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I 37. Jahrg 7S Sonnabend, den 8. Juli 18SS in Schneider. Diplomat und seine Regierung die Konferenzduselei satt haben und offen aussprechen, daß es sich hier weniger um eine Einigung und Versöhnung, als um ein Theilen und Herrschen gehandelt hat. Gerade die Regierungen, die am ungenirtesten Verträge gebrochen nud am leichtesten sich zu Kriegsobenteuern aufgeschwungen haben, haben im Haag am schönsten von Frieden und Abrüstung gesprochen. Sie haben sehen wollen, wie der Hase läuft und dabei haben sie unter der Hand mitnehmen wollen, was zu bekommen war. Geglückt ist es nicht! Es kann kein Zweifel sein, daß die Friedenskonferenz im Haag, anstatt die widerstrebenden Interessen mit einander zu versöhnen und die Völker ein ander näher zu bringen, nur einander hat in das wahre Antlitz schauen lassen. Der Weltfriedensidee ist wohl noch nie so nüchtern gegenübergestanden, wie heute, und das ist die Schuld der Konferenz. Die Völker sind nicht mehr so thöricht, daß sie allein die Worte der Diplomatie mit gläubiger Miene aufnehmen, der grüne Tisch kann das praktische Leben nicht mehr regieren. Was die Vereinigten Staaten von Nordamerika ans der Konferenz vorschlugen, hätte nach dem spanischen Kriege bei allen Delegirten ein Hohngelächter erregt, wenn die Herren nicht perfekte Gentle- men waren; Frankreich hat sich erfreulicher Weise nicht anders gestellt, als es ist, und die Engländer haben Ruß land Komöme vorzumachen gesucht und versuchen es noch. Es ist ein Affentanz. Ein Blinder kann's merken, worauf der Czar und sein Minister des Auswärtigen hier hinauswollte: Auf eine Auseinandersetzung mit England wegen der asiatischen An gelegenheiten, der indischen, wie der chinesischen, in irgend einer Form. Und dieser Gedanke ist total mißlungen, denn die hier obwaltenden Gegensätze vermag keine Friedens konferenz der Welt zu beseitigen, kein Schiedsgericht vermag einmal über die englischen und russischen Interessen zu entscheiden, nur die Waffen. Denn für ein paar Blatt Papier sind diese Interessen doch etwas zu viel werth. Die Engländer versuchen die Welt noch mit allerlei Redensarten zu blenden, auch Rußland zu gewinnen, indem sie auf Deutschland schelten, aber das Schauspiel ist so, als ob ein Krämer einem Haufen Jungen eine Handvoll Bonbons hinhält. Auf die Bonbons der schönen Worte fällt Niemand mehr hinein, und das ist das wahre Facit der Friedenskonferenz: Die Herren Diplomaten sollten einmal Engel sein; aber sie haben wider den Stachel ihrer wahren Natur nicht löcken können, sie dachten nur an sich Uebelnehmen kann man's ihnen nicht, aber die Sache lehrt: In einer Zeit, wo schon um Handelsverträge ^ahre lang, mit Tinte und Feder erfreulicher Weise nur, gekämpft wird, ist man für Friedenskonferenzen nicht nur mcht reif, son dern vor Allem zu wenig harmlos. Und schließlich sind doch auch die „Schwächeren", die nur diesen Fehler haben, Menschen! ASnigliches Amtsgericht vr. Gangloff. Bekanntmachung, die Vertilgung der Blutlaus betreffend. Wie eine Revision ergeben hat, ist in fast allen Gärten Wilsdruffs die iriutlnu!» bedenklicher Menge vorhanden. Die Gartenbesitzer werden deshalb hiermit veranlaßt, die von der Blutlaus be fallenen Bäume bl* Luür gründlich zu reinigen. Etwaige Anweisungen bezüglich oer Reinigung wird Herr Stadtverordneter Amtsstraßemneister Franze auf Erfordern ertheilen. Anfang August d. I. findet eine statt. Alle Diejenigen, welche der Aufforderung bis dahin nicht nachgekommen sind, werden in bis zu «v genommen. , .. . Wilsdruff, den 3. Juli 1899. Der Stadtrat y. Bürgermeister. Amtsblatt die Rgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Htadtrath zu Wilsdruff sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, -kalde mit Landberg, Hühndors, Kausbach, Kesselsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Munzig, Neukirchen, Neu- Seberg, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, Röhrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönbera mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei KZsvlsdorf, Steinbach b. Mohorn, Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. politische Rundschau. Von der Nordlaudreise des Kaisers wird be richtet, daß die „Hohenzollern" nach guter Ueberfahrt, wie sie seither kaum dagewcsen, Mittwoch Nachmittag vor Koperrik und Abends in Bergen eintraf. Von der Festung wurde Salut abgegeben. Das deutsche Schulschiff „Gneisenau" und das französische Kriegsschiff „Iphigenie" hatten Flagge angelegt. Das Wetter war prächtig. Donnerstag Vor mittag nahm Se. Majestät Vorträge entgegen und besichtigte dann „Gneisenau" und „Iphigenie". Später frühstückte der Kaiser bei dem deutschen Konsul. Die Kaiserin begab sich am Donnerstag in Flens burg mit dem vou Wilhelmshöhe eingetroffenen Kronprinzen und den Prinzen Eitel Fritz und Adalbert an Bord der Dacht „Iduna" an Laud und stattete dem Offizierkorps ihres dortigen Regiments in der Kaserne einen Besuch ab. Hierauf ging die „Iduna" mit der Kaiserin und den Prinzen an Bord nach Ekensund in See. Für die während der diesjährigen Nordlandfahrt auf der „Hohenzollern" abzuhaltenden Gottesdienste hat im Auftrage des Kaisers der Garnisonpfarrer, Hofprediger Keßler'in Potsdam wieder die Predigten nnd Gebete äb- gefaßt. Das „Predigtbuch für S. M. S." wirb auf den Nordlandsreisen vom Kaiser nicht benutzt. Der gemeinschaftliche Landtag des Herzogthums Coburg- Gotha hat am 3. Juli das Thronfolge-und Regentschafts gesetz gegen die Stimmen der sozialdemokratischen Abgeord neten angenommen, mit welchem Beschlusse die so lange spielende coburgische Thronfolgefrage endlich zur Entscheidung gebracht worden ist. Laut diesem Gesetz ist der am 19. Juli 1884 geborene Herzog Carl von Albany nach dem Verzicht des Herzogs von Connaught und seines Sohnes, des Prinzen Arthur, zum Thronfolger in Coburg-Gotha proklamirt worden, mit der Zusatzbesttmmnng, daß dem Prinzen Arthur vou Connaught die Negierung zustehe, im Falle der Herzog von Albany ohne Nachkommenschaft sterben oder daß sein Mannesstamm erlöschen sollte. Falls letztere Eventualitäten auch beim Prinzen von Connaught eintreten sollten, so gelaugt die Nachkommenschaft des Prinzen vou Wales in Coburg-Gotha zur Regierung. Schließlich bestimmt das Regentschaftsgesetz noch, daß der Herzog von Albany noch im minderjährigen Alter auf den Thron gelangen soll. Der deutsche Kreuzer „Falke" hat Apia am 27. Juni nach vielmonatiger Anwesenheit definitiv verlassen, auf welchem Posten er durch den Kreuzer „Cormoran" abge löst worden ist. Die Umsicht und Entschlossenheit, mit welcher der wackere Capitän des „Falke" unter den schwierigsten Verhältnissen auf seinem bisherigen Posten aushielt, verdienen das höchste Lob, das Reich darf m der That stolz auf seine maritimen Vertreter im Aus- lande sein. ^wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1 Mk. 55 Pf. Gerate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 10 Pfg. pro viergespaltene Corpuszeile. . Druck und Verlag von Martin Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion Martin Berger daselbst. MM fik WölW Marandt, Mollen, Siebenen und die Mmgegenden. >«o> Idee und ihre Folgen. khr nützlich, sich daran zu erinnern, daß auch Leben Alles schon einmal da war; wenn es der Schatten eines modernen Ereignisses ge- ^Aien die Dinge im Kernpunkte doch die aller- Michkeit miteinander. Uud so geht es auch der 'sttenz, der schönen Idee des Kaisers Nikolaus II. Es ist richtig, eine Friedenskonferenz mit ^lcn war bis heute noch nicht angeregt worden, j Konferenz, beeinflußt von der Nothwcndigkeit, des Friedens zu heben und sich mit einander die hat schon in diesem Jahrhundert statt- sswd auf ihr spielte ebenfalls ein russischer Selbst- h "d die russische Diplomatie eine große Rolle. Wiener Kongreß zwischen dem ersten Einzug ^Mten Monarchen in Paris und der Rückkehr Von Elba. ,^ttlitärische Genie Napoleon Bonaparte'S war Mischen Armeen, ihre Leiter, für die Staaten Völker eine grausame Zuchtruthe gewesen. U" Sünden wurden von dem fremden Eroberer sind nachdem nun endlich die Laufbahn W ihren eigenen Fehlern zusammcngestürzt, I^Mchen Czaren als theurcr Bruder verehrte V Elba gebracht war, fanden sich die Vertreter O >n Wien zusammen, um, nachdem sie aus der Garung gelernt hatten. Europa ein neues Bild, und Völkern den ewigen Frieden zu geben, 's geschehen, wenn Napoleon nicht unversehens Frankreich zurückgekehrt wäre? Es würde sj? ern Krieg unter den ehemaligen Verbündeten - der Rußland auf Frankreichs Seite gebracht 'Md die Kriegskosten aufgeladen hätte. standen damals so, das ist historisch fcst- "tue Feldzug gegen Napoleon brachte den "Mnden Bund wieder zu einem festen Halt, H dj-h n die Heilige Allianz. Aber standgehalten Mihe ebenso wenig, wie viele Jahre später eine M. Ä Monarchenzusammenkünften und Minister- Interessen der Völker lassen sich nickst Klagen; so groß die Erde ist, für die kC zo, Wunsche nnd für den Unternehmungsgeist hMev Zu werden, nicht weil sie es in, sondern Ä. ß die nicht Vieles, sondern Alles haben wollen, ^ °"fkr- ^mit kommen wir dahin, daß auf der l^bsd-V Zu Haag sich genau dieselbe egoistische sj? wie s. Z. in Wien. Sind die Figuranten L dass, len am Ende andere, das, worauf es an- , Im Namen des Friedens Unfrieden säen! djx ^schichte der Friedenskonferenz wird erst "Öffentlichkeit kommen, wenn ein beherzter Zwangsversteigerung. im Grundbuche auf den Namen Robert Herrmann eingetragenen Mücke Folium 440, 511 und 560 des Grundbuchs für Wilsdruff Nr. 835, Me, 841§ und 976 des Flurbuchs für Wilsdruff, 1 im 7,1 ar groß, mit W^ereinheiten belegt und geschätzt auf 1945 Mk. — Pf. soll im hiesigen Amts- ^Wweise versteigert werden und es ist ber 14. Juli 18SÄ, Vormittags 10 Uhr als VersteigerungLtermin, "er 2«. J„li 18»», Bormittags 1» Uhr als Termin zu Verkündung des Vertheilungsplans worden. Übersicht der aus den Grundstücken lastenden Ansprüche und ihres Raug- kann in der Gerichtsschreiberei des unterzeichneten Amtsgerichts eingesehen ^ruff, den 25. Mai 1899.