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der Lage geben zu können; wir können nur in aller Ruh< feststellen, daß sich unser neues Verfahren in beweglicher Abs wehr, in netzartig in die Tiefe zunehmendem Widerstand, vrr« Hunden mit schnellen scharfen Gegenstößen durchaus bewährt hat. Jedenfalls blutete der Feind ganz bedeutend mehr als wir — und das ist gerade anbetracht seiner Materialüberle genheit jetzt ausschlaggebend. Hierzu kommt, daß die Waffe, die wir mit besonderem Erfolg in diesen Kämpfen anwenden, die Maschinengewehre, in dem durchschnittenen Ge lände, das sich Foch zum Durchbruch gewählt hat, eine be sonders günstige Aufstellung findet. Verdeckt, kaum zu ent. decken, auch schwer durch Artillerie zu fassen, können diese Maschinengewehre mit nur wenig Bedienung dem Feinde ge waltige Verluste beibringen. So sind wir jetzt in dieser ge waltigen Abwehrschlacht mit unserm Verfahren durchaus aus dem richtigen Wege; wir schwächen und zermürben den Feind weiter, sparen eigene Kräfte. Die Erkenntnis dieses Versah- rens wird sich auch in der Entente durchringen, — dann haben wir einen Schritt weiter zur Beu gung des feindlichen Kriegswillcns getan, Im übrigen sind es durchaus falsche Bilder, welche die feind lichen Heeresberichte, die von uns so großzügig ohne jed« Streichung und Erläuterung gegeben werden, in der letzten Zeit bringen. Die feindlichen Berichte sind tendenziös entstellt, melden Zahlen und Fortschritte, die nicht bei Wahrheit entsprechen. Es wäre daher zu begrüßen, wenn man dem bei uns schärfer als bisher entgegenträte. Dies ist der Gedanke, der wohl in weiten Kreisen unserer Lese, Anklang finden wird. Mr müssen uns immer wieder sagen daß der Feind lügt, — wie in allem — und daß wsi uns auf unsere amtliche Darstellung verlassen können. Es hat jetzt noch den Anschein, als ob auch der Englnn der, der sich bisher nach alter Gepflogenheit zurückgehaltev hat, an seiner Nordfront lebendiger würde; als ob auch dor! noch Angriffe größeren und vielleicht großen Stiles kommen könnten. Die letzten Angriffe bei Meieren und beiderseits der Lys waren vielleicht Vorläufer für irgendwelche Ereignisse Auch dort oben, in dem an sich besser einzusehcnden, im allge meinen flachen Gelände, wird unsere neue Abwehrtaktik mi! Erfolg angewandt werden. Das sehen wir an der Aufgab« von Mero ille, die der Feind viel zu spät bemerkt hat So stieß sein Versuch, dort anzupacken, völlig in die Luf! und kostete ihm unter unserem Artillerie-Feuer schwer, Verluste. Taktisch wichtig erscheint nach wie vor das Höhengebici des Kemme l, wo vielleicht auch Angriffsabsichten der Eng lander vorliegen. In der jetzigen Lage — die keineswegs natürlich als Dauerzustand anzusprechen ist, sondern nur ad ein längerer Zwischenakt, — würde es sogar unserem Airs weichverfahren entsprechen, auch diesen Punkt ruhig aufzu geben, wenn es dort zu Großangriffen käme. Jedoch das sind naturgemäß nur Erwägungen auf Grun! unseres jetzigen Verfahrens, niemand weiß, ob es so komm! Fassen wir aber alle Ereignisse zusammen, die bishe, uns seit dem feindlichen Offensivbeginn das strategisch, Gleichgewicht wiedcrgegeben haben, so'muß man sagen! das es dies chnelle Anpassungsfähigkeit von Füh rung und Truppean die jeweilige Lage ist die das zuwege gebracht hat. Der Feind kann das nicht, da, lehrt sein bisheriger Mißerfolg in unserer Abwehr. Del Zweck ist für uns der gleiche, nur bei verändertem Verfahren DerFe indblutet, wird geschwächt, zermürbt — wirsparen. Die Nutzanwendung hieraus wird wätei gezogen werden. 2 OerZusatzverimg zum BresterFrieden. Weshalb Joffe nach Moskau reiste. Stockholm, 23. August. Die Moskauer „Jswestija", das Organ der Räte- regierung, veröffentlicht eine Unterredung mit Herrn Joffe, dem russischen Vertreter in Berlin, die allen Gerüchten über seine Reise nach Moskau, die zeitlich mit der Ver legung der deutschen Gesandtschaft von Moskau nach Pleskau zusammenfiel, ein Ende macht. Herr Joffe sagte u. a.: „Alle Gerüchte inbezug auf Zuspitzung unserer Be ziehungen zu Deutschland sind vollkommen unbegründet. Deutschland will und wird nicht mit uns brechen. Augen- blickiich sind die Gesellschafts- und Ncgierungskreise Deutschlands mehr denn je von» der Notwendigkeit der Erhaltung und Stärkung des Friedens mit Rußland über zeugt. Es verlangen dies die Interessen Deutschlands." Herr Joffe führte dann weiter aus, seine Moskauer Reise sei bedingt gewesen durch die Beendigung der Ver handlungen in Berlin, die zwecks Verwirklichung dec wirtschaftlichen Bedingungen des Brester Friedens not- wendig geworden sind. Darüber hat der Botschafter der Räteregierung Bericht erstattet, um weitere In struktionen zu erbitten. Die Verhandlungen haben ein vollkommen befriedigendes Ergebnis gehabt. Es bestehe durchaus kein Hindernis zur weiteren gedeihlichen Entwicklung der beiderseitigen Beziehungen. Der Inhalt des Ergänzungsentwurfs. Nach den Mitteilungen eines Berliner Blattes, daS sich als Quelle auf die russische Gesandtschaft beruft, hat sich die Sowjetregierung bei einer Durchbrechung mit den im Ergänzungstraktat enthaltenen Punkten grundsätz lich einverstanden erklärt, darunter auch mit der end gültigen Loslösung von Liv- und Estland von RMcmd. Herr Joffe hat unter anderem angedeutet, Laß die Sowjet regierung keinerlei Interesse daran habe, Lio- und Est land Rußland zu erhalten oder sich dem Wunsch unS Willen dieser Provinzen an Deutschland angegliedert Ml werden, zu widersetzen. Damit fallen die lebten Bedenken, daß den Ostseeprovinzen in ihrer Gesamtheit von feiten der Sowjetregierung irgendein Hindernis für ihre ferne« staatliche Zugehörigkeit in Zukunft in den Weg gelegt werden würde. Ein französischer Truppentransport versenkt. Der Postdampfer .Polynesien" (6373 To.) ist nach einer Pariser amtlichen Meldung, mit serbischen Truppe« an Bord, auf der Fahrt von Bezerta nach Saloniki am Morgen des lO. August auf eine Mine geraten uni untergegangen. Sechs serbische Paffagiere, elf indisch« Heizer und zwei Mann der Besatzung werden vermißt. — Der französische Dampfer „Balkan" (1709 To.) La Compagnie Marseilleife de Navigation a Bapesr wurd« - auf der Fahrt von Frankreich nach Korsika in der Nach! vom 15. zum 16. August torpediert und sank in weniga als einer Minute. 102 Personen wurden gerettet. Neueste Meldungen Anerkennung per deutschen Flieger aus FeindeSmund. Zürich, 23. Aug. Der erfolgreiche französische Kampfflieg« Nungesser wendet sich in einem Interview gegen die in der französischen Presse beliebte Unterschätzung der deutscher Flieger. Nungesser nennt daS eine Dummbett und eiw Unwahrheit. Er wünsche nur. daß einer dieser Schreibe, dabei wäre, wenn man kämpfe, z. B. als ihm, Nungesser, dH Hälfte seines Hinterdecks weggeschossen wurde. Die deutsch«, Flieger wüßten, was sie wollten und seien gute Piloten. Gegenrevolutionärer Bund in Rußland. Wien, 23. Aug. AuS Moskau meldet die Polnisch« Presseagentur: Die Gegner dcS BolschewiktregimeS in Rußland, die Kadetten, die Volkssozialist«», rechten Sozial revolutionäre und Menschewiki haben eine Organisation unter dem Namen „Bund der Wiedergeburt Rußlands" geschaffen. DaS Programm des Bundes lautet: Wiederherstellung Großrußlands (ohne Polen und die baltischen Provinzen). NlS RegierungS- form für die nächste Zeit wird die Diktatur vorgeschlagcn. Zum Diktator ist BoriS Sawinkow, zu seinem Gehilfen der frühere Generalissimus General Alexejew auSerseheu. Die Bolschewisten verlangen die Kapitalien der Romanows. Basel, 23. Aug. Aus Madrid erfährt man, die Verhand lungen über die Abreise der weiblichen Mitglieder der Famili» Romanow aus Rußland find eingestellt worden, well di» Bolschewisten verlangen, daß die von den Romanows in eng lischen und französischen Banken hinterlegten Geldsummen av hie jetzig« russische Regierung zurückerstattet werden sollen. Letzte Veahtberichte „WLSdevffee LaKebtstt««". Lansings Antwort an Hintze. Gens, 24. August, (tu.) Der Korrespondent des Petit Journal meldet aus Washington: Die Aeußerungen des deutschen Staatssekretärs von Hintze werden in politischen Kreisen sehr lebhaft und anregend besprochen. Staats sekretär Lansing wird im Kongreß in nächster Woche ant worten. Wiedereröffnung der Kammer am 6. September. Genf, 24. August, (tu.) Das „Journal du peuple" meldet: Für die Wieder-Eröffnung »er Kammer am S. September wir» eine große parlamentarische Friedens kundgebung der französischen Sozialisten erwartet. Besprechungen im Versailler Kriegsrat. Zürich, 24. August, (tu.) Nach Pariser Blättern werde der diese Woche zusammentretende Versailler Kriegsrat drei Sitzungen beanspruche^ und mit dem Winterseldzuge zusammenhängende Fragen behandeln. Die „Morgen- Zeitung" erfährt aus Paris, daß »ie politische Zuversicht in Paris fühlbar abslaue. Die Propaganda gegen Clemenceau wagt sich wieder mehr ans Licht. Auch die Mißstimmung gegen Amerika fei deutlich im Wachsen begriffen. Heimkehr ans englischer Gefangenschaft. Rotterdam, 24. August, (tu.) Gestern früh wurden die aus England angekommeneu Militär- und Zivilge- fangenen sowie die Frauen und Kinder der deutschen Internierten in Rotterdam ausgeschifft. Der deutsche Ge- Rote Rolen. Roman von H. Courths-Mahler. Jaffas Tagebuch. 64j Weißt vu das muß ich mir einmal anfeyen, wenn es gelöst ist. Sv etwas wundervolles gibt es nicht noch mal. Wenn sie erst in Ramberg ist, falle ich mal zur Loilettensiunve bei ihr ein und sage es ihr unverhohlen, daß ich ihr offenes Haar bewundern will. So etwas Sc- önes lasse ich mir doch nicht entgehen: Ganz verliebt bin ich in dies prachtvolle Geschöpf." Die Barren mußte erst einmal Atem holen. „Na ja, Lisertchen, verschnauf dich erst mal ein bißchen und mache es dir erst bequem, ehe du wei ter schwärmst," sagte der Baron gemütlich lachend. „Und wenn du zu dieser Haarparade gehst, kannst du mich mitnehmen " „Aber, Dielt, welche Idee!" „Na, was denn, ich Vin doch ein ungefährlicher alter Mu.m und sehe auch gern was Schönes. Gras Rainer würde mich ja nicht gleich auf krumme Säbel fordern, wenn ich mir das gelöste Haa - seiner jungen Frau mal betrachte. Ober bist du eifersüchtig, Lt- settchen?" Die Baronin lachte. „Da wäre es nun Zeit, Alter! Ich bin nicht eifer, süchtig gewesen, als du noch ein ranker, schlanker Mensch warst. Jetzt verliere ich meine Seelenruhe ganz gewiß nicht mehr. Der Kummerspeck, der deine Gestalt so mollig umgibt, genügt mir vollkommen als Isolierschicht zwischen dir und dem weiblichen Ge schlecht." Der Baron lachte schallend auf. „Das hast du prachtvoll gesagt, Lisettchen!" Sie bvb erschrocken die .Hand. „Aber, Dieti, lache doch nicht so laut! Dicht neben unseren Zimmern befinden sich die der Gräfin Ger linde, und du störst sie vielleicht beim Einschlafen." „Ach richtig, wir sind ja nicht daheim in Ritt berg," versetzte der Baron mit gedämpfter Stimme., Seine Gattin legte sich für den morgigen Tag ihr. Festkleid zurecht und nahm aus einem Karton ein! Paar wunderkleiner eleganter Schühchen mit hohen Ab sätzen. Der Baron entdeckte sie, als er noch eine kleine Promenade durch das Zimmer machte, wie er es vor! dem Schlafengehen stets zu tun Pflegte. i „Ei der Tausend, Lisettchen, das sind Wohl die! Festschuhe für morgen? Die reinen Liliputs! Und! natürlich kannst du dazu nur spinnwebfeine Strumpfes anziehen. Na, da wirst du morgen abend Hunde-! totmüde sein und glücklich aufatmen, wenn du erst wieder heraus bist. Du bist doch unverbesserlich, Li-! settchen!" Aber bei diesen Worten balanzierte der Baron Ne zierlichen Schuhe seiner Frau ganz andachtsvoll' auf seiner breiten Hand und sah sie so strahlend an, daß man ihm anmerken konnte, wie stolz er auf die kleinen Füße seiner Gattin war. Sie lachte ein wenig verlegen. „Ach, laß doch, Dieti! Eine Schraube ist bei jedem Menschen locker. Die Stöckelschuhe — das ist ja meine Schraube." Er funkelte die Schühchen ganz zärtlich an. z,Na, ja, Lisettchen, kannst ja deine Füßchen auch sehen lassen. Ist mir nur schleierhaft, wie du darauf durch das ganze Leben hast wandern können." Mit einem guten warmen Blick sah die Baronin zu ihrem Gatten hinüber. „Hast mir ja immer die Händi untsrgebreitet, mein Dieti," sagte sie leise. Er nickte ihr zu. „Bist auch immer schön leise darüber hinweg ge sandte Dr. Ronfen und sei«« Gemahlin, zahlreiche Persön lichkeiten des Roten Krenzes sowie die Vertreter der Ver schiedenen Heereskommitees «nd »ie holländische« Be hörden waren anwesend. Seegefecht vor Dünkirchen. Zwei feindliche Torpedoboote versenkt. Berlin, 23. August, (wtb. Amtlich.) In der Nacht vom 22. zum 23. August haben »rutsche Streitkräfte des Marinekorps feindliche Seestreitkräste aus Dünkirchen- Reede angegriffen. Gegen drei feindliche Torpedoboote wurden Torpedotreffer erzielt. Zwei der Fahrzeuge find gefunkeu. Trotz starker Gegenwirkung find unfere Streit kräfte vollzählig ohne Verlust wieder eingetroffen. Der Chef »es A»miralstabes »er Marine. Aus GiaSt u«S La«K. Mitteilungen für diese Rubrik nehmen wir jederzeit dankbar entgegen. Wilsdruff, am 24. August Merkblatt für den 25. «nd 26. Angnst. Sonnenaufgang 5^(6«")! Mondunterg. gMV.sH^V.) Sonnenuntergang 8<"(802)! Mondaufgang 8»M. (92M.) — Was die Woche brachte. Das Welter war in der ersten Hälfte der vergangenen Woche so trostlos, daß sich die Befürchtungen für die Ernte zunehmend steigerten. Bald wurde jedoch die Zuversicht gehoben, als am Mitt woch sonniges, warmes Wetter eintrat, das sich bis zum Freitag fortsetzte. Während der heißen Tage ist von den stets tätigen Landwirten mit Bienenfleiß gearbeitet worden. Am Abend des Freitag stellten sich Gewitter ein, die noch bis tief in die Nacht hinein als Ferngewitter beobachtet werden konnten und sich am Sonnabend vormittag wieder holten. Die Temperatur ist wesentlich gesunken. Wenn auch die Regenmengen diesmal weit geringer waren, s» «st trotzdem das Ende der Ernte, das bei anhaltender warmer Witterung bald zu erwarten war, wieder in die Ferne ge rückt worden. Da das Barometer schon wieder zu steigen beginnt, ist zu erwarten, daß bald wieder warmes Wetter sich einftellen wird. Leider kann die Besorgnis nicht unterdrückt werden, daß große Mengen Getreide in halbtrockenem Zu stande geerntet worden find und die spätere Haltbarkeit der Körner viel zu- wünschen übrig lassen wird. Uebereilung tut bei der Ernte niemals gut. Der Schaden ist kleiner, so wird in einer M. J.-Mitteilung geäußert, wenn etwas auswächst, als wenn naß eingefahren wird. Schon jetzt kommen aus den Mühlen unzählige Klagen über ungenügend getrocknetes Getreide. — Ueberall haben nun die Schulferien ihr Ende erreicht und dadurch werden der Landwirtschaft Kräfte entzogen, auf die man jedenfalls ungern verzichtet. Doch lassen sich in der Kriegszeit bei nur gutem Willen Verständigungen zwischen Eltern und Lehrern anbahnen. Es geht einmal nicht anders, in der harten Kriegszeit muß mancher Pflock zurückgesteckt werden. — Die erste fleischlose Woche ist nun auch überstanden, doch wird sich der Mangel an Fleisch in der kommenden Woche erst richtig bemerkbar machen, weil unsere Hausfrauen sich für die vergangene Woche erst noch einmal an dem Sonnabend zuvor mit Fleisch eindecken konnten. Dank der Liebenswürdigkeit solcher Bundesstaaten des deutschen Reiches, denen die Auf gabe zufällt, unser Land Sachsen mit den fehlenden Lebens mitteln, wozu vor allem Fleisch und Fische gehören, zu versorgen, sind wir Sachsen an die Knappheit so gewöhnt, daß wir es jedenfalls leichter überwinden als die gewissen losen Bundesbrüder, die bisher immer noch über einen leid lichen Ueberfluß verfügen konnten, wenn einmal^dis Fleisch- ration ausfällt. — Hart geht es jetzt an der Westfront her. Die Franzosen und Engländer wollen den Durchbruch er zwingen, den sie ihren betörten. Völkern noch vordem Herbst prophezeit haben. Die Leiden und Entbehrungen, die unsere braven Truppen hier zu ertragen haben, sind so groß, daß sie mit Worten kaum zu schildern sind. Standhaft halten sie im Eisenhagel aus, weil sie wissen, daß der Sieg der Feinde die Vernichtung des Vaterlandes bedeutet Noch nie hat der Feind seine Angriffe mit solcher Wucht und Erbitterung geführt als wie jetzt. Um so dankbarer müssen wir sein, wenn unsere braven Truppen, ihres Lebens nicht achtend, kaltblütig den feindlichen Anstürmen immer und immer wieder Trotz bieten. Bleiben wir d^r festen Hoff nung, die auch viele neutrale Kriegsberichterstatter unver hohlen zum Ausdruck bringen, daß es den Feinden auch bei Aufbietung aller Kräfte nicht gelingen wird, uns den Sieg zu entreißen. Auch für die Zukunft wollen wir nur trippelt, damit es nicht wehe rat. Weißt du, Lisettchen, wenn mal eine Schvnheitskonkurrenz für Füße aus geschrieben wird, da bekommst du Leu ersten Preis, da kann keine Gräfin Gerlinde und keine andere Schön heit an dich heran." Sie lachte. „Nun laß die Narreteien, Dieti; es wird nun Zeit, daß wir zu Bett gehen. Morgen ist ein an strengender Tag für uns beiden alten Leute." „Na na, das Älter drückt uns doch nicht so arg. Lisettchen. Aber freilich, solche Feste sind wir yicht mehr gewöhnt, und in Rittberg gehen wir mit den Hühnern zu Bett." Als Josto am Morgen ihres Hochzeitstages er wachte, erhob sie sich mit einem Gefühl, als erwarte sie heute etwas Schweres, Bedrückendes. Nichts war in ihr von den glückseligen Gefühlen, die eine Braut am Hochzeitstage bewegen sollen. Trotzdem der Mann, dem sie heute angeträut werden sollte, ihr lieb und teuer war, wie nichts anderes auf der Welt, bangte sie sich doch unsäglich vor der Stunde, da sie ihm an gehören sollte, weil sie glaubte, er liebe sie nicht. Wenn sie heute noch von dieser Verbindung hätten zurücktreten können ohne unliebsames Aufsehen zu erregen, so hätte sie es sicher getan. Die Angst vor der nächsten Zukunft war zu groß in ihr. Und keinen Menschen hatte sie, zu dem sie sich! in ihrer Angst hätte flüchten können. In ihrer Herzensangst nahm sie noch ei»-' .mal ihr Tagebuch aus ihrem Gepäck, um sich z« erleichtern. Auch Rainers Bild nahm sie mit heraus, drückte es an ihre Lippen, an ihr Herz, und sah ikwge "darauf nieder. Wie sie ihn liebte — ach — wre unsag bar sie ihn liebte! (Fortsetzung folgt.)