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2. Anlage zu Ar. 118 des Wochenblattes für Witsdruß. Vaterländisches. Wilsdruff, 6. Oktober 1900. — Auch an dieser Stelle machen wir die Mitglieder' des Militärvereins darauf aufmerksam, daß, wie im' Donuerstagblatte zu lesen war, nächsten Montag im Hotel Adler das Stiftungsfest des Vereins gefeiert wird. Der für dieses Fest gewählte Ausschuß ist schon heute thätig, um dem Saale ein festliches Aussehen zu geben. — Gemeinnütziger Verein. 1. Vortragsabend: Redner: Herr Lehrer Tzschaschel-Mylau. „Das Meer, sein Leben und seine Bedeutung im Haushalte der Natur" hieß das Thema, welches der Herr Vortragende sich er wählt hatte. Redner verbreitete sich zunächst über das Geographische des Ozeans, seine Eintheilung und Größe. Er kam sodann auf die 3 Bewegungen: Wellenschlag, Ebbe und Fluth und die Meeresströmungen, hauptsächlich deren Ursachen und Folgen hervorhebend, zu sprechen. Referent schilderte hierauf in lebendigen Farben das Leben und Treiben im Meere, die Pflanzen- und Thierwelt. Vollkommene Pflanzenformen sind nicht vertreten; die Pflanzenwelt besteht nur aus blüthenlosen Gewächsen, weil Luft und Licht, welches für alles organische Leben unentbehrlich sind, in die untersten Regionen des Ozeans nicht eindringen können. Die hauptsächlichsten Pflanzen sind Algen und Tange. Unendlich groß und 'niannichfaltig ist aber auch das Leben der auf dem Meeresgründe, an Felsen und Klippen wohnender Thiere. Zahllos find die Heere der verschiedenen Thiere, welche das Meer umschließt, und die Menge derselben übertrifft die Anzahl der Ge schöpfe des Festlandes weit; denn schon in seiner Flächeu- ausdehnung fast dreimal fo groß, als dieses, bietet es in seinem kubischen Inhalte auch unendlichen Raum zu Aufenthaltsorten und Tummelplätzen für die vielen, vielen Wasserthiere, so daß sich dieselben nicht blos nebeneinander, wie die Thiere des Landes, sondern auch über- und unter einander nach Belieben bewegen können. Zuerst wurde des Lebens und Treibens der niederen Thiere, der Wurzel füßer, der Polypen, der Schwämme, der Quallen, der Stachelhäuter (Seestern, Seeigel), der Weichthiere, (Austern, Muscheln), der Kopffüßer (Tintenfisch), der Meerkrebse ge dacht. Fast alle tragen mehr oder weniger durch Abson derung von Kalk zum Aufbau des Erdballs bei (Korallen- inseln). Von größter Bedeutung sind aber die Meerfische. Referent erwähnte zunächst die wandernden Fische; Häring, Aals, Lachs, ferner den nützlichen Kabeljau, die Flunder, en Stör (Caviar), Zitteraal, Schwertfisch, fliegenden ^ch und endlich den Schrecken des Meeres, den Hai. Bedeutung der Fische für den Menschen ist groß. Die Wohlfahrt ganzer Völker hängt von ihnen ab, wieviel Ge werbe? Böttcherei, Schmiederei, Seilerei u. s. f. Auch die Klaffe der Amphibien hat in dem Meere ihre Vertreter in einigen Schildkrötenarten, unter denen sich die Riesen schildkröte von 2 m Länge und 800 Pfund Gewicht in den tropischen Meeren als die größte von ihnen auszeichnet. Von den zahlreichen Vögeln, welche das Meer beleben, seien genannt: Flamingo, Pelikan, Eiterente (Dunen), Pinguin (Guano), Silbermöve, Strandseeschwalbe, Sturm schwalbe und Albatroß Ja selbst an Säug ethieren fehlt es im Meere nicht. (Fortsetzung folgt in nächster Nr.) — Das Bankgeschäft Carl Heintze, Gotba, hat der Gesammtauflage unserer Zeitung einen Prospect über die VII. Thüringische Kirchenbau-Geld-Lotterie, deren Ziehung am 10. und 11. Oktober 1900 stattfindet, bei gelegt, worauf wir unsere Leter hierdurch aufmerksam machen. — Grumbach. Der Sohn des hiesigen Bahnar beiters Clemens Legler, Max Legler, der als Secsoldat der 4. Komp. d. 1. See-Bataillons mit nach China ab gereist ist, ließ dieser Tage seinen Eltern die erste Nachricht zugehen. Der Brief, welcher uns freundlichst zur Ver fügung gestellt wurde, hat folgenden Wortlaut: „Mit Gott für König und Vaterland! Den 8. 8. 1900. Liebe Eltern und Geschwister! Es ist schon lange her, daß Ihr eine Nachricht von mir erhielt. Mir geht es bis jetzt ganz gut, was ich auch von Euch hoffe. Es sind nun chon 39 Tage, daß wir auf der See sind, wir haben o manches zu sehen be kommen, wofür wir uns sehr interessirten. Am 3. Juli früh 3 Uhr fuhren wir in Wilhelmshaven ab, nach 2tägiger Fahrt sahen wir die Küste von England uud Frankreich und nach weiteren 2 Tagen die Küste von Spanien. In den ersten Tagen der Fahrt hatte es viele Kameraden tüchtig mitgenommen, sie bekamen die soge nannte Seekrankheit. Nachdem sie sich aber tüchtig über Bord ergeben hatten, waren sie wieder wohl und munter, wovon ich aber befreit war. Am 7. Juli sahen wir die portugiesische Küste mit dem Kap de Roka, worauf das Schloß des Königs von Portugal zu sehen war. Der 8. Juli war ein Sonntag, woselbst Gottesdienst abgehalten wurde. Am 15. Juli fuhren wir in Port Said ein, wo selbst unser Dampfer wieder Kohlen und Nahrungsmittel faßte. An Land durften wir nicht, weil eine ansteckende Krankheit dort herrschte. Am 15. Juli Mittags fuhren wir wieder ab, woselbst wir 18 Stunden zu fahren hatten, ehe wir aus dem Kanal hinaus waren, außerhalb des Kanals lag die Stadt Suez, woselbst unser Dampfer Trinkwasser einnahm. Nm 21. Juli Nachts brach ein Sturm los, daß wir uns kaum erhalten konnten, welcher bis zum 25. Juli dauerte. Am 28. früh 4 Uhr fuhren wir in Colombo ein, woselbst wir um 7 Uhr schon an Land konnten, wir haben uns daselbst gut amüsirt. Als alles wieder an Bord geordnet war, fuhren wir Abends 8 Uhr wieder ab. Den 3. August früh 7 Uhr gelangten wir in Singapore an, woselbst wir wieder an Land konnten und am 4. August Nachm. 2 Uhr fuhren wir wieder ab, woselbst auch die Begleitschiffe mitfuhren, weil wir in die chinesischen Gewässer kamen. Liebe Eltern, Ihr werdet gewiß schon viel gelesen haben, wie es in China hergeht, aber es ist nicht immer so schlimm. Liebe Eltern, Ihr werdet gewiß immer an mich denken, Ihr werdet es Euch doch nicht so schwer fallen laffen, es ist gewiß ein schweres Loos, das uns bevorsteht, man muß aber immer auf Gott vertrauen, er wird unser Schicksal schon lenken. Man darf ja nicht immer das Schlimmste denken, sondern man muß immer frohen Muths sein, wir können ja nicht in die Zukunft sehen, man weiß ja nicht, was einem voraussteht, es kann uns zum Glück aber auch zum Schaden sein. Wir sind ja so viele, die hinaus- ziehen ins Feld und wer weiß, wie viele die Heimath nicht wieder zu sehen bekommen. Für heute will ich nun schießen. In der Hoffnung, daß Euch der Brief bei bester Gesundheit antrifft wie er mich verläßt. Es grüßt herzlich Euer in der Ferne weilender Sohn Max. Grüßt alle Freunde und Bekannte von mir. Liebe Eltern, verzeiht mir, daß ich Euch den Kummer bereitet habe, es war aber mein Wille, für das Vaterland mit ins Feld zu ziehen. Wenn wir uns auch auf Erden nicht Wiedersehen sollten, so geschieht es doch in einer anderen Welt. Mit Gott für König und Vaterland!" Das ist wohl ein schönes Zeugniß von echter deut scher Vaterlandsliebe und festem, unerschütterlichem Gottvertrauen. Wenn alle Soldaten, die für uns in den Krieg gegen China gezogen sind, die gleiche Gesinnung hegen, fo können wir ruhig in die Zukunft schauen, denn bei solchen Kriegern giebt es keine Furcht, sie setzen ihr Leben ein für Kaiser und Reich, für König und Vater land. Der Brief trägt den Aufgabestempel „Kaiserlich. Deutsche Marine-Schiffspost Nr. 2. 14. 8. 00.", in Grumbach langte derselbe am 30. September an, er ist demnach 46 Tage unterwegs gewesen. — Dresden, 4. Okt. Vor der versammelten Mann schaft des hiesigen Pionier-Bataillons Nr. 12 wurde be kannt gegeben, daß die vormals der dritten Compagnie