Volltext Seite (XML)
«r. 77. 102. Jahr«. Lrwziger ra-edtatt. Mittwoch. 18. MSrz 19V8. „Also hotte ich recht!" mumnrlt« er einmal über da- andre. »Er mordet! Arme RcnSe." Je intensiver er nachdachte, desto schneller bewegten sich seine Füße. Er lief beinahe. „Wenn ich nur wüßte, wie sie ihn dazu bekommen haben, «inen solchen Wunsch auszusprechcn! Es ist unnatürlich! Denn er h a t ihn doch ausgesprochen!" Und dann kam ihm eine Idee, die ihn plötzlich mit einem Ruck zum Stillstand brachte. - „Nur so kann » sein!" kenn es halblaut über seine Lippen, „sie haben ihn hypnotisiert!" Er fühlte sich plötzlich ganz erschöpft. In der Nähe stand ein Meilen stein. Er lieh sich daraus nieder. „Beweisen wird man den Mord nie können", arbeitete es weiter in seinem Hirn, „denn der arme Gras ist verbrannt. ES war geschickt ge macht. Wie haben sie'S nur angcftcllt; wie — wie —" Er nahm seinen Kopf zwischen die Hände. „Klar denken!" murmelte er. „Der Körper ist verbrannt, um die Entdeckung deS Mordes unmöglich zu machen. Denn, selbst wenn die Mörder gefunden werden, kann man ihnen nichts beweisen. Der Sterbende wollte ja verbrannt werden! Und die Asche hält ihr Ge heimnis. Bester als ein begrabener Körper. Der kann auSgegraben, untersucht werden! Asche —" Er hielt plötzlich inne und blickte scharf empor, wie ein JaKbund, der plötzlich eine Spur wittert. Und im nächsten Moment war er schon wieder auf dem Rückweg nach Fiesole, so schnell seine Beine ihn tragen konnten. Dabei blickte er von Zeit zu Zeit aus seine Uhr. „Ich mach's noch! Ich mach's noch' Dis drei Uhr werden ste doch wohl selbst in Italien daS Bureau ossenhalten." Sobald er die ersten Häuser deS Dörfchen- erreicht batte, versinkt in sine gemäßigtere Gangart. Und da in einem Dorf oder Städtchen jeder Weg immer nach dem Marktplatz führt, und da dort immer alle Verwaltungsgebäude des OrteS liegen, so konnte der junge Mann nicht «ehr sehlgehen. Bald stand er denn auch vor dem Hause, bas er suchte. Ein zwei stöckiges Gebäude mit einer Uhr unter dem Giebel; daS größte des Städtchens. Bor der Tür, gegen dir Mauer gelehnt, die Hände in den Taschen, stand einer der beiden Polizisten, die für die öffentliche Sicher heit Fiesoles Sorge zu trogen hatten. „Wo kann ich den Sindacco finden?" fragte ihn der Franzose. „Oben. Gr ist noch drin!" An seinem Schreibtisch saß ein älterer Herr, der kaum aufblickte, als sein Besucher ekntrat. Beim ersten Wort jedoch, das den Fremden ver riet, legte er die Feder zur Seite und wurde höflich. Der Franzose brachte sein Anliegen vor. Er sei ein Freund des vor etwa drei bis vier Wochen in Fiesole verstorbenen Comte de Berger«. Könne er, der Sindacco, ihm Näheres mitteilen, da er an dem Tode seines so lieben Freundes natürlich großen Anteil nehme. Der Sindacco konnte ihm vieles mitteilen. Hatte er doch selbst den Totenschein beglaubigt. Der Gras erlog einem plötzlich eingetretenen Herzleiden. Der behandelnde Arzt? O ja, sein Name sei im Aerzte- register von Florenz verzeichnet. In der offiziellen Liste, gewiß! Habe Signor irgendwelchen Grund für diese Fragen? Nur Interesse des Freundes! So! Nun, Signor könne ganz ruhig sein, es sei alles in bester Ordnung vor sich gegangen. Jo, der Graf sei verbrannt worden, auf seinen vor vier Zeugen ausgesprochenen Wunsch " „Und darf 'ich das Krematorium besuchen? Ich möchte bei der Urne meines Freundes beten." „Aber gewiß, Signor, gewiß. Hier ist die Abreste. Da ich dir Papiere direkt dorthin senden mußte, habe ich die Adresse." Er kramt» in den Papieren eines Schubfaches. „Hier, Signor! Es gibt nämlich drei, alle außerhalb Florenz. Es sind die einzigen in ganz Italien, und man kommt aus allen Provinzen hierher. Nichts zu danken! Hat mich gefreut, behilflich sein zu können! Addlv, Signor!" Die nächste Elektrisch« brachte den Franzosen nach Floren-, und zwei Stunden später stand er in der Urncnholle des Krematorium», dessen Adresse der Sindacco ihm gegeben. In niedlichen Nischen standen die Urner» über- und nebeneinander in Reih und Glied. Und eine sah aus wie die andre, aus Marmor, mit kirrem kleinen, goldenen Schildchen versehen, in daS der Name deS Berstorbenen und der Todestag ein graviert waren. In der länglichen, ziemlich großen Halle war kein Mensch zu erblicken, als der livrierte Beamte ihn fast die ganze Länge deS Raumes entliung führte. Bei der zehnten Urne vor der letzten Nische machte er halt. „Prego, Signor!" „Comte de Bergöre, Paris. Januar 15. 1906", las der Fremde. Longe starrte er die Urne an, und dann machte er eine Bewegung, als wolle er sie herunternehmen. Doch der Beamte erhob abwehrend den Arm. „Da» ist nicht gestattet", sagte er streng. Der andre blickte schnell rechts und links um sich. In der ganzen Halle war kein dritter zu erblicken. Da griff er in die Tasche und holte eine Handvoll Zwanziglirestücke hervor. Es waren mindestens fünfzehn. In der hohlen Hand hielt er sie dem Beamten hin. Dieser blickte gleich falls schnell um sich, dann entschlossen auf das gleißende Gold. Er blinkte mit den Augen, als schmerze ihn der Anblick; dann, mit einer plötzlichen Bewegung, hatte er das Geld ergriffen und in seine Tasche gesteckt. Die ganz« Szene war bas Werk einer Sekunde gewesen. „Was wünschen Sie?" fragte er jetzt flüsternd den Besucher. „Die Urne, bis morgen!" „Unmöglich, Signor. Es würde sofort ausfallen. — Die Asche, wenn Sie wollen!" Der Franzose nickte. „Stehen Sie hier, neben mir, mit dem Rücken zur Tür, so! Geben Sie Ihr Taschentuch!" Es war im Moment geschehen. Die Urne stand wieder auf ihrem alten Platz, eines großen Teiles ihres Inhalts beraubt. Der Franzose drehte das Taschentuch herum und herum, bis die Asche darin zu einem festen Klumpen geworden und das Tuch herumgewickelt war. Dann wandte er sich, vom Beamten begleitet, dem Ausgang zu. „Und Sie bringen es morgen nachmittag beftmmt zurück, nicht wahr?" sagte letzterer noch beim Abschied, aus die Tasche deutend, in die der Fremde das Tuch nebst Inhalt hatte gleiten lassen. „Ich traue Ihnen! Wenn es herauökommt, bin ich ein verlorener Mann! Nicht wahr, ich kann mich auf Sie verlassen?!" Der Besucher drückte ihm beteuernd die Hand und entfernte sich. Eine der Ecken der Piazza del Mercato wird von einem sehr großen Laden eingenommen. Es ist der größt« in Florenz und birgt eine Drogerie, eine Apotheke und eine Ehemikalienhandlung unter einem Dach. Und die Fenster tragen alle in großen Buchstaben die Aufschrift: „Chemische, mikroikovische und bakteriologische Untersuchungen jeder Art." Es war bereits spät, als der Fremde von der Urnenhalle diesen Laden betrat und den Chef zu sprechen wünschte. Der, ein alter Grau kopf, führte ihn in sein Laboratorium, wo Flaschen, Gläser, Röhren, Mikroskope und Präparate in schönster Unordnung dnrcheinanderlagcn. lFortsetzung folgt.) * * » sAnk Wnrckch wirb der Anfang dieses Roman- neu hinzutretende» Abonnenten kostenlos nachgeliesert.) Vie Tarnkappe. Ein Märchen von Emil Mahler. Ein Neuvermählte» Ehepaar war auf Sommerwohnung «gangen, um da» junge Glück auch nach der Hochzeitsreise in aller Sülle, fern ovm Getriebe der Großstadt auskosten zu können. Gor lange sollte es nrchl mehr währen, das glückliche Alleinsein, das Leben füreinander, denn... Es war die Zeit des Sommeranfangs. Die Bögel sangen, liebten und bauten Nester. Tie Hasen sprangen, liebien und bauten leine Nester; kurzum, es war, wie rS ernem soliden Sommeransang zulommt. Die beiden Leutchen gingen selbander in den Hain, der unweit des kleinen Landhauses den Borläufer des großem, dunklen Waldes bild«». Sie führten sich in süßer Eintracht an der Hand, drücktien sich die Finger blau und blickten sich das Antlitz rot, kurzum, wie eS eben «wem verliebten Pärchen -usteht. Die Bienen summten, die Grillen zirpten. Göttliche Stille, Wonne- sanier Blumenduft! Da — plötzlich schreckte ein blendender Strahl die beiden Wandelnd-'n auf, und eine Frauengrstalt in wallend-weißen Kleidern mit silbernem Gürtel um den schlanlen Leib und blinkendem Goldstern im blondgelben Haare stand vor ihnen. Eine Borstellung unterblieb, denn selbst ein minder gebildeter Mensch hätte sofort gewußt, daß es eine Elfe sei, die da io unangemeldet erschienen war. Mit einem Stimmchen, das wie Silberglöckchen klang — es ist dies die Normalstimmlage der Elfen — sprach sie also z» dem betroffenen Paare: „Seid ibr glücklich, wahrhaft glücklich?" „Gewiß, mein Fräulein!" erwiderte der Mann; sein Wnbcken oder, taktvoll, wie es ein im Prnsionate erzogenes Dämchen fein toll, ver ¬ besserte rasch: „Gewiß, holdes Wesen, daS unS in so seltsamer Weise erschienen ist! Gewiß, und . . /' Die Ucbcrirdische, die keine Freundin von langen Redensarten su sein schien, schnitt den wvhlangesponnenen Redrfadon rasch ad, indem sic «infirl: „lind doch wird noch so mancher Wunsch Verborgen sein in eures Herzens Falten/ Er hatte seinerzeit zwei Semester Medizin studiert und wußte, drß es im Herzen keine Falten gäbe, in denen Wünsche ansbcwahrt würden, wollte aber nichl unhöflich sein, auf diesen Irrtum aufmerksam zu machen, und schwieg daher. Seine Gatiin aber rief eifrig: „Nun denn, edles Weib! Wenn scsi mir etwas wünsckzen darf, so wäre cs eine Tarnkappe, aick daß ich überall hingchen könnte, ungesehen, und lauschen dürfte, was di« Leute über Mich und meinen Edi sprechen." „Es sei gewährt, dein Wunsch erfüll? Die Kappe dir beschert, Dein Sehnen sei gestillt! Jedoch eniblöße nie dein Haupt Vor fremder Menschen Blick; Sonst'wi'd die Gottesgabe dir geraubt Drum Haire sorgsam dich zurück, Wenn Worte dir entgegcnschallen, Die deinem Sinne nicht gefallen." So lautete die Silberglockenantwort, und verschwunden war die Luftgestalt; am Waldesboden aber log, in Papier emgebüllt, evi Päckchen. Die junge Frau hob es rasch auf und wickelte aus dem Papiere cn kleines silbergesticktes Häubchen. Sic setzte es gleich aus ihr Haar, um es zu versuchen. Und siebe da! Es war kein Schwindel, denn sie war a tewpo den Blicken ihres Gatten entschwunden. Sie zwickte und vufftc ihn von allen Seiten, und er wußte nicht, von wo es kam. Ihre Freude war groß; er aber machte ein bedenkliches Gesicht und schüttelte sorgenvoll daS Haupt. Man begab sich nach Hause. Gleich mußte rin Versuch gemacht wer den, denn am Tore -nm Landhaus« stand del'en Besitzer Mit seiner Fran. Der junge Mann ging voraus, sie folgte ihm unsichtbar auf dem WiMUM ß. Mm S W ^Kt.-v68. k>snkenksng 8. 8s» LperlLlfabi'lk von VIsskiinx-, 8takl- unä sisvlnen Lst1.8l.eH6n Lpr'unxteäsk'inLlr'atrsn fUn kolrdetten kolsten- unä vobsr-IsxemLtl'atrsn Llöppäsokvv, tloplkissen ^Lsckv sUe? kllmls Lblinlll» Heim?« — kct» NlmlüMik. S-4« «»e «ekk m't lsttvrb». Vttr»gvn jeder Art tür Handel, Industrie und Vandwti tichatt, Gewichte, stavterprestrn, Hohlmatze, Nrparaturen. dl» 4 keoater, Maua, dllllg. Lnsol's IR»t«>ntr. S8. Noor Ltektr. vlrä i«rg»iot. LtUÄHViKx Vozxk, LVaagcnfabrik, Leipzig, Centralstraße 7/V gegr. 1817. 4»4»M lmM sM-vi'llcstk, »arbe „Vermmcka" dvater eogl. ^otkraatt, karliileine-hrM? sickert jeäei ijuaoiom tret tlau« Lrrl Lelmeiiler Kreds «.utrNrnbor 8tr. 20. ^el. LIVu Lloräurcb reigs iob orgedeoet an, üass leb wem * VermeMiiiA- mxl teeßmelm kirres» II »et» VLvdterstrrtso 28,1., kcds »slclirgsi'IcliltplLlr u> unmittelbarer diade cker kvoigiwdeo ^mwkauptmarmnbakt aoä «les kteoeo statdaoses, verlegt null ckis kvroupreebnummer 3234 erbaltou dado. Ingenieur uvä vsrpü, Ovomvtoi». Slepplllllttlii mit Pflanzensaunrn» Füllung preis wert dieett in ver Fabelt, wo auch alle Ltrppdeckrn ausa'arb"iirt werden. Llisadelk ttsiliorn, I.oiprlg, Doritttieenstrahe „«au m«t«»a». veu«»— OllrvnvnsrLttlrnr LNlv««,, o„» «!»„koi« 7.0^4« „r»»i »«>»1 iivr,.!«» , l)»nli»ri>, ,I»I», U». a«Itt», ,,»!>, ,. fr. o4 ,»v «« Uu. u 1.4». , I» vl' u» k.öv kr V« Gotim-. ksillried Irüllrsed. U Io l-«prig io PI. rn ritt, r.10 ll s >0. M«,, L. ktaehkolger U. ^Vexen veberklMnng äes Asgers kadvo «ir rirka Sstvov Kellen fapelen Lltare Vevillorl« telirrela« rum kndrltiprei« »dr.agebvo. Linoleum. Seat« rtaroo ooter kadrllcllateopratsl Mliemnii L llrmelie vrlmmnInckVr Stelmveg, Lvtat»»iio karterr» norl I. 8t-g«. Telepkoo 7187. DM" Straaaendah» rrlr» vergütet. "WW Reichen, vkekLcheiben unck IfvNLport tounleL loßomMkMS«! ltSusiicsi uns teldivelse. (jeom OttoLrbneitlef o m d «. 8 S Sclimrr-mlmn aurtouklos vsrkLutt dUIlx ksrl lkliiitiüti' »Illis. Lutrltro^ti^r Siir. LV. Velsph. 8188. »4«7» Vnvl»^»n«n. Ilttzt- ist MMM N Wl ist fist» VI- ditoir« fvr l-mmvnltvmtvui» nnv ltlüntel empüvblt io guter ^uswatll billigst L. yaorovr, Iuelil»!rer.kiir!58lr.25/^''L"/^