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MnM fiir WilsSniss Tharandt, Uossen, Sieöenteßn und die Umgegenden. Amtsblatt Ur die Agl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Agl. Lorstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttarmeberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzosgwalde mit Landberg, Hühudorf, Kaufbach, Kesselsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Munzig, Neukirchen, Neu» tanneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, Rshrsdvrf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Iachsdorf Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei Kesselsdorf, Steinbach b. Mohorn, Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1 Mk. 55 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 10 Pfg. pro viergespaltene Torpuszeile. Druck und Verlaq von Martin Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion Martin Berger daselbst. No 137. Dienstag, den 2». November 1VV». S8. Ja-rg. Bekanntmachung für alle zum Bezirk der Königlichen Amtshaupt- mnnnschnft Meifzen gehörigen Ortsbehörden. Das Kriegsministerium hat die Militärbehörden und Truppentheile seines Dienst bereiches angewiesen, für die Beerdigung der Leichen aktiver Militärpersouen, die Selbst mord begangen haben, selbst dann Sorge zn tragen, wenn die Angehörigen den Leichnam nicht reklamiren. In Folge dessen findet eine Ablieferung der Sclbstmördcrleichen aktiver Militärpersouen an in die 8 7 Absatz 6 u und b der Verordnung, die Aufhebung von Todten und Schrintodten pp. betreffend, vom 21. September 1874 aufgeführten ana tomischen Anstalten nicht mehr statt Die durch die Bewachung, Forlschaffung und Beerdigung der Leichen Verun glückter oder Selbstmörder des Soldaienstandes entstandenen Kosten wird in jedem Falle die Militärverwaltung tragen oder verlegen. Königliche Amtshauptmannschaft Meitzen, am 13 November 1900 I. A. 1584 E. vr. von Breseius, Bez -Ass Tr. Bekanntmachung. Unter Bezugnahme auf die Bekanntmachung der Königlichen Amtshauptmann- schäft zu Meißen vom 1. November 1900, Vertilgung der Blutlaus betreffend, wollen wir noch besonders darauf Hinweisen, daß in der nächsten Zeit eine Revision, die namentlich darüber Gewißheit verschaffen soll, daß den über Sammeln des Laubes und Vernichtung desselben, sowie über Entfernung allen auf den Bäumen zurückgebliebenen vertrockneten Obstes getroffenen Anordnungen gehörig nachgegangen worden ist, vorgenommen werden soll. Etwaige Zuwiderhandlungen ziehen die geordneten Geld- und event. Haftstrafen nach sich. Wilsdruff, am 17. November 1900. Dev Ktndtrnth. Kahlenberger. Stadtverordneten-Ergänzungswahl. Mit Schluß dieses Jahres scheiden aus dem hiesigen Stadtgcmeinderathe aus die Herren Stadtverordneten Apotheker Ernst Paul Tzschaschel und Schuldirektor Friedrich Ernst Gerhardt, sowie der zur Ergänzung der Zahl der Stadtverordneten eingezogene Ersatzmann Herr Fabrikant Bernhard Robert Richard Hofmann; außerdem sind erledigt die Aemter zweier ansässiger Ersatzmänner. Die vorzunehmende Lraänznngswahl erfolgt Freitag, den 7. Dezember 1900 von Vormittags y bis Mittags t Rhr im Sitzungssaals des hiesigen Rathhauses. Die Liste der Stimmberechtigten und der Wählbaren liegt vom 22. November dieses Jahres 14 Tage laug in der Rathskanzlei zur Einsichtnahme aus. Einsprüche gegen die Wahlliste stehen jedem Bctheiligten bis zum Ablaufe des siebenten Tages nach Beginn der Auslegung zu. Es sind zu wählen: zwei ansässige Stadtverordnete, ein unansässiger Stadtver ordneter und zwei ansässige Stadtversrsneten-Lrsatzmänner. Unter Bezugnahme auf 88 45 kk. der Revidirten Städteordnung wird dies mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß die Ansschcidenden wieder wählbar sind. Die Mitglieder des Stadtrathes, die im Sladtgemeinderathe verbleibenden Stadt verordneten und die besoldeten Gemeindebeamten sind nicht wählbar. Wilsdruff, am 15. November 1900. Dor stadtrath. Aahlenberger. politische Rundschau. Mit Empörung und Entrüstung hat man gewiß in allen patriotisch und monarchisch fühlenden Kreisen des deutschen Volkes die ernste Kunde von d.m glücklicher Weise erfolglos gebliebenen Attentat auf den Kaiser in Schlesiens Hauptstadt vernommen. Als der hohe Herr nach Beendigung seines Jagdbesuches in Drachenberg am Freitag Mittag in Breslau eingetroffen war, und nun vom Oberschlesische« Baynhofe aus durch die Garlenstraße fuhr, um das in der Kaserne zu Kleinburg liegende Leib- Kürassier-Negiment zu besichtigen, schlenderte eine in der vordersten Reihe des Publikums stehende Frau ein kurzes Handbeil, das sich bei der nachgefolgten Besichtigung als sehr scharf geschliffen erwies, nach der kaiserlichen Equipage, von welcher das Beil abprallte, um dann unmittelbar hinter dem Gefährt niederzufallen. Die Attentäterin wurde so fort verhaftet, während der Kaiser und der Erbprinz von Meiningen, welcher sich mit im Wagen befand, weiterfuhren, anscheinend hatte der Monarch von dem Zwischenfalle zu nächst gar nichts bemerkt. Das alsbald nach dem Attentat aufgetauchte Gerücht, die Verhaftete sei in Wirklichkeit ein verkleideter Mann, hat sich rasch als ebenso unbegründet erwiesen, wie die Angabe, sie stamme ans Italien. Viel mehr ist polizeilich festgestellt worden, daß die Attentäterin Selma Schnapka heißt, 41 Jahre alt und unverehelicht ist; sie ist Händlerin und wohnt erst feit einigen Wochen in Breslau. Die erste Vernehmung der Schnapka durch den Staatsanwalt hat es bereits außer jeden Zweifel ge stellt, daß man es in ihr mit einer Geisteskranken zu thun hat und daß demnach die von ihr begangene verbrecherische That keinerlei politische Bedeutung besitzt. Die Schnapka wohnte in einer ärmlichen Hinterhauswohnung der Garten straße, wo sie exmittirt werden sollte, weil sie den Mieth- zins nicht zahlen konnte. Der Hauswirth hatte deshalb die Räumungsklage gegen sie angestrengt, in welcher für Freitag Termin anstand, zu welchem die Angeklagte be reits das Beil mitgebracht hatte. Der Termin wurde icdoch vertagt und die Schnapka kam gerade auf die Straße, als der Kaiser in seinem Wagen vorüber fuhr. Auch schwebt gegen sie ein gerichtliches Verfahren wegen Be- amtcnbeleidiguug und Widerstands gegen die Staatsge walt. Jedenfalls ist es also nur Zufälligkeit, die bei dem Beilangriff der Schnapka auf den kaiserlichen Wagen ob waltete, überdies stellt sich der Vorgang als die That einer Geisteskranken dar, die sich demnach der Aburtheil- ung durch den Strafrichter entzieht. Trotzdem hätte der .suuser durch das geschleuderte scharfgeschliffene Beil leicht mindestens eine ernste Verletzung erhalten können, und so giebt sich denn im deutschen Volke überall berechtigte leb hafte Gcnugthuung darüber kund, baß der geliebte Herrscher unversehrt bei dem verbrecherischen Vorgänge geblieben ist. Unser Kaiser kehrt nach der nunmehrigen Beendig ung der Jagden in Obcrschlesien nach Potsdam zurück und begiebt sich morgen nach Friedrichskron, wo am Mitt woch, am Bußtage, seine Mutter, die Kaiserin Friedrich, ihren Geburtstag (geb. 1840) feiert. Der Zustand der hohen Frau ist leidlich, aber es ist heute noch nicht abzu- jsehen, wenn sie wieder frei über ihren Aufenthalt wird , verfügen können. Auch in Hamburg wird auf der Reise nach Kiel der Kaiser in dieser Woche noch erwartet. Heute, Montag, Nachmittag 2 Uhr beginnt der deutsche Reichstag die erste Berathung der Chinavorlage, die, wie man annimmt, der Reichskanzler selbst einleiten wird. An einem gut besetzten Hause und dito Tribünen wird es nicht fehlen. Es läppert sich zusammen. Die Schulden des deutschen Reiches betragen zur Zeit 2 Milliarden 280 Millionen 300 Tausend 584 Mark und 75 Pfg. Die Forderungen für China, die gestellt sind und noch gestellt werden dürfen sind noch nicht eingerechnet. Für das Reichs gebiet ist das freilich nicht zu viel, aber die Schulden der einzelnen Bundesstaaten kommen noch extra Dem Ausverkaufswesen soll es nun doch zu Leibe gehen. Nachdem die Vorarbeiten abgeschlossen sind, soll im Februar ein bezüglicher Gesetzentwurf dem Reichstage zugehen. Dadurch soll jeder Nachbezug vou Waaren bei einem Ausverkauf bei Strafe verboten werden. Sie ist im sicheren Hafen, die Chiuavorlag e. Die ausschlaggebende ZentrumSpariei hat sich in ihren am Sonnabend abgeschlossenenFraktionsberathungen prinzipiell mit der Bewilligung der 150-Milliouen-Forderung einver standen erklärt. Ueber die künftige deutsche Finanzwirth- schaft wird der berufene Partei-Redner vielleicht noch einige Wünsche vorbringen. Ritterschlag in Breslau. Wie wenig sich unser Kaiser den Breslauer Anschlag hat anfechteu lassen, be weist die Thatsache, daß auch diesmal, wie alljährlich in seiner Gegenwart die jüngste« Offiziere des van ihm be suchten Leib-Kürassrr-RegtineM zu Rittern geschlagen wurden. Der Kaiser sprach den Herren, es waren drei Leutnants, seinen Glückwunsch aus, worauf der älteste von ihnen das Wohl des Regiments mit der Versicherung ausbrachte, daß die neuen Ritter sich dieser Ehre würdig erweisen würden. Zusammenstoß zweier Panzerschiffe. Beim Schlußmanöver unseres Panzergeschwaders in der Wiker Bucht stießen die beiden Panzer „Kaiser Friedrich III." und „Kaiser Wilhelm II." zusammen. Die übrigen Geschwader schiffe passirten mit Volldampf den langsam vorwärts gehenden „Kaiser Friedrich III.", auf dem sich vorher Prinz Heinrich eingeschifft hatte, vor dem Bug vorbei, „Kaiser Wilhelm II.", als letztes Schiff, wurde seitwärts hinter dem Maschinenraum angerannt. Der „Kaiser Friedrich III." ist leck geworden. Beide Schiffe gehen in die Kaiscrwerft zum Docken. Der neue Harmlosenprozeß in Berlin bringt vier Personen wegen gewerbsmäßigen Glückspiels auf die Anklagebank: den früheren Regierungs-Referendar und ehe maligen Leutnant der Reserve im U.Garde-Ulanen-Regiment Bruno von Kayser, der jetzt 31 Jahre alt ist und s. Z. 8 Monate in dieser Sache im Untersnchungsgcfängniß zubrachte; den jetzt 24 Jahre alten Leutnant der Reserve im H. Garde- Feldartillerie-Regiment Hans Bernhard von Kröcher, Sohn des Generalmajors und Brigade-Kommandeurs von Kröcher. Auch er hat s. Z. über 8 Monate im Untersuchungsgefängniß gesessen; den Kaufmann AlexanderPaul von Schachtmayer, jetzt 28 Jahre alt, Unteroffizier der Reserve im Feld- Artillerie-Regiment Nr. 3; den wegen gewerbsmäßigen Glückspiels vorbestraften Rentier Hermann Wolff, zu dessen