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Mnblatt ßi Rilsliruff Hßarandt, Aossen, Siebenteln und die Umgegenden. Amtsblatt für die Rgl. Amlshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. Lokatviau» füc Wllsatuff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkbardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg. Huhndorf, Kauibach, Kesselsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Nunzig, Neukirchen, Neu tanneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, Röhrsdorf bei Ä'lsdrmf, Noitzsch, Nothschönbera mit Perne, Zachzdorf, Zhmiedeivalde, Zora. Zteinbach bei Kesselsdorf, Iteinbach b. Moborn, Jeeliqftabt, Zvecht^han'en. Taubenheim Nnkersdom, Weistropp, Wildberq. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Po.» bezogen 1 Mk. 55 Pf. .niieraie werden Montags, Mittwochs und Freitags ins späleitens Mittags 12 tlür angenommen Mseruonsoreis >'> Big. oro viergespaltene Corpuszeile. Dnick und Verlaq von Martin Berger in Wilsdmst. — Verantwortlich für die Redaktion Martin Berqer daselbst. No. 2?. j Sonnabenv, den 3. März 1SVV. 38. Jahrg. der Aufschließung' Astens fern zu bleiben, wäre fürReichstags eine befriedigende Lösung dieser Frage zur politische Rundschau. Boni Kaiserhofe. Unser Kaiser, der Mittwoch Nachmittag dem Maler Prof. v. Herkomer eine Sitzung gewährte, hörte Donnerstag Vormittag den Vortrag des Chefs des Zivilkabinets, nahm darauf die Rapporte der Leibregimenter entgegen und ließ sich im Schloßhof helio graphische Apparate vorführen. Mittags empfingen beide Majestäten im Beisein des Kronprinzen die spanische Ge sandtschaft unter Führung des Herzogs von Veragua, letzten lebenden Nachkommens von Christoph Columbus. Um 1 Uhr wohnte Se. Majestät der Taufe des Sohnes des Prinzen Pleß bei. — Am heutigen Freitag Abend wird der Kronprinz zum Ritter des spanischen goldenen Vließes geschlagen. Prinz Heinrich von Preußen weilte am Donners tag in Hamburg, wo ihm die Bevölkerung einen groß artigen Empfang bereitete. Der Prinz nahm eine Be grüßung des Senats und der Kaufmannschaft zu seiner glücklichen Heimkehr aus Ostasien entgegen und verließ nach einem großem Festmahl im Ralbhause die Stadt wieder und reiste nach Berlin weiter, um sich bei dem Kaiser auf Deutschland etwas viel verlangt, dann könnten wir uns nur sofort eine Nachtmütze über die Ohren ziehen. Rußland weiß das so gut, wie wir es wissen, auch die Petersburger Regierung hat die Erfahrung gemacht, daß man Jeden werthschätzen soll, der Einem nützen kann. In den Beziehungen stehen wir zu einander. Allerdings haben wir für Deutschland und Rußland in der bevorstehenden Erneuerung des Handelsvertrages noch einen Stein des Anstoßes zu überwinden, aber solch' ein Stein ist um so leichter aus dem Weg gewälzt, je mehr beiden Theilen klar ist, wie ihnen gemeinsam die freie Passage nützt. Mannschaft veranlaßt, für ihren Verwaltungsbezirk hiermit anzuordnen, daß künftighin jeder Treiber am linken Arme ein Schild zu führen hat, welches den Namen und Wohn ort derjenigen Person deutlich erkennbar trägt, auf deren Kosten und Gefahr der Trans port zur Ausführung gel ngt. Zuwiderhandlungen gegen diese Vorschrift werden an Denjenigen, welche hiernach in erster Linie für das Vorhandensein der Schilder verantwortlich zu machen sind, also Denjenigen, auf deren Kosten und Gefahr der Transport geht, mit Geldstrafe bis zu 50 Mk., im Uncinbringlickikeitsfalle mit entsprechender Haftstrafe, geahndet werden. Die Herren Gemeindevorstände und Gutsvorsteher werden veranlaßt, für gehöriges Bckanutwerden dieser Verordnung Sorge zu tragen. Königliche Amtshauptmannschaft Meißen, am 28 Februar 1900 von Schroeter. Tr. Urlaub abzumelden. Der Reichstag nahm am Donnerstag dre Berathung des Etats des Auswärtigen Amts vor. Auf eine Aus lassung des Abg. Gradnauer (Soc.) erklärte Staatssekretär- Graf Bülow, wir seien stets Freunde des Friedens, wir rüsten nur zur Vertheidigung unseres Gebiets. Die Reichsregierung habe daher den Friedenskonferenz-Vorschlag des Czaren gern angenommen. Die Konventionen u. s. w., die vereinbart wurden, sollen dem Reichstage nach ihrer Ratifikation zugchen. Das beschlossene Schiedsgericht binde nicht, so daß eine Gefährdung unserer Interessen nicht zu befürchten sei. Unterstaatssekretär v. Richthofen erwiderte hierauf dem Abg. v. Liebermann (Antis.), was die Ent schädigung für die Schiffsbeschlagnahmen anlange, so müsse erst die Kostenrechnung aufgemacht werden; die Vor bereitungen dazu seien im Gange. Nach einer Auseinander setzung des Abg. Liebermann mit dem Abg. Bebel (Soc.) schloß die allgemeine Erörterung. Die Einzelberathung zeitigte nichts von Belang, worauf der Etat angenommen wurde. — Freitag: Marine-Etat. Ueber die Aussichten der Flottenvorlage gehen die Ansichten wieder einmal recht weit auseinander. Während nämlich offiziös versichert wird, daß an eine Verständigung über die Deckungsfrage im Ernste garnicht zu zweifeln sei, erklären Zentrumsvlätter, daß die maßgebende Partei des Bekanntmaevung. Es ist wahrzunehmen gewesen, daß beim Treiben des Rindviehes häufig rohe Mißhandlungen des Viehes von Seiten der Treiber vorkommen, ohne daß es möglicb wäre, die Thater zur Rechenschaft zu ziehen, weil beim Mangel jeglichen Anhaltes zur Feststellung ihrer Person eine Anzeige bei der Behörde mit Erfolg nicht angebracht werden kann. Namentlich ist dies der Fall auf Landstraßen, wo die Treiber sich einmal weniger beobachtet wissen und andererseits der Feststellung ihrer Person naturgemäß leichter zu entziehen vermögen als innerhalb der Ortschaften. Zwecks leichterer Feststellung der Person Derjenigen, welche fick Ausschreitungen in bezeichneter Hinsicht zu Schulden kommen lassen, und um diesen Thierquälcreien in Zukunft wirksam enlgcgentrcten zu können, sieht sich daher die Königliche Amlshaupt- Dcntschland unö Rußland. Nachdruck verboten. Daß der Russe, der echte Moskowiter, dem Deutschen besonders sympathisch ist, kann man wohl nicht gerade sagen. Der Russe hat sich auch keinerlei Mühe gegeben, diese Sympathieen zu erringen, er hat nicht einmal seine Abneigung zu angemessener Zeit mit einiger Höflichkeit zu verbrämen gesucht. Dafür sind zahlreiche Vorkomm nisse Zeuge, und nebenbei haben die russischen Generale noch ganz andere Revanchereden — warum eigentlich, weiß man bis heute noch nicht, gehalten, wie die fran zösischen. Indessen über das Eine, wie über das Andere, ,st leidlich Gras gewachsen, die persönliche Freundschaft der Monarchen hat darunter nicht gelitten, wenn auch diejenige der beiden Regierungen niemals bis zur Siede hitze gediehen ist. Letzteres war allerdings schon un möglich wegen des bekannten Verhältnisses zwischen Ruß land und Frankreich, in welchem keiner von beiden Kontrahenten sagen kann: Die Freunde meiner Freunde sind auch meine eigenen! Trotz alledem haben die Beziehungen zwischen Deutsch land und Rußland ihren hohen Werth, einen höheren, als die hauptsächlichsten Befürworter derselben zu ihrer Zeit wohl vorausgesetzt haben mögen. Diese Befürworter waren Kaiser Wilhelm I. und Fürst Bismarck. Der greise Kaiser war in dem Gedanken an die Freundschaft mit Rußland alt geworden, er hing an dieser Idee nnt aller Zähigkeit seiner treuen Seele auch dann noch, als sich das enge Bündniß zwischen Deutschland und Oesterreich- Ungarn als nothwendig erwiesen hatte. Besuchte er doch unmittelbar nach diesem Vertragsabschlusse seinen Neffen, Kaiser Alexander II. von Rußland, in Alexandrowa. Dem alten Kaiser war ein freundnachbarliches Verhältniß zu Rußland eine Herzenssache, das beweisen auch seine Worte auf deni Sterbebett: „Mit Rußland mußt Du Dich immer recht gut stellen!", als er unseren heutigen Kaiser vor sich zu haben vermeinte. Bei Fürst Bismarck, dem Meister der Realpolitik, kam Herzenssache überhaupt nicht in Betracht. Wenn auch der erste Reichskanzler im Hinblick auf das Czaren- reich und seinen autokratischen Herrscher einmal gesagt hat: „Wir laufen Niemand nach!", so ist doch sein persön liches gutes Verhältniß zu dem Czaren nie erschüttert worden. Unvergessen sind die stundenlangen Unterredungen Czar Alexanders III. bei dessen Besuchen in Berlin mit dem Fürsten Bismarck, und namentlich die letzte hat ein hlstorfiches Interesse. Auf eine gelegentliche Aeußcrung des Czaren bemerkte Fürst Bismarck: „Ich denke, daß ich bis zu meinem Tode Minister bleiben werde!", worauf der Czar antwortete: „So, glauben Sie?" Fürst Bis- marck hat bekanntUch nach seinem Rücktritt mehrfach geäußert, der russische Czar habe zur Zeit dieser Nnter- redung die etwa em halbes Jahr vor dem ersten Kanzlerwechsel stattfand, bereits gewußt, was in der Zu kunft Schoof; verborgen sei. Fürst Bismarck hat nicht Rußlands wegen, aus Wertschätzung der russischen Staatseinrichtungen, auf dies gute nachbarliche Elnvernehmen gehalten, sondern weil er wußte, daß Deutschland me einen Angriffskrieg von Westen her zu befürchten haben werde, so lange seine Beziehungen nach Osten hin nichts zu wünschen übrig ließen. Dies Exempel stimmte zweifellos ganz genau, und diesem Gedanken entsprang auch die viel besprochene und viel angeseindete Rückversicherung mit dem Czaren, die unter dein Reichskanzler Grafen Caprivi auf Befehl Kaiser Wilhelm II. aufgegeben wurde. Hinterher kam es ja dann einmal zu einem Zollkriege mit Rußland, der nach halbjähriger Dauer durch die Vereinbarung des heute geltenden Handelsvertrages geschlichtet wurde. Seitdem ist ein ganz neuer Grund für die Nützlich keit der Förderung gemeinsamer deutsch-russischer Interessen aufgetaucht. Die Auftheilung von Asien! Zum ersten Riale gingen Deutschland und Rußland nach dem chinesisch japanischen Kriege Hand in Hand, auch Frankreich schloß sich an, man erreichte Alles, was man wollte. Diese Jnteressen-Gemeinschaft ist seitdem in Ostasien wiederholt in den Vordergrund getreten, sie hat sich in jüngster Zeit auch in Vorderasien gezeigt, wo Deutschland und Rußland zu gleicher Zeit sich anschicken, weite Landgebiete durch den Bau von großartigen neuen Schienengeleisen der Kultur zu gewinnen. Rußlands, wie Deutschlands Kulturwerk in Asien beweisen, daß wirklich Raum für Alle die Erde hat. Weder die beiden Nationen, noch die beiden Regierungen sind einander übermäßig geneigt, aber darum arbeiten sie doch neben- und miteinander, sich gegenseitig die Wege ebnend. Voraussetzung bei einem solchen Unterfangen ist, daß der Eine dem Anderen seinen Theil gönnt, daß nicht ein Jeder Alles haben will. Und in dem Alles- Haben-Wollen haben Rußland, wie Deutschland in Asien einen Konkurrenten, England, und damit wird dem Moskowiter, wie dem Deutschen abermals der Vorthcil des alten Satzes klar: Sich vertragen ist besser, als sich schlagen! Das Czarenreich ist hier allerdings der stärker interessirte Theil, Rußland und England haben in ihren asiatischen Streitereien mehr als einmal das Thor des Kriegstempels mit dem Aermel gestreift. Rußland muß für seinen gewaltigen asiatischen Besitz unter allen Um ständen offene Wege zur Küste zu erlangen suchen, ein Zwang, der England, das sich so lange Jahre als erste Macht Asiens wähnte, nicht gleichgiltig bleiben kann. Für uns besteht ein solcher Zwäng keineswegs, aber wir wären schlechte Kolonisatoren, die wir doch nicht mehr zu sein glauben, wenn wir nicht im Interesse unseres asiatischen Besitzes Alles thun, wozu uns die dortigen Verhältnisse, wie das Treiben anderer Mächte auffordert. Daß bei dem großartigen Plane der Verstärkung unserer Kriegsflotte die Rücksichtnahme auf England eine bedeutende Rolle spielt, weiß ja ein Jeder, auch wenn es nicht offen ausgesprochen wird. Auch dem harmlosesten deutschen Gemüth ist aus Anlaß der Schiffsbeschlagnahmen klar geworden, daß selbst der mit John Bull in einen ärgerlichen Streit gerathen kann, dem der Gedanke daran soweit wie möglich liegt. Jsts uns mit unseren Kauf fahrteischiffen so gegangen, kanns uns mit unseren asiatischen Besitzungen ähnlich gehen. Darum aber von