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en Dev Rvieg mit Lhincr. Die Lage im fernen Ostasien wird immer verwickelter. Die Hauptschuld an dieser beklagensmerthen Erscheinung trifft England, das wie immer seinen kleinen persönlichen Interessen den Vorzug gegeben hat vor der Rücksichtnahme auf den Vortheil der gesummten Kulturwelt, und das wieder einmal seine eigenen Wege gegangen ist. England hat am Jangtse sehr erhebliche Interessen; statt diese nun vom Auswärtigen Amte in Berlin bereits bestätigt wor den. Von dort her ist nämlich der „Köln. Ztg." eme offiziöse Note zugegangen, in oer Englands Maßnahmen für einen neuen Stein des Anstoßes erklärt werden. Die Mächte seien nicht gewillt, ihre Interessen am Jangtse durch Englands eigentümliche Maßnahmen schützen zu lassen, sondern vielmehr entschlossen, sie persönlich zu wahren. England habe sich dadurch aber auch eine offenbare Ab weisung Seitens Japans zugezogen, und es sei nun wahr scheinlich geworden, daß sich Rußland und Japan noch enger an einander schließen würden. Geschieht dies, dann kann Albion sein Spiel in Ostasien getrost aufgeben, Lor beeren hat es dann nicht mehr zu erwarten. — Davor bewahrt England auch uicht die sehr diplomatische Haltung, die seine Vertreter im Londoner Unterhause einnehmen. Denn es kommt auf die Thaten, nicht auf die schönen Worte an. Der Parlamentsuntersekretär des Auswärtigen, Brodrick, hat neuerdings die Lobrederei auf Englands treues Zusammenhalten mit den Mächten übrigens an den Nagel gesteckt und sich auf die Wiedergabe eingegangener Meldungen beschränkt. Nach seinen Ausführungen hat die englische Regierung ein vom 30. Juli datirtes Telegramm des Tsungli-Iamen erhalten, nach dem die Fremden in Peking nicht nur wohl sind, sondern auch in sehr freund lichen Beziehungen zu den chinesischen Behörden stehen. Auch sollen die Verhandlungen bctr. die llebcrsührung der Gesandten unter sicherem Geleit nach Tientsin ihrem Ab schlusse nahe sein. Da für lange Verhandlungen offenbar kein Grund vorhanden ist, so darf man diese letzte Redens art ohne Weiteres von der Hand weisen, bezüglich der übrigen Versicherungen des Tsungli-Iamens wird man sich gleichfalls vor Illusionen zu hüten haben. Denn was wichtiger ist, als der ganze übrige Inhalt des Telegramms, ist die kurze Notiz, daß es infolge der Wiederaufnahme der Feindseligkeiten bei Tientsin den Gesandten Hinfort nicht mehr gestattet werden könne, in chiffrirten Telegrammen mit der Außenwelt zu verkehren. Der Hoffnungsschimmer, es gehe den Fremden besser und ihre Rettung sei doch noch möglich, erblaßt durch die Mittheilung, man werde in Zukunft keine direkten Nachrichten von ihnen mehr er härten, vollständig. Die Situation hat sich also auch in dieser Beziehung verschlimmert. Obwohl mit dem Abgänge der letzten Dampfer von Bremerhaven ein vollständiger Abschnittin unseren Rüstungen erreicht ist, so würde man, wie officiös geschrieben wird, doch fehl gehen, wollte man nun annehmen, daß das Expeditionscorps von jetzt ab völlig auf eigene Füße ge stellt sei. Es ist noch Nachschub von Material aller Art erforderlich, und es muß auch für die Verproviantirung und den Ersatz von Munition gesorgt werden. Die Marine hat deshalb in Deutschland die 3 Frachtdampfer „Marie", „Mimi" und „Elsa" gechartert, die Kohleu, Geschosse und sonstige Einrichtungen dem Expeditionscorps nachführen, die beim Abgang der Bremer und Hamburger Transporte noch nicht fertig waren. Darunter befindet sich Baracken material für die Pferde, die demnächst in Kiautschou er wartet werden. An Pferden werden etwa 5000 gebraucht, außerdem muß die Intendantur für die Beschaffung von Schlachtochsen sorgen, die gleichfalls über See eingeführt werden. Es ist gesagt worden, die Mongolei besitze sehr gute, für den Krieg in China außerordentlich brauchbare Pferde, auch in Holländisch-Jndien seien die Pferde gut, Deutsch land hätte also dort, statt in Australien und Amerika kaufen sollen. Die deutsche Heeresverwaltung hat auch thatsächlich die gute Gelegenheit nicht unberücksichtigt ge lassen. In der Mongolei war der Ankauf jedoch nicht zu bewirken wegen des dort herrschenden Kriegszustandes und Holländisch-Jndien hat seine verfügbaren Pferde an obachtung des Verbrechers. Verhält er sich nicht ruhig, -so erhält er die Zwangsjacke, die Eisen oder das Zwangs bett; letzteres ist ein sargförmiger Behälter, in dem er gefesselt hineingelegt wird. Hat der Verbrecher einen Selbst mord versucht, so wird er in eine Jacke gesteckt, welche ihm die Hände über der Brust kreuzt, während die Aermel sackartig verschlossen sind. Hat sich der Verbrecher gut geführt, so kommt er nach fünf Monaten in die Zelle der Einzelhaft aus zehn Jahre. Diese ist etwas mehr erleuchtet und geräumiger. Brot und Wasser bleibt auch hier die einzige Nahrung; auch hier ist absolutes Schweigen auferlegt. Sehr selten überstehen die Verbrecher diese Strafe, sie werden entweder wahnsinnig oder sie sterben. Der Strafvollzug ist bald mehr, bald weniger streng, je nach den Strafanstalten. Die gefürchtetsten sind die Zucht häuser von Santo Stefano, Nisida, Civitavecchia und Portolongone. In tausend Aenasten. Aus Konstantinopel kommt folgende Meldung: In Stambul wurden gegen den Sultan gerichtete Plakate an geheftet gefunden, die ein Attentat ankündigen. Infolge dessen wurden wiederum zahlreiche Offiziere und Beamte verhaftet. Da im Palais die Sorge vor einem Attentat aufs Höchste gestiegen ist, verweigert man sogar den Kawassen der Botschafter den Eintritt und läßt alle Leute, die dort zu thun haben, von bewaffneten Dienern begleiten. England für den Transvaalkrieg abgegeben, so daß dort Pferde in größeren Mengen nicht zu haben waren und der Verwaltung nur der Ankauf in Australien nnd Amerika übrig blieb. Etwa 20 Pferde, die höheren Offizieren gehören, sind in Bremerhaven eingeschifft worden, die Thiere genießen die denkbar günstigste Pflege, dennoch befürchtet man, daß kein einziges gesund an seinem Be stimmungsort anlangen wird. Bezüglich der deutschen Rüstungen wird noch weiter gemeldet, daß auf kaiserlichen Befehl dem Führer der Anfangs vorigen Monats abgegangenen ersten Seebrigade, Generalmajor von Hoepfner, Ordre gesandt worden ist, die Fahrt nach Taku nach Möglichkeit zu beschleunigen. Ehe Deutschland nicht so starke Truppenmasscn in China vereinigt hat, daß es eine ausschlaggebende Stimme ab geben kann, wird die Chinafrage anch nicht aus dem Sumpfe herauskommen, in dem sie gegenwärtig steckt. Die Nachrichten über die thatsächlichen Vorgänge in China zeichnen sich jetzt wieder durch die höchste Unzuver- lässigkeit aus. Dieser Mangel wird dadurch verschuldet, daß alle Depeschen, die aus China abgesandt werden, in Shanghai einer strengen Censur unterworfen werden, und daher keine Nachricht zu uns gelangt, die den chinesischen Machthabern mißfällt. Die Londoner Meldung von der Wiedcreroberung eines Theils des Chinesenviertels von Tientsin durch die Chinesen hat eine amtliche Bestätigung bisher nicht ge funden und ist daher offenbar erfunden. Auch im Berliner Auswärtigen Amt glaubt man nicht an die Echtheit jener Sensationsmeldung. Soweit augenblicklich zuverlässige Nachrichten reichen, ist es am 5. August zu einem größeren Gefecht zwischen Russen und Japanern einerseits, sowie Chinesen andererseits gekommen. Die Verbündeten erlitten nicht unerhebliche Verluste, zwangen aber schließlich die Chinesen doch zum Rückzug. Daß dieses Gefecht den Beginn des Vormarsches auf Peking bedeute, trifft der „Post" zufolge nicht zu. Es ist also die Annahme be gründet, daß die Verbündeten bei Tientsin angegriffen worden sind. Der Kampf selbst hat bei Peitsang, das nördlich von Tientsin liegt, stattgefunden. Von weiteren unkontrollirbaren Nachrichten erwähnen wir die Angabe, daß der Gouverneur von Schantung durch einen Beauftragten der Boxer ermordet worden ist und daß Li-Hung-Tschang einen einmonatlichen Urlaub erbat, ehe er nach Peking zu kommen brauche. Trifft die letztere Angabe zu, dann beabsichtigt Li-Hung-Tschang von der politischen Schaubühne zurückzutreten. Das Nämliche sollte offenbar die Angabe von seinem Selbst mord besagen. Der britische Konsul in Tschinkiaug belegte einen Flußdampfer mit Beschlag zur Ueberführung der Fremden nach Shanghai. Zwischen Petersburg und Washington sollen bezüglich Handhabung der Chinafrage Unterhandlungen schweben. Nach dem „Hamb. Corr." hat der Zar die Erlaubniß ertheilt, daß deutsche Truppen auf der sibirischen Bahn nach China befördert werden. Aehntiche Nachrichten sind schon öfter aufgetaucht; ob die vorliegende sich bewahr heitet, bleibt abzuwarten. Die russischen Verhandlungen mit Washington betreffen zweifelsohne den sofortigen Vormarsch auf Peking und hängen mit einem Nothschrei des amerikanischen Gesandten in Peking zusammen, der in den Worten gipfelt: Helfet, wenn überhaupt, sofort! In Peking ist keine Regierung, ausgenommen die mili tärischen Chefs, welche die Vernichtung der Ausländer be schlossen haben. So wird es in Peking schon wirklich sein, und daher ist es himmelschreiend, daß auch nicht einmal der Versuch gemacht worden ist, die Stadt zu entsetzen, so lauge es Zeit war. Sturze Lhrsnik. Pocken. Berlin, 6. Aug. Wegen Erkrankung an echten Pocken sind eine Kaufmannsfrau Müller und ihre fünf Kinder von Klein-Glienicke bei Potsdam nach Berlin in ein Krankenhaus gebracht worden. Während Müller sich in Geschäften nach London begeben mußte, ging seine Familie vor einiger Zeit von Berlin auf Sommerfrische nach Klein-Glienicke. Hier erkrankte die Frau, die sich früher in Afrika aufgehalten hat, und alle fünf Kinder an Pocken. Sobald der Charakter der Krankheit festgestellt war, wurden die Erkrankten mit einem ans Berlin herbeigerufenen Sanitütstransportwagen nach dem Berliner Krankenhause übergeführt. Es handelt sich, wie außer Zweifel steht, um echte Pocken, aber um leichte Fälle. Gegen eine etwaige Weiterverbreitung durch Ansteckung sind sofort alle er forderlichen Blaßregeln getroffen worden. Ehedrama auf dem Felde. Kassel, 6. Aug. Eine schreckliche Mordthat hat sich in dem zum hiesigen Ge richtsbezirk gehörigen Dorfe Hübenrode abgespielt. Der Bauer Fuhrmann, ein Mann von 58 Jahren, lebte mit seiner um 3 Jahre jüngeren Ehegattin schon längere Zeit in Unfrieden, er wurde so brutal gegen die Frau, daß sie von ihm fortlief und zu dem ältesten Sohne zog. In Folge dessen ergab sich der leicht zum Jähzorn undAlko- holgenusse neigende Mann einem unstäteu Lebenswandel, umso mehr, als alle Vorstellungen an seine sanftere Hälfte, doch wieder bei ihm zu wohnen, erfolglos blieben. Nach- Der Transvaalkrieg. Auf dem südafrikanischen Kriegsschauplätze wollen die Engländer größere Erfolge errungen und sowohl die Eisen bahn nach Natal wieder hergestellt, sowie die Stadt Rusten- burg entsetzt haben. Ob diese Nachrichten auf Thatsachen beruhen, muß die Zukunft lehren. Für die Fortsetzung des Kleinkrieges sind sie um so belangloser, als die Voeren bei keiner der militärischen Operationen, die zu den ge meldeten Erfolgen führten, Verluste erlitten. Andererseits liegt auch die Nachricht von einem positiven Erfolge der Boeren vor. Dieselben bedrängten die Engländer von allen Seiten infolge des Rückzuges der Garnison von Springs und besetzten diesen durch seine Kohlenproduktiou wichtigen Platz wieder. in Gemeinschaft mit den übrigen Mächten wahrzunehmcn, hat es mit dem Vicekönig von Nanking ein förmliches Sonderabkommen recht freundschaftlicher Art abgeschlossen und auf diese Weise eigentlich ein Bündniß mit den Chine abgeschlossen, die von allen andern Kulturmächten bekämpft werden. Es ist deshalb ein heftiger Meinungsstreit zwischen sämmtlichen Mächten einer- und England andrerseits aus gebrochen. Daß sich England durch sein Vorgehen ins Unrecht gesetzt hat, liegt auf der Hand und ist ihm auch dem abermals vorgestern ein heftiger Auftritt zwischen den unversöhnlichen Ehegatten stattgefunden, lief der Mann in die benachbarte Stadt, kaufte sich einen Revolver, eilte auf seine Frau, die im Felde mit dem ältesten Sohne arbeitete, ' zu und schoß sic nach der abermaligen Weigerung, zu ihm zurückzukehren, nieder. Von mehreren Revolverkugeln in die Brust getroffen, stürzte die Aermste blutüberströmt nieder und ist nach wenigen Stunden gestorben. Darauf wandte der rabiate Vater die Waffe gegen seinen ältesten Sohn, doch dieser kam ihm mit einem Schlag mit der Sense zuvor, schlug ihm den Revolver ans der Hand und brachte ihm eine Wunde am Kopfe bei, sodaß der Vater kampfunfähig gemacht war, überwältigt werden und von der Polizei abgeführt werden konnte. Der Gattenmörder wurde darauf ins Gerichtsgefängniß überführt; er soll ein gestanden haben, daß er auch den Sohn erschießen wollte. Vom Eiscnbahnzuge zermalmt. Oschers leben, 6. August. Ein junges Paar, ein Einjährig-Frei williger von der Garde und eine junge Dame von hier, machten mit der Bahn einen Ausflug nach einem Nachbar ort. Unglücklicher Weise stiegen Beide dort nach links aus, da der Ort, den sie aufsuchen wollten, von hier aus links der Bahn liegt. In demselben Moment brauste der Halberstädter Schnellzug durch die Station und zermalmte die beiden Unglücklichen. Ein allgemeiner Ausstand der Schiffsheizer ist in Havre in Frankreich ausgebrochen. Zahlreiche Matrosen schließen sich den Heizern an. Es kam bereits zn Aus schreitungen, ebenso unter den Bergarbeitern in Montceau- les-Mines. Unglücksfall auf einem deutschen Kriegsschiff. Auf unserem Kreuzer „Bussard", der sich auf der Ausreise nach China befindet, entstand am Dienstag ein Kesseldefekt, indem die Mannloch-Packung herausflog, dabei wurden zwei Heizer gelödtet, drei Personen schwer und zwei leicht verwundet. Das Kriegsschiff ist nunmehr genöthigt, seinen Aufenthalt in Aden zu verlängern. Aden ist die englische Hafenstadt Arabiens, am Golf von Aden. Unter Mann loch versteht man in der technischen Sprache die zum Ein fahren dienende Oeffnung der Dampfkessel. Wien, 6. August. Das hiesige Landgericht ver- urtheilte den Anarchisten Varga, einen Ungarn, welcher die Ermordung des Königs von Italien gutgeheißen und sich dabei einer Majestätsbeleidigung schuldig gemacht hatte, zu 18 Monaten schweren Kerkers, sowie die Italiener Vogri und Savioli wegen Gutheißung der Ermordung des Königs, ersteren zu 4, letzteren zu 5 Monaten Gefängniß. Unfälle in den Bergen. Wien, 6. August. Vom Langkofel bei Sanct Ulrich im Brödener Thal stürzten zwei noch unbekannte Touristen mit dem Führer Flesser ab. Beim 23. Gauturnfeste des Ober-Eger Turngaues iu Graslitz am 4. und 5. August — einem echt deutschen Verbrüderungsfeste — haben zwei Leipziger Turnlehrer, Franke und Postsecretär Strunz im Geräthe-Wettturnen einen Preis davongetragen. Senftenberg i. N.-L., 6. Aug. In der Tagwerk- Grube „Ilse" brach gestern Abend ein größerer Brand aus. Der leitende Grubeninspcctor und ein Arbeiter, die in der brennenden Grube sind, gelten als verloren. Man hofft, den Brand bald abzulöschen. Vaterländisches. Mittheilungen aus dem Leserkreise sind der Redaktton stets willkommen. Der Name des Einsenders bleibt unter allen Umständen Geheimnis; der Redaktton. Anonyme Zuschriften können nicht berücksichtigt werden.) Wilsdruff, 8. August 1900. — Tagesordnung für die am Donnerstag, den 9. August d. I. Nachmittags 6 Uhr stattfindende öffentliche Stadtgemeinderathssitzung. 1. Eingänge. 2. Gesuch des BadebesttzersDürsel, Bezahlung des Lichts fürBeleuchlungs- zwccke nach Zählern und nicht nach Lampen betr. 3. Bau des 2. Kesselfundaments. 4. Neubau der Straße am Elektricitätswerke, Eröffnung der Blanquetts. 5. Erledig ung der Cassenassistenten-Stelle. 6. Abgabenerlaßgesuch (der Wittwe des verstorbenen Handarbeiters Julius Her- manu Gast.) 7. Gesuch des Drechslermeister Haschke in Großharthau uni Erlaß der Kosten für Unterbringung und Verpflegung seiner Tochter in der Bezirksanstalt Leuben. 8. Gesuch des Cassenrevisors Seemann hier, die Vergüt ung für Rechnungsprüfung betr. 9. Gesuch dcsMatcrial- waarenhändlers Richard Max Wustmann hier, Ertheüung der Conccssion zum Kleinhandel mit Branntwein und Spiritus betr. . , — Gefunden wurde em Schlüsselbund. Abzuholen in der Rathskanzlei. — Daß die Redensart: „Viel Umstände machen" schon vor ungefähr tausend Jahren bei den alten Germanen existirte, wird wohl wenigen bekannt sein. In der Zeit Karls des Großen hatte, wie dies auch jetzt noch der Fall ist, jedes Dorf seinen Vorstand. Wenn nun irgend eine wichtige Angelegenheit zu ordnen war, ließ der Vorstand oder Vorsteher des Ortes die Einwohner von der Arbeit zu einer Versammlung wegholen. Diese Versammlung wurde gewöhnlich auf einem freien Platze, den eine oder mehrere alte und ehrwürdige Linden zierten, abgehalten. Die Leute gruppirten sich dann um ihr LberhaM, Vor stand genannt, weil er vor den Leuten stand. Tte aber, welche um ihn herum standen, wurden Unistehende oder Umstünde genannt. Dann bezeichnete man auch die ganze Versammlung mit dem Namen „Umstand". Wenn nun ein Vorstand recht oft die Leute zu einer Versammlung zusammenrief, also recht viel Versammlungen ober Umstände abbielt, so sagte man, er mache viel Umstände. So ent stand die Redensart, „viel Umstände machen", welche jetzt angewendet wird, wenn Jemand recht viel Kram um eiue Sache macht. Bald wurde aber festgesetzt, daß jährlich nur eine bestimmte Anzahl Versammlungen abgehalteu werden dürfe, und so konnten die Landleute ruhig ihr Felo bestellen und ihre Arbeit verrichten, ohne plötzlich zu einem Umstand gerufen zu werden. — Die Frage nach der Gestaltung des Wetters im Monat August beantwortet Falb in höchst unbe friedigender Weise. Seine Voraussage lautet: „Der