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MMM n, Hßarandt, Wolfen, Sieöenteßn und die Amgegenden. Amtsblatt für die Agl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den ^»tadtrath zu Milsdruff, sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Hühndorf, Kaufbach, Kesselsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Munzig, Neukirchen, Neu» tanneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, Röhrsdorf bei Wilsdruff, Noitzsch, Nothschönbera mit Perne, Sachsdori Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei Kesselsdorf, Steinbach b. Mohorn, Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1 Mk. 55 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionsprets 10 Pfg. pro viergespaltene Corpuszetle. Druck und Verlag von Martin Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion Martin Berger daselbst. No 102. I Donnerstag, den 3V. August 1000. 38. Jahrg. Der Arieg mit China. Ernster Widerstand ist von China nicht mehr zu be furchten; das ist jetzt auch die Meinung unserer leitenden Kreise, zu deren Organ sich die „Köln. Ztg." macht, wenn sie schreibt: Durch die Flucht des Kaisers, der Kaiseriu- Wiltwe, des Hofstaats und der Regierung ist den ver bündeten Mächten die Einleitung von Frtcdensverhand- luugcn mit China allerdings sehr erschwert worden. Insofern ist das Entwischen des ganzen bisherigen Regiernngsapparatcs ein unerfreuliches Ereignitz; daß aber die chinesische Regierung etwa im Innern des Reichs große Truppenmassen aufbieten und den Mächten einen nachdrucksvollen, militärischen Widerstand entgegensetzen könnte, ist sehr unwahrscheinlich. Wenn schon die ver- hältnißmäßig leichte Einnahme Pekings bewies, baß es mit der militärischen Widerstandsfähigkeit der Chinesen vorbei ist, so zeigt sich das auch wieder in den neuesten Kämpfen bei Tientsin. Nicht daß eine kleine zusammen gewürfelte europäische Truppe eine weit überlegene chine sische Masse geschlagen hat, ist hierbei das Kennzeichnende, sondern daß gegenüber einer chinesischen Verlustliste von 360 Manu die Verbündeten nur 11 Verwundete auf zuweisen haben. Aus solchen Verhältnißzahlen geht her vor, daß der chinesische Widerstand nur ganz schwach ge wesen sein muß. Auf dem chinesischen Kriegsschauplätze geht es jetzt recht still und friedlich zu, die Chinesen haben den Muth zu weiterer Gegenwehr so vollständig verloren, daß sie zweifellos alle Bedingungen annehmen würden, die man ihnen diclirte, wenn nur in China eine Instanz vorhanden wäre, mit der überhaupt Verhandlungen eingeleitet werden könnten. Die Kaiserin-Wittwe, welche sich mit dem Prinzen Tuan in der Provinz Schansi befindet, hofft noch immer der Verhaftung zu entgehen. Aber die hohe Dame täuscht sich damit offenbar selber. Sie hat zu viel auf dem Kerbholz, als daß sie ganz unbehelligt bleiben könnte. Londoner Blätter meinen jetzt zwar, auch die Kaiserin- Wittwe sei nicht die Verführerin, sondern auch nur die Verführte gewesen. General Nunglu soll die Seele der Bewegung gewesen sein. Aber selbst wenn diese Angabe zutrifft, so bleibt die Kaiserin einer schweren Verantwortung nicht enthoben. Kleinere Gefechte sollen Römischen Meldungen zufolge bei Peking und Tientsin nattgefanden haben. Die Bekanntmachuna Anfang September d. I. soll eine Obstbaumzählung in hiesiger Stadiflur vorgenommen werden. Die Besitzer von Obsibäumen werden hiervon mit der Veranlassung in Kcnntniß gesetzt, von dem Bestand ihrer Obstbäumc, getrennt nach den Sorten, sich rechtzeitig zu überzeugen, um die m t der Ausnahme betrauten Herren Zähler durch richtige Angaben in ihrem Zählungswerke möglichst unterstützen zu können. Hierbei wird noch ganz besonders darauf hiugewieseu, daß die Bäume, getrennt nach den Standorten (ob in Obstgärten oder offener Flur) aufzuzcichuen sind. Wilsdruff, am 28. August 1900. Der Ktadtrath. Kahlenberger, Bürgermeister. Bekanntmachung. Die für den 3. September 1900 einberufene Versammlung des Ausschusses für den gemeinsamen Krankenverstcherungsverband Wilsdruff wird hiermit auf Montag, den 10. September - I, Nachmittags '/-5 Uhr verlegt. Wilsdruff, am 28. August 1900. Der Vorstand -es gemeinsamen Krankenversicherungsverbandes. Bürgermeister Kahlenberger, Vorsitzender. politische Rundschau. Berlin, 27. Ang. Auf Befehl des Kaisers findet am 30. d. M. Vormittags 10 Uhr im Königl. Zeughanse Ine leserliche Nagelung und Weihe von 64 neuen Fahnen und Standarten statt. Darunter besinnen sich die für die ersten und zweiten Bataillone des 1 und 6. ostasiatischen Jllfanteiie-Regimems und die des oslasialischeu Reiter- Regiments. Der Kaiser hat ein Geldgeschenk von 100000 Mk. aus seinem Dispositionsfonds der katholischen Schulge meinde in Gneseu als Beihilfe zu een Kostin für den Bau eines neuen (24classigen) Schulgebäudes überweisen lassen. Berlin, 28. Ang. Hewe Vormittag wurden in der Siegcsallee in Gegenwalt des Kaffecs, der Kaiserin, des Kronprinzen, des StaatssccreiärS Grasen v. Bülow, der Staatsminister Studt und Frhrn. v. Rheiubaben, höherer Beamter uns verschiedener Herren, die als Mitglieder der Familien einiger dargestcUter Nebenfiguren geladen waren, darunter Fürst Philipp von Eulenburg, mehrere Herren v. d. Schulenburg und v. Bülow, die Gruppe des Kurfürsten Friedlich l. mit den Büsten Hans von Hopenlohes und Wend v. Jlenburgs, die Gruppedes Kurfürsten Alvrccht Achilles mit den Büsten Werner v. d. Schulenburgs und Ludwig v. Eybs, sowie die Gruppe des Kurfürsten Joachim I. Nestor mit der Büste des Bischofs Dietrich v. Bülow und des Cardinals Albrecht von Brandenburg feierlich emhül.t. Der Kaiser, in der Uniform der Leib-Garde-Husareu, be sichtigte mtt der Kaiserin eingehend die Standbilder. Er verlieh dem Prof. Manzel den Rothen Adler-Orden vierter Classe mit der Krone, dem Prof. Lessing den Kronen-Orden dritter Classe und Hermann Götz den Rotheu Adler-Orden vierter Classe. Der Kaiser verließ mit der Kaiserin um 11 Uhr den Festplatz, von einem zahlreichen Publikum mit lebhaften Zurufen begrüßt. Der Kronprinz hat während des Brigademanövers im Havelland die Herzen der Bewohner der Ortschaften gewonnen, in denen er in Quartier gelegen hat. Besonders bürste die Jugend noch lange Zett von ihm erzählen. So machte es dem Prinzen viel Vergnügen, kleinere Geldstücke verstecken zu lassen, nach denen die Zungen dann suchen mußten. Auch ließ er diese um die Wette laufen und be lohnte die Sieger mit Silber- und Nickelmüuzen. Berlin, 27. Ang. Der Bundesralh tritt zu seinen regelmäßigen Sitzungen wieder Mitte September zusammen. Der Reichskanzler Fürst zn Hohenlohe trifft Ende dieser Woche wieder in Berlin ein, Herr v. Miquel ist bereits am vergangenen Dienstag dahin zurückgekehrl. Es sind danii die Minister alle wieder in der Reichshaupt stadt versammelt. Der Staatssekretär des Auswärtigen, Graf Bülow, wird jedoch noch eine Zeit lang fern bleiben. Im Werke hatte Fürst Hohenlohe den Besuch des Fürsten Radolin. Berlin, 28. Ang. Der Wiener Korrespondent des „Hirsch. Tel.-Bur." erfährt von angeblich bester Seite, der Zar reise via Berlin, wo eine Zusammenkunft mit Kaiser Wilhelm stattfinde, nach der Pariser Weltausstellung und bon dort nach Wien und Bukarest, wo er an beide» Höfen Besuche abstatte. Der Tag der Reise werde noch geheim gehalten. Die Einnahme der Reichspost- und Telegraphen-Ver waltung hat für das erste Drittel des laufenden Etats jahres 129,3 Mill. Mk. oder 7,4 Mill, mehr wie im gleichen Zeitraum des Vorjahres und die der Neichseisenbahnver- waltung 30,2 Mill, oder 2,8 Mill. Mk. mehr betragen Zum diesjährigen Kaisermanöver wird Frank reich nach der „Ncuhaus-OsteuerZtg." einen Offizier ent senden Es ist dies das erste mal seit 1870. Wien, 27. Ang. Gestern sind hier 56 österreichische Staatsangehörige überLonvon aus Transvaal angekommen, welche dort nach der Einnahme Pretorias durch die Eng länder ausgewiesen wurden, ohne daß man ihnen gestattete, ihre Habseligkeiten mitzunchmeu. Tie Ausgewiesenen, zu meist Kroaten, werden sich bcschwerdeführcnd andasAus- wärrigc Amt wenden. Prag, 27. Aug. Gestern fand bei Nachod im Walde an der preußischen Grenze ein von 35 000 Personen be suchtes czechischcs Meeting statt. Der Hauptredner, Abg. Dr. Herold, erging sich in heftigen Angriffen gegen Deutschland, welches er beschuldigte, daß cs die Annexion Böhmens plane. Böhmen, welches ein Damm gegen ger manische Bestrebungen sein sollte, sei ein Tummelplatz deutscher Agitatoren. Die österreichischen Staatsmänner müßten darauf bedacht sein, daß Böhmen nicht das Schicksal Elsaß-Lothringens iheile. Wenn die Staatsmänner nicht blind wären, hätten sie aus dem Jahre 1866 lernen müssen, wohin Deutschland abziele. Das czechische Volk müsse sich rüsten für den Zeitpunkt, wo es sich entscheiden werde, ob auf dem Prager Dome die Fahne des heiligen Wenzel, oder die preußische Fahne, wie 1866, aufgepflanzt werde. Der Vertreter der czechischen Radikalen erklärte, Böhmen habe nichts zu fürchten, so lange Frankreich und Rußland bestehe. — In einem zweiten czechischen Meeting auf dem Georgsberge bei Raudnitz sprach Abg. Dr. Gregr vor etwa 40000 Personen. Er bezeichnete bas böhmische StaatSrecht als das einzige Ziel und eine rücksichtslose Opposition als die alleinrichttge Taktik der Czechen. Der Radikale Baxa erklärte, für die Czechen, denen am Reiche nichts gelegen sei, müsse die Losung werden: „Für das Parlament giebt es keinen Pardon". Die Vernichtung des Parlaments sei die erste Etappe zur Erreichung des Staatsrechtes. Wie weit Frechheit und Uebermuth der Tschechen sich bereits verstiegen haben, dafür liegen neuerdings wieder vemerkenswerthe Beispiele vor. Im Prager Stadt- vcrordneten-Kollegium stellte nämlich der Tscheche Groß den Antrag, das Stadtraths - Präsidium möge dahin wirken, daß den Kondukteuren der Prager Straßenbahn verboten werde, mit den Passagieren deutsch zu sprechen. Der Antrag wurde dem Stadtrathe zugewiesen, desgleichen ein Antrag, die Prager Gemeinde dürfe keiner deutschen Firma Aufträge geben. Der Zar hat am Sonnabend im Palais zu Peter- Hof den Gesandten der südafrikanischen Republik, Dr. Leyds, in Audienz empfangen. Dr. Leyds, der seil zwei Jahren auch in Petersburg als Gesandter beglaubigt ist, befindet sich zum ersten Male in der russischen Hauptstadt. Ge sundheits-Rücksichten verhinderten s. Z. den Gesandten, in Petersburg das Beglaubigungs-Schreiben persönlich zu überreichen. Jetzt hat er sich mit der Boeren-Delegatton dorthin begeben und bei dieser Gelegenheit sich dem Kaiser Nikolaus vorgestcllt. Ueber die Lage auf den Philippinen wird den „Berl. N.-Nachr." aus Manila geschrieben: Jetzt Hal die Regenzeit begonnen. Die Aerzte fürchten, daß die nasse Jahreszeit die Pest vermehren wird, ebenso Wiedas Malaria- fieber eine um so reichere Ernte hält. 65000 Soldaten liegen in Luzon in Garnison, und dabei kann Niemand vor den Thoren Manilas spazieren gehen, ohne Gefahr zu lausen, daß Einem die Kehle abgeschnitten wird. Fast täglich werden Soldaten heimlich abgestochen. Schon jetzt kostet Amerika dieser Krieg gegen 1500 Mill. Mk. Tausende von Soldaten sind bereits abgelöst, da sie die Gefahren dieses Klimas nicht aushielten, Krankheiten aller Art, auch Wahusiuusfälle lichten ihre Reihen.