Volltext Seite (XML)
— Die am vergangenen Mittwoch Nachmittag im Hotel Adler abgehaltene Versammlung der Schmiedemeister des Amtsbezirks Wilsdruff war zahlreich besucht. Nach Erledigung einiger Jnnungsangelegenheiten ergriff der auf Beranlasfung der Innung erschienene Oberinspeclor Börner das Wort und hielt einen längeren Vortrag über unser Hastpflichtgesetz und Haftpflichtversicherung. Zweck des Vortrags war, gemeinsame Haftpflichtversicherung der ganzen Innung, was allgemein acccptirt wurde. — In der am 31. Oktober abgehaltenen Veryamm- lung der Gesellschaft „OekonomiaWilsdruff" wurde u. a. Punkten beschloßen, am 5. Februar 1901 im Hotel zum Adler einen Maskenball abzuhalten. — Bei der hiesigen städtischen Sparkasse wurden im Monate Oktober a. c. 745 Einzahlungen im Betrage von 78087 Mk. 99 Pfg. geleistet, dagegen erfolgten 375 Rückzahlungen im Betrage von 102201 Mk. 75 Pfg. — Falbs Wetterprophezeiungen für den Monat No vember sind folgende: Vom1. bis 7. November: Die Regen ind ziemlich ausgebreitel, aber nicht ergiebig. Stellen- veise tritt Schneefall ein. Die Temperatur beginnt zu inken. Der 7. ist ein kritischer Termin erster Ordnung. Vom 8. bis 17. November: Es wird ziemlich trocken. Die Temperatur fällt unter das Mittel. Vom 18. vis 23. November: Es treten bei sonst trockenem Weller genieure ihren Weg ostwärts genommen und zwar zum dauernden Aufenthalte in Deutsch-China. Viele unserer 19 in den chinesischen Gewässern weilenden Kriegsschiffe sind im Laufe der Zeit schadhaft geworden, die Hälfte von ihnen befindet sich seit Ansang der 90er Jahre ununter brochen im Dienst, die langen Fahrten haben den im Wasser befindlichen Schiffsrumpf so stark verkrustet und verändert, daß die Fahrgeschwindigkeit zurückging. Da die Schiffe meistens auf offenen Rheden stationiren und wegen der Gefahren des Taifun andauernd unter starkem Danipf bleiben müssen, so ist eine Abnützung der Kessel, Heizungs rohre, Maschinen und Steuerungen eingetreten. Die Er richtung einer Werft in Tsingtau ist daher unbedingt noth wendig, wenn die Marineverwaltung des deutschen Reichs von den fremdländischen Werften völlig unabhängig bleiben will. Vaterländisches. Wilsdruff, 2. November 1900. — Der vorletzte Monat im Jahr hat begonnen, im bürgerlichen Jahr, und der letzte im Kirchenjahr. Draußen auf dem Land wird's bei der früher und früher sinkenden Sonne stiller und immer stiller, drinnen in der Stadt wird es in den Vorbereitungen zum großen Weihnachtsgeschäft lebendiger und immer lebendiger. Auf dem Land gewinnt man mehr Zeit als nöthig, in der Stadt kommen die Wochen, wo die Abende mit zu Hilfe genommen werden ! müssen. lingemindert bleibt aber in der Stadt das Jn- Zercste für das öffentliche Leben, und auf dem Lande er reicht diese Theilnahme ihren Höhepunkt. Die Zeitung gewinnt auch dort ihr vollstes Recht. Mit China und den chinesischen Depeschen hat sich freilich unsere Bevölkerung, die doch bei dem Boerenkrieg Feuer und Flamme war, auf die Dauer nicht recht befreunden können, so viel zu sammengelogen ist selten, und das Wort: Gelogen, wie depeschirt! ist nur zu oft zu neuen Ehren gekommen. Und der diplomatische Schlendrian, ohne welchen es ja freilich nicht geh n mochte, wenn die Staaten nicht ein ander in die Haare gerathen sollten, hat mancher Theil- nahme geradezu den Todesstoß gegeben. Die Bevölkerung horcht auf die Berichte über bas Wohlergehen unserer Truppen, aber sonst läßt sie sich nicht warm machen. Die China-Depeschen sind Anfangs gerade so angestaunt, wie einstmals die Havanna-Cigarre mit der Leibbinde. Heute weiß aber auch der Bewohner des entlegendsten Dorfes, daß bei Beiden der Inhalt mehr wie gut eitel Schwindel ist. Nun, auch China wird wieder aktuell werden, hoffent lich aber ohne Blutvergießen, und den Telegrammen werden alsdann alle Zusätze von Li-Hung-Tschang, Schwindel- maier und Compe fehlen. Was aber klare, präzise Wahr heit sein wird, das werden die in knapp zwei Wochen be ginnenden Rcichstagsverhandlungen bieten. Ein alter Reichstag, aber ein neuer Kanzler, und auf beiden Seiten Lust zur Wahrheit und Klarheit, weder oben am Bundes- rathstische, noch unten im Reichstage selbst wird man aus seinem Herzen eine Mördergrube machen. Für unsere Landbevölkerung nicht minder, wie für die Stadtbevölker ung gewinnt der Reichstag und das, wa' in ihm ver handelt wird, ein besonderes Jntresse aber .-adurch, daß der neue „Zolltarif" zur Abstimmung kommt. Seine Festsetzungen über landwirthschaftliche und Jnduslriezölle können in den später abzuschließenden Handelsverträgen im Wege eines besonderen Gesetzes abgeändert werden, sie bleiben aber die Grundlagen für jeden Vertrag. Es handelt sich dabei um Wohl und Wehe des deutschen Nährstandes. China liegt uns weit ab, das ist zur Stunde noch Zukunfts-Politik, der Zolltarif ist Gegenwarts-Politik, und das Portemonnai liegt in dieser kritischen Zeit jedem nahe. Geld-, wirthschaftliche und gewerbliche Verhältnisse sind überhaupt zur Zeit derart, daß Landmann und Bürger dem öffentlichen Leben im deutschen Reiche folgen müssen. An Unterhaltungsstoff sür den Winter wird's sicher keinen Tag fehlen und den Zeitungen mag der Platz mitunter knapp sein. Atirze Chronik. Von einer sensationellen Angelegenheit wird aus Berlin gemeldet. Dort wird zur Zeit in zweiter Auf lage ein Prozeß gegen den Bankier Sternberg wegen Sittlichkeitsvcrbrechens verhandelt. Bei der Verhandlung am Donnerstag nun kam es zu einem sensationellen Zwischenfall. Anläßlich seiner Vernehmung als Zeuge trat der Kriminalschutzmann Stierstädter, dem ein Theil der Ermittelungen in dieser Sache übertragen war, mit außerordentlich schweren Beschuldigungen gegen seinen Vor gesetzten, den Kriminalkommissar Thiel, hervor. Dieser soll durch Angebot einer Summe von 200000 Mark den Versuch gemacht haben, ihn, Stierstädter zu verleiten, daß er sowohl vor seiner Behörde, wie auch vor Gericht die Aussagen zu Gunsten Sternbergs gestalte. Da Thiel bei dieser Gelegenheit nach Aussage des Zeugen sich auf einen angeblichen Rath des Justizraths Sello bezogen haben soll, so sah sich Letzterer veranlaßt, die Vertheidiguug niederzulegen, damit ihm Gelegenheit gegeben sei, diese unerhörte, seine Ehre schwer befleckende Beschuldigung unter seinem Eide entkräften zu können. Während des Rasirens wahnsinnig geworden. Ein unheimlicher Vorfall ereignete sich in einem Barbierladen zu Warschau. Da trat ein Mann Namens Siniawsk in den Babierladen um sich rassiren zu lassen. Der Ge schäftsinhaber bat den Kunden, Platz zu nehmen, un that in gewohnter Weife seine Schuldigkeit. Plötzlich aber faßte er den Siniawski am Kopf und begann, ihm mit dem Rassirmesser furchtbare Schnitte beizubringen. Der Unglückliche, der einem Wahnsinnigen unter das Messer gerathen war, wehrte sich nach Kräften, hielt dem Barbier die Hände fest und rief um Hilfe. Es dauerte einige Zeit, ehe es gelang den Ueberfallenen von seinem geistesgestörten Angreifer zu befreien. Siniawski war an Stirn, Wange und Brust so schwer verletzt, daß er in Folge starken Blutverlustes das Bewußtsein verlor. Die Polizei sorgte alsbald für den Verwundeten und brachte auch den gemeingefährlichen Geisteskranken in einer An stalt unter. Wohl eines der verschwenderischsten Ehepaare ist di gräfliche Familie Castellane in Paris. Es ist noch nicht lange her, daß Graf Castellane durch seine ver unglückten Börsenspekulationen, die in die Millionen gingen, die Aufmerksamkeit in unliebsamer Weise auf sich lenkte. Damals machte der Graf eine Reise nach Amerika zu seinem Schwiegerpapa, dem Miliardär Gould, der sich auch erweichen ließ und die Schulden seines Schwiegersohnes bezahlte. Nun macht die Gräfen Ca stellane von sich reden, die soeben vom Seinetribunal unter Kuratel gestellt wurde. Sie hat es nämlich fertig gebracht, in den vier Jahren ihrer Ehe 23 Millionen Francs zu verpulvern, während der Jahresertrag ihres Vermögens „nur" 3 Mill. Fr. beträgt. 361 Flüchtlinge ans Transvaal, darunter 51 Deutsche, sind eben in Triest gelandet worden. Die Deutschen werden als weitaus das beste Element unter den Freiwilligen geschildert: „Sämmtlich stramme, gesunde Leute, von denen viele vorzügliche Bildung verriethcu. Jeden Abend vor Sonnenuntergang stellten sie sich in einen Kreis auf und stimmten die Lieder der Heimath an. In jedem Zug, in jeder Geverde sah man, daß es brave Soldaten sind, die, wo sie auch kämpfen, ihrem Vater lande Ehre machen." Die Unbändigsten unter den Frei willigen waren die Amerikaner und Irländer, die beim Passiven englischer Schiffe stets ein solch Gejohle und Geschrei anstimmten, daß Alles vom Verdeck flüchten mußte. stellenweise die ersten Schneefälle ein. Darauf ist die Temperatur wieder im Steigen begriffen. Der 22. No vember ist ein kritischer Tag dritter Ordnung, welcher durch eine Sonnenfinsterniß verstärkt wird. Vom 24. bis 30. November: Es wird auffallend trocken. Die Tem peratur sinkt tief unter das Mittel. Die Schneefälle werden sehr zahlreich. — Nachdem sich das Befinden des Königs Albert von Sachsen so gebessert hat, daß einer Reife nach Schlesien nach dem Urtheil der Aerzte nichts im Wege steht, wird das Eintreffen des Königs und der Königin in Sybilleuort am Sonnabend Abend erwartet. — Ueber den Fall „Dietrich"-Naußlitz geht uns nachstehende, von glaubwürdiger Seite verbürgte Notiz zu. —r. Dresden, 31. Oktober. Der „Fall Dietrich m Naußlitz" macht in der hiesigen Gegend immer noch viel von sich reden, und zwar mit Recht, denn es soll und muß hier volle allgemeine Klarheit geschaffen werden. Am Dienstag Nachmittag erhielt die Polizei Kennlniß von der Thatsache, daß ein junger Mann seit einigen Tagen diejenigen Personen zu beeinflußen sucht, welche Kn „schlafenden Bremser Dietrich" seiner Zeit in seiner Löhnung haben umhergehen und Arbeiten verrichten sehen. )er in Frage kommenoe junge Mann, welcher sich den be- reffenden Augenzeugen gegenüber als Beamter der König lichen Staatsanwaltschaft vorgestellt Hat, um unsto erfolg reicher handeln zu können, soll nach seinen, an anderer Stelle gemachten Angaben, Reporter der hier erscheinenden „Sächsischen Arbeiter-Zeitung sein. Leider ist es der Zolizei nicht gelungen, Pft^ fest- »nehmen, weil cs dem muchigen „Genossen" gelang, sich rnter Zurücklassung des Hutes der sofortigen Verhaftung zu entziehen. Da der Ausreißer in der Naußlitzer und Löbtauer Gegend die Zeugen-Beeinflussung schon seit un gefähr 8 Tagen betreibt, so ist er verschiedenen Personen gekannt und seine Ermittelung durch die Polizei dürfte "sts rs^EU großen Schwierigkeiten verbunden seiu^ Man nmeht hieraus deutlich, daß von einer gewissen Seite in .^trlchschen Angelegenheit nicht nur mit allen ver werflichen, sondern auch strafbaren Mitteln gearbeitet wird, um die Wahrheit nicht an den Tag kommen zu Der erste Transport amerikanischer Pferde für das ostasiatische Reiterregiment, der Anfangs Oktober mit dem Lloyddampfer „Nürnberg" San Francisko verließ, hat die japanische Ostküste in vergangener Woche erreicht und wird heute oder morgen auf der Rhede von Taku eintreffen. In denVereinigtenStaaten von Nordamerika hat der Wahlkampf seinen Höhepunkt erreicht, die fieber hafte Aufregung und Agitation ist einer Steigerung nicht mehr fähig. Im Staate New-Jork, der für das Wahl resultat von entscheidender Bedeutung ist, hat Mac Kinleys Gegenkandidat Bryan seine Abschiedsrede gehalten. Ob gleich er selbst und seine Freunde den Sieg der Silberleute noch immer für möglich halten, scheint doch kein Zweifel darüber mehr obwalten zu können, daß der bisherige Präsident Mac Kinley auch nach der Neuwahl wieder in das Weiße Haus wird einziehen können. „Verliebte Leut' san niemals g'scheidt." Der Bureau vorsteher B. in Beuthen wurde von seinem Chef ent lasten und begab sich nach Berlin. Die Frau eines Beu- thener Schlächtermeisters schickte ihm zunächst 150 Mk. zu. Dann kassirte sie die Summe von 1000 Mk. ein, verließ unter Mitnahme des Geldes und in Begleitung ihrer elfjährigen Tochter ihren Mann und reiste ver- muthlich ebenfalls nach Berlin. Auf die Ausreißerin wird eifrig gesahndet. Die Erdbeben in Venezuela dauern an. Es sind bereits drei Orte zerstört worden, und eine Insel an der Mündung des Neveriflustes ist vollständig von der Bild fläche verschwunden. Der Eisenbahn-, sowie der Tele graphen- und Telephonverkehr ist vielfach unterbrochen. Die Zahl der getödteten Personen soll eine beträchtliche sein. Beim Abbau von Phosphorlagern in Gaffa (Tunis) wurden 500 Arbeiter verschüttet; mehrere wurden getödtet, andere verletzt. Erdbeben. Caracas, 30. Okt. Die Stadt und der Bezirk Caracas sind am 29. Oktober früh von einem heftigen Erdbeben heimgesucht worden. 25 Personen Ivllen getödtet und viele verwundet worden sein. Der Präsident sprang aus dem zweiten Stocke des Regierungs gebäudes herab und brach ein Bein. Der Sachschaden ist bedeutend. Nach Nachrichten aus dem Innern wurde die Erschütterung bis in die Gegend der Anden verspürt. Das gestrandete Bremer Viermasterschiff „H. Bischhoff" ist sammt Ladung völlig verloren; das Schiff ist zwei mal aufgebrochen. Von dem mit acht Personen besetzten Boote „H. Bischoff" und von dem mit vier Mann be setzten Rettungsboote vom zweiten Elbfeuerschiff ist trotz eifrigen Suchens keine Spur gefunden worden; es er scheint zweifellos, daß beide Boote untergegangen und alle zwölf Personen ertrunken sind. Ein nach Shanghai aus Peking zurückgekehrter Diplomat erklärte, daß die den Friedensverhandlungen zu Grunde gelegten Paragraphen sehr geschickte diplomatische Arbeit seien. Sollte China sie nicht ernstlich erwägen, sondern sie als Mittel benutzen, um die Langmuth der Mächte auf die Probe zu stellen, so würde es sich in das eigene Fleisch schneiden. Es geht das Gerücht, daß eine starke europäische Streitmacht nach Nanking unterwegs sei, mit dem Auftrage, die dortigen Kaisergräber zu zerstören, falls China sich den Forderungen der Biächte nicht schleunigst füge. Eine intime Palastgeschichte besagt, daß im Brunnen des Pekinger Kaiserpalastes die Favoritin des Kaisers er tränkt aufgefunden sei. Es heißt, die Kaiserin-Wittwe, deren Haß sich das schöne Mädchen zugezogen hatte, habe sie tödten lasten. Die zweite Favoritin Kaiser Kwangsüs und hundert andere Damen des kaiserlichen Harems sollen sich in den Händen der Verbündeten befinden. Ueber die Lage der Dinge äußert sich die „Kreuz.-Ztg." mit ungemeiner Schärfe. Die Chinaangelegenheit, so heißt es da, hat jenes Stadium erreicht, das man bei Verhand lungen „Versumpfung" nennt und es ist daher noch gar- nicht abzusehen, wie lange die Sache noch dauern wird. Jedenfalls möchten sich diejenigen irren, die glauben, daß der Anfang zu dem Schlußdrama schon beginnt. Trotz des Schweigens der Waffen werden wir noch längere Zeit warten müssen, ehe die Sache in einen frischeren Fluß kommt, der ein Ende der Dinge absehbar macht. Der Transvaalkrieg. Die Boeren kämpfen muthig weiter, obwohl sie eine Zeit lang schon daran dachten, die Waffen niederzulegen. Vor einigen Wochen soll General Botha sogar erklärt haben, jeder weitere Widerstand sei ja doch nutzlos und es wäre das Beste, die Feindseligkeiten einzustellen. Diese Muth- losigkeit ist jedoch schnell vorübergegaugen. Jetzt befindet sich General Botha mit einer starken Streitmacht aus dem Vormarsch nach dem Reuhardt-Distrikt. Ein kleineres Boerenkommando in Stärke von 150 Mann umzingelte bei Geneva einen 90 Mann starken englischen Außenposten und nahm ihn gefangen. Einen nach Kapstadt dampfen den Postzug plünderten die Boeren aus und steckten ihn in Brand. Ein Panzerzug, der später Herbeikain, soll die Boeren vertrieben haben. Auch in der Nähe von Aliwal North hat sich eine stärkere Boerenabtheilung gezeigt und mit den dort stehenden Engländern ein Gefecht begonnen. Von den nach Lourenzo Marques geflüchteten Boeren sind die meisten wieder nach Transvaal zurückgekehrt. Kurz, unter den Boeren waltet wieder ein so kriegerischer Geist, daß die Engländer in Südafrika noch recht lange und viel ru thun haben werden. i Der Aries mit China. Dem dentsch-englischen Abkommen haben Rußland und Frankreich, wie die Blätter zu melden wissen, nunmehr ihre Zustimmung ertheilt. Auffallend sei es, daß die Antworten der beiden Regierungen im Texte von einander abweichen, an der Thatsache der Zustimmung ändert das natürlich nichts. Rußland sowohl wie Frankreich haben jedoch an dem Punkt-3 des Abkommens, der auch den Vereinigten Staaten Bedenken bereitet, Anstoß genommen. Dieser Punkt 3 betrifft bekanntlich besondere gemeinsame Maß nahmen der englischen und deutschen Regierung für den Fall, daß irgend eine Macht chinesisches Territorium an sich bringen sollte. Dieser streitige 8 3 des Abkommens könnte nun aber gestrichen werden, da sämmtliche Mächte dem Abkommen beigetreten sind, und damit jede einzelne die bindeudeVerpflichtung übernommen hat, den territorialen Besitzstand Chinas unangerührt zu lassen. Nach erfolgter Zustimmung der übrigen Mächte hat das deutsch-englische Abkommen, das zunächst gewagt erschien und zu mancherlei Bedenken Anlaß geben mußte, natürlich ein ganz anderes Aussehen gewonnen, und darf jetzt als eine wirkliche und höchst förderliche Maßnahme zum Schutze des deutschen Handels in China betrachtet werden. Ueber Ereignisse in China selbst ist wenig zu sagen. Prinz Tuan soll nach der übereinstimmenden Forderung aller Mächte öffentlich hingerichtet werden, der Prinz ist aber nirgends zu finden und Niemand weiß, wo er ist. Kaiser Kwangsü hätte also jetzt die schönste Gelegenheit, die Enthauptung des Prinzen durch Edict anzuordnen.