagen. Aber auch die neuesten Nachrichten lauten für die Engländer nicht günstiger. Oberst Henry, der von Spyfontein einen Angriff auf die Boeren versuchte, mußte unverrichteter Dinge zurückkehren. Die Aufstellung der englischen Armee ist gegenwärtig folgende: Bei Wepener steht General Brabant mit der Brigade Hart. Den Knotenpunkt Dewetsdorp hat die 3. Division (Chermsyde) inne, bei Thabanchu steht General Rundle mit 1 Division und 2 Brigaden Infanterie, ferner zwei Brigaden Kavallerie der Division French, sowie end lich berittene Infanterie unter Hamilton. Zwischen Tha banchu und Sannaspost steht die 2. Division, bei Bloem fontein-Karree die 11., die 6. und die halbe 7. Division. Den patriotischen „Geschäftsleuten" scheint man in London doch endlich an den Kragen zu wollen. Das Unterhaus ernannte eine Commission zur Untersuchung der Betrügereien, welche angeblich bei Verträgen mit dem Kriegsamte vorgekommen sind. Die Kosten des Krieges. Im Unterhause theilte der Staatssekretär des Kriegsamtes mit, daß die Kriegsaus gaben sich augenblicklich auf 23250000 Pfd. Sterl, belaufen. Das sind 465 Millionen Mark. Herr Wyndham scheint aber einige Posten vergessen zu haben. Andere Angaben bezeichnen die Kriegskosten bis jetzt auf ca. 2 Milliarden Mark. Die „tapfere Haltung" der britischen Truppen. Zu der Rede Lord Salisburys, in der er sich über die „Ver leumdung der tapferen Haltung der britischen Truppen" von Seiten der ausländischen „Straßenpresse" beschwerte, bemerkt die „Kreuz-Zeitung" sehr richtig: „Wenn nach englischen Berichten sich über tausend Mann ergeben, als in der Gefahr einer nur mit dem Taschentuche winkt, an anderen Stellen sich ganze Truppentheile, ohne Widerstand zu leisten, gefangen nehmen lassen und bei Colesbergkop drei Compagnien ihre Kameraden und sämmtliche Offiziere des Regiments im Stiche lassen, als diese vor ihren Augen umzingelt werden, und sich ohne einen Schuß gethan zu haben in wildem Rennen nach rückwärts retten, so kann doch der wildeste Angloman kaum von einer Verleumdung sprechen, wenn man unterläßt, die Tapferkeit der britischen Truppen zu rühmen! Es ist ja keine Frage, daß die Offiziere sich tapfer gehalten haben, auch einige Regimenter sich gut geschlagen haben; aber ein gründliches Studium des bisherigen Kriegsverlaufes, besonders der beiden ersten Ab schnitte, ist doch wahrlich nicht danach angethan, Begeister ung für die Leistungen der englischen Armee zu erwecken. Wir meinen, die englischen Staatsmänner thäten besser, die Thaten der britischen Truppen am Cap mit vornehmem Stillschweigen zu übergehen, als die ausländische — nicht nur die „Straßen"- — Presse faßt des ganzen Continents zur näheren Beleuchtung der von den britischen Berichten selbst zugegebenen „Unfälle" förmlich zu reizen." Letzte Nachrichten. Berlin, 4. Mai. Kaiser Franz Joseph ist heule Vormittag V°11 Uhr auf dem Potsdamer Bahnhof ein getroffen. In Frankfurt a. d. Oder, wo der Sonderzug um 8 Uhr eingelaufen war, hatte bereits großer Empfang stattgefunden. Die zum Ehrendienste commandirten Offiziere, darunter Generalmajor Graf v. Hülsen-Häseler, waren bereits gestern Abend nach Frankfurt a. d. Oder abgereist. Auf dem dortigen Bahnhofe hatte die Ehrencompagnie des Leib-Grenadierregiments König Friedrich Wilhelm III. mit Fahne und Regimentsmusik Aufstellung genommen. Nach kurzem Aufenthalt setzte der Zug die Weiterfahrt nach Berlin fort. Auf dem Potsdamer Bahnhofe hatten sich vor der Ankunft des Kaisers von Oesterreich zum Empfange ein gefunden: Der Kaiser, der Kronprinz, die hier anwesenden Prinzen des Königlichen Hauses und die Generalität. Als der Sonderzug Kaiser Franz Josefs in den Bahnhof einlief, ging Kaiser Wilhelm rasch aus den Salon wagen Kaiser Franz Josefs zu. Die Begrüßung war überaus herzlich. Beide Monarchen küßten sich wiederholt; es wurde sodann das beiderseitige Gefolge vorgestellt. — Auf dem Pariserplatz, auf welchem sich der Hauptact des Empfanges vollzog, hatte sich eine außerordentlich zahlreiche Menschenmenge eingefunden. — Als der kaiserliche Wagen am Triumphbogen angelangt war, trat Oberbürgermeister Kirschner an den Wagen heran und richtete eine herzliche Begrüßungsansprache an den Kaiser von Oesterreich. Als der Oberbürgermeister geendet hatte, reichte ihm Kaiser Franz Josef die Hand und dankte ihm mit freund lichen Worten für den ihm von der Bürgerschaft bereiteten präcktigen Empfang. Nun traten drei weißgekleidete Damen vor. Kaiser Franz Josef und Kaiser Wilhelm entstiegen dem Wagen, die mittlere der Damen, eine Tochter des Oberbürgermeisters, richtete Begrüßungsworte an den hohen Gast und überreichte ihm einen herrlichen Strauß in öster reichischen undungarischen Farben. Als Fräulein Kirsckner ihre Ansprache beendet hatte, reichte ihr der Kaiser Franz Jostf die Hand. Beide Herrscher bestiegen nun den Wagen zur Weiterfahrt nach dem Schlosse. „Unter den Linden" erreichten die Ovationen ihren Höhepunkt. Ein Wallfahrerzug stieß, wie aus Villach, 2. Mai, gemeldet wird, auf der Station Feldkirchen mit einem anderen Zuge zusammen. Acht Wallfahrer wurden verletzt. Erstochen. Bremerhafen, 2. Mai. Em Malermeister wurde auf der Straße von zwei Seeleuten erstochen. Einer der Thäter wurde verhaftet. Airchennachvichten ausWilsdruff. Am Sonntage jubilms, den 6. Mai: Vorm. ^9 Uhr: Predigtgottesdienst. Hilfsgeistlicher Fischer. Nachm. 1 Uhr: Kindergottesdienst. Derselbe. Nirchennachrichten a Grumbach. Sonntag sublime, den 6. Mai: Vorm. i/»9 Uhr Predigtgottesdienst, gehalten von Pastor vr. Wahl. Nachmittag 1 Uhr Unterredung mit der confirmirten Jugend, Pastor vr. Wahl. .KMbei'g-Seiüe" — nur ächt wenn direkt von mir bezogen — schwarz, weiß und farbig, von 75 Pfg. bis Mk. 18.65 p. Mir. An Jeder mann franko und verzollt ins Haus. Muster umgehend. 6. Uonnoborg, Seiden-Fabrikant (k. u. k. Hofl.) iürioh. Ferkelmarkt zu Wilsdruff. Freitag, den 4. Mai 1900. Am heutigen Markttage wurden 148 Stück Ferkel eingebracht. Der Geschäfsgang war sehr mäßig und wurde verkauft das Paar zwischen 16 bis 24 Mark. Butter kostete die Kanne 2,24—2,26 Mk. A G Ischenkmke G G trockene, nässende Schuppenflechten und das mit diesem Uebel verbundene so unerträglich lästige „Hautjucken" heilt unter Garantie selbst Denen, die nirgends Heilung fanden nach langjährig bewährter Heilmethode (ohne Berufstörung rc.) R. Groppler in Firma St. Marien-Drogerie, Danzig. Km frcmM WMe mit allem Zubehör ist sofort oder Johanni an ruhige Leute zu vermiethen. Näheres in Birkenhain Nr. 8. rcknellLgut pstentbüeesu. gcK-icii»2iv! Hausgrundstück in bester Geschäftslage Wilsdruffs zu ver- kaufen. 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