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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 26.03.1908
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1908-03-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19080326010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1908032601
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1908032601
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-03
- Tag 1908-03-26
-
Monat
1908-03
-
Jahr
1908
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Boni Höchsten. .Tas Büchlein vorn Höchsten Natürliche Gottcslehre mit Betrachtungen über alte und neue Religion" nennt sich eine Schrift, die Heinrich Welzhofer veröffentlicht.') Das schlichte Buch mit der «innigen Titelzeichnung verdient eS, das; man sich näher mit ihm be schäftigt, weil es von tiefen »nd ernsten Gedanken getragen ist und dabei sich fernhält von allem ungesunden und theoretisierenden Grübeln, son dern das Kind beim rechten Namen nennt, die Dinge so nimmt, wie sie sind. Ter Verfasser tritt zunächst der Behauptung entgegen, daß in unserer Zeit der Sinn und das Verständnis für das Religiöse, für Re ligion überhaupt verloren gegangen sei, daß unser materielles Zeitalter keinen Sinn und kein Verständnis mehr habe für die Fragen vom Höchste». Nur die Form hat sich geändert, die Sache selbst ist geblieben. Tie Sehnsucht nach der Lösung der Fragen über die lebten Tinge ist nicht geringer geworden, aber diejenigen, die sie stillen könnten, haben sich in unwegsamen Gegenden verloren. Mit Recht weist Welzhofer darauf hin, wie gerade im Charakter Kants die Ursache zu suchen ist, daß die Philo sophie bis heute das noch nicht geleistet bat, was man von ihr erwarten kann und was sie zu leisten verpflichtet ist. In allen seinen Schriften hat Kant sich in Gegensatz zur Kirchenlehre gestellt — aber auch zur bisherigen Philosophie — und gelangte so zu seinem großen Skeptizismus, „aus welchem er nur durch die drei Glaubenssätze von Gott, Unsterblichkeit und Willensfreiheit einen Aus weg und einen Uebcrgang zur Moral fand", und da seine ganze Philosophie in eine freilich von der christlichen Glaubenslehre weit verschiedene re ligiöse Glaubenslehre mündet, so haben ihn schon seine Zeitgenossen für den Stifter einer neuen Religion erklärt. „Aber in diese große Rolle konnte und wollte sich der bescheidene und friedliebende Gelehrte und Staatsprofessor nickt finden, und wie er schon früher eingeftandcn hatte, daß er nie den Mut haben werde, alles das, was er klar erkannt habe, auszusprechen, so unterwarf er sich auch auf der Höhe seines Ruhmes dem königlichen Befehle, sich ferner nicht der Herabwürdigung der Heiligen Schrift und des Christentums schuldig zu machen." So verlor die Philosophie die Wirkung auf weitere Kreise und tonnte nicht als religionsbildendc Kraft auftreten. Dazu kam die schwer- berständliche Ausdrucksweise der auf Kant folgenden Schule und die voll ständige Verkennung und Ableugnung des wahren Verhältnisses von Philosophie und Religion. Sckclling, Segel und andere schlossen unanf- hörlick Kompromisse mit der Kirchenlehre, obwohl ihre Smicmc ihrem lstnerstcn Wesen nach kirchenfcindlick waren. Hegel, Sckclling und Sckopenbauer waren Schüler von Kant nnd Spinoza, aber sie kamen ihren Meistern weder in der Tiefe des Denkens noch in der Stärke der religiösen Betrachtung gleich. „Cs ist das Unglück der neueren Philosophie, daß sic die Religion als ein von ihr getrennte» Gebiet ansieht", klagt Welzhofer, und so „ver kennt sie ihre wahre Aufgabe und zerflattert in spitzfindige Untersuchun- gen, um sich gegenüber den Einzelwissenschaftcn ebenfalls als Einzel- wissensckaft zu erweisen", und die Philosophen dürfen sich darum „auch nickt beklagen, wenn sie nicht den ihnen gebührenden Einfluß auf das geistige und sittliche Leben der zivilisierten Völker haben. Die Philo sophie ist Wcltwcisbeit, und wer einigermaßen über die Religion nach gedacht hat, der siebt ein, daß auch diese nur Weltweisheit mit oder ohne äußeren Kultus ist. Das Volk selbst ist sich hierüber ganz klar, nur die Gelehrten, Philosophen und Theologen haben diese Beoriffe verwirr t." Von ähnlichen tiefen Gedanken wie Wclzhoser geht Walter Kinkel in seinem Büchlein: „Aus Traum und Wirklichkeit dcr Sccl c?) Stille Gedanken aus einsamen «stunden." Vs ist eine Fortsetzung seiner Schc.st „Vom Sein und von der Seele".') lleberall im Leben, sagt Klinkcl, suchen wir uns selbst. Denn alles, was nicht ans den Tiefen unserer eigenen Seele geboren wird, ist feindliches Schicksal. Nicht von äußeren Dingen dürfen wir unser Glück erwarten, wie die Sterngläub'.gen, die sich von den Astrologen ihren Lebenslauf berechnen lassen; sondern wir müssen die Welt mit unserer Sehnsucht beschenken, so bereichern wir uns selbst. „Vor dec Türe deines Herzens stehen die Wünsche deiner Sehnsucht: Bettler und Könige, Fürsten und Diebe; aber mancher König kommt im Gewände des Bettlers, mancher Dieb ist fürstlich angetan. Die Wahrheit mag oft schmerzlich sein, sic birgt dennoch allein den Frieden unserer Seele." Dem Abschnitt: „Von dem Begriffe Gottes und des sittlichen Selbst" setzt Kinkel das Wort des Augustinus vor: „Wenn ich dich, meinen Gott, sncke, so suche ich das selige Leben. Ich will dich suchen, damit meine Seele lebe." Auch Kinkel ist ein „Gottsucher". „Aber je mehr wir Gott linden, desto weiter flicht er von uns. Wer glaubt, er dürfe nun in Ruhe «ein und habe vollendet, solange er noch atmet, der kehrt sich von Gott und scheidet sich von sich selbst. Denn Gott ist Idee, d. h. eine ewige Auf gabe, die sich stets erneut. Nnd wessen Seele noch so reich ist an Wissen und Fühlen, der bleibt doch im Endlichen, und das Einzige, was darüber hinauSreicht, ist der Wille, der daö Nncndsichc sucht, denn er ist selbst un endlich, und die Erkenntnis, die über das Gegenwärtige hinausstrebt. Wer sein Selbst im Endlichen erstickt, indem er sich dauernd zu besitzen glaubt, raubt auch Gott seine Ewigkeit und Unendlichkeit." Eingehend kommt Kinkel in einem späteren Abschnitt ans Rousseau -;u sprechen. Gerade aus innigster Menschenliebe heraus, sagt er, hat der jugendliche Rousseau die Kultur und ihre Errungenschaften bekämpft, als ob insbesondere der Fortschritt der Erkenntnis keinen Segen für unser Gcsthteckl bedcutc'e. „Ick sage an» Menschenliebe", sährt Kinkel fort, und das beweist schon, daß seine Angriffe sich nichi gegen die Kultur an nch, sondern gegen die irregeleitete Kultur richictcn. Er wollte ein neues, reineres Ideal der Kultur aufstellcn, dem er den irreführenden Namen der Natur beilegte. NousscauS Natur hat noch zu keiner Zeit existiert; sie ist eine Idee und ihre Realität ist die der Zukunft." Auch das Buch von Wolfgang Madjera: „Briefe über da» Ehrrstcntu in" ') muß hier empfehlend genannt werden. Ihm ist daö Wort des Meisters Eckchart zum Geleit gegeben: „Darum ist die ganze Schrift geschrieben, darum bar Gott die ganze Welt gesu>afsen: damit Gott in der Seele geboren werde und die Seele wiederum in Gott." EbristuS ist kein Hemmnis für die Kultur, sagt Madjera, kein Hort de» Rückschrittes; aber die sich nach ihm nennen, die ihm am eifrigsten zu dienen vorgeben, sind cs oft. Und auch gegen diese gilt e» Christum zu schützen. Es gilt zu zeigen, daß er die höchste Vollendung, nicht aber die engherzigste Beschränktheit ivollte. Und an einer anderen Stelle lagt der Verfasser: Das einzige nnd hassenSwertestc Uebel m die Unehrlichkeit der Gesinnung, die falsche Larve, die mangelnde Uebere,nstiinmnng des Namens mit dem Bezeichneten. Wo die Unaufrichtigkeit ihr schmutziges Banner über den Menschen entrollt, da kann es geschehen, daß sich im Laufe der Jahrhunderte der ganze Geist einer Sache verflüchtigt und ihr Name ein leerer Schall wird. Geht dann einem kräftigen Denker die Ein sicht auf, daß sich hier eine Hülle ohne Inhalt, ein Pöantom ohne Fleisch und Blut durch die Welt schleppe, und reißt er den täuschenden Schleier aufeinander, den erstaunten Blicken ein entseeltes, zerfallendes Toten- gerippc weisend, dann erwacht die Menschheit wie aus schweren Träumen und flucht dem lange mißbrauchten Namen, ohne mehr zu wissen, daß er einst Segen, Heil und höchste Vollendung bezeichnen sollte. Diese Gefahr ist es, d,e auck über dem Christentum beständig schwebt. ') 204 Seiten. 1 .kk. Stuttgart, Strecker L Schröder. ) llü Scitcii. Eleg. drosch. 2 -E. Gießen, Alfred Töpclmann (vorm. I. Ricker). ') Ebenda. 4806. ') 198 Seiten. Brosch. 3 .L; 3 Kr. 60 H. Akademischer Verlag in Wien und Leipzig. D°«nerSto«, 2«. Mär» 1808. Leipziger TageNitt. «r. 8». 162. Jchrg. Zur Beachtung! Im „vücherttfch" gelangen nur Original-Besprechungen zum Ab druck. Vs werden nur Bücher zur Besprechung vergeben, welche auf der Redaktion etngegangen und. Tie Aedattion behält sich vor, aus der Zahl der eiugesandten Bücher solche zu kritischer Würdigung auSjugedeu, welche sich zur Be sprechung im Leipziger Tageblatt eigne». Eine Aücksenduug unverlangt eingereichter Bücher erfolgt in keinem -alle. In dramatischer Form bringt KarlKanlg ähnliche Gedanken zum Ausdruck in seinem Buch „Das Licht. Ein Buch vom Sehnen der Mensckhei t." ') Eine kraftvolle, starke Persönlichkeit spricht auS dem Ganzen. Ein Idealist, aber auch ein Phantast hat c» geschrieben. Denn er lebt in einer Welt, oder er zeigt eine Welt als Wirklichkeit, di« doch nicht ganz so ideal möglich ist. Oder sollten die Kontraste um so schärfer wirken? Ein begabter Dichter hat hier niedergelegt, was sein Sei» durchzittert. VS war für ihn eine Erlüsungstat. Er mußte diese» Buch schreibe». Sein inneres Web, das noch Frieden und Freiheit lechzte, hat ihn dazu gezwungen. Er mag einen Trost darin finden, daß es gleich ihm vielen, vielen andern nicht anders geht. Nur sind nicht alle so glück- lich, das; sie auch in dieser poetischen Form und dieser machtvollen Sprache ihr Leik- sich von der Seele schreiben können. Noch zwei andere Schriften sind zu nennen, die von Suchen und Sehnen nach dein Höchsten reden und die niemand ohne inneren Gewinn aus der Hand legen wird. Tie eine hat E l s b e t F l o r, die verdienstvolle Frauenschriftstellerin, geschrieben. Sie heißt „Leitstern zum höheren Leben".') Die andere nennt sich „Inneres Wachs- t u m"') und hat einen Anonymus zum Verfasser. „Ein Wcihbild" von FidnS ist diesem Büchlein beigegeben. Ein eigenartiges Buch ist „Jesus und seine Botschaft in deutschem Gewände" von Reinhold Hein ecke.') Aus deu ersten Augenblick mag cS manchen eigen berühren, die biblischen Geschichten auf unser modernes Leben übertragen zu sehen. Aber dieses Buch würde dann allein schon eine große Tat getan haben, wenn eS ihm gelingen würde, jene dumpfe Schwüle deS Mythischen zu verscheuchen, die namentlich im Volk und bei den Kindern über dem sittlichen Gehalt, der in der Lehre und dem Leben Jesu steckt, ausgcbreitet liegt. Nur dann kann die Moral und Eihik des Christentums von Segen sein, wenn sie als etwas Ewiges gefaßt wird, da» nicht an Zeit und Raum gebunden ist, sondern immer da sein kann und in jeder Form, sobald wir nur wollen. Und in diesem Sinne sei dem trefflichen Büchlein weiteste Verbreitung gewünscht. Zum Schlüsse sei noch ein Buch erwähnt, das sich in wissenschaftliches Gewand kleidet: „D a s L e b e n I e s u. Enthüllungen nach biS- her unbekannten orientalischen Quellen" von Dr. Oto - man Zor - Adusht Ha' Nish'), übersetzt von Dqvid Ammann. Der Verfasser bietet „dieses neue Leben Jesu" dem Publikum dar in der sicheren Zuversicht, „daß die deutsche Uebersctzung ebenso gioheS Jntercffe und Bewunderung Hervorrufen wird, wie es das englische Original in den gebildeten Kreisen Amerikas getan hat, und das; durch die einfache, un- gekünstelte Reinheit der Darstellung die Begeisterung für Jesu erhabene und wundervolle Lehre wie vor neunzehn Jahrhunderten wiederhergestellt und dem ursprünglichen Christentum die ihm gebührende Liebe nnd Achtung verschafft und die frohe Botschaft der währen Freiheit, des Friedens und des Glücks, wonach jeder Mensch sich sehnt, richtig verstanden und mit offenen Armen ausgenommen und freudig begrüßt wird. dl 8t. * Leo Zrobcuius. Im Schatten des Kongostaates. Bericht über den Verlauf der ersten Reisen der Deutschen innerdjrltanijchen Forichnngsexpcduwn von 1901—1906, uoer deren Forichuugen und Beooacylungen auf gcvgraphiichem und rolonlaiwirlicyast- stcyem Gebiete. Verlag von Georg Reimer, Berlin, 1!)07. Ul .>«, geb. 15,50 .1.) Dos vvriiegcnde, rstchillustrierte Werk ist der erste Band der Piibli- tanonen der I. A. F. E., d. Y. der „Deuncyen Inner-Airuainicyeu Foricyungsexpcdittou", die sich das Studium des alilloniichen Lanocs nnd >emer Eingeborenen zum Ziele geietzl hat. ES handelt ncy bet diesem etwas voltlungenoeu -r.net telnesmegs um eine offizielle Expedition, die etwa von der deutschen Neicysreglerung ausgejanor ooer mit reichen staatticyen Mitteln veriehen Ware, >ondern es ist die vorwiegend aus eigene Fanft unternommene Forschungsreise des deutlichen Privat- gelehrten Leo Frobcnlus, der zur .Hauptsache auf private Bei hilfe und feine eigenen Geldmittel angewiesen war. Begleitet war er auch nur von einem einzigen Europäer, den, Kunstmaler Hans Martin Lemme, nach besten Feverzeichnungen und Oelstuoien die meisten der dem Buche bcigegevenen Bilder und Tafeln hergeslellt sind. Die hier beschriebene Reise stellt die erste dar, die von einem ausgesprochenen Völkerkundler nur zu dem Zweck des Eingeborenen- und Wirticyaits- studiums in das Innere Afrikas unternommen wurde, und zwar b'elel dieser allgemein «nteressante erste Band den eigentlichen Reisebericht, sowie die Schilderung der natürlichen Verhältnisse des Landes, während ,n weiteren mehr wissenschaftlichen Bänden die ethnographischen Re sultate, sowie eine umfangreiche Sammlung von afrikanischen Mythen und Legenden publiziert werden soll. Obgleich auch der erste Band sehr sachlich gehalten ist, kann man die Darstellung der Ereignisse, Tat sachen nnd Forschungen — entgegen der Ansicht des Autors — keines wegs als eine trockene bezeichnen. Gewaltige Schwierigkeiten, große Kämpfe nnd Mnhsale hatte die Expedition ja nicht zu überwinden, zu mal das bereiste rrouao-Kasiaigebiet relativ volkreich und de- siedelt ist und auch dni.cn frühere deut'che Forschungsreiscnde. namentlich Tr. Paul Pogge und Hermann Wi'smann, in geographischer Hinsicht schon teilweise erschlossen wurde. Reich an Zahl waren dagegen die kleinen Hindernisse, Unfälle und Leiden, die Frobeuius schon vor An- tritt seiner Reise bis zn ihrem Ende zu überstehen hatte, und solch stete: Kampf mit Kleinlichkeiten hüben wie drüben erfordert nicht minder starke Willenskraft nnd eine echte Begeisterung für die gestellte Aufgabe; um so erfreulicher muten daher aucy der ungebeugte Optimismus und Humor an, die trotz allem aus den Neiseaufzeichnungen sprechen. Im Gegensatz zu der Pioni'ertätiakeit eines Wtssmann, der m>t seinen Leistungen auf dem Marsch und im Durchbrechen, in energischer Durch führung gewissermaßen die erste Periode der Afrikasorschung repräsen tiert, bei der es fick loeniger um wissenschaftliche Details, als um die Gewinnung einer allgemeinen Uebersicht und Disposition handelt, liegt die bewußte Tätigkeit von Frobeuius, der heute hier vorherrschenden Tendenz «ntsorcckend, durchaus auf dem Gebiete intensiver, allgemein landeskundlicher und speziell wissenschaftlicher Kleinarbeit, die auf die Entdeckungen die Beobachtungen folgen läßt. Ter Titel seines Buches ist darauf zurückzusübren. daß das weitverzweigte Gebilde des Kongo staates gewincrmaßen wie ein schützender, schattenspendender Baum 'eine Arme über die Expedition ausgestreckt hat. Bon kolonialpolitischem Interest« sind besonders di^ Beobachtungen des Verfassers über die große K a i s a i - K o m p a g n i e, der das ganze Gebiet der Kasscst- zuslüsse zur kaufmännischen Bearbeitung »vertragen ist. über deren Agentenwesen und aus trübem Utilitarismus berubeudes Ardeitsiustem. Daß FrobeniuS dabei manche Mißstände in sachlicher, leidenschastsloser Weise feststellt und einzelne Ikcbeltäter brandmarkt, ist nickt nur vom allgemein-menscklickeu Standpunkte aus anzuerkennen, sondern sollte auch die genannte Geiellichcnr nnd erst reckt die Verwalt»»» deS Kouao- staates zu Tank und zum gründlichen Einschreiten veranlassen, I). ^1. Johannes B. Jensen: H i m :n c r l a » d s g e s ch i ch t e n. iS. Fischer, Verlag, Berlin.) Geh. 3 .tl, geb. 4 .«l. Die Himuierlandsgcschichten brachten dem dänischen Dichter in seiner Heimat bisher den grössten Erfolg. „Himmerland" ist Kimberland, das Land der alten Gimbern, liegt im nordöstlichen Jütland und ist die Ge- bnrtsstätte des Tickters. „Himmerlaudägclchichten" also sind Dorf- gesclstchtcn: aber sie sind gleich fern von Sentimentalität wie von studien- hatter Kälte: sie sind so innerlich kräftig und wahr, so unmittelbar, daß sie an Jeremias Gvtthelf, den großen Realiisten und Gestalter, erinnern Eine an der Landschaft und ihrem Lebe» genährte Dichterphanlasie klingt dann bald machtvoll wie der Klang der altnordischen Sage, bald sckl'ck und still wie das Märchen. Urtriebe der nordischen Rass« und allerlei versteckte Züge des menschlichen Charakters werden hier teils humorvoll teils düster geschildert — in einem sprachschöpferischen Stil, der hart und frisch ist. aber auch vor verhaltener Innigkeit und Trauer vibrierev kann, und oft wie ein einziges rhythmisch klingendes, malendes Prosa gedicht fesselt nnd bezaubert. Johannes V. Jensen ist unzweifelhaft der größte Künstler, den Dänemark zurzeit auswcisen kann, selbst wenn man die Repräsentanten der Musik und der bildenden Künste mit ibm ver- st 10! Seiten. Berlin-Leipzig. Modernes Verlagshaus, Euer Wigand. ") 48 Seiten. Brosch. 1,üO geb. 2,50 lk. Leipzig, Theosophische Buchhandlung. 's ktO Seiten. 4. Aufl. Stuttgart, Walter Seifert. ') 180 Seiten. Stuttgart, Strecker L SLrödcr. ') 70 Seiten. 1,50 .it. Leipzig, Karl Lentze. gleicht. Er ist weniger ein spezifisch dänischer, als ein ausgeprägt nordischer Geist. Die Himmerlandsgeschichten werden nicht am wenigsten dazu beitragen, ihm begeisterte Anhänger auch in Deutschland gewinnen zu helfen. ck. Rotert Mielt«: Das deutscheTorf. Mit 51 Abbildungen im Text. l„Aus Natur und Geisteswelt." Sammlung wissenschaftlich-gemein- verständlicher Darstellungen auS allen Gebieten des Wilsens. 192. Bändchen s Verlag von B. G. Teubner in Leipzig. slV u. 132 S) 8. 1907. Geh. 1 ^<l, in Leinwand geb. 1,25 .it. Es ist eine reizvolle Aufgabe, gerade heute, wo ein volles Jahr hundert hindurch wirtschaftliche, politische und geistige Strömungen doch vorwiegend von der Stadt ausgegangen sind, und wo wir darum deu Anteil der städtischen Kultur an der Gestaltung unseres gesamten Volls- lcbens leicht zu überschätzen genügt sind, hervorzuheben, wie stark auch heule noch die Kulturkräste des Landes sind, und wie im deutschen Tor'e trotz aller Industrialisierung unseres Vaterlandes eine wertvolle boden ständige Kultur vorhanden ist als das Ergebnis einer jahrhunderte langen Entwicklung, die von der Urzeit an in ununterbrochener Folge langsam Schicht auf Schicht hat wachsen lassen. Um diese Ausgabe ;u lösen, geht der Verfasser von den Anfängen der Sicdclnngen in Teuisck- land aus und zeigt, wie sich mit dem Wechsel der Wohnsitze die Gestal- tung des Dorfes ändert«, wie mit neuen wirtschaftlichen und politischen Verhältnissen das Bild immer reicher wurde, bis es im Anfänge des 19. Jahrhunderts ein fast wunderbares Mosaik ländlicher SicdeluugL- tvpen darstellte. Die mit einer zusammenfassenden, über die Kultur deS Dorfes schließende Darstellung läßt erkennen, daß die geographische Grundlage ein wichtiger Faktor in der Entwicklung des Torfes, seiner Häustr, Gärten und Straßen war, und gelangt unter diesem Gcsichls- punkte zu einer gleichmäßigen Würdigung der mit der wachsenden Bc- wegung für Heimatschutz immer mehr in den Vordergrund tretenden künstlerischen, wie der wirtsclxiftsgeschichtlichen Momente. Dem Büchlein ist eine große Zahl von Abbildungen bcigegcben, dje gerade bei diesem Gegenstände dazu beitragen, die Anschaulichkeit des Targebotencn zu er höhen. D Th. Lindner. Weltgeschichte. Bd. V. Cotta 1907. 518 S. 5,50 .ll br., 7 ül geb. Im 5. Bande seiner Weltgeschichte behandelt der Hallenser Histo riker: Die Kämpfe um die Reformation, mit einem Scklußlapitel. a!S Zusammenfassung und Ausblick: Ter Neberzang in die heutige Zeit. Der Kampf um die Reformation in Deutschland, beginnend mit der Steilung Karls V., schließend mit dem Westfälischen Frieden. In keinem Lande hat dieser Kampf so unsägliches Leid herauigcsührt, in keinem ist er der kulturellen Entwicklung so hinderlich gewesen. England findet unter Elisabeth sEinsührnng des Protestantismus als Staatereliaioni ein goldenes Zeitalter, Frankreich überwindet den Kampf durch die kluge und tolerante Politik Heinrichs IV. Für Spanien liegt der Kampf nicht im eigenen Lande. Tas hat nie eine rcligüste Spaltung gesehen. Abcr der Kamps in den Niederlanden, endigend mit der Zurück- werrung der Habsburger, ist das erste und sichere Anzeichen vo.n schnell versinkenden Glanze des spanischen Weltreiches. Kur; noch vorder c ne geistige, hauptsächlich künstlerische Blüte, abcr nicht zu vergleichen der Fruchtbarkeit des kleinen Holland, daS in Rembrandt den ersten modernen germanischen Problemaxiker der Welt beschert. In Italien die stolze, in ihrem Einfluß auf die andern Völker so fruchtbare Nach blute der Renaissance, vereinigt in der einen großen Gestalt Michel angelos mit dem Schaffen neuer Form. St. Peier ist der erste Typus und Anfang des Barock. Vielfach und ost bis ins einzelne auf dicfe kulturelle Entwicklung eingehend, große Zusammenhänge zeigend, und immer hinweisend aus die Anfänge unserer Zeit, soweit sie in jener Epoche liegen, gibt Lindner ein anschauliches, slort geschriebenes uuo Wt orientierendes Bild der Gegenreformation. I)n. Lentostiiit-xe-n- Gsrll Fels: Italien in 60 Tagen. 9. Auslage. Mit 22 Karten und 1l Plänen und Grundrissen. In Le-inwand gebunden 9 .tl. (Meyers Reiscbücher.j Verlag des Bibliographischen Instituts in Leipzig und Wien. Die beste Empfehlung dieses von allen Jtalienrcisenden, die sich ihm einmal anvertraut haben, als vorzüglich anerkannten Führers ist die Tatsache, daß bercets zwei Jahre nach Erscheinen der letzten Auslage eine neue notwendig geworden ist. Was sie bietet, beruht auf genauen Informationen, die Professor Dr. R. Schocner-Roin, Gsell FcIS' be währter Nachfolger als Bearbeiter von Meyers Jtoliensührern, aut zahlreichen Reisen für die neue Auslage an Ort und Stelle eingczogen hat. Ebenso sorgfältig sind die Verkehrsvcrhältnisse nachgeprüst worden, so daß wir die 9. Auslage von Gsell Fels' Italien in 60 Tagen in alstn Punkten der Gegenwart angepaßt stnoen. Sowohl in dem praktisch an geordneten Text, wie auf den zahlreich beigegcbenen ühcrsickilickc» Karten und Plänen ist alles Neuentstandcne gewissenhaft ncckgetragen Auch die vielfachen Veränderungen, die gerade in den letzten Jahren die Neuordnung ganzer Museen oder einzelner ihrer Teile verursacht bat. haben eingehende Berücksichtigung erfahren. Besonders auffällig komm« dies bei den großen Sammlungen des Nationalmuseums in Neapel zum Ausdruck. Ter Band umfaßt 692 Seite» in dem bekanntcn Format. Wir können die neue Auslage dieses Neisebuchcä empfehlen. l> Ulrich Paetow. Beitrag zur Geschichte der Deutschen Evange lischen Gemeinde in Rom. Nach amtlichen Quellen zusammengestellt vom Vorstand der Gemeinde. Zusammcng^- stellt im Auftrag des Presbyteriums der Deutschen Eoaugcti- ichen Gemeinde von Dr. Ulrich Paetow, Rom, Via Costelsi- dondo 34. int. 9. — Rom, Corso Umberto I. n. 116. W. Malus. Kgl. Hosbuchhandlung 1907. 126 Seiten. 1 .<l. Die vorliegende Schrift ist aus der Annahme hervvrzegangen. „daß die diesjährige preußische Generalsynode zu der Frage ces Banes der deutschen evangelischen Kirche Stellung nehmen wird." Sie soll „an der Hand des im Archiv unserer Gemeinde vorhandenen reichen urkundliche:: Materials und im Anschluß an die in der „Chronik der Christlichen Well" vvm 28. März 1907 erschienene, wohl als offiziös ;u betrachtende Abhandlung' hie Ursachen und die Entwickelung dcs Kampfes um oeu Bau einer deutschen evangelischen Kirche in Rom so objektiv a.s möglich Vorstellen." Das reichhaltige Material ist in 11 Kapiicl geteilt, die folgende Themata behandeln: Vor der Bildung der selbständigen Ge meinde 1892—1899: Ein solgcnschwerer Entschlun 1899; Schroffe Gegen sätze, Dezember 1899 bis Mai 1900: Achtzehn Monate Wartezeit, Juni 1900 biZ Dezember 19«)l; Entscheidende Gemeindewahlcn 1902; Die Uebernahme des Kirchbaugrundstückes 1903: Tie Statutenänderung. 7>. Februar 1901; Folgen und Folgerungen: DaS Ende der evangelischen Gemeindeickulen aus dem Kapitol 1904: Die.paritätische Schule I!" I: Die TeuZch-evangelische Schule 1904: Die Wendung der Dinge unter dem neuen Botlchaftsprediger 1905—1906: Ter Oberkirchenrat gegen die Gemeinde 1906-—1907: Rückblick — Der Weg ;um Frieden. Nacklraa. Das Buch ist selbstverständlich, wie das ja allein schon in der Natur der Sache liegt, von einem einseitigen, tenden; öien Standpunkt aus geschrieben, ober für diejenigen, die ihn teilen, ist es eine hochwillkom- mene, wertvolle Gabe, und für den objektiven Historiker bietet es man ches interessante und beachtenswerte wisfenschafillche Material. S. Deutscher AoloniaUaleuder siir daS Jahr 1908. Nach amtlichen Quellen bearbeitet. 20. Jahrgang. Berlin 1908. Deutscher Kolonialvcrlag. Preis 1,80 Der Kolonialkalender ist ein unentbohrliches .Handbuch 'ür jeder mann, der sich mit Kolonialpokitik beschäftigt oder am Gange der Koloniakpolitik Interesse hat. Er bringt die Personalien der kolonialen ReichSbeamrcn in der Heimat und in den Kolönien, eine lieber'.ckt über die einzelnen kolonialen Erwerbs- und Agitationsfleiellicka .-m, die evangclischen und katholischen Mi sionen, die Postbcstuumnngeii in deii Kolonien und die Fracht- und Passazepreije der nach den Kolouicu tübrcnden Damvjerlinicn. Er enthält weiter Zollverorvnuiiaen. er lasse über die Anstellung von Beamten, sowie auch einige Tabellen für Pflanzer. rck. Verantwortlicher Redakteur: Otto Flake ,n Leipzig.
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