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der die Zu alle ° Bon einer Kuh — erwürgt. Aus Leitmeritz wird geschrieben: Vor einigen Tagen weidete der 13jährige Ludwig Ketzer im Puschingerhof nächst der elterlichen Wohnung eine Kuh und beschäftigte sich hierbei mit Holz schnitzen/ Der Knabe blieb seit dieser Zeit verschollen, ! während die Kuh allein in den Stall kam. Gestern nun 3. Was der Mann an verbrauchbaren Sachen des eingebrachten Guts veräußert oder verbraucht, hat er der Frau oder deren Erben nach Beendigung der Ver waltung und Nutznießung zu ersetzen: doch kann sie aus nahmsweise, soweit die ordnungsmäßige Verwaltung es fordert, diesen Ersatz schon früher verlangen. 4. Verfügt der Mann eigenmächtig über nicht ver brauchbare Sachen des eingebrachten Guts und begründet sein Verhalten die Besorgniß, daß die Rechte der Frau in einer das eingebrachte Gut erheblich gefährdenden Weise verletzt werden (spekulirt er z. B. eigenmächtig mit ihren Werthpapieren), so giebt das Gesetz der Frau mehrere Sicherungsmittel zur Auswahl: a) sie kann von ihin Sicherheitsleistung verlangen, oder b) sie kann auch mittels Klage Ersatz für die ent zogenen Rechte verlangen, oder c) sie' kann Hinterlegung der Jnhaberpapiere nebst Er neuerungsscheinen, sowie der Ordrepapiere mit Blanko indossament bei der Reichsbank oder einer öffentlichen Hinterlegungsstelle mit der Bestimmung verlangen, daß eine Verfügung des Mannes darüber nur mit ihrer Zustimmung erfolgen darf, oder ä) sie kann auf Aufhebung der Verwaltung und Nutz nießung klagen; bei rechtskräftigem Obsiegen erlangt die Frau alsdann die völlig selbstständige Verwal tung des'eingebrachten Gutes. Diese Skizze ergiebt, daß das B. G.-B. die persön lichen wie die vermögensrechtlichen Interessen der Frau eingehend und sorgfältigst gesichert hat. ihm die Wangen uud küßt ihn. Und er drückt sie ergriffen an sich, und das Bewußt sein, daß es noch ein Herz giebt, das trotz alledem treu an ihm hängt, erhebt ihn vor sich selbst. Wenn ihn auch alle anderen schmähen, verachten und verlassen, die Liebe der Mutter kann ihm nichts in der Welt rauben; fürste bleibt er immer der Schuldlose, der Bedauernswertste; in ihren Augen hat jeder andere mehr Schuld an der That, als er selbst. Schon vier Wochen später findet die Verhandlung gegen Köster statt. Der Urtheilsspruch lautet milde genug auf ein Jahr Gefängniß. Während Otto in dem abstumpfenden ewigen Einerlei des Gefängnißlebens seine Tage in einem Zustand dumpfer Ergebung hinspinnt, ist die Mutter für ihn unermüdlich thälig; sie rennt von Pontius zu Pilatus, und mit ihren Bitten und Gnadengesuchen weiß sie es richtig dahin zu bringen, daß ihm die letzte Hälfte im Gnadenwege er lassen wird; sie ist es auch, die ihn in Begleitung Karls vom Gefängnisse abholt, als die schwere Zeit der Haft endlich überstanden ist. Sie geleitet ihn in ihre Wohnung in der Rügenerstraße. Mit großer Mühe hat sie dem Vater, der von dem Jüngsten nichts mehr wissen will, die Erlaubniß abgerungen, daß Otto einstweilen bei ihnen eine Zuflucht findet. Mit einem kalten, starren Kopfnicken begrüßt alte Köster den Heimkehrenden; er reicht ihm nicht Hand; er richtet nicht ein einziges Wort an ihn. HU uuv IN „Wir kommen, sagt sie, und ihre Augen schimmern in feuchtem Glanz, „wir kommen, um Dich zu bitten, uns mit Dir zu nehmen!" Otto streckt die Arme nach ihr aus; er ringt nach bitter hat es ihn getroffen, daß der Leichtsinnige Opfer, dtemanihm gebracht, so übel vergolten hat! Sein strenger, ehrlicher Sinn kann es noch immer nicht über winden, daß sein Sohn zum Dieb geworden ist! gewesen. „ . . „ . Eines Tages öffnet sich die Thur m der kleinen Wohnung der Rügenerstraße, und Konstanze, ihren kleinen Sohn an der Sand, erscheint auf der Schwelle. Otto steht blaß, regungslos da, wie angewurzelt; er wägt nicht, ihr entgegen zu gehen. .... ...... Konstanze schreitet mit freundlichem Gesicht auf ihn wurde der Knabe mit einer Schlinge um den Hals von Auch Konstanze und ihr Vater verharren noch immer in Groll gegen den Schuldbeladenen, der ihnen, der der ganzen Familie so große Schmach zugefügt hat. Der Kammergerichtsrath hat sich pensioniren lassen und führt nun mit seiner Tochter in stiller Einsamkeit ein zurückgezogenes Leben. Otto befindet sich in den ersten Tagen nach seiner Entlassung wie im Taumel; ihm ist zumuthe, wie dem Blindgewesenen, dem Plötzlich das Augenlicht wiedergegeben ist; er weiß noch nicht, wie er sich der wiedererlangten Freiheit bedienen, was er beginnen soll. Endlich, zwei Wochen sind inzwischen vergangen, findet er den erlösenden Gedanken. Daß er jemals wieder in der Hcimath eine seiner Bildung angemessene Stellung erlangen könnte, scheint ihm ausgeschlossen; überall würde ihm die Vergangenheit hindernd im Wege stehen. Ein neues Leben muß er beginnen an einem Ort, wo Niemand ihn kennt, wohin kaum je die Kunde von dem, was er einst im Leichtsinn der Jugend verbrochen hat, dringen wird. Der Gedanke belebt ihn, richtet oen Verdüsterten, Verschüchterten, der in Gegenwart Anderer kaum zu sprechen, kaum den Blick zu erheben wagt, förmlich wieder auf, flößt ihm neue Hoffnung, neuen Lebensmuth ein. Als er mit seiner Mutter zum ersten Mal von seinem Entschluß spricht, auszuwandern, sieht sie ihn ungläubig und ganz bestürzt an. „Nach Amerika willst Du? — Nach Amerika?" stammelt sie entsetzt und hebt die ineinander geschlungenen Hände flehend zu ihm empor. „Nein, nein, das wirst Du mir, das wirst Du Deiner alten Mutter nicht anthun, Ottchen!" Amerika! Das ist für die alte Frau so gut wie aus der Welt. Aber, als er ihr nun seine Gründe auseinandersetzt, als er ihr erklärt hat, daß er in der Heimath doch nie mehr froh werden könne, da beugt sie ergeben ihr Haupt. „Du hast recht, mein Sohn," sagte sie. „Ich dachte nur an mich und nicht an Dich und Deine Zukunft. Du hast recht. Wenn ich Dich auch nicht Wiedersehen werde und auch sonst nichts werde für Dich thun können, beten kann ich doch für Dich. Und in Ge danken werde ich immer bei Dir sein!" Otto hatte nur noch den einen Wunsch: sein Kind und seine Frau noch einmal zu sehen. Wenn Konstanze ihm die Hoffnung mit auf den Weg geben könnte, daß sie ihm später einmal, vielleicht in Jahren, verzeihen, daß sie es des Kindes wegen vielleicht über sich gewinnen könnte, ihm später nachzufolgen, dann würde er leichten Herzens die große Reise über den Ozean antreteu. Er vertraut seiner Blutter an, was sein Herz bedrückt. Frau Köster hat selbst schon daran gedacht und sie ist schon aus eigenem Antrieb noch bevor Otto ihr davon gesprochen, bei Konstanze und dem Kammergerichtsrath Dei- Aknttersshn. Roman auS der Gegenwart von Arthur Zapp. (Nachdruck verboten.) (Schluß.) 20. Kapitel. Otto sitzt brütend vor seinem Schreibtisch. Fiebernde Erwartung glüht ihm in den Adern. Was werden ihm die nächsten Stunden bringen? Wie wird Konstanze sich verhalten, wie der Kammergerichtsrath? Werden sie ihm verzeihen, werden sie schweigen? Er vergegen wärtigt sich seines Schwiegervaters ehrwürdige, ehrfurcht gebietende Gestalt, seinen zwar milden, aber unantastbaren rechtlichen, sittenstrengen Charakter, und Schauer der Angst, der Scham, des Entsetzens durchrieseln seine Brust. Muthlosigkeit und Verzweiflung packen ihn. Wie soll er ihm gegeuübertreten mit dem vernichtenden Bewußtsein, so schändlich an ihm und seiner Tochter gefrevelt, mit der Gastfreundschaft, mit dem Vertrauen, mit dem jene ihn beehrt, so schmählichen Mißbrauch getrieben zu haben? Er reißt in raschem Entschluß das oberste Schubfach seines Schreibtisches auf, schon streckt sich seine Hand nach dem Revolver aus, der hier aufbewahrt liegt, da fällt sein Blick auf ein kleines hölzernes Pferdchen, das neben dem Schreibtisch auf dem Fußboden liegt. Der Arm sinkt matt aus die Schreibtischplatte zurück, und seine herben, entschlossenen Züge nehmen im Nu einen schlaffen, weichen Ausdruck au. „Mein Eberhard!" murmeln seine blassen, zuckenden Lippen, „mein liebes, süßes Kind!" Soll er sich tödten, soll er sein Kind, sein heißgeliebtes Kind nie mals Wiedersehen? Soll er ihm, dem hilflosen, kleinen Wesen, den Schutz, die Liebe, die Fürsorge des Vaters rauben? Nein, Nein! Zu fest ist sein Herz an Weib und Kind gekettet. Und wieder beginnt er, seine Lage zu überdenken. Es ist ja unmöglich, daß ihn Konstanzes Vater der Schande, der Schmach überliefern wird; erwirb, er muß ja schweigen. Und dann, wie wird sich dann die Zukunft gestalten? Zeitlebens wird er dem Kammergerichtsrath mit Zittern und Zagen gegenübertreten, mit niedergeschlagenen Augen voll Scham und Reue. Jedes wärmere Wort, jeder innigere Verkehr ist zwischen ihnen für alle Zeit zur Un möglichkeit geworden, das Geheimniß des ungesühnten Verbrechens wird immer zwischen ihnen stehen. Und wie wird ihm Konstanze begegnen? Muß sie ihn nicht ver achten, verabscheuen, verwünschen? Wird ihn nicht das Bewußtsein seiner Schuld in ihrer Nähe zu Boden drücken? Entsetzt springt er auf. Nein, nein! Eine solche Zu kunft wird ja noch viel martervoller sein, als die ärgste Stunde seiner Vergangenheit es gewesen. Wie, wie sich Ruhe, wie sich Frieden, wie sich Verzeihung und Vergessen verschaffen? , Verzweifelt brütet der Unglückliche über die schier unlösbare Frage, verzweifelt läuft er im Zimmer auf und ab, seine Hände ringend, sein Hirn zermarternd. Da geht es plötzlich wie ein Blitz der Erkenntniß in seiner Seele auf. Sühnen muß er, was er verschuldet, ehrlich sühnen, sich das schwere Geheimniß seiner Schuld von der Seele wälzen. Längst hätte er es thun müssen, längst! Wie eine Offenbarung kommt es über ihn. Nie, nie wird er Frieden mit sich und den Andern finden, wenn er nicht offen bekannt hat, was er gethan, wenn er nicht die Strafe, die das Gesetz bestimmt, auf sich ge nommen hat. Verblendeter Thor, der er gewesen, wenn er geglaubt hat, mit dem Bewußtsein seiner ungesühnten Schuld jemals wieder froh und glücklich werden zu können! Und nun nicht wieder länger gezaudert! Er jetzt sich an den Schreibtisch und schreibt einen langen Brief an Kon stanze, sich häufig unterbrechend, indem er seinen Kopf m die Hände stützt und schwere Seufzer aus beklommener Brust ausstößt. ,,, hat er den Brief zu Ende gebracht. Ent schlossen springt er auf. Es muß sein, es giebt keinen anderen Ausweg! Er geht auf die Straße hinaus, äußer lich ruhig, gefaßt, und die erste Droschke, die er begegnet, ruft er an, um sich nach dem Kriminalgericht zu begeben. Der Prozeß Köster nimmt einen schnellen Verlauf. Da der Arrestant sich freiwillig gestellt hat und ein offenes Geständuiß abgelegt hat, finden deshalb vorher nur wenige Vernehmungen statt. Die Einzige, die den Angeklagten im Untersuchungs- gefängniß besucht, ist seine Mutter. Otto erschrickt bei ihrem Anblick auf's Tiefste. Ein brennender, fast uner ¬ träglicher Schmerz durchfährt seine Brust. Das ist nun zu und legt ihm den Knaben in die Arme, sein Werk. Wenige Wochen haben die sonst so rüstige, lebhafte Frau zur Greisin gemacht; ihr dunkles, bisher nur mit wenigen Silberfäden durchzogenes Haar ist schneeweiß geworden; ihre Haltung ist gebeugt, und nur mühsam bewegt sie sich vorwärts. So sehr sie sich auch Mühe giebt, es zu verbergen, auf den ersten Blick sieht es der Erschütterte, daß sie zur siechen, hinfälligen Greisin geworden. Nie hat er so bitter bereut, was er gethan, als in diesem Augenblick; stöhnend schlägt er die Hände vor das Gesicht und bricht in ein heftiges Weinen aus. „Aber Otto — Ottchen!" ruft die alte Frau; sie umfaßt und streichelt ihn. „So fasse Dich doch, so weine doch nicht so, mein guter, mein lieber, armer Otto! Es wird ja nicht so schlimm werden. Ich habe ja schon mit dem Untersuchungsrichter gesprochen. Daß Du Dich selbst gestellt hast, das rechnen sie Dir auch sehr zu Deinen Gunsten an. Ich hab's ihm ja auch gesagt, dem Herrn Richter, daß Du gar nicht so sehr schuld bist. Mein Gott, was hättest Du denn danials thun sollen? Gut willig hätte Dir ja der Vater das Geld doch nicht gegeben. Vater und ich, wir sind ja viel mehr daran schuld als Du selbst. Wenn ichs nur von Dir nehmen könnte, Ottchen! Wenn ich nur wüßte, was ich thun soll!" Sie streichelt Worten, um ihr sein heißes Dankgefühl auszudrücken, aber seine Stimme erstickt in dem ungestüm hervorbrechendeu Thränenstrom. Acht Tage später findet die Abreise nach Amerika statt. Die ganze Familie giebt dem Scheidenden das Geleit nach dem Bahnhof. Der alte Köster reicht seinem jüngeren Sohn zum ersten Male wieder die Hand. Auch der Kammergerichtsrath ist auf dem Bahnhof; tief bewegt umarmt er Tochter und Schwiegersohn. „Ver gessen sei und vergeben," sagt er zu Otto, „was hinter uns liegt! Glückliche Reise und eine frohe Zukunft. Die alte Frau Köster ist bis zum letzten Augenblick an Ottos Seite; sie hält ihn an der Hand und läßt ihn keine Sekunde aus den Augen. Zu sprechen wagt sie nicht; sie fühlt, daß sie doch nur ein fassungsloses Schluchzen würde hervorbringen können. Aber ihre Blicke sprechen beredter, als es viele Worte könnten, von der unerschöpf lichen, nie erlöschenden Mutterliebe. Vermischtes. ' Die letzte Auffahrt des Grafen Zeppelin mit seinem lenkbaren Ballon ist, wie wir bereits meldeten, vollständig und ohne jeden Zwischenfall geglückt. Ueber diese Auffahrt wird von sachverständiger Seite geschrieben: Der Ausstieg am letzten Sonntag hat die Erfolge vom letzten Mittwoch nicht allein bestätigt, sondern dadurch, daß das Luftschiff nach mehreren beschriebenen Kurven an seinen Bestimmungsort zurückkehrte, zu einem vollen glänzenden Erfolg gestempelt. Das Fahrzeug stieg um 5 Uhr mit vollem Gleichgewicht empor, doch betrug dies- mal der Auftrieb, weil schwereres Gas nachgefüllt wurde und das alte in Hüllen verbliebene durch Diffu sion vom specifischen Gewicht verloren hatte, nur 20 KZ, während der verfügbare Ballast jeder Gondel 30 KZ be trug. Es war nach den bisherigen Luftschifferersahrungen ein kühnes Unternehmen, ein derartig schweres Luftschiff mit so wenig verfügbarem Ballast zum Aufstieg zu bringen. Dennoch beschloß Graf Zeppelin, gestützt auf die Erfahr ungen der beiden letzten Aufstiege, die jedes Mal ein Landen fast ohne Ballast gestattet halten, den Aufstieg. Der Erfolg hat diesen Entschluß glänzend gerechtfertigt. Das Fahrzeug erhob sich ruhig uud gleichmäßig in die Luft, etwa 200 Bieter hoch und zwar diesmal gegen die Richtung des Windes, der aus Nord-Nord-West wehte uud ungefähr eine Stärke von 1'/? Meter pro Sekunde hatte. Oben war er stärker, das Luftschiff folgte direkt dem Steuer, uud zwar gelang die Steuerung dieses Mal dank der gewandteren Führung vorzüglich. Der Ballon beschrieb zwei Curven, die erste größere, mit Stcuerbord- stellung, nach dem Schweizer Ufer zu, di? zweite, mit Back bordstellung führte das Fahrzeug wieder zur Halle zurück. Die Eigengeschwindigkeit betrug, nach den folgenden Motor- booten zu urtheilen, wiederum mehr als vier Meter gegen die Windrichtung, was wieder zu der bei der zweiter Auffahrt genommenen Fahrgeschwindigkeit führt. Die Landung erfolgte in unmittelbarer Nähe der Halle durch Ziehen des Ventils ohne jeden Ballastauswurf um 5 Uhr 25 Minuten. Bereits um 6 Uhr befand sich das Fchr- zeug, das durchaus keinen Schaden erlitten hatte, wieder wohlgeborgen in seiner Halle. Die Bedingungen der Auffahrt waren ungünstig, da es beständig regnete. Die Fahrenden waren wieder Graf Zeppelin, Oberleutnant von Krogh, Eugen Wolf, die Maschinisten Bauer und Groß. Der König und die Königin von Württemberg wohnten dem Aufstieg von Anfang an bis zur vollendeten Bergung des Luftschiffes in der Halle auf einem Extra dampfboot bei. Alle Fahrverständigen waren von dem Ergebniß des Aufstieges in höchstem Grade befriedigt und brachten dem Grafen Zeppelin ihre aufrichtigen Glück wünsche dar. Nach diesem letzten Aufstieg wird Niemand mehr mit einem Schein von Recht den Erfolg leugnen oder anzweifeln können. * Ein neuer Meineidsprozeß hat am Freitag vor dem Könitzer Schwurgericht begonnen. Angeklagt sind der Arbeiter Maßloff und dessen Frau, ferner seine Schwiegermutter Frau Roß und deren älteste Tochter Frau Berg. Alle vier sind vorbestraft. Maßloff hat seiner Zeit bekundet, daß er vor dem Keller des jüdischen Fleischermeisters Lewy auf der Lauer gelegen und das Wimmern eines Menschen gehört habe. Als dies ver stummt war, habe er ein Geräusch gehört, als ob in dem Keller gescheuert werde. Gleich darauf sei ein kleiner Mann, der Figur nach der alte Lewy, ans dem Keller gekommen, der sich scheu auf dem Hofe umgesehen, ob Menschen in der Nähe seien. Später seien drei Personen aus dem Lewyschen Hofe getreten, die einen sackartigen Gegenstand trugen und nach dem Mönchsee (wo bekannt- lich die Leicheutheile des Winter's aufgcfunden wurden) zu gingen. Maßloff erzählte seiner Frau die Wahrnehm, ungen, die Beide vor dem Untersuchungsrichter mit ihrem Eide bekräftigten. Auch Frau Roß und Frau Berg machten vor dem Untersuchungsrichter unter lhrem Etde Aussagen, die in Lewy den Mörder Winter s suchen ließen. Später ist die Justizbehörde zu der Ueberzeugung ge langt, daß alle diese Erzählungen auf Erfindung be ruhen, und cs wurde Anklage wegen wissentlichen Mein eids erhoben. Als Zeugen sind 117 Personen geladen, darunter fünf medizinische Sachverständige. Maßloff blieb bei seinem Verhör dabei, daß erdie Wahrheit gesagt habe, er verwickelte sich aber wiederholentlich in Widersprüche, die mit seinen früheren Ausfagen nicht in Einklang zu bringen sind.