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WMatt ßr MlsSriiss Tharandt, Massen, Sieöml'ehn und die Hlmgegmden. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1 Mk. 55 Pf Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionsvreis 10 Pfg. pro viergespaltene Corpuszeile. Druck und Verlag von Martin Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion Martin Berger daietbst. Sonnabend, den 2b. Oktober 1SW 58. Jahrg No. 124 Gnade ein langer und glücklicher Lebensabend beschieden sein. Als äußeres Zeichen Meiner Anerkennung und Meines dauernden Wohlwollens verleihe Ich Ihnen den hohen Orden vom Schwarzen Adler mil Brillanten und lasse Ihnen dessen Insignien hierneben zugehen. Ich verbleibe Ihr wohlgeneigter und daukvarcr Kaiser und König Wilhelm I. K. Homburg v. d. Höhe, 18. Oktober. Um 11 Uhr wurde heute in Gegenwart der Majestäten die Einsegnung des Prinzen Adalbert durch den Garnisonspfarrer Göns unter Assistenz des Oberhofpredigers Dryander voll zogen. Der Bibliotheksaal des Schlosses war zu einer Capelle hergerichtct. Die Feier fand im engsten Familien kreise statt unter der Tyellnahme der hier anwesenden Mitglieder der Königlichen Familie und der hier anwesenden Würdenträger. Aus Friedrichshos waren die Prinzessin Adolph von Schaumburg-Lippe und Baron Reischach ein getroffen. Homburg v. d. Höhe, 18. Oktober. Bei der Früh stückstafel, zu welcher neben anderen hohen Persönlichkeiten auch der Reichskanzler Graf Bülow geladen war, brachte der Kaiser auf den Prinzen Adalbert folgenden Trinkspruch aus: Du mußt festeren Boden unter den Füßen haben, als jeder Andere. Du wirst Seemann; im Kampfe mit Sturm und Wellen sei Dein Hort die Religion. lieber das Befinden der Kaiserin Friedrich meldet der Reichsanzeiger vom Donnerstag Abend: „In dem Be finden der Kaiserin und Königin Friedrich ist im Verlaufe der letzten Tage eine erfreuliche Besserung eingetreten. Das Herz hat sich gekräftigt, der Puls ist regelmäßiger und voller geworden, der Lungenkatarrh nimmt langsam ab. Fieber besteht nicht mehr. Die Nahrungsaufnahme hebt sich und damit der gesammte Kräftezustand. Eine langsame fortschreitende Rokonvalescenz von der akuten Erkrankung ist zu erwarten. Schloß Frievrichshof, 18. Oktober 1900. Leibarzt vr. Spielhagcn." Im Reichs anzeiger wird die kaiserliche Verord nung pnblicirt, durch welche der Reichstag zum 14. No vember einberufen wird. Die Publikation ist noch vom Fürsten Hohenlohe gegengezeichnet und ist das letzte amt liche Schriftstück, das seinen Namen trägt. Der Mariueetat für 1901 wird sich, wie die Nordd. Allg. Zlg- übertriebenen Gerüchten gegenüber konstatirt, sowohl hinsichtlich der materiellen Forderungen als auch hinsichtlich der geforderten Geldsummen durchaus im Rahmen des Flottengesetzes halten. Für die durch die Vergrößerung der Marine bedingte Erweiterung der Werft- und Hafenanlagen werden, entsprechend den Beschlüssen der Bndgetkommission des Reichstags, 18 Mill. Mark gefordert werden. Die Grundsteinlegung des Völkerschlachtdenkmals bei Leipzig am Donnerstag begann mit einem Festzuge, Mutig. dm A. dies. Um., ll M ZmiiltG sollen in Grumbach 1 Regulator, 1 großes Oelgemälde, 1 Bild, 2 altdeutsche Bier trüge mil neusilb. Beschläge gegen Baarzahlung öffentlich versteigert werden. Bietervcrsammlung in der GrosMe'schen Gastwirthschaft. Wilsdruff, den 15. Oktober 1900. Der Gerichtsvollzieher des König!. Amtsgerichts. L-ekr Busch. Bekanntmachung. Der Plan über die Errichtung einer oberirdischen Telegraphenlinie an dem Kommunikationswege von Sachsdorf nach Klipphausen liegt bei dem Postamte in Wilsdruff aus Dresden, 15. Oktober 1900. kaiserliche Ober-psst-irektisn. I. V. Gräper. Bekanntmachung. Wegen Reinigung der Geschäftsräume ist die Raths- u. Polizeiexpedition Dienstag, den 25. dieses Monats und die Stadt- und Sparkaffe Mittwoch, den 24. dieses Monats geschloffen. Wilsdruff, den 18. Oktober 1900. Der Ktadrath. Kahlenberger. Die in Gemäßheit von 89, Abs. 1, Ziffer 3 des Rcichsgesetzes über die Natural leistungen für die bewaffnete Macht im Frieden in der Fassung vom 24. Mai 1898 lReickisgesctzblatl S. 361 flgd.) nach dem Durchschnitte der höchsten Tagespreise des Hauptmarktortes Meißen im Monate Scptbr. d. I. festgesetzte und uni fünf vom Hun dert erhöhte Vergütung für die von den Gemeinden resp. Quartierwirthen innerhalb der Amtshauptmannschast im Atonale Oktober d. I. an Milüärpferde zur Verabreichung gelangende Marschfourage beträgt: 7 Mark 87,5 Pfg. für 50 Kilo Hafer, 3 „ 50,7 „ „ 50 „ Heu, 2 „ 54,1 „ „ 50 „ Stroh. Königliche Amtshauptmannschast Meißen, am 15 Oktober 1900. von Schroeter. licken Beziehungen zum Kaiser nichts ändert, braucht nicht erst gesagt zu werden. In dieser Beziehung unterscheidet sich der gegenwärtige Kanzlerwechsel von den beiden vor- aufgegangencn in augenfälligster Weise. Was nun den neuen vierten deutschen Reichskanzler betrifft, so ist der selbe aus seinen Reichstagsreden ja aller Well bekannt. Wir wissen von ihm, daß er in den Auswärtigen An gelegenheiten den hohen Flug nimmt, der auch den Kaiser persönlich auszeichnet, und daß er dem Reiche eine Welt machtsstellung zu geben trachtet. Man kann auch sagen, daß der Grm bisher in seinen Bestrebungen vom Glücke begünstigt worden ist, und kann nur wünschen, daß ihm die Erfolge, die ihm als Staatssekretär vergönnt waren, auch als Reichskanzler nicht fehlen mögen. In den Fragen der inneren Politik ist der neue Kanzler für die Oeff-mt- lichkeit noch ein völlig unbeschriebenes Blatt, wenngleich man annehmen darf, daß er sich auch darin umgeschaut haben und ein festes Programm mitbriugen wird. Hier wird mau jedoch abzuwarten haben, was die Zukunft bringen wird. Im Auslande ist der neue Kanzler einer wohlwollenden Aufnahme sicher, da er stets mit feinem Takt Energie und Rücksichtnahme zu verbinden gewußt hat. Der neue Kanzler ist eine ungewöhnlich große Ar beitskraft und wird sich daher allen Gebieten seines weit verzweigten Amts mit großer Emsigkeit und Rastlosigkeit widmen und trotzdem wird er aller Wahrscheinlichkeit nach niemals vergessen, daß auch er nur ausführendes Organ ist und daß sein Herr, der Kaiser, die Zügel in den Hän den hält. Hervorstechende Selbständigkeit oder Herrschsucht bilden keine charakteristische Eigenschaft des neuen Reichs kanzlers und das ist für die Konsolidation der Reichsleitung von Bedeutung. Schließlich sei noch bemerkt, daß das deutsche Volk noch keinen Reichskanzler-Wechsel gelassener und ruhiger hingenommen Hai als den gegenwärtigen. Der Kaiser übersandte dem Fürsten Hohenlohe folgendes Handschreiben: Mein lieber Fürst! So ungern Ick Sie auch aus Ihren bisherigen Stellungen im Reichs und Staatsdienst scheiden sehe, so habe Ich doch geglaubt, Mich nicht länger dem Gewicht der Gründe, welche Ihnen die Befreiung von der Bürde Ihrer verautn/ortungsreichen Aemler Wümchcnswerlh erscheinen lasse, verschließen zu dürfen. Ich habe daher Ihrem Aulrage auf Dienstent lassung mit schwerem Herzen üattgegebcu. Es ist Mir Bedürfniß, Ihnen bei dieser Gelegenheit, ivo sie im Be griffe stehen, eine lange und ehrenvolle Dienstlaufbahn abzuschließen, für die langen treuen und ausgezeichneten Dienste, welche Sie in allen Ihnen übertragenen Stellungen dem Reiche und Staate, sowie Meinen Vorfahren und Mir mit aufopfernder Hingabe und unermüdlicher Pflichttreue unter den schwierigsten Verhältnissen geleistet haben, Meinen wärmsten Dank noch besonders auszusprechen. Möge Ihnen nach einer so thatcnreichen Vergangenheit durch Gottes Politische Rundschau. Die Demission des Reichskanzlers Fürsten Hohenlohe, welche wir bereits am Donnerstag Vormittag durck Extiablatt verbreiteten, ist nun doch schneller erfolgt, als man es hätte erwarten können; sie ist indes Wortes eigenster Bedeutung über Nacht eingeirelcu. Während noch am Mittwoch Abend alle Welt darüber im Unklaren war, ob üem neuerlich aufgetretenen Krisengcrücht ein höherer Werth beizumesseu sei als den tausend voraufge- gaugenen, ja während gerade wejeuigen Organe, die stets am besten uulerrichUt zu sem pflegen, das Gerücht mit einem überlegenen Achselzucken abthaien, brachte der offi ziöse Draht in der Nachr zum Donnerstag um 7 Uhr 15 Min. Morgens die kurze aber inhaltsvolle Nachricht, daß das Abschiedsgesuch des Fürsten zu Hohenlohe vom Kaiser genehmigt und der Staatssekretär Graf Bülow zum Reichskanzler, preußischen Ministerpräsi denten und Minister der Auswärtigen Angelegen- h eilen ernannt worden sei. Um die Hauptsache vorweg- zunehmen: Im Gründe genommen ist dieser Personenwechsel lediglich ein Personenwechsel und nichts weiter. An der Politik der deutschen ReichSregierung ändert sich infolge dieses Wechsels nichts. Fürst Bismarck hatte schon, als der Kaiser noch ein jugendlicher Prinz war, von ihm ge sagt, der wird einmal sein eigener Kanzler. Und der Alt reichskanzler hat Recht gehabt. In der Sache macht es daher keinen wesentlichen Unterschied, ob der etatsmäßige Reichskanzler Fürst Hohenlohe, Graf Bülow oder sonstwie heißt. Tue Bahnen und Ziele der deutschen Reichspoliük bestimmt der Kaiser selbst. Was die Gründe des Rück tritts des Fürsten Hohenlohe betrifft, so braucht man sich darüber gleichfalls nicht groß den Kopf zu zerbrechen. Der Fürst ist am 31. März 1819 geboren, steht also mitten im 82. Lebensjahre. Da hat er nach seinem thatcnreichen Leben nicht nur einen Anspruch auf Ruhe, sondern da verlangt die Natur gebieterisch ihr Recht und zwingt zum Ausspannen. Da sich aber der Fürst trotz seiner hohen Jahre einer leidlichen Gesundheit und bewundernswerther Rüstigkeit erfreut, so hätte er die Last des Amtes doch vielleicht noch länger getragen, wenn er nicht geglaubt hätte, durch die seinem Amte entsprechende Antheiluahme au der Chinapolitik auf unabsehbare Zeit an den Kanzlersessel gebunden zu werden Die China- und Weltpolitik des Reiches wollte der Alte aus begreiflicher Scheu nicht mehr nutmachen, es genügte ihm, durch jein Ausharren davon Zeugniß abzulegen, daß er im Wesentlichen mit den Maß nahmen des Kaisers und denen seines jetzigen Nachfolgers einverstanden sei. In Einzelheiten, und namentlich in parlamentarische Fehden um Einzelheiten der Chinapolitik, Eit mehr einlassen. Daß der Rücktritt des ouuen Kanzlers des Reiches in dessen herzlichen persön- Amtsblatt für die Agl. Amtshauptmannschast Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Agl. Forstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Hcrzogswalde mit Landberg, Huhndorf, Kausbach, Kesselsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Munzig, Neukirchen, Neu tanneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, Röhrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei Kesselsdorf, Steinbach b. Mohorn, Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg.