Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 18.03.1908
- Erscheinungsdatum
- 1908-03-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-190803181
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19080318
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19080318
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-03
- Tag 1908-03-18
-
Monat
1908-03
-
Jahr
1908
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
l. Beitaae Mittwoch, 18 Mürz 1W8. Leipziger Tageblatt. SLr. 77 102. Jahrqanq. Amtlicher Teil. Für dttl Neutau te» Nealgymuafimus für Leipzig- Nord, an der Straße 12, zwischen Ehrenslein, und Moulb«- nratze gelegen, sollen die Steiubtldhauerarbeften vergebe« werden. Die Bedingungen und AlbeiiSverzeichnifle können beim Hochbauamte. Neues Nathans, II. Obergeschoß, Zimmer Nr. 408 eingrsehen oder gegen Porto- und bestellgeldsreie Einsendung von 0,50 bezogen meroeu. Die Pläne liegen in der Bauhütte obenbezeichneten Neubaues (unweit deS Eutriyscher Chausseehauies) zur Einsichtnahme an-. Die Angebote sind verschlossen und mit der Aufschrift: „Steinbildhauerarbeiteu, Neubau Nealgymnaflum für Leipzig-Nord" verleben, bis zum 3 t. dieses Monats, vor«. tO Uhr an die obenbeleickmele Stelle portofrei einzureichen. Zu dieser Zeit erfolgt die Eröffnung in Gegenwart der etwa erschienenen Bewerber bzw. deren Bevollmächtigien. Der Rat behält sich jede Entschließung vor. Leipzig, den 16. März l908. z:?7 Des NatS Deputation zum Hochbauwesen. Es sollen je an einen Unternehmer verdungen werden: 1) Tic Ausiwegregeliing der Markthalleustratze. 2) Tie Erneuerung des Asphaltbclags auf der nörd liche» Fahrstraße des Marktes. Die Bedingungen und Arbeitsverzeichnisse für diese Arbeiten liegen in unserem Tiefbauamte, Rathaus, Dach geschoß, Zimmer Nr. 543, aus und können dort eingefeben oder gegen Entrichtung von ic 0,50 ./l entnommen werden. Angebote sind verschlossen und mit der Aufschrift: Zu 1! „Fußwegregrluug in der Markthallcustratze", . 2> „Asphaltierung an der Nordseite des Marktes" versehen in dem oben bezeichneten Geschäftszimin-r bis zu I) Mittwoch, . l 25. Märzs . 2) Mittwoch, s 1. April s ^rm , portofrei einzureichen. Die Eröffnung der Angebote erfolgt zu dieser Zeit im 2. Oberge ckoh, Zimmer Nr. 426, in Gegenwart der etwa erschienenen Bewerber oder deren Bevollmächtigten. Der Rat behält sich >cde Entschließung, insbesondere das Reckt vor, sämtliche Angebote abzulehnen. Leipzig, den 17. Mär, 1008. srb2 7'. Nr. 2160 1868. TeS Rats Teputation Lfde. Nr. 38, 39. znm Tiesbauwesen. 1^<»^tttt^<»tt als herrenlos angemeldet wurden in dn Zeit vom 1. bis 15. März 1908 folgende Gegenstände: Beträge von 40 und 5 ^l, Portemonnaies mit 44 80 ^L. 7 ^l 03 5 85 5 ./« 03 >4. 3 00 3 50 3 0« 2 70 1 .^l 58 in Handtasche, 1 silbernes Portemonnaie mit l.4 75 H, L Beutel mit 3 10 1 Portemonnaie mit Ring, 2 goldene Tamen-Nemoutoir-Uhren mit Monogramm 1 Aoldeue Tameu-Remontotr-Uhr mit Kette und Eurtel, 2 filblnie Tamen-Nemontoir-Uhren, eine mit Kette, 1^ silberne Herren-Remontoir-Uhr, 1 silberne Herren-Schlüssel-Uhr mit Monogramm 2 gravierte Trauringe, 4 goldene Ringe, einer mit Brillant, > 1 silberne Brosche, 1 goldenes und 1 silbernes Kettenarmband, ersteres mit Herz. 1 vergoldetes Gliederarmband, 1 vergoldetes Schlangenketten armband, 1 goldene Halskette, 1 goldene SchltpSnadel, 3 Klemmer, dabei ein goldener. I Brille. 1 Lorgnon von Perlmutter, 1 Zigaretten- Etui, 1 Fächer, 1 Daiuenkleivtasche mit Schlüsseln und Portemonnaie. 6 Leihhausscheine, 1 Winter- nberzteher (in einem öffentlichen Hause vertauscht), 1 Pelzmuff, 1 Damenhandiasche mit Schlüsseln und Taschentuch, 3 Badehauüücher und 2 Wischtücher, 2 Plwch-ReiftLeckeu, 1 Fuchsbalg, l Anzahl Schlüssel, niedrere Schirme, 3 Epazierüöcke. l Kommode, 1 Koffer mit Kleidern, ein Stück einer Flöte 1 Stück Bleirobr, l Flcilchmaschine, 1 Leiter, l Matratze, 2 Fahrräder, 1 vierrädriger Hand wagen; als vermutlich genohleu: I Schurzfell. Teile einer Zinkbadewanne und 1 Biel, l Winterüberzirber. Zur Ermittelung der Eigentümer wird dies hierdurch be- kannt gemacht. Gleichzeitig wird darauf hingewiesen, daß die im Februar 1907 bei uns eingclicserten Fundgegenstände, zu denen sich kein Eigentümer gemeldet bat, von den Hindern gegen gehörigen Ausweis in unserem Fundbureau wieder in Empfang ge nommen werden können. Leipzig, den 16. März 1908. srs« Tas Poltzeiamt Ser Stadt Leipzig. Das im Grundstücke Hermannstraße 18 zu Leivzig-Conne- vitz eingestellte Pferd des LandbrirsirägerS A. Obst ist au Bruftfeuche erkrankt. sarg VIII 1746. Leipzig, am 16. März 1908 Ter Rat der Stadt Leipzig. Gesperrt wird vom 18. dss. Mts. ab auf die Dauer von Pflasterung?- arbeiten für allen Fährverkehr die Robert-Lchumann-Stratze von der Lchwägrtchen- bis zur Karl-Tauchnttz-Stratze. IX- 988 Leipzig, den 14. März 1908. er»» TerRat der LtadtLeipzig. Abteilung für Stratzenpolizei. In das Handelsregister ist heute eingetragen worden: 1) auk Blatt 13586 die Firma Sächsische Putzfedern- sabrik »ratsch L Eo. in Leipzig (Bauhofmaße 4). Gesellschafter find der Kaufmann Wilhelm Lambert und Meta vcrw. Kratsch, beide in Niederlößuitz. Sie dürfen die Gesellschaft nur gemetnschastlich miteinander oder ein j.)er von ihnen nur in Gemeinschaft mit der uachgenannteu Prokuristin vertreten. Die Gesellschaft ist am 1. März 1908 errichtet worden. Prokura ist erteilt der Ida Sophie Caroline verehel. Lambert geb. Kratich in Niederlößnitz. (Angegebener Geschäftszweig: Fabrikation und Vertrieb von Putz- und Schmuck- federn); 2) auf Blatt 119:88, betr. die Firma Artur Giegler in Leipzig: Paul Artur Giegler ist als Inhaber — in- folge Ablebens — ausgeschieden. Der Berlagsbuch- bändler Christoph Hermann Beyer in Leipzig ist Inhaber. Er haftet nicht für die im Betriebe des Geschäfts begründeten Verbindlichkeiten des bisherigen Inhabers: 3) auf Blatt 13165, betr. dle Firma Bereinigte Zwieseder und Pirnaer Aarbenglaswerke Aktien gesellschaft München (iweigntederlaffnng Leipzig in Leipzig. Zweigniederlassung: Prokura ist erteilt dem Kaufmann Arthur Voelskow in München. Er darr die Ge ellschast nur in Gemeinschaft mit einein Vorstandsmilgliede oder einem anderen Prokuristen vertreten; 4 auf Blatt 9383, betr. die Firma F. Kreitz in Leipzig: Tie Firma ist erloschen. Leipzig, den 17. März 1908. sr«o Königliches Amtsgericht, Abt. II0. Gemeindesparkasse Oetzsch. Gemeindeamt, Nähe Bahnhof (Bayr. Bahn) u. Straßen- (Stern-)bahn-Haltestelle: „Postamt Oetzsch". Geschäfts zeit 9—1 und 3—5, Sonnabends 9—2 Uhr. Einlage» an de» drei erste» Werktagen eines Monats werden aui diesen Monat mit verzinst. «r°«r Tonnerstag, de» 10. März 1008», vormittags 10 Uhr sollen im Grundstücke Cöthener Straße 13 in Leipzig-Gohlis 1 Bandsäge, 1 Bohr- und 1 Hobelmaschine zur Eisen bearbeitung, ferner 4 Pappenbiegemaichincn, 3 Pappen- Ichlitzmaschine», 1 dgl. unfertig. 1 Dezimalwaage, 1 Posten Nutzholz als Pfosten, Bretter und Latten, sowie 1 Partie Eisenguß meistbietend gegen sofortige Barzahlung öffentlich versteigert werden. Leipzig, den 16. März 1908. »,»« Ter Gerichtsvollzieher des König!. Amtsgerichts. Donnerstag, den 10. März 1008, nachmittags 2 Uhr sollen im Gasthof zur Oberschänke in Leipzig-Gohlis, Menckestr 10, 25 m blaues u. 12 in graues Militärtuch, 2 Sofas, sowie eine größere Partie Bäckereieinrichtungsgegea stände n. v. a. m. meistbietend gegen sofortige Barzahlung öffentlich versteigert werden. Leipzig, am 16. März 1908. ««r Ter Gerichtsvollzieher des König!. Amtsgerichts. Freitag, den 20. Mär; 1008, von vorm. 10 Uhr an tollen inL.-Neuschönefeld 6 Elektromotoren, 3 elelir. Prüfungs apparate, 1 Akkumulator, 3 Anlaßwikerstände für Motoren, l Ventilator, 1 Bleischncidemajchine, 1 Drehbank, 1 Bohr maschine, 7 Bogenlampen, 1 Schreibpult, 1 zweirädriger Handwagen u. a. m. meistbietend gegen Barzahlung ver steigert werden. Versammlungsort: Vorm. " ZO llhr in der Restauration . Kronenquell", Adelheidstraße 18. Leipzig, den 16. März 1908. »»» Ter Gerichtsvollzieher des König!. Amtsgerichts. Gkilitin-e-Z-alkilsse Mlliit-Wknliktg. Geschäftszeit: Montag bis Freitag vorm. 9—1 undnachm 3—5 Uhr. Sonnabends nur 9—1 Ubr. Geschäftsstelle: Gemeindeamt, Haltestelle der Lc Leipz. Straßenbahn (Abfahrt Fleischerplatz. Leimstg), Bahnstation: Leutzsch. Schriftlich! Aufträge werden prompt erledigt. —Einlagen 'i l/ 0/ " an den drei ersten Werktagen eines Monats /2 /„ ! werden für diesen Monat voll mit verzinst. or»s» ^eoemtreteriöen ^bormenlen liefen vir cias I_eipriger lageblait bis ^ricie Närr kostenlos. Ebenso sir>6 vir rrir kosten loser, hiscstlieserorig cies laufender, stonisos «zerr, bereit. Leipziger Angelegenheiten. Leipzig, 18. März. Leipzig in, Jahre 1848. Dre Quellen der Unzufriedenheit — so führte kürzlich Konrektor a. D. Professor Dr. Wörner rn einem im Verein für die Geschichte Leipzigs gehaltenen Vorträge aus — die im Jahre 1848 nicht nur in Sachsen, sondern in ganz Deutschland herrschte, sind in dem Mettcrnich- schen System, in der Mißernte des Jahres 1846 und dem daraus ent- standenen allgemeinen Notstand, in der Unterbindung der freien Aeuße- rung der Presse, überhaupt aber in den Unzuträglichkeiten in, sächsischen Staatswesen zu suchen. Dazu kam das welterschütternde Ereignis der Verjagung Louis Philipps und die Erklärung Frankreichs zur Republik. In Leipzig selbst aber trugen weitere Momente dazu bei, die Erregung des Bürgertums zu schüren. Leipzig war der Mittelpunkt der deutsch katholischen Bewegung und dec Sammelplatz der sogenannten »Licht freunde". Die Beschränkung dieser freiheitlichen Auslassungen durch Ver- sanimlungSverbotc, die strenge Ueberwachung der Vcreinstätigkeit, welche die Augsburgischc Konfession in Frage zu stellen drohte, gaben den Im puls zu jener bekannten Kundgcdung am 12. August 1845, bei der cS zum Blutvergießen kam. Diese Ereignisse waren uoci, im Jahre 1848 in lebendiger Erinnerung. Führer der radikalen Partei war Robert Blum, während Professor Biedermann an der Spitze der Gemäßigten stand. Zwischen beiden Vereinigungen herrschten scharfe Gegensätze. Als die Nachricht von der französischen Februarrevolution nach Leipzig kam, wurde auf Antrag Biedermanns eine Adresse an den König verfaßt, die eine Deputation demselben am 2. März in Dresden überreichte. Hierin war die Zuversicht ausgesprochen, „der König werde aus freiem Antriebe die Maßregeln beschließen, die geeignet seien, das Vertrauen des Volkes zu der Verwaltung des Landes zu befestigen, den gesetzlichen Fortschritt- bcstrebungen freie Bahn und vor allen, freie Aeußerung zu gewähren, um so jeder Gefahr eines ungesetzlichen Ausbruchs vvlzubcugen". Namcnt- lich erwähnte man die „Entfesselung der öffentlichen Meinung durch die Presse" und „die Berufung von Vertretern sämtlicher deutscher Völker an den Sitz des Bundestages". Der Stadtrat schloß sich der Adresse an und Bürgermeister Gross stellte sich au die Spitze der Depu tation. Die Antwort des Königs, der hierin des Ausdrucks persönlichen Mißtrauens empfand, fiel unbefriedigend aus. Es gelang Robert Blum, die tausendköpfige Menge insofern zu beruhigen, als er die Meinung aussprach, daß nicht der König, sondern das Ministerium die Ursache des Zwiespaltes sei. Deshalb sollte um die Entlastung desselben sofort nachgesucht werden. Eine zweite Deputation mit einer neuen Adresse fand in Dresden eine bessere Aufnahme, nachdem dem König der Ernst der Sachlage vor Augen geführt worden war. Zu gleicher Zeit hatte nämlich der akademische Senat eine Adresse an den König gerichtet, die im wesentlichen d.esclbrir Forderungen enth-elt und somit die städtische unter- stützte. Am 5. März trat der Minister von Falkcnsiein von seinem Posten zurück und tags darauf frlgtc der königliche Erlaß an das sächsische Volk. Dieser schien indes nickt die gehoffte Wirkung zu haben, weshalb die Ne- giernng bei Wurzen Truppen konsignierte, welches Vorgehen die Menge aufs neue erregte. Auch der Besuch des Ministers von Carlowitz an» 11. März in Leipzig, der einen gütlichen Ausgleich versuchte, war ver geben». Endlich erfolgte am 13. März der Rücktritt des Gesamtministc- riumS. Die neuen Minister Dr. Braun, Dr. von der Pforten und Georgi versprachen Aufhebung der Zensur, Reform de» Wahlrechts, ein Preßgesetz ohne das System der Konzessionen und Kaution,, Reform der Rechtspflege auf Grundlage der Mündlichkeit und Öffentlichkeit, in Strafsachen Geschworenengericht, Anerkennung des VereinSrechtcS mit Reprcssivbestimmilngen wegen MrßbrauchS, Gesetzliche Ordnung der kirch- lichen Verhältnisse im Geiste der Duldung und Parität, Antrag auf Re "ision des VereinSzolltariss, kräftige Mitwirkung zu zeitgemäßer Gr. Haltung de» Deutschen Bunde» mit Vertretung de» Volke», endlich Bc eid:gung des Militärs auf die Verfassung. Dieser Erlaß datiert vom 16. März 1848. Am folgenden Abende war die Stadt festlich erleuchtet und die Gebäude größtenteils mit Fahnen in Schwarz-Rot-Gold ge- schmückt. Zur Aufrechterhaltung der Ordnung batte sich die Kommunal garde um fünf freiwillige Ersatzkompanien aus der Bürgerschaft und neun solcher aus der Studentenschaft verstärkt. Leider kursierten aus. wärrs übertriebene Berichte über Leipziger Vorkommnisse, die sich nur als unbedeutende nächtliche Ruhestörungen und Straßcnerzestc unreifer Burschen kennzeichneten. Dies gab Veranlagung zu einer beruhigenden Bekanntmachung deS Rates vom 17. März. Nach diesem Aufschwünge des Volkes konnte cs nicht wundcrnehmen, daß einzelne Unzulässigkeiten und Uebergrnfe im Gebrauche der freien Presse oorkamen. Man machte nnn auch von dem Vcreinsrechte Gebrauch. Der im Jahre 1845 gegründete .RLdeübnr.gsvercin" hatte sich zu einem „Deutschen Vaterlandsvercine" erweitert. An der Spitze standen u. a. Robert Blum, Dr. W. Bertling und Dr. Wuttke. Bald ergab sich für denselben die beabsichtigte weite Ver. zwcigung in Sachsen, so daß bereits am 28. April auf der Hauptversamm lung 40 Vereine mit 11579 Mitgliedern durch 80 Deputierte vertreten waren. Diesem Vereine reihten sich bald andere an, unter denen der „Deutsche Verein" der einen gemäßigteren Liberalismus, mit Professor Biedermann an der Spitze, vertrat. Er hatte ebenfalls Zwcigvererne ge» schaffen. Als Kuriosum solcher Vcreinsgründungen sei ein „Verein der Dienstmädchen" erwähnt. Der Kampf der Meinungen war aber keines wegs zu Ende, und die Nationalversammlung in Frankfurt, zu der Blum (für Leipzig) und Biedermann (für Zwickau) abgeordnet waren, konnte den Gemütern keine Beruhigung bringen. Die Radikalen neigten zu Exzessen. Ein solcher Straßenauflauf mit dem Versuch des Barrikaden, banes auf dem Brühl fand am 27. Mm statt; er wurde jedoch von der Kommnnalgardc unterdrückt. Am 10. Juli war der Erzherzog Johann nach Leipzig gekommen und mit großem Jubel empfangen worden. Als neucrwählter Rcichsverweser erfüllte er die Herzen mit Hoffnungen für das Heil des zerr-flenen Vaterlandes Dock der Zwiespalt und Haß der Parteien zeigte sich im Verlaufe der weiteren Ereignisse nur zu bald. Der VaterlandSverc.n loste stch auf, ein neuer „Deutscher Vaterlands verein" wurde unter Jäckel gegründet, während die Neberrcstc des alten noch von Wuttke und Tr. Bertling zusmnengehalten wurden. So ergibt sich ferner die Bildung eines demokratischen und eines republikanischen Vereins. Unterbrochen wurde dieses Parteigetriebe durch die Ankunft BlnmS und seinen Rechenschaftsbericht Mitte August. Auf Ver dächtigungen hin rechtfertigte er sich glänzend, aber auch ihm gelang ein Ausgleich der VcrcinSspaltungcn nicht. Er blieb indes der Mann des Volkes; das zeigten die mannigfachen Ehrungen, die ihm in jenen Tagen in Leipzig zuteil wurden. Ein Lichtpunkt in dieser Zeit politischer Umtriebe war der Besuch des Königs am 30. August, wobei der Kommunal- gardc als Anerkennung für ihre Vaterlandsliebe durch den Landesvater eine Fahne überreicht wurde. Der Vortragende charakterisierte des weiteren die auswärtigen Verhältnisse und berührte dann den Wiener Aufstand, bei dem Robert Blum den Tod erlitt. Dieses ungeheures Auf- sehen erregende Ereignis verursachte in Leipzig allgemeine Anteilnahme. Man verletzte das österreichische Konsulat und stürmte das Cafö FrangaiS, und nur der Energie des Stadtrates unv der Kommunalgarde verdankte die Einwohnerschaft die Unterdrückung weltergehender Ausschreitungen. In der Thomas- und Nikolaikirche fanden am 26. November Trauerfeier lichkeiten für Blum statt; die Vaterlandsöereine veranstalteten Blums Totenfeier am 15. November im Odeon. Dazu waren beunruhigende Nachrichten aus Berlin gekommen, so daß der „Vatcrlandsvcrein" am 14. November zu einem Freischarenzug dahin aufforderte, der aber vom Pclizeiamtc verboten wurde. Ohne weitere wesentliche Vorgänge ging dann das Jahr 1818 zu Ende. rk- * Staatsbeamte, Wirtschafts Vereinigungen und Konsumverein. Das „Dresdner Journal" bringt folgende amtliche Mitteilung: „In der „Sächsischen Arbeiterzeitung" vom 9. d. M. ist eine Verordnung ab- gedruckt, die vom Ministerium des Innern erlassen und der Schrifilriiung deS Blattes „durch einen günstigen Wind auf den Tiick getrieben" worden sein soll. In dieser Verordnung werden die Staatsbeamten anfgefordrrt, Konsum- und Wirtschaftsvereinen fern zu bleiben und sich statt besten der von den Rabaitvereineu getroffenen Einrichtungen zu bedienen. Eine solche Ver- ordnung ist von dem Ministerium deS Innern nicht erlassen worden, was für den Kundigen schon aus dem Umstande hervorging, daß in einer vom Mini- sterinm deS Innern nnterreichneten Verordnung nickt gesagt werden konnte, die Beamten würden , aus Anordnung des Königlicken Ministerium» dr» Innern veranlaßt". Auch pflegt das Ministerium des Innern bei Unterzeichnung seiner Verordnungen sich nicht, wie in der oon der „Arbeiterzeitung" abgedrucklen Verordnung geschehen, als „Königliches" Ministerium zu bezeichnen. * Lfferre Lehrerftrlle. Zn besetzen eine stündige Lehrerstelle in Möhrs ¬ dorf b. Chemnitz. Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen 1300 Grundgehalt, steigend durch staffelmäßige Zularen bis zu 2550 300 WohnungSgeld für einen verheirateten. 200 sl für einen unverbeiraieien Be werber, außerdem IlO./t für Iortbildungsschnlunterrichk. Auswärts verbrachte Dienstjahre werden angeiecknet. Bewerbungen unter Beifügung der notwendigen Unterlagen (ev MilitärdienslanSweis) bis 30. März an den K. Bezirksschnl- inspeltor für Cdemnitz H, Neefeflr. 48, l. * Sein 25jädrige» Jubiläum kann in dieiem Jahre unser Landes- gesangbuck begehen. Im 400. Jahre nach Luthers Geburt. 1883. erbielt es unsere LandeSkftcke gleichsam als Iubiläumsgabe, und e» ist das Buch in Len verflossenen 25 Jahren ein Schatz des Volkes geworden. Wie sah es doch vor der Einiütirung desselben in Sachsen auS: Nicht weniger als 29 ver schiedene Geiangbü.1 er waren im Gebrauche, z. B. ein Dresdner, ein Leipziger, ein Zwickauer, ein Freiberger, rin Schneeberger, rin Reibersdorfer usw. In der Epdvlle Planen gab es «ine Sckule, die von Kindern aus zwü Epborien beschickt wuidr. Der eine Teil der Kinder brachte das Reichen- bacher, der andere das Zwickauer Gesangbuch mit. Daraus fangen die einen so. die anderen anders. In der Gegend von Neusalza in der Lausitz waren in einem Umkreise von zwei Stunden in acht Gemeinden auch acht verschiedene Ge sangbücher eingeiührt. Ein Pastor teilt hierzu mit, daß er als Kind das Zwickauer Gesangbuch gehabt, als Gymnasiast das Dresdner, als Student das Leipziger, als Pastor erst das Zeitzer und dann wieder das Dresdner. Tie Ge sangbücher waren auch verschieden dick und teuer. Das Zeitzer zählte 852, da» Dresdner 878, das Zwickauer 1367 und das Freiberger rar 1626 Lieder. Bei einem Gesangbuche wurden dem Volke auch bedeutende Kosten gespart. * Oeffentliche Handelslehranstalt zu Leipzig. Die öffentlichen Prä- sungen und die Entlassung der abgehenden Schüler finden am Lienstag, den 24. und Sonnabend, den 28. Marz, sowie Donnerstag, Len 9. und Freitag, den 10. April statt. Die Aufnahmeprüfungen rrsolgen am Montag, Len 27. April, und am darauffolgenden Tage beginnt der Unterricht. Nähere Aus kunft kann bei Herrn Direktor Hosrat Professor Raydt eingeholt werden. * Preisausschreiben. Die Meißner Ofen- nnd Porzellanrabrik (vorm. C Teichert) in Meißen erläßt ein Preisausschreiben mit Preisen von 1000, 750 und 400 zur Erlangung künstlerftcher Entwürfe für Wandplatten bekleidung. Näheres siehe im Inseratenteil. * Lev ttzrichscit. Tie letzten Exverimrntalvortrüge von Leo Erichsen werden am Donnerstag, Freitag und Sonnabend wieder im Hotel dr Pruste gehalten. -- - * Konservativer Bereiu. In der am kommenden Montag, den 23. d. M. im großen Saale des Zentraltheaters abends pünktlich 8'/, Ubr stattsindendrn Versammlung wird Herr Generalleutnant v. Liebert (Mitglied des Reichs tages) einen Vortrag über „Nationale Aufgaben" halten. Mitglieder, deren Gäste, sowie sonstige Anhänger der Ordnungsparteien sind zu diesem Vorträge freundlichst eingeladen. An den Vortrag schließt sich freie Aussprache an. * Tie Zentrale für private Fürsorge, deren Bureau sich seit Oktober 1907 tu dem Grundstück Schuhmachergäßchen 11 befindet, l at im Jabre 1907 (dem dritten Jahre ihres Bestehens) wieder einen nicht unbedeutenden Aufschwung genommen. Die Zahl der Mitglieder ist von 73 im Jabre 1906 an» 132 im vergangenen Jarre angewachsen. Zurzeit gehören der Zentrale an 43 korpo rative Mitglieder, darunter fall alle bedeutenden Vereine nnd Geiells.haften Leipzigs, und 109 Einzelmitglieder (1906: 39). Das Reginerkarien- un» Akten material umfaßt 7500 Nummern gegen 6000 Nummern am Ende des Jahres 1906. Auskilnite über Bittsteller wurden 953 gegeben (1906 : 800) und zwar aus Grund schriftlicher Anfragen. Die Zahl der Ei i- und Ausgänge überhaupt belief sich auf ca. 3000, ist also stabil geblieben Die ü ischen Kollegien haben der Zentrale für private Füriorge eine jährliche Beidin on 800 bewilligt; auch haben einige der Zentrale angeglirderten Vereine ihre Jahresbeiträge freiwillig erhöht. Infolge der etwas günpigeren Finanzlage war es angängig, eine erste ständige Hilfsarbeiterin zu engagieren und zwar Fräulein Helene Hartung. Außerdem haben sich noch drei andere Hilfskräfte in den Dienst der Zentrale gestellt. Von ihnen wie besonders von den Angestellten der Zentrale wurden in allen vor kommenden Fällen persönliche Arnrenbesuche gemacht zu genauester Piüsung der Verhältnisse der bei der AuSkunftSfielle gefragten Biltneller. An Geschenken für wohltätige Zwecke gingen der Auskunfisflelle außer Kleidungsstücken und Brikett- zettein 260 -si zu^ worüber frei verfüat werben konnte. Im übrigen gehen alle Unterstützungen lediglich von den Mitgliedern der Zentrale aus, nicht von der Geschäftsstelle. * Leipziger Verein zur Hebnng der öffentlichen Sittlichkeit. In der im „ Evangelischen VereinShause' abgekalteuen Hauptversammlung begrüßte zunächst dec Vorsitzende Wirk!. Geh. Rat Treplin die zahlreich Erschienenen, worauf der Schriftführer Pastor Lic. Naumann den Jahresbericht erstattet«. Der Leipziger Verein hat demnach feine Aufgabe mit ernstem Eifer zu erfüllen gesucht. Auf die öffentliche Meinung suchte er durch Veranstaltung großer öffentlicher Vorträge einzuwirken, in denen Männer von Ruf, wie Pastor Wegener, Professor Dr. Brandenburg, Reichsgerichtsrot Galli. LanitätSrat Tr. Sonneulalb und andere ganz besonders an die Heranwachsende Jugend rrnfie Mohnworte hinsichtlich der Gefahren, der Unsiitlichkeit richteten. Mit Erfolg wirkte der Verein auch ferner gegen den Mädchenhandel u'w. Verschieden« Eingaben richtete er zu diesem Zwecke an die Behörden nnd Regierungen. Im letzten Jahre rit der Verein mächtig erstarkt, indem er 407 neue Mitglieder gewann. Tie Kaffcnvrrhältnisse sind sehr günstig. Einer Einnahme von 3697 stand eine Ausgabe von 2377 ./l gegenüber. Der Verein beschloß die Gründung einer Bibliothek. Die ausscheidenden Vorstandsmitglieder Wirkt. Geh. Rat Treplin, Geh. Kirchenrat Dr. Pank, Oberamtsrichter Kranichfeld, Pastor Jacobi, Pastoi Moritz Müller, Kunstmaler Liebsch und Virwaltungsdirekivr Ilhlmann wurden einstimmig wiedergewählt. Die Gemeinnützige GeieUsckoü veranstaltet am 25. d. Mts. einen Vortragsabend, wobei Herr Landgerichts direktor Dr. Heinze-Dresden über die Reichsgejetzgebung uns die Behandlung der jugendlichen Verbrecher sprechen wird. ' Tätigkeit der NettungSgesellschaft „Zamaritervcrein zu Leipzig". Im Monat Februar wurde die Erste Hilfe im ganzen von 89l Vertonen be ansprucht. Davon wurden wegen Unfällen 746 und wegen anderer plötzlicher Erkrankungen 130 behandelt. Die vier Sanitätswachen wurcen zusammen von 839 Hilfesuchenden (I. Wache: 346, II. Wacke: 207, III. Wache: 190, IV. Wache: 96) in Anspruch genommen, und zwar 676mal bei Tag und 163nial bei Nacht. Von den Hilfesuchenden (784 Elwach'ene und 55 Kinlei) verlanaten 704 die Hilfe auf der Wache und 135 anderwärts. 702 wurden wegen äußerer Leiden, bei denen in 25,5 Fällen Unfälle im Betriebe Vorlage», und 116 weaeu plötzlicher innerer Erkrankungen behandelt. Geburt-biOe erfolgte 6mal. In 5 Fällen hatte die Schwere der Verletzung bezw. der Erkrankung bereits vor Ankunft des Arztes den Tod berbeigesührt nr.d 10 Fälle wurden, weil nicht zur Ersten Hilfe gehörend, zurückgewieien. Im Vieh- und Schlachthof muide in 30 Fällen, in der Markthalle in 5 Fällen seitens der dort angcnelUen nnd al» Samariter ausgebildeten Beamten die Erste Hilfe gelrOot wibrend die Schutzleute, Feuerwchrleule und Ratsdiener in 4 Fällen, die Fieiivilligr HilfSmannschaft der Reltungsge'ellschast und sonstige von der Rettungegcseilscha't ausgebildete Samariter in 13 Fällen «IS Nothelfer in Tätigkeit traten. * Tie ausgrsperrteu Ntarmorarbeiter nahmen in einer am Tienstag abgehaltenen Versammlung den Sitnationsbericht entgegen. Tanack sind iäntt- liche in Betracht kommenden Arbeiter bis auf einen von dieicr Maßreüei heiroiftn worden. Die Situation wurde für die Arbeiter als günstig bereicknet, da der Geschäftsgang entgegen der Behauptung der Arbeitgeber, «in guter 'ei. E ' wurde beschlossen, auszuhalten und nur aeschlosftu die Arbeit wieder auftunedm« n
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)