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um von Neuem gedrückt, getreten, gezerrt zu werden. Wer nicht über eine Engelsgeduld verfügt, wer nicht stundenlang verweilen will in diesen halbdunklen, heißen, dumpfen Räumen, der gehe nicht mit seiner Ehelichsten oder irgend einem anderen weiblichen Wesen hierher, er lasse sie allein hineinpilgern und verabrede sich mit ihnen drei, vier Stunden später, denn so lange braucht die Mehrzahl der Besucherinnen zu einer „flüchtigen" Betrachtung all' der Herrlichkeiten wie Thorheiten der launischesten aller Göttinnen, der Herrscherin Mode! Das Alterthum wird uns vergegenwärtigt durch eine Scene aus dem Römischen Leben, durch eine Darstellung aus Aegypten und einer Huldigung fremder Gesandten vor der Kaiserin Eudoxia in Byzanz — letztere Gruppe von außerordentlicher Pracht und stimmungsvoller Anord nung. Himmel, was müssen allein diese goldüberladenen Kostüme gekostet haben! Die ersten Bewohner von Paris, die Gallier, sehen wir in etwas einfacherer Tracht, in Thierfellen, das frühe Mittelalter ersteht vor uns in der von der heiligen Clothilde ausgeübten Almosenvertheilung an Arme und Kranke, die Zeit der Kreuzzüge in einer ein Turnier beobachtenden Gruppe edler Frauen, die dem sieg reichen Guy von Lusignan, der sich später die Krone Je rusalems auf das Haupt setzte, zujubeln, und eine benach barte Gruppe ist der prachtliebenden Epoche der italienischen Renaissance gewidmet: die jugendstolze'Gattin des Dogen von Benedig besteigt mit ihren Gefährtinnen eine prunkend geschmückte Gondel, um sich zu einem Fest zu begeben. Es ist unmöglich, eine eingehende Aufzählung all' dessen zu geben, was unter genauester Berücksichtigung der geschichtlichen Treue hier in künstlerischer Weise aus dem wechselvollen Gebiete der Moden vor uns verkörpert ward: wir sehen Marie von Medici bei einem nächtlichen Besuche ihres Sterndeuters, eine Zusammenkunft der verführerischen Gabriele d'Estrses mit Heinrich IV., eine der tonangebenden Damen des Hofes Ludwig's XV., in ihrem Boudoir Be suche empfangend, Marie Antoinette in ihrem bestrickenden Jugendreiz in Trianon, ein Mode-Salon zur Zeit des Direktoriums, dann, wieder ein besonderes Glanzstück, die Kaiserin Josephine in einem Saal der Tuilerien am Tage vor der Krönung ihren purpurnen, mit goldenen Bienen bestickten und mit Hermelin umsäumten, sammetnen Krö nungsmantel anprobirend, während Napoleon in seiner grünen Jäaeruniform gerade eintritt. Die folgenden Moden dieses Jahrhunderts erscheinen am geschmacklosesten, bis auf einen Ball im Jahre 1860 mit der ihrer siegenden Schönheit bewußten Kaiserin Eugenie als Mittelpunkt. Und schließlich die Moden von heute mit den neuesten und theuersten Schöpfungen, mit Phantasielaunen, die man nicht für möglich hält, in einer so großen Zahl und Mannig faltigkeit, daß man wohl die Bewunderungsausbrüche der Damen versteht und ihre oft laut werdenden heißen Wünsche, hier 'mal so recht nach Herzenslust auswählen und mit- nehmen zu dürfen von diesen lockenden Schätzen, die für viele Evaschwestern das irdische Paradies bedeuten! — Der Muttersohn. Roman aus der Gegenwart von Arthur Zapp. (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) Der alte Köster fährt mit beiden Händen in sein Haar; er hat seine Wanderung durch das Zimmer wieder ausgenommen. Halblaute Verwünschungen spricht er vor sich hin, die sich tbeils auf den Geldverlciher, theils auf Otto beziehen. „Solch ein Gauner! — Solch em Hals abschneider! — O der Prasser! — Der Lüderjahn!" Helene Zimmermann beugt sich zu Frau Köster hinab und schlingt ihren Arm um die Schulter der un ablässig Schluchzenden. In dem heißen Drang zu trösten, flüstert sie ihr in Ermangelung besserer Trostgründe allerlei Gemeinplätze ins Ohr: „Lassen Sie nur gut sein, Frau Köster, es wird ja nicht so schlimm werden." Karl steht dicht am Sophatisch und stemmt sich mit der einen Hand auf die Tischplatte; er Halden Kopf auf die Brust gesenkt, aber unter den halbgcschlossenen Augen lidern hervor schweift sein Blick zur Mutter hinüber. In seinen Mienen zuckt und arbeitet es: seine Brust hebt und senkt sich in kurzen Zwischenräumen unter lauten, stürmischen Athemzügen. Der stille Zorn, der ihn anfangs gegen den leichtsinnigen, gewissenlosen Schuldenmacher ganz erfüllt hat, ist nun völlig von dem Mitgefühl mit der Weinenden, deren Schluchzen ihm in die Seele schneidet, erstickt worden. Es ist ihm unmöglich, die Qual des verzweifelten Mutterhcrzens längermitanzuschcn. „Mutter," sagte er, und eilt zu der tiefgebeugten hin, „weine nicht; der Mann wird ja niit sich reden lassen; mehr als die Hälfte hat er ja nicht gegeben, der Wucherer. Fünfzehn- hundert Mark, damit wird er sich schon zufrieden geben; höchstens zahlen wir ihm 5 Zinsen dazn. Weine doch nicht, Mutter? Wegen 500 Thaler werden wir doch Otto noch nicht im Stich lassen." Er sieht mit einem bittenden, beschwörenden Blick zum Bater hinüber. Der aber wehrt mit einer ungestümen Bewegung seines Armes ab und schüttelt heftig mit dem Kopfe. Die Erbitterung des rechtschaffenen, gewissenhaften Mannes, der vor allen leichtsinnigen Gcldmanipulationen einen tief eingewurzelten Abscheu hat, ist noch immer eine so starke, daß sie alle anderen Empfindungen verdrängt. „Nein, nein, nein!" schreit er, „ich lasse mich nun nicht wieder breit schlagen; nicht einen Groschen gebe ich mehr für den Nichtsnutz! — Mag er meinetwegen auch zu Grunde gehen! — Seine Schuld ist's, — seine allein! - Hat er denn nothig zu „schlemmen" und zu prassen und den Feinen zu spielen, wenn er's Geld nicht dazn hat? Was gehen mich scme tauberen Kumpane an? Soll ich meinen sauer ersparten Nothgroschcn hergcben und später im Alter Noth leiden, damit mein Herr Sohn esim Verthun und Verschwenden den noblen Herrn gleichthun kann? Der Lump, der! Bei leinen Eltern ist's ihm nicht mehr fein, nicht mehr vornehm genug. Aber ich werde ihm feine feinen, vornehmen Mucken schon noch austreiben, ich werde — " Der schrille Ton der Flurglocke unterbricht den heftig zürnenden Mann. Alle fahren erschreckt zusammen; nur Helene Zimmermann athmet wie erlöst auf und eilt dann rasch aus dem Zimmer. Frau Köster will ihr nach, aber die zitternden Kniee tragen sie nicht, schwach sinkt sie auf ihren Stuhl zurück; ein Gedanke blitzt in ihr auf; der ihr das Blut in den Adern gerinnen macht. Wenn es nur Otto nicht ist! Und richtig, schlürfende Schritte, die sich langsam, wie zögernd nähern, lassen sich jetzt vernehmen. Aller Augen wenden sich in Spannung nach der Thür. Da steht er, blaß, mit verstörten Mienen, völlig zerknirscht, ein Schuldbewußter. Das böse Gewissen hat ihn herge trieben. Die Thür hinter sich läßt er offen. Helene bringt es nicht über sich, wieder einzutreten; aber sie wagt auch nicht; nun nach Hause zu gehen; die Empfindung, daß ihre Gegenwart noch nöthig sein könnte, bannt sie. So bleibt sie draußen auf dem Flur, hinter der halboffenen Thür stehen, jedes Wort, das in dem Zimmer gesprochen wird, dringt zu ihr heraus. „Taugenichts! — Lump!" brüllt der alte Mann wüthend und will sich mit geballten Fünften auf den Eintretenden stürzen. Aber wie ein Blitz fährt die alte Frau in die Höhe. Wieder besiegt das Muttergefühl, der zähe Wille, die Schwäche ihres Körpers; mit beiden Händen klammert sie sich an den Zornigen und drängt ihn mit der ganzen Gewalt ihres Körpers zurück. Er stemmt sich dagegen und schiebt sie mit sich vorwärts. Doch mit eisernen Griffen umklammert sie seine Handgelenke und der große, starke Mann ist wehrlos, er müßte denn die arme, schwache Frau mit roher Gewalt von sich stoßen. Zu gleicher Zeit spriugt Karl auf seinen Bruder zu, der bleich, mit schlotternden Gliedern dasteht, und den der plötzliche Schrecken und die Angst vollständig ge lähmt zu haben scheint. „Fort doch, fort!" raunt ihm dieser zu und drängte ihn über die Schwelle. Otto gehorcht instinktiv; er eilt an Helenen vorüber und stürzt in rasender Eile die Treppen hinab. Mit Frau Köster's Kraft ist's vorbei; ihre Hände lösen sich; sie sinkt erbleichend zurück; sie würde zu Boden fallen, wenn sie nicht Karl in seinen Armen auffinge und zum Sopha trüge; sie liegt bewußtlos auf dem Polster, mit marmorblassem Antlitz, mit geschlossenen Augen. „Mutter!" schreit Karl erschreckend, „Mutter! Was ist Dir? — Mein Gott, Mutter, so hör' doch!" Auch Köster beugt sich erschüttert über die Ohn mächtige. „Wasser! Wasser!" schreit er laut, sich schnell zur Thür herumdrehend. Helene eilt sogleich in die Küche und bringt schnell das Verlangte. Karl und der Vater richten die noch immer Bewußt lose mit dem Kopfe und Rücken ein wenig in die Höhe und versuchen, ihr Wasser einzuflößen; sie sprengen ihr ein paar Tropfen ins Gesicht. Endlich schlägt sie die Augen aus; wirr, fragend blickt die Erwachende um sich. „Wa—as ist denn?" haucht sie schwach hervor. Karl und der Vater schlagen unwillkürlich die Augen zu Boden. Nun kommt ihr die Erinnerung, und mit einem leisen Klageruf sinkt sie auf das Kopfpolster zurück. Die Thränen rollen ihr über die Wangen, und in ihren zuckenden Mienen prägt sich ein schneidendes Weh aus, daß dem weichherzigen Sohn die Augen feucht werden. „Vater!" sagte jetzt Karl bittend, fast vorwurfsvoll. „Vater!" Und auch Helene sieht nun den alten Köster mit flehenden Blicken an. Die Mutter richtet sich wieder mühsam in die Höhe und tastet nach ihres Mannes Hand. Sie drückt diese wieder und wieder und zwingt die zitternden Worte müh sam über die bleichen Lippen: „Nur das eine Mal, noch, Vater — das einzige Mal noch!" Der alte Mann steht in stillem Seelenkampf da; das finster gerunzelte Gesicht kehrt er zu Boden. „Ich — ich kann doch nicht mein ganzes Geld für den Taugenichts opfern," stößt er, immer noch widerstrebend hervor; „soll'n wir den Beide betteln gehen, wenn wir alt sind?" Ein wehmüthiges, trauriges Lächeln spielt um die Lippen der Erschöpften, als sie spricht: „Ich werde Dir nicht mehr lange zur Last fallen, Vater!" Mit einem schwachen Seufzer, unfähig, sich länger aufrecht zu halten, sinkt sie wieder wie ohnmächtig zurück. „Mutter!" rief Karl entschlossen, „gräme Dich doch nicht, Mutter! Ich bezahl' es, noch heute bezahl' ich es. — Ich gehe sogleich auf die Sparkasse und hebe mein Geld ab. Hier meine Hand darauf!" Er erfaßt ihre Hand und drückt sie herzlich. Der alte Köster fährt zornig auf. „Bist Du verrückt," schreit er, „Dein ganzes bischen Geld, das Du mühsam all die Jahre hindurch zurückge legt hast? Du hast doch bereits Deine jetzige Stellung gekündigt und willst Dich selber etabliren. Mit leeren Händen kannst Du doch nichts anfangen!" „Dann werde ich noch eine Weile warten und mich um eine andere Stelle umthun," ruft Karl zurück; ersieht seinem Vater energisch, mit unverhülltem Unwillen ins Gesicht. „Soll ich zusehen, wie die Mutter sich abhärmt und hinsiecht? — Und soll ich meinen Bruder etwa im Stich lassen, weil er mal ein bischen leichtsinnig gewesen ist? — Herrgott! Er allein ist doch nicht schuld daran; Hast Du ihn nicht selber verhätschelt und verzogen und ihm nachgegeben? Und nun er mal über die Strange schlägt, nun willst Du ihn gleich hilflos zu Grunde gehen lassen! — Was soll denn aus ihm werden? Hat er mcht fleißig gelernt und studirt und manche Nacht aufgesesien bei seinen Büchern?" , , , „Und das soll nun Alles vergebens gewesen sein, west Du Dein Geld lieber hast, als Deine Frau und Dein Kind!" Er wendet sich nach dem Nagel, wo sein Hut hängt, reißt ihn herab und will zur Thür. Helenes Augen folgen ihm mit bewunderndem Blick. Da stampft der Alte plötzlich heftig mit dem Fnß auf. „Bleib'!" ruft er dem Sohne nach; „ich werd's be zahlen — znm Teufel denn! Aber das sag' ich Euch, das letzte Mal ist's gewesen! — Und das mach' ich mir aus: Das Zimmer in der Stadt giebt er nun auf; unter meinen Augen will ich den leichtsinnigen Mosjeh haben und auf die Finger will ich ihm sehen!" Karl hängt seinen Hut wieder au die Wand; er wechselt mit Helene einen freudigen Blick. Frau Köster bricht in krampfhaftes Weinen aus; sie kann nicht anders; die Aufregung und Angst war zu groß gewesen; sie muß sich Luft machen, soll sie nicht ersticken. Karl und Helene steigen zusammen die Treppe hin ab; auf ihren Gesichtern glüht noch die Aufregung des eben überstandenen stürmischen Austrittes. Karl hat mit dem Vater verabredet, daß er ihn am Abend vom Geschäft abholen wird und daß sie dann beide sich zu Herrn Vogel begeben wollen; er hat rasch ein paar Happen zu sich genommen und eilt nun zur Fabrik, damit er nachher etwas früher Feierabend machen kann. Bevor er gegangen ist, hat er der Blutter heimlich versprechen müssen, unterwegs auf dem Postamt vorzu sprechen und eine Rohrpostkarte an Otto zu schreiben, da mit der arme Junge nicht länger in der schrecklichen Un gewißheit ist und sich in seiner Verzweiflung nicht ein Leid anthut. Helene geht nun schnell auf ein paar Minuten nach Hause, um sich für den Nachmittag und Abend Urlaub zu nehmen, denn Frau Köster fühlt sich so schwach und hin fällig, daß sie sich ins Bett hat legen müssen. Stumm gehen die beiden jungen Leute eine Weile nebeneinander auf der Straße hin; in ihrer Seele vibriren noch die Eindrücke und Nachwirkungen des Durchlebten. Karl blickte Helene verstohlen von der Seite an; ein warmes Gefühl steigt in ihm auf; es ist ihm, als ob die stürmische Stunde, die sie soeben gemeinsam durchlebt, sie einander genähert hat, als ob die intimen Familienvorgänge, deren Zeugin sie gewesen, sie inniger mit ihm und den Seinigen verbinde. Da fährt ihm plötzlich die Erinnerung an die Ereignisse des letzten Abends durch den Kopf; im Nu steht die Szene im Zirkus, die sich tief in sein Ge- dächtniß gegraben, vor ihm, und sein Gesicht verfinstert sich. „Fräulein Helene," tritt es ihm unwillkürlich auf die Lippen, „wie war es denn gestern Abend? Haben Sie sich gut amüfirt?" Sie erröthete tief und mit gesenkten Blicken erwiderte sie dann kleinlaut! „Ich hätte Ihrem Rath folgen und nicht mitgehen sollen." Seine Augen funkeln? Man sieht, wie auch ihm die Gluth schnell emporschicßt. „Hat Sie Jemand beleidigt?" fragt er heftig. Sie schüttelt den Kopf. „Aber ich schäme mich so sehr vor Ihnen," sagte sie; „bin ich nicht schuld daran, daß Ihr Bruder sich in Ausgaben und Schulden gestürzt hat?" Er lächelt. „Aber Fräulein Helene l" beruhigt er sie, die drei Mark für das ZirkusbiUet haben doch wahrlich den Kohl nicht fett gemacht; deshalb brauchen Sie sich auch nicht den geringsten Vorwurf zu machen." Sie heftet noch immer den Blick auf die Steine. „Und nachher," berichtete sie weiter, „nachher im Nestau- rant das Abendbrot und der Wein." Karl zuckte leise zusammen; seine Augenbraunen runzeln sich aufs Neue und er athmet schwer und hastig. „Da sind Sie wohl noch sehr lange vergnügt beisammen gewesen?" fragt er, und seine Stimme hat einen eigenthümlich heiseren Klana- sie bewegt wieder verneinend ihr Köpfchen. „Ich Habs nicht lange ausgehalten," antwortete sie; „kaum eine halbe Stunde. Im Zirkus, ja, da wars ja himmlisch schön; so etwas Großartiges halt' ich ja auch noch nie gesehen, und ich habe an gar nichts gedacht, sondern nur immer gesehen und gesehen. Aber dann nachher im Re staurant, da habe ich immer das Gefühl gehabt, als ob ich etwas Unrechtes thäte, und ich habe garnicht mehr froh sein können. Da bin ich denn aufgestanden und habege- than, als ob mir nicht gut wäre. Und noch ehe Ihr Bruder seinen Ueberzieher vom Nagel genommen, war ich schon hinaus auf die Straße; ich war froh, als ich erst glücklich in der Pferdebahn saß." Karl athniet so tief und laut auf, daß Helene erstaunt zu ihm aufsieht; über sein Gesicht geht ein ganz eiaen- thümliches Strahlen: in der Hitze seines Gefühls erfaßt er ihre Hand und umspannt sie kräftig mit der seinen; über seine Lippen drängen sich hastig die freudigen Worte: „Das war recht von Ihnen, Fräulein Helene!" Dabei leuchtet ihr aus seinen Angen ein so inniges, lebhaftes Gefühl entgegen, daß sie rasch wieder, über und über er glühend, ihr Gesicht senkt und ihre Hand hastig zurückzieht. Wieder gehen die beiden jungen Leute schweigend neben einander. Auch Karl richtet jetzt seine Blicke auf das Trottoir: eine bemerkbare Unruhe beginnt wieder von ihm Besitz zu ergreifen; seine Hände öffnen und schließen sich; er rückt an seinem Hute. Mit einem ungewissen, zag haften Ausdruck sieht er nun plötzlich seine Begleiterin von der Seite an. Es hat den Anschein, als ringe er mit einem Entschluß und könne sich dock, nicht ausraffen, das, was er augenscheinlich auf dem Herzen tragt in laute Worte zu kleiden. Endlich aber beginnt er doch etwas schüchtern: „Fräulein Helene ich mochte Sie gern um etwas bitten, aber Sie muffen s Mir auch Nicht Übel nehmen und müssen Mich auch Nicht für dreist und zudringlich h°"Hie erhebt rasch den Blick zu ihm. „Wie werd' ich denn, ^bncht sie ihn und ein leises Lächeln zuckt um ihren Mund, während sie hinzufügt: „dreist, das sind Sie nun gar nicht, Herr Köster, eher „Sagen Sie's schon, Fräulein Helene," fällt er ein, als sie plötzlich stockt, „ein blöder, ungeschickter Mensch bm ich; das hab' ich mir auch schon gesagt damals, als« mir Otto erzählte, daß — da sagt' ich mir, warum hast Du nicht auch einmal Fräulein Helene angeboten, sie—" Er bricht jäh wieder ab und sieht ihr ängstlich ins Gesicht. „Aber ich hab's mir nicht getraut," fährt er dann zaghaft fort; „ich wußte ja nicht, wie Sie 's aufnehmen würden und —". Wieder stockt er; in seiner Verlegenheit