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Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 M. 30 Ps., durch die Po. bezogen 1 Mk. 55 Pf. Jnieraie weiden Momaas, Nmwoms und Freuags bis spätestens Mittags 12 Um angenommen. Jnseruonspreis io Psg. pro viergespaltene Corpuszeile. Druck und Berlaq von Martin Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion Martin Berger daselbst. 58. Jahrg Sonnabend, den 3. März 1SVV. No. 27 tzkarandt, Mosten, Sieöenteßn und die Umgegenden. Amtsblatt Nr die Rgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für WilSvruff, Alttanneberg, Birkenbain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, (Hrmtzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg. Huhndorf, Kaulbach, Kesselsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Munzig, Neukirchen, Neu tanneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, Röhrsdort bei Wilsdruff, Noitzsch, Nothschönbera mit Perne, Zachsdorf, Ichmiedewalde, Zora, Zteinbacb bgi ^gsselsdork, Steinbach b.Moborn, Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim Unkersdorf, Weistrovv. Wildberq. Zweites Blatt. Auf den Monat im wa im ern lich een ere 9, ren ell, Ec ler nen er ¬ gebend hielt gestern NaHm.ttag 4 Uhr im kleinen Saale vcö .Kaisergartens" seine Generalversammlung ab. Diese war von clwa 50 Mitgliedern besucht. D r geschästssührende Vorstand Dir. Schaufuß leitete die Versammlung mit einem allgemeinen UeberdUct über die Thurschutzsache e>n. Der Thierschutz ist über alle Läaver o r Eroc oervreUer. Zn Deutschland allein be stehen über 250 V reine, darunter der Münchner Verein mit über 10000 Mitgliedern. Die Schule hat den Thierjchutz zu ihrer Sache gemacht, die gejammte Pc-fse stellt sich freuv g in leinen Dienst, alle Behörden, von den Gemeindeverwaltungen an bi« hinauf zu den hohen Ministerien wenden dem berechtigten Schutze der Th'ere ihre Aufmerksamkeit zu und die Volksver tretungen, Landtage uNd R ichStage erwägen mit Wohl wollen unsere Vorschläge und sind jammt und sonders bemüht, überall Besserung zu schaffen, wo dies ohne Schädigung anderer Znter-ss-n thunluh ist. Besonders rühmte dann der Redner oas Eintreten unseres Königs und unserer Königin für die Thierschutzsache und eröffnete mit einem Hoch auf die Maje stäten die Generalversammlung. Hierauf trug ec den Javres- dericht vor. Der Verein hatte am 31. Dezember 1898 626 zahlende und 49 steuerfreie Mitglieder, am 31. Dezember 1899 788 zahlende »nd 102 steuerfreie Mitglieder. Gestorben stnb im vergangenen Jahre 18 Mitglieder, sowie das Ehrenmitglied Frau Maric Esperance von Schwartz-Elqis-Melena, die bekannte unermüdliche Tyierichützerin, welcher auch der Meißner Verein eine Stiftung in Höhe von 1200 Mark verdankt. Ferner ge- oachte Dir. Schaufuß zweier verdienstvoller, ebenfalls verstorbener Männer, des Schriftstellers Rudolf Bergner, Vorsitzender des Oevreichischen Bundes der Bogelfreunde in Graz, und des Schriftstellers Dr Karl Ruß in Berlin. Durch Erheben von den Plätzen ehrte die Veriammlung daS Gedächtniß der Da hingegangenen. Durch Wegzug und A bmeldung schieden 20 Mit glieder au« dem Verein. Dem Abgang von 38 Mitgliedern steht bis heute ein Zugang von 330 Mitgliedern gegenüber. Der Verein zählt daher insgejammt 973 Mitglieder und ist damit, was die Zahl der Mitglieder anbelangt, an die Spitze der ThlerichutzvernneSachsenS getreten und übertrefft den alten Leipzig-r Verein um 260, den neuen um 380, den Chemitzer um 460, den alten Dresdner, den Plauener und Pirnaer um je 570 Mitglieder und bildet ziemlich den fünften Ty-il aller sächstjchen Tvierschützler, die sich auf 5136 belaufen. Anerkennend gedachte der Redner dann der Verdienste der einzelnen Vorstandsmitglieder und aus wärtigen Vereinsmitglieder, welche me st eine oieljäyrige Thät'gkeit hinter sich haben und überreichte Herrn Oberlehrer Paulig, welcher dem Vorstande nunmehr 20 Jahre ang hört, die silberne Verbandsmedaille nebst VerlechunoSmkünde. Den Vereinsoer- tieternGutsbesitzer Sörmtz-Diera und Cantor Le hmann-Burk- hardtSwalde wurde in Anerkennung ihrer erlprießlich-n Toätigkeit je ein Ehrendiplom überreicht. Besonders ehrend hob dann der Redner die Verdienste des bisherigen Vorsitzenden, Herrn Bürger- schullehrer Bluhm, herwr und ernannte diesen auf Beschluß de« Gesammtvorstand'S zum Ehrenmitglied. Die auf diese Weise ausgezeichneten Herren dankten hierauf herzlich. Der Jahresbericht erwähnt weiler, daß im vergangenen Jahre zehn Vorstands- und Ausschußoersammlungen, ein Vortragsabend m Meißen und eine Generalversammlung abgehalten wurden. Ferner fanden sieben Wanderversammlungen, und zwar je eine in Deut scheu bora, Röhredors, Wilsdruff, Zehren, Diera, Lommatzsch und Weinböhla statt. Hierbei wurden 13 Vorträge gehalten. Als Redner traten auf Professor Dr. Röder-DreSd-n und Lehrer Bluhm je einmal. Dr. Zimmermann und Dir. Schaufuß je viermal und Bezirksthierarzt Haubold fünfmal. Mit einer großen Zahl auswärtiger Vereine wurde reger V-r- kedr unterhalten. Das Tagebuch weist 554 Eingänge und 1487 Ausgänge bei der Geschäftsstelle nach. In Bodnitzjch, Zadel, Wölkisch, Weinböhla und Niederau wurden neue Ver treter gewonnen, so daß der Verein zur Zeit 21 Bezirksver- treter in der Amtshauptmannschaft zählt. Herr Gutsbesitzer Simon-RöbrSdorf wurde für seine langjährige Thätigkrit durch die silberne V-rbandSmedaillc ausgezeichnet Thierschutzkalender wurden 1650 kostenfrei vertheilt. Besonderer Dank wurde den Redaktionen und Verlegern der hiesigen Zeitungen, sowie den Lokalblättern von Wilsdruff, Nossen,Lommatzsch und Wein böhla für die sortgeOtzte Unterstützung der Tyierschutzsache aus gesprochen. Statt der bisher abonnirten allgemeinen Thier« schutzzeitschrift ist der in Leipzig erscheinende .Deutsche Thicr- Vaterlänöisches. Wilsdruff, 28. Februar 1900. Ium Sonntage Invsenvit. 2. Kor. 5, IS: Er ist darum für alle gestorben, auf daß die, so da leben, Hinfort nicht ihnen selbst leben, sondern dem, der für sie gestorben und anfer- standen ist. Wieder ist die Zeit angebrochen, in der sich wahre Christen noch enger als sonst um den Stamm des Kreuzes auf Golgatha schaaren, — die Passionszeit. Eine Fülle heiliger und heilsamer Gedanken bringt sie dir mit, wenn du nur recht fest den Blick auf das Haupt voll Blut und Wunden richtest. Unter anderem giebl uns die Passionszeit eine gute Unterweisung für die Selbstlosigkeit, die Gott von uns fordert. Wem leben wir? — Die meisten Menschen lebendem eigenen Ich; jeder ist sich selbst der nächste. Die Politik kennt keinen andern Grundsatz mehr, und unsere Politiker verspotten das Zeitalter der Kreuzzüge, das noch andere Grundsätze kannte. Im wirthschaftlichen Leben ist der Egoismus König, und im Familienleben, in den vier Wänden regiert er auch. Erst Ich, nochmals Ich und dreimal Ich, dann das andere und die andern. Das ist zwar nicht „ideal" gedacht, aber praktisch, und das Volk der Denker und der Dichter ist seit dreißig Jahren ver zweifelt praktisch geworden. Wem leben wir? — Eine Handvoll Leute predigt tauben Ohren „Humanität". Ein wenig, so sagen sie, sollte man dock auch an andere denken. So treibt man Armen- und Krankenpflege, gründet Wohlfahrtseinrichtuugen, sammelt Nothstands-Kollekten und veranstaltet Bazare und Wohlthätigkeits-Bälle. Sehr hübsch, wenn einem die Nächstenliebe so amüsant gemacht wird! O ja, es ist eine sehr schöne Sache um die Nächstenliebe. Wem leben wir? — Dieser Paulus würde doch schlecht in unsere Zeit paffen, meint ihr nicht? Aber er Paßte auch nicht in seine Zeit, denn die Korinther waren Egoisten durch und durch, und im Punkte der Humanität wird ihnen das Geschlecht unserer Tage sogar noch über legen sein. Trotzdem schreibt Paulus einem Häuflein unter ihnen, den christlichen Korinthern: ihr sollt nicht Euch selber leben, sondern ihr sollt dem leben, der für such gestorben und auferstanden ist; JesuChristo sollt lflr leben. Nicht was ihr wünscht, sondern was Jesus will; nrcht was euch frommt, sondern was Seinem Reiche vum -ffch.sollt ihr fragen und weiter nach nichts! Aber das giebt fa der Selbstsucht den Todesstoß? Das Eommt ia auf ein Leben in vollständiger Selbstlosigkeit hinaus. El freilich, und so hat es der Mann vom Himmel uns vorgelebt, so hat Er durch Seinen Tod es uns vorgelebt. Wollen wir wirklich Seine Jünger sein, nicht bloß Mundchrlsten sein, so bleibt uns nichts übrig, als es Ihm nachzuthun und Ihm zu leben. — Bei der hiesigen städtischen Sparkasse wurden .... verflossenen Monate 648 Einlagen im Betrage von 64,998 Mk. 57 Pfg. geleistet, dagegen erfolgten 717 Rück zahlungen im Betrage von 80,291 Mk. 32 Pfg. — Der Tyierjcvutzoerein von Me ßen und Um lrg rz." gen ius mr- am ;er- ffen werden Bestellungen auf das .WjcMtl für Msdruff sic.' mit ,.lanvunrthschaftl nns ittnft» irter Zeitiger Sonntagsbeilage mit MoSenbeiiagesowie „AiehungLlistenderAgl SäcHI Landeslstterie" für die Stadt Wilsdruff bei unterzeichneter Geschäftsstelle zu pfg., für auswärts bei allen Kaiserl. Postämtern und Landbriefträgern zu pfg. angenommen. Geschäftsstelle des Amts- und Wochenblattes für Wilsdruff Wem lebst du? — Dir selber, deiner Familie, deinem Volke? Alles das ist nichts. Du wirst deinem Volke, deiner Familie und dir selber am besten leben, wenn du — Jesu Christo lebst! Die wirthschafttiche und politische Bedeutung eigener überseeischer Kabelverbindungen. So viele berechtigte Vorwürfe die Engländer wegen ihrer anmaßenden und ungerechten Eroberungspolitik gegen wärtig in der Welt auch hören müssen, so muß man doch auch anerkennen, daß diese englische Jnteressenpolitik, die frei von allem Gewissensbedenken mit größter Dreistigkeit und Frechheit oder auch mit List und Verschlagenheit auf ihr Ziel losgeht, in ihrer nüchternen berechnenden Art oft zuerst den Werth von neuen Einrichtungen erkannt und dafür Opfer gebracht hat, ohne daß bisher ein anderer Großstaat sich zu ähnlichen Leistungen emporgeschwungen hätte. Diese Vorausncht Englands betrifft zumal die Legung überseeischer Kabel, die England zuerst durchführte und zugleich sich dadurch auch ein Kabelmonopol schuf. Dadurch erlangte England alle wichtigen überseeischen Nachrichten zuerst und hat dadurch einen großen wirth- schafllichen uno politischen Vortheil, der Englands Handel und Politik ungemein zu Statten kommt. Einzelne eigene Kabelverbindungen besitzen neben England allerdings auch Frankreich und das Deutsche Reich, aber für den Ausbau eines überseeischen Kabeluetzcs liegen in Deutschland die Dinge noch ganz im Argen und dock muß diese Aufgabe auch in nicht zu ferner Zeit gelöst werden, wenn wir nicht von England in Bezug auf den Kabeldienst in vielen Fällen ganz abhängig bleiben wollen. Am widerwärtigsten ist eine solche Abhängigkeit in kritischen politischen und wirthschaftlichen Zeiten oder gar im Kriege. Ein Wmk von der englischen Regierung genügt da, um für Deutsch land bestimmte Kabeldepeschen zu verschleppen oder überhaupt nicht zu befördern. Was dies in der Zeit des Welt handels bedeutet, ist klar. Hat doch auch der Boerenkrieg in Folge des Kabelmonopols Englands es dahin gebracht, daß es über die Vorgänge in Südafrika überhaupt nur einen englischen Telegraphendienst giebt. Die meisten An strengungen macht man jetzt in Frankreich, um sich von dem englischen Kabelmonopol zu befreien. Bereits Mitte der 90er Jahre begann in Frankreich unter den Auspizien der Villon colonial« kranxaiss eine lebhafte Agitation für Ausbau der französischen Kabel im Hinblick auf die Vertheidigung der Colonien, aber jetzt erst hat die fran zösische Regierung dem Parlament ein neues Programm vorgelegt, dessen Ausführung auf mehrere Jahre vertheilt werden soll. In Nordamerika ist die Linie Oran-Tanger- Teneriffe-St. Louis beabsichtigt. Von Senegal nach Dahomey ist der Uebcrlandlelegraph schon seit einigen Jahren fertiggestellt. Von dort aus wird nun ein Kabel nach Loango gelegt werden, wo Anschluß im vongo kranxais erreicht werden wird, so daß hier über Algier eine gute Verbindung mit dem Mutterlanbe und den Colonien vor handen ist.