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Hharandi, Wassen, Sieöentehn und die Umgegenden. Amtsblatt für die Rgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrach zu Wilsdruff, sowie für das Aal. Forstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Huhndorf, Kaufbach, Kesselsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Munzig, Neukirchen, Nen tanneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, Röhrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönbera mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei Kesselsdorf, Steinbach b. Mohorn, Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1 Mk. 55 Pf. ^ni erate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 10 Pfg. vro viergespaltene Corpuszeile. Druck und Verlag von Martin Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion Martin Berger daselbst. No. 17. Donnerstag, den 8. Februar 1WO. 58. Jahrg. Rach Mittheilung der Königlichen Amtshauptmanuschaft Dresden-Altstadt ist am 2o. Januar ds. Js. in Cossebaude ein Hund getödtet worden, welcher nach dem Ergeb- nisse der beztrksthierärztlichen Sektion lollwuthkrank gewesen ist. Demgemäß wird zur Verhütung der WcUerverbreitung der Wuthkrankheit über die im 4 Kilometer Umkreise und zwar' de ^lMnen Gemeinden und Gutsbezirke des hiesigen Verwaltungs-Bezirkes Niederwartha mit Ortstheil Gruna, Wildberg, Weistropp, Hühn- djx dorf, Unkersdorf und Roitzsch bei Wilsdrnff Hundefpevve bis zu und mit dem 25. April laufenden Jahres dergestalt verhängt, daß alle in den bezeichneten Orten vorhandenen Hunde festzulegen — anzuketten oder einzu sperren — oder mit sicherem Maulkorbe versehen, an der Leine auszuführen sind. Die Benutzung von Hunden zum Ziehen wird unter der Bedingung gestattet, daß dieselben fest angeschirrt und mit einem sicheren Maulkorbe versehen, außer der Zeit des Gebrauches aber festgelegt werden. Die Verwendung von Hirtenhunden zur Begleitung der Herde, von Fleischerhunden zum Treiben von Vieh und von Jagdhunden bei der Jagd wird unter der Voraussetzung genehmigt, daß die Hunde außer der Zeit des Gebrauches (außerhalb des Jagdreviers» festgelegt oder, mit einem sicherem Maulkorbe versehen, an der Leine geführt werden. Hunde, welche diesen Vorschriften zuwider frei umherlaufend betroffen werden, können sofort getödtet werden. Zuwiderhandlungen gegen vorstehende Anordnungen können nicht blos nach §66 Punkt 4 des Reichsgesetzes vom 1. Mai 1894, betr. die Abänderung des Gesetzes über die Abwehr und Unterdrückung von Viehseuchen vom 23. Juni 1880, als Uebertretungen, sondern bei wissentlicher Verletzung derselben auch nach 8 328 des Reichs-Straf-Gesetz- Buches als Vergehen mit Gefängniß bestraft werden. Die Herren Gcmeindevorstände und Gutsvorsteher der obengenannten Orte haben vorstehenden Erlaß sofort in ortsüblicher Weise bekannt zu machen und seine Durchführ ung strengstens zu überwachen. Königliche Amtshauptmannschaft Meißen, am 3 Februar 1900 Nr. 203 E. von Schroeter. Tr. Bei dem unterzeichneten Amtsgericht ist heute Herr Gutsbesitzer Oswald Heinrich Fritzsche in Vnrkhardtswalde an Stelle des verstorbenen Herrn Obendorfer als Ortsrichter für Burkhardtswalde in Pflicht genommen worden. Wilsdruff, den 5. Februar 1900. Aönigliches Amtsgericht. Schubert. Die Diamantenproduktisn. Der südafrikanische Krieg, der sich schändlicherweise nicht nur um die Unterjochung der Boeren-Staaten durch das stets beutegierige England, sondern auch um die süd afrikanischen Diamanten- und Goldlager dreht, hat der Frage der Diamantengewinnung ein wirthschastliches In teresse gegeben, denn der Krieg in Südafrika hat die Di- amantenprodnktion beeinträchtigt und den Preis der Dia manten erhöht, dadurch ist natürlich der Diamautenhandel nebst der Juwelenfabrikation in Mitleidenschaft gezogen, und selbst die Technik kann einige Einbuße erleiden, da harte Diamanten nicht nur in oen Glasereien, sondern auch in gewissen Abtheilungen der Technik eine Rolle spielen. Bei der Gewinnung der Diamanten spielt übrigens auch die Bearbeitung schon eine sehr große Rolle, denn wenn die Natnr die Diamanten auch rein erzeugt, so sind sie in den Diamantfeldern doch gewöhnlich nur förmlich in Granit gestein verkapselt zu finden, und es ist eine schwierige und geschickte Arbeit nöthig, uin den Diamant aus dem Granit gestein zu befreien. Dann aber beginnt erst das kunst volle Schleifen des Diamanten, welches ihn. Form und Feuer giebt. Der Diamantenproduktion widmen die im Reichsämt des Innern zusammengestellten „Nachrichten für Handel und Industrie" eine ausführliche statistische Ueber- sicht. Danach wird die Gesammtprodnktion Indiens an Diamanten bis 1899 auf 10 Millionen Karat im Werthe von 425 Millionen Franks geschätzt, die Brasiliens im Werthe von 12 Millionen Karat im Werthe von 500 Millionen Franks, die Südafrikas aber auf 62 Millionen Karat im Werthe von 1960 Millionen Franks. Es ist bekannt, daß der Irländer O'Reilly im Jahre 1867 einen großen Diamanten in den Händen eines Boerenknaben sah, und auf Befragen erfuhr, daß derartiges Gestein an den Ufern des Oranjeflnsses vorkomme. O'Reilly verkaufte den Diamanten für 12000 Franken und theilte den Ge winn mit dem Vater des Knaben. Ein anderer Diamant wurde kurze Zeit darauf zum Preise von 10000 Frauken durch einen Engländer von einem Hottentotten erworben und für 250,000 Franken verkauft. Als diese Thatsachen bekannt wurden, strömten eine große Zahl von Diamauten- gräbern nach Südafrika, die sich zuerst meist mit dem An suchen der Flußläufe befaßten. Die Erfolge waren m- dellen nicht bedeutend. Dagegen wurden in den Jahren 1870/71 die Diamantenlager von du Poit'span, Bultfon- tein und Kimberley entdeckt. Anfänglich befanden sich die Minen in den Händen vieler Aulheilhaber; beispielsweise theilten sich etwa 1600 Besitzer in die Mine von Kimber ley. Bald entstanden kleinere, einheitlich geleitete Gesell schaften. Schließlich bildeten sich große, kapitalkräftige Gesellschaften, die sich unter dem Namen „Os L^-srs Lon- solicimsä Wr>68" vereinigten. Oslitische Rundschau. Vom Kaiserhofe. Beide Majestäten, die Montag Nachmittag Bildhauer-Werkstätten besuchten, unternahmen Dienstag früh den üblichen Spaziergang im Thiergarten. Der Kaiser sprach hierauf beim Staatssekretär Grafen Bülow vor und hörte Mittags im Kgl. Schlosse militärische und Marinevorträge. Die Kaiserin wird ihre Schwägerin, die Prinzessin Heinrich, nunmehr am Donnerstag in Kiel besuchen. Die Prinzessin befindet sich ebenso wie ihr jüngster Sohn vollkommen wohl. — Prinz Heinrich landete am Mon tag in Neapel und setzte Nachts die Reise nach Genna fort. Ende der Woche macht er seinen Besuch am Wiener Kmserhofe, wo seiner ein ebenso glänzender wie herzlicher Empfang harrt. Der Reichstag trat am Dienstag nach mehrtägiger Pause wieder zusammen und führte die zweite Berathung der Novelle zum Strafgesetzbuch, Isx Heinze, fort. § 182a, der sogenannte Arbeitgeber-Paragraph, rief eine längere Erörterung hervor. Abg. Albrecht (Soe.) beantragte, die Bestimmung zu streichen, wonach die Strafverfolgung nur auf Antrag eiutritt; ferner soll die Verfolgung innerhalb eines Jahres verjähren. Abg. Beckh (fr. Vp.) wollte es nicht als straffälligen Mißbrauch der Stellung als Arbeit geber angesehen wissen, wenn der Arbeitgeber seinen un züchtigen Zweck durch Zusage oder Gewährung von Be schäftigung, Lohnerhöhung usw. zu erreichen sucht. Staats sekretär Nieberding erklärte, daß § 182a, wie er auch ge faßt sein möge, unter allen Umständen für die verbündeten Regierungen unannehmbar sei. Die Abgg. von Treuen fels (kons.) und Rören (Centr.) ersuchten um Annahme des Paragraphen. Die Gemeinheit der Gesinnung, die in der Ausbeutung des Arbeitgeber-Verhältnisses zu Tage trete, müsse streng bestraft werden. Nach Schluß der De batte wurden die Anträge abgelehnt und der Paragraph in der Fassung der Kommission mit schwacher Mehrheit angenommen, ebenso 8 184, der vom Vertrieb unzüchtiger Schriften, Abbildungen usw. handelt. Die Berathung wird heute (Mittwoch) fortgesetzt. Der neue Erzbischof von Köln, Dr. Simar, ist in Berlin eingetroffen, um sich dem Kaiser und den Mi nistern vorzustellcn. Der Bergarbeiterausstand im Wurmgebiet wird als so gut wie beendet angesehen. Die Zahl der Ausständigen hat erheblich abgenommen. Dagegen macht sich in Sachsen neuerdings doch ein Uebergreifen der böh misch-mährischen Bewegung bemerkbar. Was wird, muß freilich noch abgewartet werden. In Oesterreich selbst ist die Lage bei stellenweiser Besserung im Allgemeinen un verändert. In Ungarn, in Reschitza, sind fast 2000 Eisen arbeiter in den Ausstand getreten. Der Grund hierfür liegt in einer Herabsetzung der Löhne. Militär ist in Re« schitza in größerer Anzahl eingetroffen, um etwaigen Ruhe störungen ein Ziel zu setzen. Der Trausvaalgesandte Dr. Leyds hat seine geplante Reise nach Petersburg zunächst aufgegeben. Der Gesandte hat sich länger, als er ursprünglich vorgesehen, tu Berlin aufgehalten. In Weimar wurde er vom Groß herzog empfangen. Aus Wien: Die Ausgleichsverhandlungen sind jetzt tn flottem Gange. Der Eingang der Berathungen, der allerdings nur Formalitäten betraf, gestaltete sich recht viel versprechend, von Schärfe und Unversöhnlichkeit war zu nächst nichts zu bemerken. Der Ministerpräsident von Körber entrollte das Verhandlungsprogramm und Tschechen wie Deutsche lauschten andächtig seinen Worten. Der erste eigentliche Verhandlungstag gestaltete sich dann allerdings schon weniger friedlich nnd versöhnlich, die Gegensätze und Meinungsverschiedenheiten brachen scharf hervor, so daß die Voraussage, auch diese Konferenz werde so wenig zum Ziele führen als ihre Vorgängerinnen alle, eigentlich schon jetzt einen thatsächlichen Beweis erhalten hat. Von Paris aus werden die Bemühungen fortgesetzt, auch Deutschland für die Aufrollung der ägyptischen Frage im gegenwärtigen Augenblicke zu interessiren; sollten die anderen Mächte versagen, so würden Rußland nnd Frank reich die Frage allein anschneiden. England und Transvaal. Die Berichterstattung des Londoner Kriegsamts über die Ereignisse in Transvaal ist wieder einmal verstummt; das ist noch nie ein gutes Zeichen für den Fortgang der englischen Sache in Süd afrika gewesen und wird auch diesmal, und zwar gerade in London selber, als böses Omen aufgefaßt. Das Ge rücht, General Buller habe schon wieder eine schwere Nieder lage erlitten, erhält sich und findet infolge der Schweig samkeit des Kriegsamts täglich mehr Gläubige. Uebriyens sind auch in Brüssel Telegramme von Boeren freundlicher Seite eingetrosien, die ganz entsprechend den in London umlaufenden Gerüchten Mittheilungen über eine neue Nieder lage Bullers enthalten. Andererseits liegen aber auch Meldungen vor, nach denen General Buller den Tugela noch gar nicht wieder zu überschreiten gewagt, also auch noch gar keine Gelegenheit gehabt habe, von den Boeren Schläge zu bekommen. Da die Engländer im Ernste nicht glauben können, die Boeren durch Spiegelfechtereien irre zu führen, um ihren Generalen im nördlichen Kapland freie Hand zu verschaffen, so weiß man gar nichts aus dem Wust von Andeutungen und Gerüchten zu machen; es genügt, sie erwähnt zu haben. Auf dem südlichen Kriegs schauplätze arbeiten die Engländer mit großem Eifer, es scheint sogar, als stehe General Roberts direkt hinter deu dortigen Operationen. Von einem englischen Erfolge irgend welcher Art ist aber noch nichts bekannt geworden, da die