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Vchncktl fti MlsSrusf Marandt, Aossen, Siebenteln und die Umgegenden. Amtsblatt für die Agl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den ^tadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Agl. Forstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg. Hühndvrf, Kausbach, Kesselsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Munzig, Neukirchen, Neu tanneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, Rshrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei Kesselsdors, Steinbach b. Moborn, Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim Unkersdorf, Weistrovp, Wildbera. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1 Mk. 55 Pf. Jnferate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 10 Pfg. pro viergespaltene Corpuszeile. No 42. Druck und Verlag von Martin Berber in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion Martin Berger daselbst. Sonnabend, den 7. April 190b. 38. Jahrg. Zum j-almssnntage. Röin. 5, 19: Durch Eines Gehorsam werden viele Gerechte. Jesus Christus auf der Leidensstraße — das ist das Bild, dem in der Charwoche Millionen Menschen andächtige und liebevolle Betrachtung widmen. Auch mancher, der sonst den Gottesdiensten fern bleibt, eilt heute oder am Donnerstage, am Charfreitage zu der Stätte, wo vom leidcudeu Christus gepredigt wird. Wollen wir solchen Menschen Borwürfe machen, daß sie so selten kommen? O nein, wir wollen uns freuen, daß sie doch jetzt ge kommen sind. Wer will sagen, ob nicht ihre Herzen er griffen und sie durch den Gehorsam des Mannes am Kreuze nicht auch noch gerecht werden? Viele, sagt der Apostel, werden durch ihn gerecht. Das ist tröstlich, das soll uns Muth machen. In den schweren Wirren unserer Zeit verzagen auch hoffnungs- frohe Christen öfters: nicht daran, daß sie selber selig werden, sondern daran, daß andere selig werden. Der Abfall scheint riesengroß zu sein, die Gleichgültigkeit wo möglich noch größer. Treue Hirten klagen wie einst der Prophet: Wer glaubt unserer Predigt und wem wird der Arm des Herrn geoffenbart? Im eigenen Luger, in der evangelischen Christenheit so wenige Anzeichen, daß einst Eine Heerde und Ein Hirt werden soll, dagegen Zerklüftung, Kampf, Hader an allen Enden. Unterdessen sammelt Gottes Engel doch manche Aehre zur himmlischen Ernte. Würden wir schauen dürfen, wie die Namensliste im Buche des Leben? auch in unserer „bösen" Zeit immer wieder neue Eintragungen aufweist, so würden wir fröh licher sein. Verzaget nicht, ihr treuen Arbeiter und Arbeiterinnen im Weinberge! Es sind doch Viele, die durch deu Gehorsam Jesu gegen das Gebot seines Vaters gerecht werden. Bist du selbst unter den Vielen? Zwei Züge sehe ich über die Erde wallen, menschenreiche Züge. Den einen führt Adam an, der Gefallene, den andern Christus, der andere Adam. Man kann aus einem Zuge zum andern übertreten; man kann ein Demas werden, aber auch ein Paulus. Befindest du dich im Zuge Christi? Sind die Deinen unter den Vielen? Wenn noch nicht, mühst du dich, durch vorbildlichen Wandel, durch liebevolles Wort sie zu Jesu hinüberzuziehen? Der Be fehl: Gehet hin in alle Welt! — gilt zunächst für die kleine Welt deines Hauses. „Streuet Palmen, machet Bahn, daß Er Einzug halten kann!" Und sollte auf diesen Zeilen auch das Auge eines jungen Christenmenschen ruhen, der heute oder in diesen Tagen am Confirmationsaltare gekniet — laß dich auch durch dieses schlichte Wort bitten, liebes, junges Blut: pilgere treulich im Zuge Christi! Nicht wahr? es ist dir aus der Seele gesprochen: »Ob viel auch umkehren zum größesten Haufen, So will ich Dir dennoch in Liebe nachlaufen." Untev der Boerenflagge* ,Roman aus Transvaal. AUS oen Erlebnissen eines Missionars. Von Willem de Ruyter. (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) XXl A" Tage hiellen Jameson, Lady Hvpman und Oberst Wlllougbby eine stundenlange Konferenz. Jameson sowohl, wie auch der Oberst erstaunten, weich' kostbares Kundschafter- material ihnen die Lary überbrachte. Nun mußte, falls nicht ein Wunder geschähe, Transvaal besiegt werden. Lady Hapman brachte die besten Terrainkarten, die genauen Zeichnungen von Befestigungen, die Zahl der etwa bewaffneten Bo-rev, die Stärke ihrer Artillerie und Neckerei, dann aber gab sie klaren Aufschluß über die in Johannesburg bewaffneten Ückländers und gab ihre Zahl auf ungefähr fünftausend Mann an. „Sind aber felge und Maulhelden. Nichts besseres wrrth, denn Kanonenfutter zu sein," schloß sie ihre Rede. „Um so werthvoller für uns/' erwiderte Jameson, „haben wir es dann doch stets nur mit den Boeren zu tyun und brauchen uns nicht mit diesen Ellenkrämern, — so sie merken, daß wir Keffer regieren, denn dieser Boer Krüger, — auch noch zu schlagen. Tranövaal will ich so rein von allen England feindlichen Elementen räumen, als sei eine ungeheure Kartätsche durch das Land gefahren." „Und Cecil Rhodes, der Halbgott, wie denkt er, Doktor Jameson/' frug die Lady. „Ihr wißt," antwortete derselbe, „wie lange Jahre ich sein Arzt und Vertrauter gewesen, Lady. Was ich thue — thue ich nur im Auftrage unseres Premierministers. Wir wollen ganz Südafrika unter britische Herrschaft bringen und Cecil Rhodes wird der Mann sein, welcher es fertig bekommt. Wenn wir sitzt nicht handeln, wo dieses dumme, starrsinnige Transvaal noch überrascht und gebändigt werden kann, so —es fällt mir schwer, als Engländer derart- Worte sagen zu müssen, aber ich wiederhole nur die Worte des Premierministers. Wir werden später mit dem besten Willen und Vermögen ein Unglück nicht mehr abwendcn können, welches vielleicht größer sein würde, denn der Verlust der amerikanischen Kolonien. Unser Z'el ist ein vereinigtes Südafrika und jedes Hinderniß, welches sich unseren Absichten entgegenstellt, wird versucht werden müssen, ohne Wahl der Mcktel zu beseitigen. Ich habe überhaupt noch keinen Menschen angetrcffin, welcher nicht für Geld oder Versprechungen käuflich gewesen sei. Iw hielte es nun für sehr angebracht, Lady, wenn Sie derarte Menschen zu Oltoehoop anwürben und nach Pretoria als Kundschafter senden, welche uns sofort Nachricht geben, falls die Boeren sich zu bewaffnetem Widerstande versammeln sollten. Dann möchte ich bitten, daß sie zurück nach Johannesburg gehen und dort die Leitung des Reformkomitees in die Hand nehmen. Ich persönlich gedenke in zwei Wochen unser Geschäft erledigt zu haben und zu Pretoria das nächste Diner bei unserer dortigen Zusammenkunft elnzunehmen. Halten sie außerdem enge tele graphische Verbindung zwischen Johannesburg und Kapstadt. Bei meinem Aufbruch lasse ich sämmtliche T-legrophenlinien von hier nach Johannesburg oder Pretoria zerstören, bin also nur auf mich angewiesen. Wollen Sie also für unser stolzes England weiter kämpfen, Lady, so bitte ih Sie, da« zu thun, was ich lagte. Zwar ist Ihnen schon am heutigen Tage England für JhreHilfe einenlorbrergeschmückten, unv.rgänglichenDankschuldig, handeln Sie daher dieses Dankes würdig noch in der Zukunft und Ihr Ruhm wird hell wie ein Stern für olle Zecken leuchten, so die Gründung eines vereinigten Südafrika von uns vollendet ist." „Gut, Doktor, jedoch bin ich so stolz, auch ohne Dank in dieser Weise zu handeln, nur eine Bitte werde ich an Sie zu Pretoria an dem Tage richten, wo unsere stolze britische Fahne die Boerenflaggc niedergeholt hat und diese Bitte werden Sie mir auf Ehrenwort versprechen — zu erfüllen." „Zweifeln Sie niemals daran, Lady, daß ich für Sir Alles ermöglichen werde, was mit menschlichen Kräf.en erfüllt werden kann. England wird dasselbe für Sie thun." „Unsere Unterredung >st demgemäß erschöpft, Dr. Jameson. Ich reise morgen schon zurück nach Ottoehoop und von dort nach Johannesburg. Für Pretoria besitze ich einen derartig zuver- läiflg-n Kundschafter, wie es auf d-r W lt keinen zweiten giebt. Ich w ll Ihnen das G-Heimmß enthüllen, als Wcktwe darf ich ja auch derartiges jetzt ruhig sagen, eS wird mein Verlobter sein und binnen wenigen Monaten mein Gemahl. Jetzt werden Sie hoffentlich zusried-nzeftellt und beruhigt sein." — „Gnädige Frau," erwiderte Jameson mit Peker Verbeugung und küßte ihre Hand, „meinen herzlichsten Glückwunsch zu ihrer Verlobung. Ich glaube, Ich hege keine faliche Hoffnung, so ich behaupte, diese Ihre begehrenswerthe Rechte wirb die Zu kunft des vereinigten Südafrika dadurch bedeuten, daß sie Eng land und Transvaal durch goldene Ketten versöhnt." „Ich hätte nur den einen Wunsch, jedes Blutvergießen möchte dem Wege zu meinem Howzecksfeke erspart bleiben. Ich batte fiüher d'e Ansicht, d^ß die Gewalt das stärkere Mittel zur Erreichung unserer Wünsche bildet. Heute aber meine ich, die Lirbe siegt leichter und edler. Auf denn nach Johannes burg, dort sehen wir uns wieder." Mit neckendem Tone hatte sie den letzten Satz gesprochen, stand auf, reichte den Herren die Hand und verabschiedete sich. * Kurz bevor die Lady am nächsten Tage, den 23. Dezember, abreiste, erhielt Jameson aus Johannesburg über Kapstadt eine Chiffredepeschc, welche folgenden Wortlaut hatte: „Nächsten Sonnabend, den 28 , um 12 Uhr nachts wird die Gesellschaft gegründet werden. Man hält es für wichtig, daß Sie nicht vor 8 Uhr aufbrechen und sich de« Stillschweigens der Telegraphen versichern. Wir argwöhnen, daß Transvaal anfängt, aufmerk sam zu machen. Es sind hier Leute aus dem Süden mit be denklichen Mienen. Sie haben sonst nichts im Norden zu schaffen." Diese Depesche war von Harris, dem Sekretär des Premier ministers Cecil Rhodes, übermittelt. Jameson beschloß daher am 28. Dezember, falls nicht unvorhergesehene Zwischenfälle ein- träfen, Transvaal anzugreifen. Er theilte di-seö Lady Hapman mit, welche jetzt mit uw so größerer Schnelle reisen sollte. Sv kam es denn, daß dieselbe in der halben Zeit Ottoehoop erreichte und dort sofort mit Pit Thom Rücksprache hielt. „So Du mich liebst, so beweise eS jetzt," sagte sie zu ihm, nachdem sie ihm alles auseinandergesetzt, „mein Gemahl ist todt und für Dich werde ich, als meinem zukünftigen Ge mahl, die höchsten Staatsstellen unter der neuen Regierung erwirken. Reite wie der Teufel mit den Nachrichten, welche ich Dir zu besorgen gebe; Du reitest um Liebe, Ehre und Leben, und überbringe diesen Bries an Charles Leonhard zu Johannes burg. Dann eile nach Pretoria, ob sich uns bewaffnete Boeren eutgegenstellen. Vorwärts, Thom, was hast Du von den Menschen? nichts — nur ich, die Dich liebt und die Du so leidenschaftlich auf immer zu besitzen verlangst, nur ich kann Dir Werth sein." Sie umarmte ihn, küßte den Widerstrebenden und glaubte, ihn zum bedingungslosen Sklaven zu besitzen. Dem war aber nicht so. Wohl konnte P>t Thom seiner Liebe zu dieser Frau er liegen, um so mehr, da sie ihn derart verlockte, ober jetzt, wo es das Leben von Tausenden, wo es die Errettung seines Vater landes galt da war er nichl mehr im Zweifel, wie er handeln müßte. Und er log und betheuerte, daß er alles so thun würde, wie sie es ihm beauftragte. Lady Hapman lliumphirte, und hatte jetzt gar keinen Zweifel mehr, daß Jamesons Plan gelingen sollte. Hätte sic gewußt, welchen Verralh Pit Thom mit ihren Aufträgen treiben wollte, sie hätte ibn diesmal sicher getödtet. Pck Thom hatte sein Pferd gesattelt und war dann auf die Straße nach Johannesburg geritten. So weit es die Lage gestattete, sah ihm die Lady nach. Dieses wußte Pit Thom, kaum war er jedoch seiner Meinung nach aus ihrem Bereich, als er von der Straße abbog und in gestrecktem Galopp in nördlicher Richtung davonjagtr. Er wollte zur Telcgraphenstativn Z-erust und von dort nach Pretoria an Cronje telegraphieren. Mil schweisbedecktem Pferde kam er vor dem kleinen Postgebäude in Ze-rust an. Es war bereits zur Nacht und mit Verwunder ung starrte der schlaftrunkene Beamte den von seinem hastigen Ritte arg mitgenommenen P>t Thom an, und frug ihn, was er wünsche. Telegraphiren Eie sofort nach Pretoria für mich. ES möge durch da« dortige Postamt der Kommandant Cronjc zum Telegraphen gerufen werden." „Das wird nicht gehen, mein Herr. So etwas giebt es nicht, sogen Sie das Telegramm und . . „Und heißt garnichts," erwiderte Pit Thom mit erregter Stimme, „Sie haben zu thun, was ich verlange. Vorwärts, g-hen Sic an den Apparat, sofern Ihnen das Leben und bas Vaterland etwas werth ist. Glauben Sie, ich komme aus Vergnügen, mit fast zu Tode gerittenem Pferde hier in der Nacht an, um mir von Jvnen Vorschriften machen zu lassen?" Der Postbeamte wurde durch diese Worte völlig einge schüchtert und wagte nichts zu erwidern. Ec hatte die Empfind ung, daß eS sich um Furchtbares oder Gefährliches handele, so