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inaus. knabenhafter Ueberhebung ost über die Achseln angesehen. Mit ein paar Sätzen war er auf den Treppenflur h Dev Muttevsshn. Roman aus der Gegenwart von Arthur Zapp. (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) Otto hatte sich immatrikuliren lassen und mit dem Eifer, der ihn schon auf dem Gymnasium ausgezeichnet, das Studium der Rechte begonnen. In seinen Mußestunden gab er Gymnasiasten Nachhilfestunden, sodaß er die Kosten seines Studiums, Kollegiengelder, Bücher und sogar seine Kleidung aus eigenen Mitteln bestreiten konnte. Dieser Umstand trug in erster Linie dazu bei, daß der Vater sich rasch mit der Berufswahl seines jüngsten Sohnes aussöhnte; er begann sich bereits in seiner Rolle als Vater eines so klugen und hoffnungsvollen jungen Mannes wohlznfühlen, und es schmeichelte seinem Vaterstolze nicht wenig, wenn er nun den Buchhaltern von der Firma Jakobs und Comp. von seinem Sohne, dem Studiosus, erzählen konnte. Freilich, zuweilen sträubten Nch ihm nn Stillen die Haare, wenn er daran dachte, wie lange Jahre noch ver ¬ gehen mußten, bevor Otto zu einer festen Anstellung ge langen konnte, und er konnte sich in solchen kleinmüthigen Stunden zum nicht geringen Aerger seiner Frau nicht enthalten, dem Wunsche Ausdruck zu geben, Otto hätte doch lieber etwas Plastisches erareifen sollen, wie Karl, der bereits mit sechsundzwanzig Jahren zum Werkführer in der Lampenfabrik von C. W. Dalchow u. Sohn auf gerückt war, mit einem Einkommen von hundertundfünfzig Mark monatlich. Das Rollen einer im Trabe heranrasselnden Droschke störte die Grübelnde aus ihren Gedanken auf. Eine Droschke auf dem holprigen Pflaster der ärmlichen Rügener Straße war an und für sich eine ungewohnte Erscheinung. Von einer Ahnung durchzuckt, steckte Frau Köster ihren Kopf durch das Fenster. Richtig! Otto war es; er nickte und winkte zu ihr hinauf; sein Gesicht strahlte und leuchtete. Wie eine Erlösung kam es über die vor Auf regung zitternde Frau; aus tiefster Brust athmete sie auf. Mit in feuchtem Glanze schimmernden Augen sah sie, wie er den Kutscher bezahlte, aus der Droschke sprang und, nachdem er noch einmal zu ihr mit der Hand hin aufgegrüßt, eilig im Hausflur verschwand. Frau Köster richtete sich auf; sie warf das Fenster zu und eilte durch den Korridor auf den Treppcnflur hinaus; sie hörte dann, wie Otto mit jugendlicher Elasti zität und Lebhaftigkeit die Treppen hinaufstürmte. Wie ein Schwindel kam es über sie, mit zitternden Händen hielt sie sich an dem Treppengeländer fest; es war ihr nicht möglich, ihm entgegenzugehen. Und nun war er auch schon auf dem Treppenabsatz bei ihr angelangt. „Mutter — Mutter!" jubelte er. „Bestanden! Mit Glanz! — Hurrah!" Sie streckte stumm die Arme gegen ihn aus; in der nächsten Sekunde lag sie an seiner Brust; ihre Aufregung ließ sich nicht länger beschwichtigen; sie weinte und schluchzte. Ganz erschrocken machte sich Otto aus ihren Armen los. „Aber was hast Du denn, liebe Mutter?" rief er. „Ich hab's ja bestanden!" war kräftig und lang; er drückte zugleich Freude und Stolz, bedächtige Sorge für die Zukunft aus. Wenige Minuten später erschien auch Karl. Mit auffallend vorsichtigen, schwerfälligen Schritten trat er ins Zimmer. Unter seinem Rock bauschte es eigcnthümlich. „Man darf doch gratuliren?" fragte er. Die kleine Mißhclligkeit am Vormittag war längst zwischen den beiden Brüdern vergessen; sie schüttelten einander herzhaft die Hand. Karl knöpste seinen Rock auf und zog erst aus der linken und dann aus der rechten Hosentaschejee ne Flasche Wein hervor. Zuletzt griff er in die Rocktasche hinten und beförderte eine dritte Flasche ans Licht. Die Mutter blinzelte vor Rührung mit den Augen, während der Vater im Vorgeschmack des seltenen Genusses mit den Lippen schnalzte. Otto aber trat jetzt freudig überrascht an den Bruder heran und drückte ihm die Hanv. „Das hätt' ich wahr- hastig nicht von Dir erwartet," sprudelte er aufrichtig heraus. „Ich danke Dir, Karl!" Der aber wehrte den Dank gutmüthig ab, und als die erste Flasche entkorkt war und der Wein in den Gläsern funkelte, brachte er mit einem neidlos bewundernden Blick auf den jüngeren Bruder den Trinkspruch aus: „Der Herr Referendar soll leben!" Der junge Referendar wurde bald an das Amtsge richt einer kleinen Stadt Schlesiens versetzt. Frau Köster klagte und jammerte nicht. Ihre Mutter liebe hatte nichts Selbsüchtiges. Freilich nahe ging es ihr doch, denn es war ja das erste Mal, daß ihr Jüngster für längere Zeit aus dem Hause schied; aber sie kämpfte ihren Schmerz tapfer hinunter und widmete ihre ganze Sorge der Herrichtung seiner Wäsche und Garderobe. Als der Tag der Abreise gekommen war, hatte sie den großen neuen Koffer bis oben heran vollgepfropft. Weder der Vater noch Karl konnten dem Scheidenden das Geleit zur Bahn geben, denn der Zug giug um zehn Uhr Vormittags; sie nahmen also Beide in aller Frühe, bevor sie ins Geschäft gingen, Abschied. „Halte Dich recht brav, mein Junge," sagte der Vater ernsten, fast feierlichen Tones, „thue Deine Pflicht, wie bisher, damit Das, was wir an Dich gewandt haben, nicht weggeworfen ist. Eins aber lege ich Dir besonders ans Herz: Hüte Dich vor leichtsinnigem Schuldenmachen! - Ein Schuldenmacher ist allemal ein schlechter Mensch! — Warum? — Er verpraßt fremdes Geld! - Schulden machen kommt gleich nach dem Stehlen! — Damit gieb Dich ja nicht ab! — Das versprich mir!" Er hielt die Hand hin und sah ihm ernst und fest in die Augen. Otto schlug voll aufrichtigen Eifers ein, von den besten Vorsätzen beseelt. Jetzt faßte ihn der Alte beim Kopf und küßte ihn, und ohne ein weiteres Wort stampfte er, seine Ledertasche um den Hals schwingend, davon. Karl faßte sich kürzer. „Glückliche Reise, Otto!" sagte er in seiner etwas rauhen, knrzangebundenen Weise und bot ihm die Hand. Als Otto seine Hand zurückzog, fühlte er ein steifes, gefaltetes Papier zwischen den Fingern. Erstaunt be trachtete er es, während Karl sich in auffälliger Weise davon machte. Ein Fünzigmarkschein war's. Einen Augenblick stand der Ueberraschte wie ver steinert; dann kam eine jähe Bewegung über ihn; es war, als wenn ein heißer Strom in ihm aufschoß, und seinen Herzschlag verspürte er bis zum Halse. Das war von Karl, mit dem er so oft in Streit gelegen, den er in Sie nickte stumm und lächelte durch Thränen zu ihm auf; es war ihr jetzt unmöglich, ein Wort hervorzubringen. Krampfhaftes Schluchzen stieß sie noch immer hervor; sie faßte ihren Jungen um die Schultern und drängte ihn in den Korridor hinein; denn von nebenan ließen sich schon die Schritte neugieriger Nachbarn vernehmen. Als sie die Thür hinter sich in das Schloß gezogen, blieb sie abermals stehen- von Neuem warf sie sich in die Arme des Sohnes, während ihre Thränen unablässig flossen. Auch den Sohn ergriff die Erregung der Mutter; eine Augen feuchteten sich, und mit kindlicher Zärtlichkeit küßte er ihr Wangen und Mund; ein warmes, inniges Gefühl stieg in ihm auf. „Mutter!" sagte er mit stammelnder Stimme, „Dir hab ich alles zu danken. — Dir! — Wenn Du nicht gewesen wärst, liebste Mutter, ich wäre nie so weit gekommen. O Mutter!" Wieder umschlang er sie und küßte sie herzlich. Sie tätschelte ihm die Wangen und strich ihm das wirre Haar aus dem Gesicht. Beim Anblick seiner blaffen abgespannten Züge erwachte ihre mütterliche Sorge. Sie drückte ihn auf das breite Sofa nieder, ihre Thränen versiegten im Nu. „Mein Gott!" sagte sie, „wie ange griffen Du aussiehst; es war wohl furchtbar schwer?" Er nickte lächelnd. „Das will ich meinen," bestätigte er; „ich sage Dir, Mutter, der Kopf wirbelte einem zuletztp auf zwei Fragen blieb ich sogar die Antwort schuldig." Sie stand vor ihm und schlug die Hände zusammen. Otto aber sprang auf und, lebhaft im Zimmer auf und ab schreitend, fuhr er fort: „Und daun die Ungewiß heit, die Spannung, als sich die Examinatoren zurückge zogen und wir drüben in der Kondidorei, gegenüber vom Kammergericht, saßen. Ich sage Dir, manchem schlugen die Zähne zusammen vor Angst. Eine volle Stunde dauerte es. Endlich wurden wir gerufen, und das Resul tat wurde uns nun verkündigt. Zwei von uns waren durchgesallen; die müssen's im nächsten Jahr noch einmal machen." Sie schlug von Neuem in ihre Hände und sah mit ängstlichem Gesicht zu ihm hinüber. Er lachte. „Ich bin nicht dabei, Mutter. Bewahre!" „Und Du bist nun wirklich und wahrhaftig jetzt Re ferendar geworden?" Er reckte sich straff in die Höhe. „Königlich preußischer Gerichts-Referendar, Mutter!" Er blieb vor dem Spiegel ehen, der zwischen den beiden Fenstern über der Kommode angebracht war. Es war ein schmuckes Bild, welches das blanke Glas zurückstrahlte, denn Otto besaß ganz die regelmäßigen, feinen Züge der Mutter, mit der Frische und dem Schmelz der Jugend; ein zierliches, dunkelblondes Schnurrbärtchen be schattete seine Oberlippe. Er reckte ganz plötzlich die Arme nach hinten und gähnte laut. Sogleich näherte sich ihn, die Mutter. „Willst Du Dich ein Bischen auf's Ohr legen, Ottchen?" Sie half ihm aus dem steifen engen Frack heraus und reichte ihm einen bequemen Hausrock. Er ließ es sich lächelnd gefallen und streckte sich auf ihr Zureden behaglich aufs Sofa. Dann breitete sie sorgsam die Decke über ihn und strich ihm liebkosend über die Stirn. „Nun schlafe, mein armer Junge! Es hat Dich höllisch mitgenommen; das glaube ich. Erst das viele Studiren, dann das schriftliche und mündliche Examen. Armer Junge!" Sie schlich auf den Zehenspitzen nach dem Fenster und ließ sich hier auf einem Stuhl nieder. Aber das Strickzeug, das sie zur Hand genommen hatte, sank alle paar Minuten auf ihren Schoß nieder und sie spähte mit zärtlich besorgtem Blick nach dem Sohue hinüber, der die Augen schloß und dessen Athemzüge jetzt langsamer und regelmäßiger gingen. Ein Viertel nach sieben kam der Vater nach Hause. Otto war schon auf und eilte ihm entgegen. „Na, Herr Referendar," sagte der Eintretende, dem Otto's strahlendes Gesicht die Freudenbotschaft schon auf der Schwelle verkündigte. Vater und Sohn küßten sich. Der Händedr uck, den der Vater dann noch folgen ließ, um deu Manen seiner Vorfahren seine Verehrung zu be zeugen. Verläßt der Kaiser seine Stadt, um in den außerhal derselben gelegenen Tempeln zu opfern oder nach seinem Sommer-Palast überzusiedeln, so werden die betreffenden Straßen Pekings, durch welche der kaiserliche Zug geht, auf das peinlichste abgesperrt und an einzelnen Stellen sogar Mattenwände errichtet, niemand darf sich auf den Gassen zeigen oder in den Thüren der Häuser stehen, auch die wenigen in Peking ansässigen Europäer werden ersucht, sich nicht dem kaiserlichen Zuge zu nahen. Der Kaiser fitzt in einer mit gelber Seide verhüllten Sänfte, die von zwanzig Mandschns getragen wird, Trabanten und Sol daten begleiten den Zug, au welchem auch hohe Beamt und Offiziere theilnehmen. Tiefes Schweigen herrscht ringsum, fast lautlos eilt die Schar dahin, ein dichter Schwarm von Hofbedienten umgiebt die kaiserliche Sänfte, „Du Karl!" rief er dem Bruder nach — „das ist wirklich nobel von Dir, und ich danke Dir!" Das Weitere erstickte in dem furchtbaren Gepolter, das Karl, der die Treppe hinunterstürmte, verursachte. Zwischen den beiden Zurückbleibenden wurde nur wenig gesprochen. Der Mutter war die Brust wie zugeschnürt; ab und zu warf sie einen Blick auf die Ilhr. Wie die Zeit flog! Endlich drängten ihre Gefühle doch zum Ausdruck. „Otto," — sagte sie mit mühsain beherrschter Stimme — „Du wirst doch Deiue Eltern nicht vergessen, das wirst Du nicht, und Du wirst uns auch recht oft schreiben, nicht wahr? Und wenn Du — mein Gott, der Vater ist streng — wenn Du mir mal etwas mitzutheilen hast, was der Vater nicht wissen soll, dann adressire nur an Karl an seine Fabrik. Hüte Dich vor schlechter Gesellschaft, Otto, und übernimm Dich auch nicht der Arbeit, und wenn es nach her kalt wird, dann vergiß auch nicht, die wollene Unter- acke anzuzicheu. Du hast vier Stück davon zum Wechseln. Ganz unten im Koffer liegen sie. Und auch einen Zettel wirst Du darin noch finden. Da habe ich Dir alle Deine Wäsche ausgeschrieben. Ein Dutzend Oberhemden, sechs Nachthemden. Mein Gott, wenn Du fort bist, wird es wohl recht einsam bei uns werden." Frau Köster, die ihren Sohn an der Hand gefaßt ;atte, sprang plötzlich auf und ging in die Küche. „Ich habe Dir noch ein paar Butterbrote geschnitten für unter wegs", erklärte sie, als sie nach einigen Minuten ins Zimmer zurückkehrte; dabei fuhr sie sich verstohlen über die Augen. Aber sie hielt sich wacker auch aus dem Bahn hof. Erst als sich der Zug, der ihren Sohn entführte, in Bewegung setzte, brach es tos Unaufhaltlam rannen ihr die Thränen über das zuckende Gesicht, und es kostete sie eine übermenschliche Anstrengung, um nicht in lautes Schluchzen auszubrechen. Otto schrieb oft und ausführlich; er schilderte seiu Leben, wie es sich Tag für Tag in der kleinen Stadt hinspann, in allen Einzelheiten. Viel Abwechselung gab's nicht; Vormittags Arbeit auf dem Gericht, nachmittags Spaziergänge, Abends gesellige Zusammenkunft der un- verheiratheten Kollegen, denen sich ein paar Gymnasiallehrer, ein Arzt und noch einige Offiziere zugesellten. Ein Name kehrte in Ottos Briefen immer wieder. Das war der Name eines Kollegen, eines Referendars, der wie er seine erste praktische Ausbildung an dem kleinen Amtsgericht erhielt. Sein Name war Hans von Marktmald. sodaß selbst bei dieser Gelegenheit der „Sohn des Himmels" nichts von der Außenwelt sieht. Die Regierungsform in China ist absolutistisch, — die Grundsätze darüber sind niedergelegt in einer „Samm lung von Verordnungen der Tsing-Dynastie" — dem Kaiser gehört dem Namen nach das ganze Land, er ist Herr über Tod und Leben seiner Unterthanen, aber iin Laufe der letzten Jahrhunderte bildeten sich doch mehrere höchste Regierungsbehörden, um die sich ein energischer und seine Pläne rücksichtslos ausführender Herrscher aller dings wenig zu kümmern braucht, falls dies seinen Ab sichten entspräche, die aber einem schwachen und unent schlossenen Kaiser den Weg der Regierung vorzeichnen Die sogenannte „Central-Regierung" in Peking besteht aus zwei Hauptabtheilungen, dem Staats- oder Großen-Rath uud dem Groß-Sekretariat. Ersterer setzt sich aus sechs Mitgliedern zusammen und zwar aus zwei Präsidenten undvierVicepräsidenten, von denen die eine Hälfte Mandschu, die andere Chinesen sind. In den Morgenstunden von 4—6 Uhr versammeln sich die Mitglieder des Großen Rathes im Kaiserlichen Palais und halten dem Kaiser ihre Vorträge über die wichtigsten Staatsgeschäfte, sie nehmen die kaiserlichen Bestimmungen entgegen und schreiben die Erlasse des Herrschers nieder, diese, falls sie für die Oeffentlichkeit bestimmt sind, an die betreffenden Behörden weitergebend; ferner schlägt dieser Große Rath dem Kaiser die Beamten für die hohen Staatsämter vor, steht ihm überhaupt in den wichtigsten Regierungs-Angelegenheiten zur Seite und bestimmt in Kriegsfällen, nach Einholen der kaiserlichen Meinung, die Operation der Armee. Der Groß-Sekretariat fetzt sich aus Prinzen von Geblüth, ver schiedenen Mitgliedern des Großen Rathes, einzelnen Präsidenten der Ministerien rc. zusammen, meist auch nur aus sechs Personen, es greift in die verschiedenen Ver waltungen ein, überwacht die Ausführung der Gesetze und Befolgung der kaiserlichen Edikte, es schlägt Beförder ungen und Bestrafungen der hohen Beamten vor, ver wahrt dir Regierungssiegel, arbeitet, wenn erforderlich, Gesetze aus, die dann dem Kaiser zur Begutachtung vor gelegt werden rc. Der Einfluß der Mrtglieder dieses Groß-Sekretariats ist noch bedeutender als der jener des Großen Rathes; es ist der höchste Ehrgeiz jedes hohen Beamten, dem Groß-Sekretariat anzugehören, zu seinen Mitgliedern werden meistentheils die hervorragendsten Vizekönige gewählt. Neben sechs Ministerien (Zivilverwaltung, Finanzen, Kultus und Ceremonien, Krieg, Justiz und öffentliche Ar beiten,) an deren Spitze je zwei Präsidenten und Vize- Präsidenten (zur Hälfte Mandschu, zur Hälfte Chinesen) stehen, giebt es noch ein Kolonialamt, welches sich mit den Angelegenheiten der fremden Völker (Mongolei, Tibet Turkestan rc.) beschäftigt, ein Ministerium des kaiserlichen Hauses und ein Ministerium des kaiserlichen Haushalts, letzteres einzig den Angelegenheiten des Kaisers gewidmet und seine Schatulle verwaltend. In neuerer Zeit sind noch zwei andere Behörden entstanden, ein 1885 gebildeter Admiralitätsrath und das 1861 ins Leben gerufene Aus- wärtige Amt, das vielgenannte Tsungli-Namen. Letzteres wurde begründet, um den Verkehr mit den fremden Ge sandtschaften in Peking zu unterhalten, seiu Personal setzt sich aus einen, Präsidenten (gegenwärtig Prinz Ching), sieben Ministern, sechs Sekretären und dreißig Kanzlisten zusammen, jedoch sind nur zwei oder drei der höheren Beamten täglich im Namen anwesend, um die Vertreter der fremden Mächte, bezüglich die Dolmetscher zu em pfangen und deren Wünsche entgegenzunehmen. Dieses Tsungli-Iamen, dessen Bedeutung im Auslandsehr über schätzt wird, liegt im Osten der Stadt, zwei Kilometer von der Gesandtschaftsstraße entfernt; seine Baulichkeiten sind höchst niäßig, durch eine buntbemalte Ehrenpforte gelangt man zu dem niederen Haupteingang und durch diesen zu einem kleinen Garten, in welchem sich ein von künstlichen Grotten umgebener, hölzerner Pavillon erhebt, dessen dürftig eingerichtetes Gemach zu den erwähnten Empfängen dient, bei welchen Thee und Backwerk gereicht werden.