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MnM ffii Kilsöruff Hßarandt, Mossen, Sieömlehn und die Amgegenden. Amtsblatt für die Agl. Amtshauptrnannschaft Gleißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Aal. Forstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Bnrkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Her^gsmalde mit Landberg, Huhndorf, Kaufbach, Kesselsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Munzig, Neukirchen, Neu» tanneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, Rshrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdort Schmiedewalde, Sora. Steinbach bei Kesselsdorf, Steinbach b. Mohorn, Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Pou bezogen 1 Mk. 55 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 10 Pfg. pro viergespaltene Corpuszeile. Druck und Vnlciq vvn Marlin Beraer 'm Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion Martin Beryer daselbst. No 132. Donnerstag, den 8. November 1W0. i 38. Jahrg. Mz-MttWW auf Tharandter ^taatsforstrevier. Im Gasthofe „Zur Tanne" in Tharandt sollen Montag, den 12. No vember IWO, von Vormittags 0 Uhr an, nachstehende Nutz- u. Brennhölzer, als: 127 harre uns 1318 weiche Stamme, 28 harte unv400 weiche Klötzer, 6,5 Rm. harte und 26,5 Rm. weiche Brenufcheite, 14,5 Rm. harte und 91 Rm. weiche Brenn- knüppel, 5,5 Rm. harte und 11,5 Rm. weiche Aeste versteigert weiden. Näheres enthalten die bei den Ortsbehörden und in den Schankstätten der um liegenden Orte anshängenden Plakate. Königs. Iorstmimmmstiiiig n. Königs. MÜmäM Wranös am 5. November 1900. Grosz. Wolfframm. Spanien. Die nach dem Friedensschlüsse zwischen Spanien nnd Amerika von Madrid ans ergangenen Versicherungen, Spanien würde sich nunmehr, des Ballastes seines Colonial-! besitzcs ledig, mit voller Kraft seiner inneren Erholung, Kräftigung und förmlichen Wiedergeburt widmen, haben in den seit dem Pariser Friedensvcrtrag verflossenen zwei Jahren durch den Gang der inneren spanischen Angelegen heiten eine eigenthümliche Illustration erhalten. Denn von ernsten Ansätzen bei den verschiedenen Regierungen, die inzwischen in Spanien bereits abgewechsclt haben, dem schwergeprüften Lande durch klugeAuSnutznng seiner immer hin noch ansehnlichen Hilfsquellen in jeder Beziehung wieder aufzuhelfen, finden sich nur schwache Spuren, so volltönend auch das liberale Cabinct Sagasta und dann das wieder holt umgebildete konservative Ministerium SUvcla ihr Programm wmhschaftlicher, finanzieller und sozialer Reformen verkündet haben. Im Allgemeinen ist es umer dem früheren liberalen wie unter dem mit Siwela nach- gefolgteu konservativen System in Spanien nnr bei schönen Worten geblieben, nnd ob wenigstens von dem unterdessen eingesetzten Ministerium Azcarrage wünsckünswerthe Thalen für Spanien zu erhoffen sind, das ist auch recht zweifelhaft, scheint doch dasselbe ganz in dem Fahrwasser der so gründ lich abgcwirthschafteten Silvela'fchen Regierung zu schwimmen. Wohl hat es schon unter dem letzten Ministerium Sagasta nicht an Versuchen gefehlt, vor Allem wieder Ordnung in die Finanzen zu bringen und hierdurch dem Lande die unerlässliche Grundlage für sein wirthschaftliches Gedeihen zu geben, aber es ist eben bei den Versuchen geblieben. Ja, die Finanz- und -steuerpoliklik der Silvela'fchen Re gierung hatte sogar eine durch die gesammte Handelswelt Spaniens gehende wachsende Erbitterung erzeugt, die schließ lich auch andere Bevölkernngskreise ergriff und zu größeren und kleineren lokalen Unruhen an den verschiedensten Punkten As Landes führte. Diese letztere Gährung in Spanien hat sich inzwischen zwar wieder etwas gesetzt, aber die Ungewißheit der weiteren Entwickelung in den finanziellen und wirthschaftlichen Fragen lastet auf dem Lande fort und wird noch verstärkt durch die Arbeitskrisis, welche in dem industriell nm weitesten vorgeschrittenen Landestheile, in Catalonien, ausgebrochen ist.' Gerade diese industrielle Knsis in genannter Provinz aber durch welche dort die ohnehin stets vorhandenen un zufriedenen Bcvölkerungselemente plötzlich vermehrt worden siud, hat nun aber anscheinend den Anstoß zu der neuen karlistischen Bewegung gegeben, die im östlichen Spanien ausgebrochen ist, und welche ihren Sitz merkwürdigerweise nicht in den Hochburgen des Karlismus, in den Provinzen Nowarra und Biscaya, sondern in Catalonien hat. Es heißt denn auch, daß die dort aufgetauchten karlistischen Mauden Zuzug aus den Massen der Aibeitsloscn erhielten, und dann stünde die spanische Regierung vor einer ganz neuen bedenklichen Erscheinung, einer Verbindung des Karlismus mit der revolutionär-sozialen Propaganda, die besonders auf dem von Sozialdemokraten und Anarchisten durchwühlten politischen Boden Cataloniens recht gut ge- beiht. Wenn man freilich ben Versicherungen des Madrider offiziösen Telegraphen glauben dürfte, so hätte es mit der inngften karlistischen Bewegung, die angeblich verfrüht aus gebrochen fern soll, nichts auf sich, die karlistischen Banden sollen überall von de» ihnen entgegengesandien Truppen zersprengt worden sein. Trotzdem Hal es jedoch das Ministerium Azcarrage für angezeigt gehalten, die konsti tutionellen Garantien aufzuheben und über ganz Spanien den Belagerungszustand zu verhängen, während es zugleich eine Reihe spezieller Maßnahmen gegen den Karlismus verfügte, wie Unterdrückung der karlistischen Presse, Schließ ung oer karlistischen Vereinslokale, Verhaftung bekannter karlistischer Führer, usw. All diese Schritte wollen nicht zu der Madrider Officiöseu passen, die Regierung stehe der neuen karlistischen Bewegung mit Optimismus gegenüber, im Gcgenthcil, man ist in den Madrider Regierungskreisen offenbar mit Sorge wegen der sich wieder zeigenden thatkräft- igen Agitation der Karlisten erfüllt, sonst würde mau doch schwerlich gleim zu oer einschneidenden Maßregel der Ver hängung des BclagernngszustandesüberdasgesammteKönig- reich gegliffen haben. Jedenfalls bekundet auch das Wieber- anfflammen der karlistischen Propaganda, daß Spanien noch jetzt in der verhängnißvollen Periode vor allerhand Putschen nnd Aufstandsvcrsuchen steckt, die schon immer das Signum der inneren Lage des Landes der Kastanien gewesen sind und die gedeihliche Entwickelung desselben von jeher erschwert nnd häufig gehemmt haben. ^slitische Rundschau. Unser Kaiser, der seit Sonntag Nachmittag zur Jagd in Liebenberg in der Mark weilte, hörte dort am Dienstag den Vortrag des Reichskanzlers Grafen Bülow. - Die Kaiserin besuchte am Dienstag die Lungenheilstätte des Berlin-Ärandenburgischen Heilstättenvereins bei Belzig, worauf sie nach dem neuen Palais bei Potsdam zurückkehrte. Berlin. Die Eröffnung des Reichstags findet am 14. Nov. Mittags 12 Uhr im Rittersaale des Schlosses statt. Vorher wird ein Gottesdienst abgehalten, für die evangelischen Mitglieder in der Jntcrimskirche um 11 Uhr, für die katholischen in der Hedwigskirche um 11?/» Uhr. Reichskanzler Graf v. Bülow weilt beim Kaiser in Liebenberg. Die bevorstehende Reichstagseröffnnng, die Chinaangelegenheit und vieles andere bietet Anlaß genug, nm die Liebenberger Reise zu erklären. Da sich der Reichs kanzler aber nach Liebenberg begeben bat, nachdem er un mittelbar vorher eine Unterredung mit dem preußischen Minister des Innern, dem Ches der Polizei gehabt hatte, so kann es nicht wundernehmen, daß die im Prozeß Stern berg gemachten Enthüllungen als unmittelbare Ursache der Reise des Reichskanzlers betrachtet werden. Man nimmt an, der Reichskanzler habe dem Kaiser über die fragliche Angelegenheit Vortrag gehalten und dabei gleichzeitig die Frage einer Reform unserer Polizei zur Sprache gebracht. Die Zusammensetzung des Reichstags wird bet feiner Eröffnung am 14. November die folgende sein: die konservative Partei zählt 49 Mitglieder, die Reichs- Partei 21, das Centrum 107, die nationalliberalen 50, die freiwillige Vereinigung 13, die deutsche freisinnige Volks partei 27, die deutsche Volspartei 7, die Sozialdemokraten 55, die Polen 14- Die antisemitische Partei ist zerfallen, ihr^e bisherigen Mitglieder sind den Fractionslosen zuzu zählen. Zu diesen gehört auch der Rest der Mitglieder. Zum Bau einer neuen evangelischen Schule in Wirmels- kirchen spendete Se. Majestät der Kaiser 50000 Mark. Das kleine deutsche Marinedetachement, welches die Schreckentage in Peking überstanden hat, ist glücklich in Tsingtau wieder eingetroffen und nach feierlichem Empfange in die Baraken des Höhenlagers geführt worden, wo ihm alle Pflege zu Theil wurde Man merkt, der Hunger und die Strapazen, die unausgesetzte Aufmerk samkeit auf die Bewegungen des Feindes, all die Nöthe und Schrecken der Belagerung sind nicht spurlos an de» Männern vorübergegangen. Die Soldaten sind, wie der „Nat.-Ztg." berichtet wird, müde, matt und abgemagert und bedürfen einer längeren Ruhe und Erholung. Interessant sind die Erzählungen der Soldaten und gern lauscht man ihnen. Gegen 7000 Patronen haben unsere Leute ver schossen. Man mußte sparsam mit der Munition umgehen. Die Chinesen schossen im Allgemeinen zu hoch, doch thaten sich unter ihnen treffliche Schützen hervor. Die Lebens mittel reichten bis zuletzt. Alle Büchsenmilch wurde für die in der englischen Gesandtschaft eingeschlossenen Frauen und Kinder abgegeben. Die Brode in ihren täglichen Rationen wurden wohl immer kleiner, und Maulthierfleisch in muffigem Reis gekocht war auch kein Leckerbissen, aber man lut doch nicht an den Qualen des Hungers. Zum Glück war Wasser genug vorhanden. Im Garten in der deutschen Gesandtschaft fand sich ein Brunnen. Später holte man besseres Wasser aus der anliegenden englischen Bank. Der Tabak reichte bis zuletzt, man konnte sogar bei anderen Truppentheilen Tabak gegen andere Sachen umtauschen. Sal; wurde so rar, daß man schließlich ein Kilo für 1,50 bis 2 Mark erstand. Aus den Läden wurden Lebensmittel requirirt und später beim Auszug aus Peking prompt bezahlt. Die Deutschen haben sich, als der Tag der Befreiung gekommen war, an der Plünderung nicht be- theiligt. Jeder hat sich ein Andenken mitgenommen, wie man es am Wege aufhebeu konnte; ein Boxerhemd, eine alte Fahne oder einen Götzen, den seine Verehrer auf die Straße geworfen, da er in der Stunde der Noth nicht geholfen. Das Resultat der amerikanischen Präsidenten wahl liegt zwar noch nicht vor, indessen herrscht in unter richteten Kreisen nirgends ein Zweifel darüber, daß Herr Mac Kinley wiederum als Sieger über seinen Gegen kandidaten Bryan hervorgegangen ist. Und trotzdem hat sich Bryan geradezu übermenschliche Anstrengungen aufge bürdet, um diesmal Gelegenheit zu gewinnen, in das Weiße Haus einzuziehen. Er hat in den letzten Tagen vor der Wahl 546 Reden, d. h. durchschnittlich pro Tag 30 Reden gehalten. In der sichere» Voraussetzung, daß Mac Kinley zum Präsidenten erwählt werden würde, zeigten sich die deutschen Börsen bereits am Wahltage sehr zuversichtlich, da sie Beweise für die Annahme zu haben glaubten, daß der deutsch-amerikanische Handelsverkehr sich sehr lebhaft gestaltet, sobald Mac Kinley gewählt ist. Erwähnung verdient es, daß sich die Frauen Amerikas bei der diesmaligen Wahl ganz besonders hervorgethan haben und daß bei der Emancipalions- sucht dieser schönen Weiblichkeiten die Zeit nicht mehr ferne ist, da diese selber Anspruch auf den Präsidentensessel er heben werden. Zur schnellen Verbreitung der Wahlresultate sind die grandiosesten Vorbereitungen getroffen worden. Die Zeitungsbureaux errichteten gewaltige Holzgerüste, auf denen elektrische Scheinwerfer spiegelten. Die verrücktesten Wetten wurden noch mährend des Wahlaktes abgeschlossen. Em Herr verpflichtete sich, falls Bryan gewählt würde, eine Nuß mit einem Federhalter eine halbe Meile weit aus