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Zweites Blatt. MMMUlsSmi Tharandt, Nossen, Sieöentehn und die Umgegenden. !»" Amtsblatt ^ür die Rgl. 2lmtshauptnkMlnschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Her-^.valde mit Landberg, Hühndorf, Kausbach, Kesselsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Munzig, Neukirchen, Neu« tanneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, Rshrsdorf bei Wilsdruff, Noitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf Schmiedewalde, Sora. Steinbach bei Kesselsdorf, Steinbach b. Mohorn, Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Pwt bezogen 1 Mk. 5ö Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionsvreis 10 Ma. vro viergespaltene Corpuszeile. und Perlaq vl'n Mnrtin Berger m Wil^rusi. — Verantwortlich für die Redaktion Martin Berqer daielbtt. No. 133. Sonnabend, den 1v. November 1SVV. 58. Jahrg Denn Jesus Christ i henden Elemeniarlehrern in den Präparanden-Anstalten nes Blutes: „Nun j und Lehrer-Seminaren gesorgt werden. Allerdings mangelt es für den gedachten Zweck zur Zeit uoch an entlprcchendeu Lehrmitteln. In dieser Beziehung sind die zahlreichen Artikel, wie wir sie seit längerer Zeit aus der Feder tüchtiger Juristen in regelmäßiger Folge veröffentlichen, geeignet, eine Lücke auszufüllem Denn durch nichts wird die Schule vortheilhast wirken. Wir sind gewiß gegen die Ueberbürdung der Schüler mit unnützem Lehrstoff, aber bei Gelegenheit des Geschichtsunterrichtes ließe sieb sehr leicht etwas über die Entstehung und Bedeutung unseres einheitlichen deutschen Bürgerlichen Rechts einfügen, sogar in den Elementarschulen, leichter noch in den land- wirthschastlicheu Winterschulen und ähnlichen Fortbildungs schulen, sowie in den höheren Schulen. Voraussetzung wäre freilich, daß die Lehrer Interesse und Verständniß für die Sache Hütten; dafür müßte selbst bei den auge- und es macht Sein redend Blut unsre böse Sache gut." Oder sollten andere Menschen uns beschuldigen? Vielleicht dich und mich die Leute, an denen wir uns ver ¬ sündigt haben, die wir zur Sünde verleitet, denen wir ein böses Exempel gegeben haben? Werden sie nicht wider uns' ausstehen am Tage des Gerichts und unsere Ver- dammniß sordern, weil wir Schuld au ihrer Verdammmß tragen? Und die vielen, an denen wir nicht genug oder! gar nicht gearbeitet haben, denen wir den rechten Wegs nicht gewiesen haben, obgleich wir ihn wußten — werden sie uns nicht beschuldigen am jüngsten Tage? Mir ist oft angst und bange geworden bei solchen Gedanken. Wenn auch die Wunden geheilt sind, brennen doch die Narben. Aber Er, der mit Seinem Blute die Blutschuld des Schächers vollkommen bezahlt hat — Jesus Christus — Hal auch deine und meine Blutschuld bezahlt. Beschuldigt uns nicht am Ende unser eigenes Herz? So viel Liebe, spricht es, hat Golt au dich gewandt, und wie übel lohnst du es Ihm? Trotz der Wunder, die Er dich so reichlich hat erfahren lassen, zweifelst du immer Wieder an Seiner Dnrchhilfe! Wie häufig widerstrebst du Seinem Willen und gehst deinen eigenen Weg! Wie oft willst du das Gute und thust dennoch das Böse! — Was sollen wir dazu sagen? Wir sollen unser eigen Herz auf Christum verweilen und Sein Verdienst; da muß und soll Ium 22. Sonntage nach Trinitatis. Röm. 8, 33: Wer will die Äus- envähltm Gottes beschuldigen'? Wenn die Schrift von Auserwählten redet, so meint die Gesetzestenutuiß in nichtjuristischen Kreisen so gefördert, als durch gemeinverständliche Darstellungen aus dem Rechtsleben au der Hand von praktischen Beispielen Verschlungene Lebenswege. Original-Roman von Gustav Lauge. 1. Kapitel. „Wenn Du noch eine Mutter hast, so danke Gott", heißt cs in einem anheimelnden, uns tief ernst stimmenden Volksliede. Aber nicht allein der Besitz eines treuen, liebenden Mutlerherzens bedeutet das höchste Glück auf Erden, sondern auch das Bewußtsein, unter dem starken Schutz des Vaters sich zu befinden, unter seiner liebe vollen Fürsorge die Tage der Kindheit zu verleben, den ersten Thcil der Lebensbahn zu durchschreiten und auf den später sich manchmal recht hart gestaltenden Kampf ums Dasein vorbereitet zu werden, ist ein Glück, dem kein anderes gleich zur Seite gestellt werden kann. Kein Tag sollte daher vergehen, an dem der Knabe, das Mädchen aus Dankbarkeit sich nicht angespornt fühlt, die lieben theureu Eltern in das Abendgebet eiuzuschließen, die Gnade des Schöpfers anzuflehen, ihm dieselben lange, lange zu erhalten. Aber leider wird Gottes Gebot nicht immer befolgt und manchen Menschen erfaßt in späteren Jahren, wenn er sich seiner Heimgegangenen Eltern er innert, bittere Reue, falls er solcher noch fähig ist, weil er die Ermahnung der Eltern nicht befolgt, ihnen Kummer und Sorgen bereitet hat, vielleicht nur im jugendlichen Uebermuth, doch daraus entwickeln sich eben nur zu leicht all die anderen schlechten menschlichen Eigenschaften. Könnte man nur einmal bei den vielen verlorenen Existenzen, bei den Insassen der verschiedenen Strafanstalten diese um eine wahrheitsgetreue Angabe über die Ursachen ihrer Verfehlungen ausforschen, es würde hierbei vielfach sich bestätigen, daß in dem Ungehorsam gegen Vater und Mutter der erste Keim zu den späteren Sünden gelegen hat. Tief zu bedauern sind freilich auch die, denen es nicht vergönnt war, in ein treues Vater- und Mutterauge zu schauen, welche die Eltern frühzeitig verloren haben — ihr Leben zeigt eine Leere, die sich durch nichts ausfüllen, durch nichts ansgleichen läßt. Das Schicksal, der Lebens lauf einen solchen Kindes wird in der nachfolgenden Er zählung geschildert. Ein recht unfreundlicher Herbsttag war zu Ende ge gangen; da es tagsüber fast ununterbrochen geregnet hatte, so war der Dorfbach des kleinen Gebirgsdorfchens schon bedeutend angeschwollen und an manchen Stellen trat das schmutzig-gelbe Wasser über das niedrige Ufer, während auf der Dorfstraße das Wasser in breiten Pfützen sich an sammelte und das Fortkommen sehr erschwerte. Kein Wunder darum, daß mit Beginn der Dunkelheit auf der Straße kein Mensch mehr zu sehen war und auch sie die Menschen, die dem Ruse und Zuge der Gnade inner lich gehorsam geworden sind, ihr Sein und Werden, Thun und Lassen in die Hand des HErrn gestellt haben. Wer, so frag! Paulus, will die beschuldigen? Etwa der Satan? Unsere Sünde hat ihm freilich ein Anrecht an uns gegeben und er wird nicht verfehlen, es geltend zu machen. Aber vergebens. " Hal uns erkauft mit dem Lösegeld Seines Blutes. „ kann Er des Satans Klagen majestätisch niederschlagen,! es schweigen. Wer will die Anserwählten Gottes beschuldigen? Niemand kann es, Niemand darf es. Christus hat alle Schuld weggewascheu. Rechtsnnkenntnisz schadet! (Nachdruck verboten.) Der Rechtsgruudsatz, welchen uns die Römischen Ju risten lehren, „Rechtsunkenntniß schadet Zuris nocet)" hat die Bedeutung: Niemand darf sich mit der Rechtsunkenntniß entschuldigen, Jedermann ist verpflichtet, die Gesetze zu kennen, und hat den Schaden zu tragen, der sich aus inner Unkenntnis; crgiebt; der Richter soll auf den Entwand der Rechtsunkenntniß keine Rücksicht nehmen. ... . Wie steht es nun mit der Verbreitung der Nechts- kenntniß in unserem Volke? Ein verdienter Jurist in amtlicher Stellung hat den interessanten Versuch gemacht, bei Gelegenheit seiner Berufsthätigkelt statlstlsch festzu- stellen, wieviele von den Personen, mit denen er gefchast- kch zu verkehren hatte, etwas von der Einführung des neuen Bürgerlichen Gesetzbuches wußten. Die Biehrzahl der Befragten waren freilich einfache Landleute und Be wohner kleiner Städte, aber größtentheils Leute, die mit ber Rechtspflege häufig Berührung hatten: Gemeindevor- steher, Waisenräthe, Vormünder u. s. w. Er sagt darüber: „Das Resultat war entmuthigend! Es war geradezu eine Seltenheit, wenn eine dieser Personen aus dem Volke etwas von dem neuen Recht gehört hatte, trotz aller Zei- mugcn, die ja schließlich auch auf dem Lande gelesen werden". Es ist deshalb die Frage aufgeworfen worden, ob mau etwas für die Volksthümlichkeit des neuen Rechts thun könne. Unzweifelhaft kann auch in dieser Beziehung um das stattliche Gehöft des Michael Gaigl, den Gaigl- hof, herrschte völlige Stille, denn nach vollbrachtem Tage werk hatten Herrschaft und Gesinde sich schnell in das schützende Obdach zurückgezogen. Die Fensterläden waren noch nicht geschlossen, man konnte durch die niedrigen Fenster das matterleuchtete Wohnzimmer überschauen, die Familie und Ehhalten saßen beim Abendbrod. Drinnen war eben das Gebet gesprochen worden, als eine Frauengestalt, dicht eingehüllt in ein großes Um schlagtuch, flüchtigen Schrittes dein Gaiglhos sich näherte. Sie trug, wie deutlich erkennbar war, ein umfangreiches Bündel in ihren Armen, welches sie, wenn sie von Zeit zu Zeit einen Augenblick stehen blieb, dann fester an sich brückte und den Kopf auf dasselbe nicderbeugte, sodaß es den Anschein hatte, als drücke sie einen Kuß darauf. Jetzt war die Frau vor dem Gehöft angelangt; fit zögerte, aber durch das offene Hofthor cinzutreten in den Höfraum. Mit einem tiefen Seufzer wandte sie den Blick zum Himmel empor, der von dunklem Gewölk um zogen war, durch welches der Glanz der Sterne nicht zu durchdringen vermochte. So verharrte sie einige Minuten, dann, wie von einem festen Entschluß bestimmt, schritt sie in den Hof. Der an der Kette befestigte Hofhund schlug ein kurzes Gebell an, was die Frau offenbar veranlaßte, ihre Ab sicht, den Zweck ihres geheimnißvollen Besuches schneller znr Ausführung zu bringen, denn ohne Zögern eilte sie bis an die Hausthüre, über welcher nach frommem Brauch eine kleine Muttergottesstatue eingemauert war. Behutsam legte die Frau ihr Bündelchen auf die Thürschwelle nieder, breitete zum Schutz gegen die Regen tropfen ein Tüchelchen darüber und fiel dann auf ihre Kniee nieder, die gerungenen Hände zum Muttergottesbilde emporstreckend. Als aber der Lärm des Hofhundes immer heftiger wurde, das wüthende Thier seineKette zu sprengen drohte, da erhob sie sich wieder und ebenso geheimnißvoll wie sie gekommen verließ sie das Gehöft. In der Wohnstube war man aber auch schon auf den außergewöhnlichen, durch den Hofhund verursachten Spek takel aufmerksam geworden: es gab ein allgemeines Stutzen und Michael Gaigl sagte zum Kleinknecht: „Was hat nur das Vieh, muß doch auf dem Hof was vorgefallen sein. Sieh einmal nach, Laver." Doch ehe der Kleinknecht sich schwerfällig erhoben, um den erhaltenen Befehl auszuführen, da' war die flinke Bäuerin schon auf den Beinen. „Ehe Laver hinauskommt, da können sie sonstwas forttragen oder anstellen," meinte sie, „der fürchtet sich viel zu sehr." Zur Vorsicht ließ die Bäuerin aber doch die Stuben- thür ein wenig offen, als sie in die Hausflur hinaustrat. Der Laver, durch die spöttische Bemerkung der Bäuerin aufgemuntert, hatte es inzwischen noch fertig gebracht, et was schneller hinter dem Tisch hervorzukommen und wollte eben seiner Herrin folgen, als ein lauter Ausruf des Er staunens der letzteren von draußen her ertönte. „Jesus, Maria, was ist denn das!" hörte man sie dann noch rufen. , , Die Bäuerin war bei ihrem raschen Vorwärtsschreiten, wobei sie natürlich nicht sonderlich auf den Weg achtete, denn das Hundegebell klang noch immer schauerlich durch die abendliche Stille, über etwas auf der Hausthürschwelle Liegendes gestolpert. Es hatte gar nicht viel gefehlt, da wäre sie über dieses unvermuthete Hindernis; gestürzt, aber eine resolute Frau, wie sie war, wußte sie sich noch vor dem Falle zu bewahren. Sie bückte sich nieder, um nachzusehen, was eigentlich dalag — ein dunkles Bündel, was war das? Und als sie nach einigemZögern es doch zu berühren wagte, da drang leises Wimmern einer kind lichen Stimme aus dem Bündel heraus, worüber die Gaiglhoferin natürlich nicht wenig entsetzt war und sie zu