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Warandt, Wossen, Siebentehn und die Amgegenden. Amtsblatt für die Agl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Agl. 2lmtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Agl. Forstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Huhndorf, Kaufbach, Kesfelsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Munzig, Neukirchen, Neu- tanneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, Rshrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönbera mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei Kesselsdorf, Steinbach b. Moborn, Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Pon bezogen 1 Mk. 55 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — JnserÜonspreis 10 Pfg. pro viergespaltene Corpuszeile. Druck und Verlag von Martin Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich M die Redaktion Martin Berqer daselbst. No 43. Sonnabend, den 14. April 1WV. 58. Jahrg. W Wen harten Siechthums Fesseln bezwungen, Wer schwer mit Noth und Trübsal gerungen, Wer in Leid und Schmerzen wollte verzagen Und meinte, er könnte sie nimmer tragen, Vom Strahle der Ostersonne getroffen, Erwach' er zu neuem Leben und Hoffens Erwachet! Und die, befangen in rohen Genüssen, Nur sinnliche Güter zu schätzen wissen, Und die, vom eigenen Dünkel trunken, In Atheismus und Wahn versunken, Sie rufen zum Glauben mit freundlichem Locken, Zu höherem Streben die Osterglocken: Erwachet! Und die sich verloren in finsteres Hassen, Im Unmuth Freund und Bruder verlassen, Des Andern bittendes Wort überhörten, Die Ruhe des Herzens sich selbst zerstörten, O fänden beim Klange der Osterlieder Den Weg zum Frieden, zur Liebe sie wieder! Erwachet! Es bebt durch die Erde ein freudiges Regen Und füllet die Herzen wie heimlicher Segen: Die sprossenden Blüthen an allen Straßen, Geschmückte Menschen auf Markt und Gassen Und festliche Glocken in allen Landen Verkünden: Der Heiland ist auferstanden! Erwachet! Alljährlich kehrt das Fest uns wieder; Wohl läuten die Glocken, wohl tönen die Lieder, Doch der nur hat ihre Sprache verstanden, Der aufersteht ans traurigen Banden. O, soll uns des Festes Glück nicht fehlen, Laßt. Ostern es werden in unsern Seelen! Erwachet! Erwacht aus des Lebens Mühen und Sorgen, Erhebet die Häupter, der Ostermorgen Ist nach der Leidenszeit traurigen Wochen Für jedes Menschenherz angebrochen, Das sich sein Hoffen, Lieben und Glauben Nicht läßt durch Spötter und Zweifler rauben — Erwachet! Dienstag, den 17. dies. Mon., 2 Uhr Nachmittags kommen in Lampersdorf folgende Gegenstände als: 1 Wirth - schaftswagen, 1 Kutschwagen, sowie 2 Kühe und 3 Kalben zur öffentlichen Versteigerung. Bicterveriammlung im Gasthof. Wilsdruff, den 10. April 1900. Der Gerichtsvollzieher des Königlichen Amtsgerichts: Sekr Busch. Donnerstag, den IS. April d. I., Borm. I0 Uhr gelangt an hiesiger Gerichtsst-Üe nachstehendes Tischlerhandwerkszeug, als: Sägen, Schraubzwingen, Keilzwingen, Raubänke, Schrubb- und Kehlhobel u. a. m. zur öffentlichen Versteigerung. Wilsdruff, den 12. April 1900. Der Gerichtsvollzieher des Königlichen Amtsgerichts: Sekr. Busch. politische Rundschau. Für die Unsicherheit in unseren derzeitigen inneren poli- tischen Verhältnissen ist das ausgetauchte Gerücht bezeich nend, die Reichsregierung plane eineVertagung derEntscheid- u ng in der Flottenangelegenheit, d. h. also wohl die wertere p arlamentarische Berathung der Flottenvorlage, bis zur nächsten Reichstagssession; angeblich soll zunächst die D eckungsfragc definitiv geregelt werden. In die unter der jetzigen Regierung mehr und mehr Mode gewordene Politik des HinziehcnS gesetzgeberischer Fragen, in denen irgendwelche Schwierigkeiten auftauchen, würde allerdings eine Vertagung des Flottenverstärkungsproblems eben so wohl Hineinpassen, als dies von der Versumpfung der preußischen Canalfrage bereits gelten darf. Aber so viel Einsicht in die gegenwärtige Lage kann man der Regierung denn doch zutrauen, daß sie weiß, wie ernstlich eine Ver tagung der parlamentarischen Entscheidung in der Flotten frage bis zum nächsten Winter die Aussichten des Flotten gesetzes gefährden würde. Vielmehr muß der Regierung Alles daran liegen, die Entscheidung über die Flotten vorlage noch in der taufenden Reichstagssession herbei zuführen, namentlich gerade auch, weil der agrarische Flügel der conservativen Fraktion mit seinem Abschwenken zur Flottenopposition droht, falls nicht endlich die ver bündeten Regierungen den Forderungen des Bundes der Landwirthschaft zunächst in Sachen des Fleischbeschau gesetzes in allen Punkten nachgäden. Die Flottenfrage muß von allen derartigen, in sie hineinspielenden diver- girenden Strömungen endlich befreit werden, und je eher dies geschieht und je eher hiermit eine Klärung bewirkt wird, desto besser! Der bekannte Berliner Harmlosen-Prozeß wird eine ziemlich überflüssige neue Auflage erleben. Das Leipziger Reichsgericht hat das in diesem Prozeß gefällte freisprechende Erkenntniß gegen v. Kayser, v. Kröcher und v. Schachtmayer, welches vom Berliner Landgericht I ge fällt wurde, aufgehoben und die Sache an die Vorinstanz znrückverwiesen. Diese Entscheidung des Reichsgerichts wird damit begründet, daß in dem landgerichtlichen Urtheil der Begriff der Gewinnsucht beim gewerbsmäßigen Glücks spiel erkannt worden sei. Die Sachsengängerei. Aus Posen wird ge schrieben: Hatte die Sachsengängerei schon im vorigen Jahre einen Umfang angenommen, der zu schweren wirth- schaftlichen Schäden unserer Landwirthe führen mußte, weil aus der Provinz — und zwar zumeist aus dem Regierungs bezirk Posen — 60000 Leute abwanderten, so gestalten sich die Verhältnisse Heuer noch schlimmer. Es ist nicht zu hoch geschätzt, wenn man die Zahl der Sachsengänger für dieses Jahr auf 80000 Personen veranschlagt. Allein durch Posen reisten in der letzten Zeit täglich 2000 solcher Wanderarbeiter. Da kann es nicht überraschen, daß der Leutemangel der Landwirthe in denjenigen Kreisen, welche ein besonders großes Kontingent für die Sachsengängerei stellen, geradezu unerträglich geworden ist. Durch Ausländer kann trotz des Entgegenkommens der Behörden und die hohen Löhne der Besitzer nur in völlig unzureichender Weise Ersatz geschaffen werden. Die Bestellungsarbeiten leiden unter diesen Umständen naturgemäß ebenso, wie später auch die Ernte. Am schwersten betroffen wird gerade der bäuerliche Besitzer, dem es nicht mehr gelingen will, Knechte und Mägde zu erhalten. Wer sich dennoch verdingt, will ein „Herrenleben" führen. Thatsächlich muß der Bauer mit seiner Frau sehr viel schwerer und angestrengter arbeiten, als sein Gesinde, das sofort davonläuft, wenn die Be handlungsweise den Ansprüchen, die namentlich das jüngere Gesinde stellt, nicht entspricht. Mit großer Sorge sehen die ostdeutschen Landwirthe in die Zukunft. Der Haß der Belgier gegen die Engländer wegen des Transvaalkrieges ist geradezu grenzenlos und nur mit der tiefen Verstimmung zu vergleichen, die während des Dreyfus-Prozesses im Lande gegen die Franzosen herrschte. Viele in Belgien erscheinende Zeitungen sind mit Carricaturen erfüllt und in den Cafes weigern sich die Kellner häufig, einen Engländer zu bedienen, trotzdem er am freigebigsten in dec Trinkgeldfrage ist. Natürlich bleibt die üble Wirkung nicht aus. Besonders leiden die Spitzenfabriken, für die Brüssel so zberühmt l ist, schwer unter der abnehmenden Zahl der englischen Besucher. Rußlands Stellung zu den Balkanstaaten. Eine Petersburger Zuschrift der „Politischen Correspondenz" stellt gegenüber den irrigen Auslegungen, welche der Aufenthalt Kobekos in Bulgarien und der Müllers in Montenegro auch russischerseits erfuhr, fest, daß die russische Regierung keinerlei Einmischung in die Angelegenheiten der Balkanstaaten beabsichtige und auch die Nichtintervention als Grundsatz ihrer Orientpolitik sesthalte. Es handle sich in den erwähnten concreten Fällen nur um von be freundeten Staaten erbetenen fachmännischen Rath. Die russische Politik mache keine Sprünge und die Friedensidee sei füc sie mehr als eine bloße Phrase. Den gemeldeten Gährungen in Macedonien gegenüber versichert die Zu schrift, das russische Cabinet werde ebenso wenig wie das Wiener Cabinet die Ausbreitung einer Agitation in Macedonien zulassen. Soldatenausschreitungen in England. In Gosport, wo es unter dem Militär bereits vor einigen Tagen zu ernsten Unruhen gekommen war, begannen die gleichen Szenen am Sonnabend von Neuem. Die Soldaten griffen einander mit Bajonetten an, einer von den Dublin- Fusiliers und ein Anderer des Northampton-Regiments erhielten schwere Verletzungen. Spanische Vorsichtsmaßregeln. Spanien ver stärkt mit größtem Eifer die Vertheidi gung der Kanarischen