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i^roenrveld (Dsoz.) VV1S Stimmen; zersplittert waren 85 Stimmen. Fegler ist somit gewählt. * tZinenaun». An Stelle de» Generalmajor« Wyneken, der die 82. Jafanteriedriqade übernimmt» ist Oberst v. Glasenapp zum In« Ipclreur der Marioe-Änjanterie ernannt worden. * Tie Aussperrung im Schissbangewerde. Der Streik ans den Howaldtkwerfen bei Kiel ist, wie unS ein Privattele- oramm meldet, beendet. Die Ausständigen und die AuSgesperrtcn i.elmen bedingungslos die Arbeit wieder auf. Damit ist auck die Be endigung der Aussperrungen aus den übrigen Selifsswerften gesichert, die mit den Howalbtswerlen sich soli darisch erklärt batten. Ausland. Frankreich. * Ueber Vas russisch-französische Bündnis bot sich der stanlösisckrBoi- fiaster, Admiral Touchard, vor seiner Abrei'« nach Petersburg geäußert, model er namentlich die friedlichen Ziele der Allianz bervorhob und sich als FSiderer der rnssilch-französischen Handelsbeziehungen bekannte. Tic Meldung t> sagt: Paris, 6. April. (Tel? Ter „Tcmv?" veröffentlicht eine Unterredung mit Touchard, der u. o. sagte: „Zn diplomatischer Hinsicht gehen «ns die inneren Aiigelegenbriteu Rußland) nichts an. Die militärischen Fragen werden selbstverständlich meine Aufmerlsamkeit in Au vruch nehmen. Zn wirtschaftlicher Hinsicht isl mein Beistand allen Bestreb»'!^- c gesichert, welche die franzvsiicb- russiichen Handek-beziehnngen fett verknüvien können." Znm Schluff erklärte Touchard. da-srauzoüsch-rniüichr Bund':4 könne niemanden bennrnhigen, denn fei» einziger Zweck sei dir Auirrchtertzciltnng des europäischen Gleich gewichts. * Tie Unruhen tu Rom sind beendet, dir von ou-wnrk- berbrig-zvgenen Truppen sind nach ihren Garniso'en zurückgekehrt. Wohin die soziattsttschen Hetzereien fuhren, hat der jüngste Tumult gezeigt. Daß anderwärts, namentlich in Unieritalieu, ähnliche Früchte reisen, zeigt folgend« Meldung: Rom, 6 April. Za Unterüalien bat die durch fortwährende Arbeit», nnd Lohnkämpfe uns durch die von den Nmstnrzparteien besüiworteten gewalt samen Mittel der Lösung derselben im proletarischen Sinne nunmehr ein« derartige Leibrnscha'tltchkeit und Verachtung deS Gesetzes und der Ordnung erzeugt, bah auch Gemeinde- nnd Provtnzialwahlen nicht mehr ohne Tumulte oder mindestens Temonstrationen irgend welcher Art vor sich gehen. Za San Seorro tu der Provinz Foggia, wo solche Wahlen stattsanden bei denen rin liberaler Block die Forderungen der Landarbeiter vertrat, genügte das falsche Gerücht von gewissen Wahlmanöveru und der Abgabe doppelter Stimmzettel, um einen wilden Tumult Hervorzurusen. Polizei und Militär, die dir Wahllokale bewachten, wurden von einer wütenden Menge angegriffen. Lus beide« Seiten kamen zahlreiche Verwundungen vor. Zwei Bauern wurden schwer verwundet, rin Straßenkehrer wnrde getötet. Schweden. * Ein vauarbettcrftreik ist in Stockholm auSgebrocheu. Es wird uns hierüber gemeldet: Stockholm, 6. April. (Telegr? Heute traten vier 10000 Bauhand» werkcr in den Ausstand. Ter Ausstand umfaßt alle Zweige des Baufaches. Dänemark. * Ter Kinanl«!«tfter Lassen tlr gestorben. Es wird hierüber berichtet: Kopenhagen, K. April. (Trlegr.l Finanzmlnisier Lassen ist heute nachmittag an einem Magrnlriden gestorben. Auf die Todesnachricht wurde die Sitzung des Folkethiugt aufgehoben. Oesterreich-Ungar«. * Ter Tentschenhasz tn tstaltzten soll nun wirtschaftlich ausgeuutzi werde», wie folgende Nachricht besagt: Wir«, 6. «pril. (Trlegr.) Da» italienisch« Konsulat in Lemberg bat d«r „Zeit" zufolge an das italienische Ministerium eine Denkschrift gerichtet, die unter Hinweis auf die preußische Enteignung-Vorlage die italienischen Aqeuten auffordert, nach Galizien zu kommen, um die dentjchrn Firmen dort zu verdrängen. Oisrnbar verspricht sich der italienische Konsul einen guten Absatz von Insektenpulver. Rutzland. * Die Rede des Grasen Witte gegeit den Alottendau, die er im Rrich-rat gehalten hatte und die-bisher nicht bekaunt war, wird nun doch noch veröffentlicht werden. Ueber dereu Jahalt wird unS berichtet: Petersburg. 6. April. Die „Birshewyja Wedomosti", das Witte nahe, stehende Organ, meldet, daß Witte seine unveröffentlichte ReichsratSrede gegen Italien. den Flottenbau zu veröffentliche« gedenkt, um der Vorstellung, als hätte er I sich mit größerem Pessimismus über die gegenwärtige russische Finanzlage I geäußert, al- das Kokowzew getan, enlgegenzutreten. Witte hat sich auch > über die benschende Bohnmißwirtschast ausgesprochen. Marokko. * Ueter dir Vorgänge tn Marokko wird aus Tanger berichtet: Tanger, 4. April. (Telegr.1 Tee französische Konsul in Rabat und der Chef der dortigen Militärkommhsirm wurden durch ein Funken telegramm nach Casablanca bestellt iiud sind sofort dorthin aus gebrochen. In den Deisen de« Machten will man glauben machen, die Reise hänge mit einer Anleihe zusammen, indessen wird allgemein angenommen, daff es sich um Verhandlungen wegen Teilung der Gewalt zwischen Abdul stziz und Muley Hafid bandle. Ain 2t). März bat »in« Abordnung, die den Tribut überbringen soll, Fez verlassen, um über Sajan zu Muley Hafid zu reisen und dem großen Staeisempiang bei dem bevorstehenden religiösen Fen beizuwohuen. Eine Berber-Madalla aus Ain Srsru ist am 30. März von Fez zur Unterstützung der Schanjas aufgebrochen. Zn Fez hat man mit der Erhebung einer aufferorSentlichen Kriegssleurr bei den reichen Kaufleuten begonnen. Nordamerika. * Tie Kanvidatnr vrhauS gilt jetzt als gesichert. Dem „B. T." wird nämlich berichtet: New hjork, 6 April. (Telegr.) Die demokratischen Wahlversammlungen geben Gewißheit, das; Brnan auf der demokratischen Parteilonvention in Denver iin Zuli al- Kandidat proklamiert werden wird. Nach den letzten Ergebnissen siebt fest, daff Bryan feine Gegner geschlagen hat; eS sind tvin neuerdings soviel Stimmen zugefallen, daß nach der letzten Berechnung 672 von den etwa 800 Stimmen, aljo bet weitem mehr als zwei Dichtest sich für ihn erkläre,» werben. Türkei. * Gin Rraberaufstand wird au» Muschelst am persischen Golf gemeldet: Abuscheht, 6. April. Unter den Araberstämmen im Amnra-Distrikt ist ein Aufstand auSgebrocheu. Zn der Nähe eine- türkischen Lagers unweit der Stadt Amara erhielt der englische Dampfer „Blosse Lynch", der den Tigris von Bagvad heruntersnhr, zweimal heftiges Gewehrsener, durch dar zwei Passcniere getötet und mehrere verwundet wlilden. Ein türkischer Regiernngsdampfer. der bei dem Lager stationiert war, geleitete den „Blosse Lynch' aus der gefährdeten Strecke und erwicrrtr kni Feuer der Araber. Sächsischem Landtag. Zweite Kammer. 84. öffentliche Sitzung. I». Dresden, S. April. Präsident Geh. Rat Dr. Mehnert eröffnet dte Sitzung um 11 Uhr 25 Minuten. Dos Haus zeig» schwache Besetzung, der Tribünenbcsuch ist sehr stark. Am RcgierungStischc die Minister Dr. v. N ügcr und Dr. Beck und Kommissare. Ministerialdirektor Dr. Merz erklärt mit Bezug auf eine in der letzten Sitzung vom Abg. Opitz erhobene Beschwerde, cS seien über über- grasten Schneid der PoUzeilculnantS keine Beschwerden aus den Kreisen der Gendarmen cingcgangen. Der Rückgang in den Meldungen sei auf verschärfte Anforderungen gurückzuführen. Hieraus wendet man sich zur Tagesordnung. Ans dieser steht als Punkt 1 der Bericht der Finanzdepntation Z. über Kap. Ma des ordcnt- lichcn Etats für 1008/09, betreffend das OberveiwattungSgcricht. Bcricktersiatler ist Abg. Dr. Bogel.DrcSden lNatl.), der beantragt, bei Kap. "6a, Ober- verwaltungsgrricht, die Einnahmen mit 8020 .«k zu genehmigen, die Aus gaben mit 240 937 zu bewilligen. Debattclos wird dies einstimmig beschlossen. Bei Punkt L handelt es sich uni den Neubau eines Gymnasium» zu Plaue» i. v. Hierzu referiert namens der Fmanzdeputation L Abg. Dr. Sertzen-Wurzen (Kons.s und stellt folgende Anträge: 1) Zu dem vom König!. Finanzminislcrium in Vertretung de» Königl. sächsischen Etaatöfi.Skuk und vorbehaltlich ständischer Zustim mung unter dem 26. Oktober 1007 mit dem Ctadtrat zu Plauen i. B. in Vertretung der Stadtgemcinde Planen abgeschlossenen Tausch, vertrage, sowie 2) zur Verwendung der nach diesem Vertrag van der Stadtge- meinbe Plauen bar zu zahlenden Summe von 75 600 zu teilweiser Deckung der Kosten de» Neubaue» für da» Gymnasium in Plauen, so- wie zur Verwendung der im Gtaat»hau»haltetat 1906/07 bei Kap. 64« Tit. 6 für Erwerbung eine» Bauplatze» für dieses Ghmnasiuak be willigten Summe von LO 000 als erst« Baurate Zustimmung zu er- klären. Kulturminister Dr. Beck bittet, dem Regierung»vorschlage zuzu- stimmen, um keine Verzögerung im Beginn de» Baue» eintreten zu lasten. Augenblicklich werde in Plauen wenig gebaut, und man könne e» den beim Bar» beteiligten zahlreichen Gewerbetreibenden wohl gönnen, dast sie eine solche stiäe Zeit möglichst auSnützten. Abg. Hähnel-Kuppritz lLeons.) erklärt, dte Finanzdeputation hielt an ihrem Grundsätze fest, Bewilligungen nicht eher auszusprechen, al» bi» spezielle Kostenanschläge vorlägen. Sie hätte gehofft, dast e» möglich sein ivürdc, in kürzerer Zeit als in 4 bis 5 Monaten solche Anschläge vorzu legen. Abg. Günther-Plauen i. V. (Freis.): Der Grundsatz, nicht eher Be willigungen auszusprechen, bevor nicht genaue Kostenanschläge vorlägen, sei gewiß berechtigt. Dian dürfe an ihm aber nicht hartnäckig sesthalten, wenn sich durch Ausnutzung einer Konjunktur finanzielle Vorteile er- reichen kiesten. Er halte cS nicht für nötig, die Sache an die Finanzdepu tatton zurückzuwcisen, zumal da» Bedürfnis des Neubaues allgemein anerkannt werde. Abg. Langhammrr-Ehrmnitz iNatl.) bittet, an dem Grundsätze fest zuhalten, dast zuerst genaue Pläne und Kostenanschläge vorzulcgen seren. Abg. Andrä-VräunSdorf (Kons.) schließt sich dem Vorredner an. Abg. Zeidler <Kons.) weist auf die Notwendigkeit des Gymnasial, baues in Plauen hin. Er habe das Vertrauen zu den Bausachverstän- vigcn der Regierung, daß sie zweckmäßige Pläne aufstellen würden. Auch nach Aufstellung der Pläne machten sich manchmal Asnderungen angeblich nötig, so z. B. bei den BahnhofSncubauten in Leipzig. „ Abg. Papprih-Plaucn (Ncrtl.) schließt sich dem Vorredner an, und bittet, der Regierung diese Ermächtigung zu erteilen, um keine Verzöge- rung cintreten zu lasten und mich finanzielle Vorteile zu ermöglichen. Kultusminister Dr. Beck empfiehlt nochmal» die Erteilüng der Ge nehmigung zum Beginn des Baues. Abg. Langhammrr (Ncrtl.) kann die Gründe der Regierung nicht für durchschlagend basten. Wenn der Bauplan 1010 genehmigt werde, so sei vis 1913 auch Zeit genug zur Vollendung des Baue». Er sei gegen jede AuSnahmebehandlnng. Abg. Hähnrl (Kons.) spricht gegen eine Zurückverweisung an die Finanzdeputation F. und für Annahme der Deputationsanträge. Abg. Andrü (Kons.): Die Regierung habe schon lange die Stellung der Finanzdeputation X gekannt, und da »näßte cS doch möglich sein, noch diesem Landtage genaue Pläne vorzulegen. Nach einem rekapitulierenden Schlußwort de» Berichterstatter» Abg. Dr. Seesen werden die Deputationsanträge einstimmig angenommen. Bei Punkt 3, Bericht über Kap. 97 und 98 de» Etat», Katholische Kirchen und sonstige KultuSzwecke, referiert im Namen der gleichen Deputation Abg. Papprih-Plaucn i. V. iNatl.), und beantragt, bei Kap. 97, Katho lische Kirchen und wohltätige Anstalten, nach der Vorlage die Ausgaben mit 80 045 -6, darunter 5000 -/s künftig wegfallend, zu bewilligen, dec Kap. 98, sonstige Kultuszwecke, nach der Vorlage die Ausgaben mit 1050 Mark zu bewilligen, die Petition deS Deutschkatholischen Landeskirchen- Vorstandes »in Königreich Sachsen um Fortgewährung von Staatsunter, slützungen an die deutschkatholtschcn Äirchcngemeindeu Sachsens auf sich bcruben zu tasten. Abg. Dr. Bogel-DreSden (Natl.1 kommt auf den Umstand zu sprechen, daß die Zahl der katholischen grauen Schwestern in Sachsen immer mehr zunehme, was zu Bedenken Anlaß gebe. In Dresden habe sich nach dem erste,» noch ein zweites katholisches Schwesterinstitut auf getan. Diese Niederlassung hat seit ihrem Entstehen schon verschiedentlich firmiert. Zuerst galt als Znhaber Dr. Wahl, später hieß e» .Dr. Wahl» Erben", dann zeichnete Wohl der verswrbene Bischof für die Nieder- lassung, und jetzt steht al» Firma über der Niederlassung .Filiale der Kongregation der Schwestern von St. Elisabeth". Das scheine doch mit Len» Geiste unserer Verfassung nicht im Einklang zu stehen, und di? Ne gierung sei dringend gebeten, ihre Aufmerksamkeit diesem Gegenstands zu widmen. Kultusminister Dr. Beck erklärt, daß er streng darauf sehe, daß jet-sr Konfession gleiche Rechte zugesprochen bleiben. Er werde andererseits aber nicht dulden, daß einzelne Konfessionen sich Ucbergriffe zuschuiden kommen lasten, die rnit dem Geiste der Verfassung nicht im Emtlang zu bringen sind. Abg. Stark« (Kons.) dankt dem Kultusminister für seine Erklärung und richtet sodann an alle Evangelischen die dringende Mahnung, mehr Feuilleton. Snm Studium der Sprache. von Paul A. Hirstein. Es wird manche: bei dieser Frage verwundert den Kovf schütteln und leichthin behaupten: Wenn wir nicht stamm geboren sind, und eine Krankheit uns nicht der Sprache beraubt hat, können wir ja von Natur aus sprechen. Tas Sprechen »st allerdings eine Fähigkeit, die unS die Natur genau so mitgibt, wie den Gebrauch der Gliedmaße» und beson- ders das Geben. Aber wie e» oar viele Menschen gibt, die nicht schön gehen und ihre Gliedmaßen nicht schön gebrauchen, so verhält es sich auch mit der Sprache. Wir sehen es rmmerwieber im täglichen Leben, daß Frauen und Mädchen, die genügend Geist besitzen, um etwaS sagen zu können, Lavor zurückschrccken, weü sie deS Gebrauchs der Sprache nicht so mächtig siuo, wie es eben zur Mitteilung ihrer Gedanken unbedingt nölig ist. Nicht immer ist die Befangenheit dazu die einzige Ursache. Tiefe wachst vielmehr, je mehr den einzelnen die Erfahrung gelehrt hat, daß er in gewißen Momenten an der Ungcübtheit seiner Sprachwertzeuge stecken Isteiben oder gar scheitern muß. Auch die Sprach« ist ein Instrument, das nur dann vollkommen und wirkungsvoll gespielt werden kann, wenn cS rein und klar gestimmt ist, wenn seine Funtuonen gelernt, begriffen nnd geübt sind. Deshalb läßt sich auck für die Kunst der Sprechens genau so eine Theorie aufstellcn, wie für oie ihr nahe verwandle Kunst des Singens. Bedeutende Sprachlehrer -nm Beispiel haben ihre Schüler fast immer ans dem Umweg des Gesanges zu einer modula- l ons'ämpen. reinen Sprache geführt. Schlechte Angewohnheiten beim Sprechen können wir heute eigent lich überall wabrnehmen, ob unS nun unser Weg zu geselligem Bei sammensein oder zu öffentlicher Aussprache führt. Mir treffen immer wieder auf Menschen, denen eine gesunde Sprache gegeben ist nnd die doch in der Uebercilung über einzelne Worte stolpern nnd dann stottern, die unverständlich sind, weil sie da» Sckallrohr ihrer Sproße krampfhast durch die Lippen verkleinern und schließen, die lispeln, weil ihnen der «Gebrauch der Zunge nicht bekannt ist, die Silben und ganz« Worte verschlucken, weil sie das ruhig gleichmäßige Tongebcn nicht geübt haben, und die schließlich nicht anzunörcn sind, weil sie nach ganz kurzer Zeit heiser,werden und krächzen oder mit der Stimme umkivven und in der Unfähigkeit, ihre Gedanken weiterhin ruhig anszudrücken, einen höchst unangenehmen und beunruhigenden Eindruck machen. Daß dem nicht immer so sein muß, lehren unS vor allen Dingen die Schauspieler, deren erste Kunst ja die Fertigkeit des Sprechens bildet. Nie und mmmer wäre es ihnen sonst möglich, den Abend über den Klang ibreS Organ» durchznhaltcn. Trotzdem sehen wir es häufig, wie Unüberlegtheit auch einen Schauspieler — besonder» nach leiden» schaktlichen Szenen — plötzlich heiser werden läßt. Um so mehr aber müssen wir er bewundern, wenn er auch dann noch seine Rolle »»ar und allen leicht verständl-ch zu Gehör bringen kann. Ta» aber ist ein Bor- »ug der Sprachausbikdung, die auch dann seltene Wirkungen hervor bringt, wenn da- Organ nur klein und schwach, ja selbst nicht von be sonderem Dohlklang in. Möge man nicht dagegen einwenden, daß diele Ausbildung des Sprechens nur eine Ausgabe der „Deruss'precher" ist. Abgesehen davon, daß eine reine, klare Sprache nock immer ein Zeichen allgemeiner Bildung ist, komm! doch jeder Mensch eigentlich immer wieder in die Lage, sich durch sein Sprechen Erfolge zu erstreben. Rein beruflich ist da» doch alle Tage der Fall, und «ine Besprechung, die ruhig, klar und verständnisvoll geführt wird, läßt sicher leichter das Ziel erreichen, als wenn lächerliche oder störende Angewohnheitcn den anderen un».K,g und unlustig machen. Außerdem aber muß auch knntt »n heutiger Zerr jeder einmal im engeren Kreil«, vor Gericht, in Ver sammlungen oder überhaupt »n der Oefwntlichkrit allein vor Zuhörern sprechen. Tann aber wird die mangelnde Sprachfertigkeit unbedingt zu einem Mittel, daS die Gedanken nur unvollkommen oder gar nicht »u Tage treten lab'. Schon da» ist ein Beweis, daß daS Sprechen leinen, daß Uebungcn in der Kunst deS Sprechens heutzutage unbedingt notwendig sind. Die wesentlichsten Ersoidernisse einer guten Sprache sind Deutlich keit und Reinheit. Zeder Bvka! und jeder Konsonant mns; klar und richtig gesprochen, muß mit dein ihm eigenen Klang belegt werden! Da gegen aber wird am nieislc» gesündigt. Wir baden in der ganzen Sprache nicht einen Laut, der in der Kehle seine Bildung finden n. - ist durch Lässigkeit und Unanniierl'mnlcn eigentlich unser ganzes Sprechen dorthin gerutscht. Nicht am wenigsten schuld daran ist der eigentümliche Klang, den wir dem häutig gebrauchten BucWaben R ge geben haben. Stau des rollenden Tones, der »bin von Natur aus zu gedacht ist, nnd den nur das Vibrieren der Zungenspitze gegen den Gaumen hervorbringen kann, baden wir in den weitesten Teilen Tentfchlandk aus Beguemlichkeit einen Schnarchlauk der Kchie genom men, der gar kein selbständiges Ehaialteristikum bat, der wegen seiner Unnatürlichkeit nicht den Wechsel in der Sprachbildung »milchen der Kehle und den dazu beruseuen Lippen znläßt, und so gewalttätig bi« Sprache in jenen Teil des Mundes zieht, der eigentlich nur als Klang rohr den vorn gebildeten Tonen Wirkung verleihen soll. Tas ist vielleicht der erste Grund, wodurch unser Sprechen so gelit ten hat. Wir haben verlernt, aus Vokalen und Konsonanien züchtig Worte zu bilden, und ließen cs au dem ungefähren Tvnlall genug sein. Tie Schuld daran lieg! siche» an unseren Eltern und der Schule. Nie mand in unsere» Kindheit achtete aus unicre reuic Aussprache niemand pab sich Mübc, uns gul die Wesenheit der einzelnen Buchstaben hinzu- wciscil, nieinanb belehrte nnd überzcugic uns, daß die Wirkung der Sprache eine größere und bessere ist, wenn man sie dorthin verlegt, wo sie gebildet wird — nämlich vorn aul die Lippen, mit der Spitze des MundeS. Und doch wird sich jeder überzeugen können, wie leicht diele Wandlung im Sprechen berbcizuiühren in. Sic beruh', immer wieder ans dem Buchstaben R. Ter Volksstamm, der in Deutschland am klar sten und reinsten spricht sind die Hannoveraner. Sie kennen kein Kcchl-r. Selbst die Preußen sprechen trotz ihrer weichen Klanagebung noch deutlicher als wir Brandenburger, Pommern, Schlesier uno Sach sen. Auch sie haben daS Zungen-r. Dieses Zungen-r ist aber nicht schwer zu lernen. ES ist tn Wirklichkeit nur ein verviel'ältigteS D. Dieser Buchstabe schlägt einmal an den Gaumen, daS R mehrere Male. Um es zu erlernen, braucht man nur Worte in der Zusammensetzung zu üben wie Braten, und statt des » ein d setzen, also Bdaten. Hat man das kurze Zeit in verschiedenen Zusammensetzungen wie Bduder, Kda- nich, geübt, so nimmt man eben ein Wort mit zwei d, wie ddücken (drücken!, wicderlwlt womöglich das d so ost als möglich — und das Bi- brieren der Zungenspitze wird sich einfinden, ehe mau es glaubt und weiß. Mit wenig Uebung'wird es dann als richtiger, selbständiger Laut, auch in anderen Zusammensetzungen und am Schluß des Wortes zu ge- brauchen sein. Trotzdem die richtige Bildung dieses Konsonanten am meisten zur Besserung der Sprache beiträgt, »st damit doch noch nicht alles getan. Scbr wesentlich isi^ daß eben jeder Laut der Sprache nach d«r idm eigen- tümlichen Vorschritt angesetzt wird, daß beim a, o, u die richtige Ab- stusunge» in der Oefsnung deS MundeS in die Höbe, bei e, i in die Breite «ingebalten werden, und daß bei den Konsonanten Libyen und Zunge richtig gebraucht werden. Dazu gehört vor allem, daß die Zahn- reisten nicht zusammensteben, sondern der Klangfülle Raum geben. Man soll beim Sprechen von „den Lippen lesen können"; dazu gehört, daß die Sprache wirklich dort ruhtl Haben wir eS aber erst einmal dazu gebrockt, so wird die schnelle Heiserkeit, die oft di« Sprechenden befällt, die sie zu immer größerem Lungeiuxrbrauch anreizt, dte einfache Gespräche so oft zu Schreiereien anwachsen läßt, un< nickt mehr belästigen. Am wesentlichsten dazu ist aber die ständige Hebung, die unS nicht feiern lässt, wenn wir einmal gleickgültigc Lacken zu sprecken baden. Lüne dicst' ständige Uebunq wird da^ gute Lprccheu be' besonderen Gelegenbettcu af'ctliert und geziert. Wir finden ja im täglicken Um gang viele, die sich einer gezierten Sprache befleißigen, aber sie quält uns auch so, daß wir sie boshaft „Sonntagssprache" nennen, oder davon sprechen, daß jemand nnt „frisierter Sch ..redet. Gerade davor aber müssen sich auch BerusSredner buten. Daß cS sonst noch Untugenden beim Sprechen gibt — du lieber Gott, wer wollte es leugnen! Einer muß sein« Worte stets mit ausgestrecktcm Finger und Taktschlagen begleiten, ein anderer, ist nur imstande, in Buckdeutsch zu reden. Er bringt Sätze mit Einschachtelungen und Pa renthesen, in woblabgszirkelter Länge, der dritte unterbricht sich stets mit „Haben Sie verstanden'?", mit „Nicht wahr? Habe ich da Recht?" Alles Fehler, die Unterhaltung uno Reden beeinträchtigen. Aber sie würden nicht so sehr ins Gewicht fallen, wenn wir sonst nur gut sprä chen. TaS tun wir jrdoch leider nicht. Wollen wir da nicht recht bald anscingen, cs zu lernen'? * T«r Mttzersolg der „Earuienctta". A« der Prager Aufführung nnd Ablehnung feiner burle-ttcn Oper „Earuirncita" «läßt Herr Paul Zschorticü im „B. B.-C." «ine Erklärung, au deren wichtigsten Punkten eS beißt: „Herr Kaveklmetster Bodoncku in Prag hat sich mit Händen und Füßen dagegen gewehrt, di« „Larmtncita" zu dirigieren. Er hat das bereits zu einer Zett getan, als er nachweislich da« Wert noch nicht kannte und kennen konnte. Er hat schließlich daS musikalisch kürchterlich ,u- lninmengesttichene Werk gezwungen dirigiect, obwohl ich selbst Herrn Direktor Angelo Neumann wiederholt dringend und herzlich gebeten habe, Herr» Bokanzly von düser Aufgabe zu befreien und mich erboten hatte, die Over selbst zu dirigieren. Noch kurz vor der Ausführung wurden im musikalijchen Teil der artige Striche cmnacht — wieder von Herrn Bodanzky —, daff der logtzche Zu- iammenbang vieliach vollkommen zerrissen wurde. Zn der Generalprobe lang der Chor Lciarlig daff ich dringend bat, ibn rulr wenigsten- für «tn« Viertel- stunde zu überlassen, um die gröbsten Irrungen beheben zu können. Man überlegte und entschied schließlich: nein. Sehr argen meinen Will«» de- drängte mich dir Direktion «ach dem zweiten Akt, der mit sehr > ackern Beifall ausgenommen wurde und in dem sogar ein« GesangSnummer wiederholt werken musste, auf der Bühne zu erschein«». Zn dem Augenblick, als ich aus den Kulissen trat, setzte ein von einer komvakten Gruppe ausgehende« intensives Zischen rin. DaS bejrcmdrte mich angrsicht» der Tarsach«, daff während des Spiel- daS Publikum offensichtlich mitargangen war. Auch Herr Dirrklor Neumann sprach mir gegenüber an diesem Abend von einer „künstlichen Lppoiitlon". Man wird abwarten müssen, wo- die Herr«« Direktor Neuilraiin und Kapellmeister Bodansky daraufhin zu erwidern haben. * Der Sontzresi für innere Medizi«. Aus Wien meldet unser r.Ao»re- spondent: Tie scierltche Eröffnung deS 25. Kongresse- iür innere Medizin fand gestern unter außerordentlich großer Beteiligung statt. Die hervorragendsten Kliniker Wien» und deS Auslandes «ahmen daran teil. Ter Präsident des Kongresse-, Professor Müller-München, wies in seiner Eröffnungsrede insbesondere auf die berlidnile Wiener Schule al» daS klassisch« Forum der inneren rtiedl- zinischen Wissenschaft hin. Ferdinand Thieriot. Am heutigen Tag« kann der in Hamburg lebende Komponist Ferdinand Lhieriot seinen strbenzigsten Geburtstag be gehe«. Tbtrriot ist ein geborener Hamburger; seine musikalischen L-drer waren Marrsen, zu dessen Schülern auch BrahmS gekört hat, und Nheinberarr. Al- Musikdirektor wirkt« Thierlot in Glogau und Graz, wo er Letter de- Steier märkischen Ke angverrin« war. Er nahm hierauf seinen Wovnsi» für mehrere Zadre in Leipzig, um sodann wieder noch seiner Vaterstadt überzuitedeln. Eine Sinsonietia und «ine Sinfonie, Kammermusikwrrle, Lieder, sowie eine Ouvertüre zu „Turandot' sind von Thieltot bekannt geworden und zeigen alle samt gediegene Faktur. * Kleine ikhranik. Zm TbsLtre de la Monnale in Brüssel fand, wie Un van dort geschrieben wird, die Erstaufführung der neuen zwelakttgeu Oper von Iaaue-Dalcroze statt. DaS neue Werk, „Die Zwillinge von Bergamo", da« von Mauriee LLna nach den Menächmen de- PlautuS zurecht,lemacht ist, sand namentlich im Schlußakt gute Aufnahmr. Zn Br««lau baden die Aufführungen der Operette „Da» HeiraiSiieber" von Ferd. Rumpel, dem Kapellmeister der Berliner Komischen Oper, eine unllebiame Unterbrechung erfahren. Der Wiener Schriftsteller Davi« hat Rumpel» Librettisten, Herrn A. S. PordrS-Mtlo, wegen literariichen Diebstahl» verklagt und behauptet, daff letzterer die Zdee des Lustsviel- „Tas HciratSurst ' der Operette zu Grunde gelegt habe. Zuwlg'dcsjen bat daS Gericht die westelc.i Aufführungen ter Operette vorläufig inhibiert. — Professor Dr. Emst Fistlici. der hervorrageude Chemiker der Berliner Uuiversilät, ist zum auswärtigen Mit glied« der lvaiglich dänische» GeieUschast der Wiffealchafte» ernannt worden.