Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 18.03.1908
- Erscheinungsdatum
- 1908-03-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-190803181
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19080318
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19080318
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-03
- Tag 1908-03-18
-
Monat
1908-03
-
Jahr
1908
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Nr. 77. 102. Iahrq. varüber sei ganz unverständlich. Deutschland verfolge aus dem Balkan s«m« Handels,nieressk» und die Herstellung der Rübe i» Verbindung mit de« anderen Machten. Deuischland bintertreibe durchaus nicht das marebonilche Resvrmwert. Der deutlche Bolschaftcr >u Kon- uantinopel erhob lediglich einige sachliche lL,«Wendungen zu Vorschläge« iiver die mazeronoche Ger chterfform, um «nisten Schwierigkeiten vor- zudeugea. Di« anker«« Bvtschaitcr stimmten einstimmia zu. Deutsch. !a«d hielte an der Genieiusamteit der Aktion der Machte seit und, tals« getegeutlich Deutschland- Borschläge «icht die Billigung Europa« stade«, würv« Deutichlaud de« mcbr mtereisterten Mächten den Bor ritt lassen. Sovann geht da« Interview ans die persische Frage ein. Dabei erklärt der Reichskanzler: Deutschland vcrsolgt dort kommerzielle Ziele. Die anglo-russt'che Berslänvigung spreche da- Prinzip der offenen Tür au-, wa« Deutsch anv benutzen Werve gemäß ,einer allge meinen Politik, die raiaus ab.iele, das P»inz,p der sreien Koniurrenz in abbäligiaeu und zukunilsreichen Ländern ausrechtzuerbalien. In der Angelegenheit der Bagdadbabn wies der Reichskanzler d>e phan- iastiichen Gerüchte zurück, daß Deuischland beabsichtige, Hand aus P.rsieu zu leaen. Die Linie end ge an der persischen Grenze und tuich- zieh« nur türkische« Gebiet. Im türkitch-peitischen Streit spielte Leutichland eine beruhigende Rolle und riet der Piorte an, ihre Truppe« zurückzuzieden und alle« zu veimeiken, was zu einem Konflikt sükre« lönae. Dar deutsche Kapital vedme ,« der Bagcavbabn - Gesellschaft die erste Stelle ein. Deutsch land habe jedoch niema - die Teilnahme fremden Kapital« gebindert, vaber siede das Unternehmen, obwokl e« rem Sinne nach deutsch sei, unter türkischer Flagge und behalte seinen internationalen Charakter. Es werde von Deutichen geleitet; r« sei jedoch auck fremde« Kapital in der Administration vertreten. Deutschland denke weder an die Kolon,tation Kleinasien«, noch an die Er- »erduna eine« Hasen« im Persischen Meerbusen, hoff« aber» oaß die Babn Mesopotamien wirischastlich heben werde, wa« von Ruhe« für dir Allgemeinheit sein werde. Wir wollen nur unserer In dustrie Absatzmärkte schaffen. E« wi durchaus verständlich, daß ba« Uniernehmen die deutsche Etiqueite bewahre, da e« auch ohne Teil nahme fremden Kapital« deutscherseits durchführbar sei. Die Angriffe der russischen Presse seien in jeder Hiniich» ungerecht- fertigt. Einst habe Fiust Bismarck diese Angriffe mit dem Worte „Drucktrschwärre" abtun können. Inzwischen habe sich der Einfluß der rutsiicken Presse vergrößert, auch in Rußland selber, weSüatb die immer leindliche Haltung der russischen Presse gegen Deuischland mchl länger ignoriert weiden könne. Deulichland beabsichtige niemand auzu- greifen. Der Ausbau seiner Flotte te, Argen niemand gerichtet. Nur muffe Deutschland als Großmacht für jede Eventualität gerü'iet fein und »eine Grenze zu ichützen wissen. Die Gerüchte von eioer E>nm ischung Deutschlands ,n die inneren russischen Verhält»>sse feien lächerlich. Kür un« Deutsche enikalteu die Auslassungen unsere« Reichskanzler aar »chtS Reul«. Auch wohl nicht für da« der Odjeltioität fähige Ausland. Wie weit dessen Bezirk im weitem Reiche de« Zaren sich erstreckt, muß die Ausnahme lehien, welcher die Veröffentlichung des russischen Blatte« dort begegnen wird. Deutsches Reich. Leipzi«. 18. Mürz. * Die sächsischen Beamten untz »le Kansum. un» Wirtschaft«» «erelne. Da» .Dresdner Journal" m ldet: Ja der „Sächsischen Arbetter-Zeiiung" vom 9. d M. ist eine Verordnung abgerrucki wo,den, die vom Ministerium deS Innern erlassen und der Scliristleitung de« Blatte« .durch einen günstigen Wind aus den Tiich getrieben" worden se>« soll. In dieser Verordnung werde« die Staatsbeamten aus gefordert, Konsum- und Wnts<baitsver«!aen fern zu bleiben uuv sich statt deffeu der von den Rabatt-Sparvereinen getroffenen Einrichtungen zu bedienen. E ne »olche Verordnung ist vou dem Mmislermm ve« Innern nicht erlaffen worveo. * * Hasuachrichte«. Kaiser Wilhelm wurde vom Prinzregrnten von Bayern zum Besuch der Münchener Ausstellung ringelaveu. — Die Kaiserin hütet infolge einer Erkältung da« Zimmer. S>e sagte »»«bald ihre Teilnahme an dem gestern au» der österreichifch-ungarifchen Botschaft slattgesundenen Diner ab. — Da« Kroapriuzenpaar trifft Let-;ister Tageblatt. am nächsten Sonnabend in Frankfurt a. M. rin und nimmt im „Kranlfurter Hoi" Wohnung. Für den Sonnabend und Sonntag vor- mstlag ist eine Besichtigung der Stadt und die Abstattung verschiedener Be uche in Äuesibt genommen. An beiden Nachmittag n wobnt das Kronpiinzenpaar, Prinz und Prinzeß Fnedrich Karl von Hcffe« und jereniall« auch der Großherzog von Hessen dem Prei«re,ten und -Springen un Hippodrom bei. Da« Kronprinzenpaar verläßt am Sonntag abend Kranlsurt wieder. * «atzrr»ela«a eine« preastischen Prinzen. Wie wir schon i> einem Teil der gestrigen Abendausgabe ku>z meideten, ist ein preußischer Piin, aus Beseht deS KaiierS, ohne die EilaubniS, die Uniterm we ter tragen ru dürten, auö der Armee entlassen worden. Es bandelt sich um den am 27. September >887 m Hannover geborenen zweiten Sobn des verstorbenen Prmzen Albrecht von Preußen, re« früheren Regenten von Bcauittchweig, de« Piiozen Joachim Albrecht von Preußen. Schon al« er vor etwa l'/, Iahien als Oisizier der Schutztiuppe nach Südw^stairika ging, hieß eS, raß die« un Zusammenhang nur einem Verhalten des Prin-en geschehe, va« da« Mißfallen des Kaiser« erregt habe. Auch in ren Haidenichen Enihüllungen wurde sein Name genannt, ohne daß greifbare Tatsachen bekannt wurden. Jetzt wird behauptet, der Prinz habe, waS auch bereits schon loljwrttert wurde, in fonge'etzten Beziehungen zur Baron,» Liebenberg gestanden und darin liegt rer Grund für das Vorgehen des Kaisers. Prinz Joachim Albrecht hat alsbald Berlin in Zivil verlassen und will un Ausland leben. * Martnenachrtchten. Vizeadmiral Zehe wurde zum Befehlshaber der Schul- und Versuchsschiffe ernannt. Vizeadmiral Wodrig, Di rektor de« Werstdepariemenlö de« R ichsmarinermte», wurde unter Ent hebung von dieser Stellung und Aufhebung seine« Mandate« zum stell- vertieienden Bevollmächtigten zum BunkeScat zur Verfügung des EbesS der Marinestauon der Ostsee gestellt. Bi eavmiral Breusing wurde zum Direktor des Werfidepariement« de« Reichsmarineamt« und gleich zeitig zum stellvertretenden Bevollmächtigten zum BuuveScat ernannt. * An »er Vttdgettommission de« Reichstages sprach sich Unterstaats- sekretär Tw. le für d>e Notwendigkeit einer Eiiöbung der Schatzan- weisungSkreeite au«. Die Kommstsion nalm daraut den von dem Referenten Speck gestellten Antrag, diesen Kredit von 350 auf 475 Milli onen zu erhöben, an. * Die AiBeitSkammern. In der badischen Zw iten Kammer er klärte in Beantwortung einer so.ialdemokialischen Inierpellation, zu dem Ge'etz niwurt über die ArbeiiSkammein, der Min ster des Innern, die Regierung bade sich zunächst aut Ei Hebungen beschränkt. Er perlön- ich bitte es für einen g>oßen Fortschritt, daß die Regieiung sich ent schlossen habe, der Frage näberiutreten. Aibeiterkammern seien zwar da« Nächste; aber auf der Grundlage von Arbeiterkammern lasse sich eine SiandeSoerlretung der Arbeiter ermöglichen. Die Wahlen müßten allgemeine, gleiche und direkte sein unter Anwendung des Proportional systems. Auch leien die beiden Ge ch echter zu »lassen. Einen Teil der Kosten dürtte der Siaa« u Lbernelmen haben. AuS Berlin w rd aemelret: Der geichäftsfübrende Ausschuß deS Veibandes der deutschen BerusSgenosfenschaften beriet >n seiner gestrigen Sitzung über »eine Stellungnahme zu dem Entwurf eines Gesetzes über Aibe>tSiammern. E« wurde beschlossen, dem BtrufSgrnosseaichattStage vorzuschlagen, den Geletzentwurf abzulebnen. Ausland. Oefterreich-Unqarn. " Lrr Aal Wahrmund. Unler Wiener kr.-Karrefpondent kekegrophlert unS vom 17.: Ter Fall Wadimnnd nimmt eine sensationelle Entwicklung. Da klerikal» „Vaterland" teil« mli, daß der bleüne apo'iolssche Nuntius Graniio ve Belmonte durch den AuSlaadsmin,st,r an den UnteirichtSminssier das Ver- langeu gerichtet bade, daß Wab'mund als Haerttsser von der L-Hrkanzet entiernt werde. ES bedürfe, sagte der Nuntius dem Mitarbeiter des .BalerlandS", keiner ausdrücklichen Exkommunikation, da sich Wahrwund durch öffentliche Äott^lästerungrn selbst au-der Kirchengemrinichait ausgeschlossen habe. Hier bandle r« sich nicht nm die Frage der Veh,treibest und nicht um politiich« Fragen. Ter Schutt de« Nuntius erregt peinlichste« Aussehen al» Einmischung de- Vatikan« in eine österreichssche Angelegenheit. Schwe z. * -t«e Verstaatlichung. Der Kanton Zürich sprach sich i« der am Sonntag erfolgten VolkSabgiNimuiig mit 616lS gegen ttäOll Stimmen für di« Mittwoch, 18. MSr, I««8. Bersiaalllchung der Wasserkräfte und die Errichtung eine« staatliche« Elektrizitäts werke- aus. England. * Lie Loztalistru «ntschkrient sich auch in England immer »ehr al« revolntionär, Pariei Ta« nationale Exekutivkomitee der lozlalistilche» Arbeiter partei bat assen al« letzte« stiel dlngekiellt, die Produktionsmittel i» fein« Hand zu bekam ine», und den Bruch mit vrn Trab« Union« vollzogen, »tt denen sich kein» sozialistisch« Republik errichten lasse! Italien. * Tod eine« Kardinal«. Au« Rom wird vom 17, telegraphiert: Kardinal Catati del Drago ist deute nachmittag gestorben. Rußland. * Keine Eonslikrsftlmmnng. In der Dumakommisston ildex die Landes verteidigung äusieite sich Stolypin zu dem RegierungSorojett der Floltenerueuo- rung uns v-rteid>gle es. Sollte die Duma es ledoch verwerf,», io mürbe den noch kein Konflikt mit der Regelung enisleben, da man di« Entscheidung der Duma als Stimmung deS Lande« respektieren werb« Bekannt lich ist d e Duma gegen d>e Bew lligung des «norm-n Lredst« für den Bau der Linienschiffe, ,h, das Marineministerium nicht reorganisiert ist und üb«r genügend tüchtiges Mariaepersonal verfügt. Rumänien. Sin Besuch de« Bulgarrnsürsten mit seiner neuen Semadkln wird am Bukarester Hofe, wie unser Korrripondent un« miKritt, in Bälde erwartet. Haiti. * Tie inneren Kämpfe. Einem Telegramm an» Port-an-Prk»«« »vkolge erließ der Präudent von va>tl eine Proklamation, in der er erklärte, für die öffentliche Ordnung nud Sicherheit, sowie für die Wahrung de« Friedens Sorge tragen zu wollen — Tas Rrulerlrhe Bureau aber meldet am 17. au« Washington: T»r Abgang omerikunsscher Itriigsichssr von Guanianawo nach Porl-au-Priuk« stellt sich als eine Vorsicht-moßregel dar. bock glaubt ,ae Eiaats- devaitemeut nicht, daß ausländische Interessen erniissch bedrodt seien Man muffe anerkennen, daß Revolutionären gegenüber eme strenge Unterdrückung oit notwendig sei. Tie Bereinigten Staaten seien der Ansicht, daß Haiti sich um lein Mobl selbst belümm rn könne und betrachteten e« vaber nicht al« ibre Ob liegenheit, sich da ein llnrngra; e« müßte denn seia, daß amerilaoiiche Interessen gefährdet würden, oder die Gebote der Mens l lichtest rin Eiistchreiten notwendig machen. — Weiter wird au- Port-an- Prine« telearaphiert: Der englilche Kreuzer „Jnvesatigobte" ist gestern. d« deuilche Kreuzer „Bremen" heute srüh vier angekommen. Mau glaubt, daß sür das Leben der Ausländer keine Geiahr besieht. ' Heute beiricht Ruhe. Die , Jndesaligoble" kündig'« ilre Anluntt durch drei Kanonenschüsse an. was eine lle,ne Panik wroorriei; doch brrubigt« man sich bald, al« hi« Ursache der Schüsse bekannt winde. — Nach Loulonrr Meldungen «v« Port- au-Prince herrscht dort die furchtbarste Ausregung. Di« Koniulate werden von Flüchtlingen bestürmt. Es heißt, daß di« Regierung neu» Hinrich tungen vorbereitet. Der neue Mininrr de« Innern unterzeichnet« di« Todesurteile der Erschossenen am Sonnatnnd abend; keiner von ihnen batte eine Atmung von seinem Lchickjat Ungefädr um drei Uhr morgens würd'» dir Opfer von Soldaten ans den Bttlrn gerissen, gezwungen, sich banig anzukleiden, nach einem Felde diät beim Kirchhof geiübrl und dort nieder geschossen. Sie olle waren einer VeischwS,ung zur Awetzung de« Präsicenten und zur Ausrufung deS Generals Firmin beschutcigt. Sowie die Hinrichtungen bekannt wurden, begannen Hunderte von Flüchtlingen nach dem d> »Ischen und dem französstchen Konsulat zu eilen. E« war eine furchtbar« Rocht; üd-rall sah man Soldaten. Dir Ausländer versteckten sich in Todesangst. Ma« fürchtet, daß kie haitianiscken Truppen außer Rand und Band geraien und alle Aueländrr nüdermetzeln. Die Haitianer fürchten die Deutschen am meisten; es beißt in Port-au-Prince, der Kreuzer „Bremen" werd« die Stabt dom- bardtrren. Marokko. * Tagesbericht. General d'Amade telrgravhkert au« Mediuua vom 16.: Die Truppen sind aus dem Rückmarich nach Brr Relchid. wo ibnen «ine Rude- zeit gewährt werten wird. — Au« Tanger wird vom 17. telearaphieit: Di« der Tänzer lagernde« Br, »Nubta habe« sich i« diel« Siadt be- geben. Sie werden mit den übrigen unirr dem Beseht Bbd-el- MalekS stehenden Truppen und der Garnison von El Ksar noch Fez aufbrechen. — AuS Fez wird vom 16. gemeldet: Die Bemuvungeu El Uiltanis, in M.kineS eine Mahalla zn bilden, sind au- Mangel an Geld gescheitert. Ec wandte sich an El Mrani mit der Bitte, ihm die Mittel ror- zuslrecken. Tirier hat nun den reichen Häusern eine Steuer von 4 TuroS, den Armen eine lolche von 2 DuroS ausertegt. Fall« sie die Steuer »icht zablen, müssen sie einen Mann lür die Dj>da (Heiliger Kr,rg) stell,». D,e mrifte« Bewohner von Fez weigern sich, diese Steuer zu entrichien. ! ,f . iW-W«MW— Feuilleton. H« Samuel No-igaft» rovjährlgen Todestag. Es aibt sine ganze Anzahl Dichter geistlicher Lieder, deren Name nur durch ein Lied der Nachwelt überkommen ist. Wir erinnern nur an Martin Rinckart, den Sänt^r von .Nun danket alle Gott" und an Georg Neumark, mit seinem Liede: „Wer nur den lieben Gott läßt walten . Aehnüch ist es auch dem Manne ergangen, dessen 200jährigen Todestag die evangelische Kirche am 19. März d. I. begeht. Wir kennen von ihm nur das Lied: „Was Gott tut, das ist wobioetan". Dies eine hat aber auch genügt, das Gedächtnis de» Dichters sestzuhalten, denn das Lied gehört zu den unveräußerlichen Beständen deS Liederschätze« unserer Kirche, und es gibt wohl kein bedeutenderes Gesangbuch, das die« Lied nicht ausgenommen hätte. Es steht in unserem Landesgesangbuche Nr. äü? untr den Kreuz- und Trostliedern. Tas Leben Samuel Rodigasts ist bald erzählt. Er wurde am iS. Oktober 1649 zu Gröben bei Roda in Sochsen-Altenburg im Pfarr haus« geboren. Er kam nach Weimar auf die Schule, wo damals der Stern Georg Neumarks, der es vom herzoglichen Kanzleiregistrator bis zum Archivsckretar und kaiserlichen Pfalzgrafen brachte, bell leuchtete. Soin Einfluß klingt anS Rodigasts Lied wieder. Das Studium der alten Sprachen führte Rodigast um 1670 nach Jena. Dort wurde er 1676 Dozent. 16b0 berief man ihn nach Berlin als Konrektor am Gym nasium zum grauen Kloster, wo er 1698 zum Rektor aufrückte. Sein besonderer Freund und zugleich als Probst sein Vorgesetzter, war hier Dr. Philipp Jabot Spener, der Schöpfer eines neuen religiös-kirchlichen Leben« nach dem Sturm des dreißigjährigen Kriege». Rodi gast erfreute sich allgemein, wegen seiner Klugheit und Ruhe, großer Beliebtheit. Er starb im Amt, 59 Jahre alt, am 19. März 1708 und wurde in der Berliner Klosterkirche begraben. Wie bei allen Liedern, die dem Volke an das Herz gewachsen sind, spinnt sich um di« Entstehung seines einzigen Liedes eine Geschichte, deren Grund wohl auf Wahrheit beruht. TaS Lied soll im Jahre 1675 entstanden sein, als der Dichter als Adjunkt der philosophischen Fakultät noch in Hilfsdiensten der Universität stand. In Jena wirkte damals als Kantor ein Freund von ihm, Severus Gastorius. Dieser wurde schwer krank und gab schon di« Hoffnung auf Genesung auf. Da dichtet« ihm zum Trost« an seinem Krankenbett Rodigast das Lied: „Was Gott tut, da« ist wohlgetan". Dem Kranken gefiel das Lied so sehr, daß er sofort ein« Weise dazu setzt« und bestimmte, das Lied sollte zu seinem Begräbnisse gesungen werden. Er geuaß aber und behielt eS al» sein Lieblingslied. Allwöchentlich mußte die Kantorei e« bei ihrem Rundaange vor seiner Tür singen. Dadurch wurde eS bekannt. Besonders sollen die Studenten dazu beigetragea Kaden, das Lied weiterzuverbreifen. Was den Text betrisft, so ist der Hauptgedanke, den jede Strophe am Eingänge ausweist, genommen aus 5. Mons, 32, 4: „Alles, was Gott tut, ist recht." Entgegen der ost schwüls. gen Gedichte jener Zeit, ist da« ganze schlicht, klar und biblisch gehalten. Darum wurde eS auch so bald volkstümlich. Es hat den Liederverbesserern auch wenig Gelegen heit gegeben, den Worlaut zu „verbösern". Der erste Druck, den wir davon kennen, ist ein Erfurter Eindrucksbiatt. Heute steht eS in allen Gesangbüchern und wird immer wieder gesungen, zumal auch die Weise »ehr schön und passend ist. Die Musikwissenschaft bestreitet zwar dl« Autorschaft de» Gastorius. Winterseldt, der bekannte Hymnologe, ichreibt die Wcise dem größten Organisten der 2. Hälfte des 17. Jahr hunderts, Pachelbel zu, der ,u>«i Jahre vor Rodigast als Oraonist der st. Sebalduskirche jeirücr Vaterstadt Nürnberg starb. Das Lied war «in besonderer Liedlingsgejong der preußischen Könige von Friedrich Wilhelm III. ad. E« bildete am 11. Juni 1840 bei seinem Leichen- b«»äa«ai« di« Lrauermusit und Bischof Dräsrck« hi«U di« Gedächtnis rede darüber. Auch beim Begräbnisse Kaiser Wilhelms I., am 16. März 1888, wurde eS im Tome angestimmt und ebenfalls kurze Zeit danach in der FriedenSkirche zu Potsdam, als der Dulder Friedrich UI. heim gegangen war. Gar oft erklingt es auf unfern Friedhöfen und gießt reichen Trost in die Seelen, die unter dem Kreuze wandeln. Erwähnt sei noch, daß unser Gesangbuch unter Nr. 182 ein Ernte- bankfestlied bei geringer Ernte enthält, das genau wie Rodigasts Lied beginnt: «Was Gott tut, das ist wohlgetan" und auch jede Strophe mit diesen Worten beginnen läßt. Es ist von Benjamin Schmolck. O * Aesthctik der Tapeten. Der Termin de» großen Früüjabr»«mznges steht vor der Tür und zadlrttche Familien sind bei der Arbeit, sich rin neues Heim denurickurn. Es deiisckit noch iovüt Untlaibeit über die Bedingungen, nach denen dir Wahl einer Tapete erfolgen ioll, dnß einige Bemerkunaen dier- üi rr gerade letzt ei wünscht sein dürsten. Bet der Wodl der Topete ist zunächst die Olieniürung des RuumeS ins Ange zu fassen. Einem nach Norden gelegenen Zimmer muß man nicht durch dir Tapete einen küdlen Ton g-den, wie er etwa durch eine blaßblou, oder grüne Taprie dervorgernien wird. Für Zimmer mit Nordlicht sind warmivnigr Tapeten, z. U. rote, woüt am Platze; auch tteigoldene Ta peten. dir üderdanpt sehr warm und 'ekoiativ willen, und allrnjall» noch solch« in Terrakotta sind zu empsehten. Auch für Oüräume sind warme Farben vor- zuzird n. z. B. rosa, warme- grün, gelb oder rot. Tahingegen tut man bet Sudzimmern, in die taS Sonnenlicht reichlich eindringt, b'ssec, zarte Tinten zu wäülen: blaßblau, blaßgrün riömegelb, sii dersarb n — die letzter» Fard« sebr passend für Damenzinimer. Wrstzimmer sind ähnlich zn behandeln, mir Sud- ziwmer. Die beute viel oerbreiirte Boi liebe >ür tue allgemeine Anwendung von Tapet-n in tiefem pompejaniickien Rol ist übrrtriebeu und nicht zu billigen. Düs« Tapeten lchlucken mevr Licht, al- sür malerisches Raumbild günstig ist » >d tragen oußerbrm dazu bei. daß vor ihnen stehende dunll» Gegenstände mebr pächiuarlig als räumlich wirken. Ferner ist zu bedenken, daß bell« Farben den Raum erweitern, dunll« ibn verengern. In Rnimen, denen man keinen aus gesprochenen Charakter geben will, sind graue Tapeten schon darum stets mit Borirll zu v> «wenden, weil sie vorzüglich Hiniergründe abbeben. Auch dt« Wahl re« Musters cer Tapete ist für die Wirkung dr- Raume- von Belang. Di« ,etzt vielfach übliche«, nur durch vertikal« Streifen gegliederten Tavele» tragen dazu bei, die Hölrendim-nflon zu betauen, lassen allo den Raum Köder eriä einen. S « sind daher in oiedr'pen Zimmern besonders gut am Platze, wähieud Ile in hoben Räumen mit Bo,sicht verwandt werden muffen. Will man bohe Räume niedriger erscheinen lassen, so ziehe man zunächst di« Decke, d. h. allo Len weißen Anstrich, >n passendem Maße über die Wand hinab, schließe dann einen FrieS an, der die Horizontal« hrrvorhebt und verkürze auf dirie Weif« de» Umfang der Taprie selbst. Zwischen Fries »nd Tapete ist da- „Bilder aleiS" «nzubringe«, dessen Verwendung warm zu empfehlen ist. E« ist die« belannilich »ine um di« Wände fort- laufende Mejsingstange mit verichiedrnrn Ringen, an denen durch Schnur die im Zimmer auizuvängenden Bilder befestigt werden. Dirie Einrichtung macht e« möglich, drß man die Tapeten vor der übliche« Zerfleischung durch Nägel be hütet, und ermü licht e« zugleich, zu jever Zeit dir Bilder nach Belieben «m- »uhängra. Bei der Wadl ornamen'irrier Tapeten ist Vorsicht zu üben. Da- Ornameut muß durchaus flächenmaßig w rken, d. b. lein» eigene Biicwirkung autüben; e« muß ferner im böchuen Maße zurück altrnd sein. In Schlaf- zimmern sind ornamentiert« Tapeten »ntweder »ich« »der «ur in sebr bieiretrm Muster zu verwend««, da start ornamentiert« Tapeieu aui nrrvöi« oder gar trankt Personen noiorllch lehr uugünuig wirken. Aber im Kinde,zimmer etwa lann man ganz gern etue mit lustigen Girlaoden lustig verzierte Tapete verwende u. Ei« neue« Wikraska», da« dovvelt sov rl wie die besten beute üblichen Mikro top» leiurn «oll, delchreibt „Aitaniic Monibty". Mit dieiem Apparat der zwar nicht für da- Auge sich'bare Bilder, sondern nur für di» photo- grapbilchePlatte wahrnehmbare li-sirt, soll man iinuand« sei«, 40i»0lachr Ber- großeiunaen zu erzeuge» so daß selbst die kleinsten Gegenständ« und rebewtien beobachirt werden Iv inlen. Die er Iorljchritt beruht daraus, daß nicht da« gewöhnliche Lichr benutzt wirb, jondein die unfichtdaren Lichtstrahlen wirten, die eine Kadmium- oder Magnesiumbogenlamp« er, ugt. Ta Glas di« Strahlen, dir jenseil« der Li^idirteit liegen, nicht durchlatzl, besteh»« all« Linsen und Prismen de« neuen Mikroltop« au« Quarz. Dt« lurzerr Wellen züge. aus denen das ultraviolette Licht besteht, ermöglichen e«, da die aerinastrn Dickenuntrrichird« in den Substanzen, durch dir sie dinbnrchgrbeo. sich aus der vnotographiichrn Piatt« abbilden, selbst da« Inner« der ileinslen Lebewesen sichtlar zu malen. Ja, man tann die Mikroben nicht nur al« tot« Präparate, sondern auch lebend photographieren nud so Keimung-Prozesse, Wachstum unk Brrvielfälligung brtrachlen. * Vereinigung zur Aörtzernng dentfcher Knnft i« AnslanVe. Zur Förderung deulicher Ku ffi im Ausland« bat sich vor kurzem mit dem Sitz in Berlin »ine Vereinigung gebildet, der viele hervorragende Künstler und ein flußreiche För erer der cruiichen Kunst au- den größnen Kunststädten Tents.h- land« bereit« brigetreten sind. Die neue Bereinigung will d>» deulicke» Künstlern im Auefande die Wege ebnen, Ausstellungen veranilattra und durch einflußreiche Per'vntichkesten die Hindernisse Hinwegräumen, dir bi-d«r der Verbreitung der W^rke deuttcher Kunst ralgegenstanden. Der Borsitz «ede der Vereinigung, die, wie dir mi»>st»rrel!« „B'rliner Korrespondenz" m Keilt, auf d,e UnierstntzungSbereliichast de- Reichskanzler- rechnen darl, ist der Geheime Rtgi.rriiigsrai Platz, Berlin-Friedenau. Mitglieder de- Boriiandes sind irrn.r: Cuno v. Uecltritz, Franz Slorbina. Lr. Boß, der Konleivaior ter Kunstdenkmäler Thüringen-, Fr. Psann chmidt, Präsident dr« liünttleroeri aede« deutscher Bildhauer, und andere. Außerdem sind ein Gelamlvori and und riu Auslchuß gebildet, in denen sich die bedeutendsten Berrreter aller KnnstriLtungnr, dr-Kuniigriverbe- und der Kuni wissenjchasi sowie lehr rinflußieichr Knnst>r»un c auS den Kressen der Aristokratie, der Finanz, der Reich tagS- und L-nbloq-- abgeorcneten, de- Hantel- und ker Jndustiie befinden. In diesen Tagen wirb di« Vereinigung an die weiirren »reise ter »üniiier und kunstirrunde mit der Bitt« hrrautrrten, krm Unternehmen ihr« Mitwirkung zut.it werde» z»r lassen. * PerliianSsouds-Kornert. Der jung« Pianist Wilhelm Backhaus, der kürttich im hiesi,en Geivanvhau--Konzerl und auch in Dre-den außerordrrtt- tich grüße lüiistlrrische Erfolge erzielte, vrionsiallrt am Donnerstar den lv. d. M.), zugunuen de« Prnsioasionds der Lebrer de- Leipziger Königlichen Kvnser- vaioriums eia Koucrrt mit dem Winderstein-Oichesier i« der Albert-Hall«. Dieter Fonds, an dem fast SO Jadrr geiommett wurk«, ist doch «och vrrbält- ntsmäßig schwach, Hai bi-brr schon zwei Pensionär», zu denen Oster» «och «»Ker« zwei hinzutrrtrn. Eine Vermehrung und Starlung de» Fond- ist «oiarendiG. Die Leipciaer haben jo von ben etwa 700 S Hütern jährlich, die »nm Teil auch noch inrr Angehörigen mitbilngrn. ihre» Nutzen, man rübmt auch den Kunstsinn der Leipziger. In Anbetracht des guten Zwecke« bat auch der k-ithrig« Larl Reinecke die Dircklion seine- FiS-Moll-Konzerle- übernomm««, »nd di« Leivziger Kunstfreund« lwbeu die settene Gelegenheit, den Altmeister Mieder einmal dirigieren z« sehen. * Herr ». WtzmStal. Wie verkantet, soll der Oberregisseur der Leipziger Oper. Herr v. Wymsiat. sich mK der Absicht tragen in den Verband der L M. tzosoper in Wien rinzntretea. * Ter Tchiller-Vartcn in Jena bleibt, wir rrn« von dort geschrkebn, wirlz intotgr br- »nergicheu Einspruch- de- Bunde« „Heimatlchutz" erhalte». Da« Direktoriolgebäud« der Eteruwari« »ird fübttch »o» Schiller-Gaue« er baut; dir Arbeiten Haden begonnen. * Kleine Ehronik. Von einer „Kaiaz-Krife" weiß die „V.-Z" zu melden, ne ichreibt: „Im Burgtdrater ist ei«, Ka «z»Krise auSgecrockie«. Kainz, der sich gegenwärtig in Lupzig auflält, fordert eebühte Bezüge. Er er klärt. raß er fühle, er ivn,,, nur noch kurze Zeit seinen anstrengende» Beruf au-tüllen und müsse deshalb an seine Zrttunft lenken. Sein, Veuig« betrauen gegenwärtig 50000 Kronen. Im Burgiheater sckeinl w,»ig N«igu«> zu be- slebru. di» Forderungen de« Künstler« zu erfüllen." — Otto Ernst« zweiter Semper-Roman, den da« Leipziger Tageblatt im Erstobdruck gebracht bat, ge langt Eac» dieser Woche unter dem Titel „Seinver der Jüngling" im Buchhandel zur Ausgabe (Verlag von L. Stanckmonn irr Leipzig). Die »lste Auslage war bereit« vier Wochen vor Er ch in«, vrrgriffr«. — Wie die „K. s. K. u. W." weiset, bat Weriheim eiii« Summ» von HOOB zur Bersügun, genellt, mit deren tzit'e künstlerisch, Mobelir für keramische Zweck« von «in'k Reih« hervorragender Bildhauer geschaffen worden sind. Ti« Sache steht unler Ohrrlei'ung de- Architekten Geheimrat- Prostssor M«>set. Di« Modell« werden in Eadiner To» ou-grsüdrt und di» Arbeiten dürsten Iväter >v»>i im Warenhaui, von Wertheim »um Veriarrft komme». l-rrtile« sieh« S. Seit«.;
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)