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— 2 Plateau, den eben der Zug von Artb her gebracht, und sie schritt rüstig ihrem Führer nach, der sie hinunter geleitete. „Wollen die Dame an den Schienen entlang gehen, oder können Sie klettern, da weiß ich einen prachtvollen Weg nach dem Klösterli?" fragte der Führer, stehen bleibend. „Nur nicht in die Nähe so vieler Menschen möchte ich," meinte Helene, und zu Fuß bin ich tapfer, da brauchen Sie nicht allzu ängstlich zu sein," fügte sie kühn hinzu. Es ging nun eilig vorwärts, und der alte Schweizer blickte sich oft mit unverhohlener Bewunderung um, wie leichtfüßig das junge Mädchen hinter ihm her schritt. Helene war aber auch glückselig; wie schön war es hier erst! Immer unter schattigen, würzig duftenden Fichten, über sich die ur alten Felsen und den blauen Himmel, unter sich das glitzernde Wasser und zu beiden Seiten des Weges Enzian und blaue Glockenblumen in Fülle; ja sogar Edelweiß hatte sie schon gefunden. Der Führer mußte oft zum Weitergehen mahnen, Helene fand zu viele ganz besonders köstliche Punkte, und nun mußte er unbedingt Halt machen, die schönen Blumen mußten in die mitgebrachte Presse sauber zwischen graues Löschpapier gelegt werden, das gab später ein reizendes Erinnerungsblatt, und wie würde dann bei dem Anblicke desselben der himmlische Tag von heute vor ihrer Seele stehen. Helene packte mit der ganzen Umständlichkeit der blumenpressenden Pensionsdamen die Blätter aus, zog aus ihrem Taschenetui einen Bleistift und notirte auf jedes Löschpapier den Namen der Blume, den ihr der Führer ganz genau sagen mußte; selbst jedes Gräschen wurde registrirt. Da fiel plötzlich aus dem azur blauen Himmel ein Tropfen auf ihre Hand, und ehe sie sich besinnen konnte, folgte ein zweiter. „Was ist das?" fragte sie verwundert ihren Begleiter, worauf ihr die lakonische Antwort wurde: „Ja es wird gleich was Ordentliches geben, hab' mir's gleich gedacht, der Wind blies heute morgen zu warm vom See herauf!" Da war nun guter Rath theuer. Das Klösterli lag gerade so weit entfernt als Rigi-Kulm von ihrem jetzigen Standpunkt, und der Regen goß sofort in Strömen. „Hinauf können Sie jetzt auf diesem Wege nicht mit Ihren dünnen Schuhen, der Boden ist gleich zu schlüpfrig, wenn er naß wird, Sie müssen nun schon lieber mit runter nach dem Klösterli, da geht's doch immer noch besser!" rieth trocken der Schweizer, während Helene, schon vollständig durchweicht, rathlos um sich blickte. Es blieb ihr nichts übrig als sich in ihr Schicksal zu ergeben und, auf den sicheren Arm des Führers gestützt, weiter zu schreiten, während dieser in seiner kaltblütig unbeirrten Art sich in Voraussetzungen und Vermuthungen erging, die nicht dazu angethan waren, das junge Mädchen zu beruhigen. „Jetzt ist es halb fünf Uhr, vor halb sechs Uhr können wir bei dem Wetter nicht unten sein, und mit dem Rauf kommen wird's auch Noth haben, der Arther Zug geht zum letzten Male um sechs Uhr beim Klösterli vorbei und wird ganz voll sein; ich kenne das schon, hab's schon öfter erlebt so!" Helene sah ein, daß es am Besten sei, ruhig zu bleiben, ändern konnte sie doch nichts mehr, und hätte sie jetzt ihren Führer, auf den sie angewiesen, mit Vorwürfen aufgebracht, die er allerdings wohl verdient, da er ihr bestimmt versichert, bis vier Uhr könne sie den Weg zum Klösterli hin und zurück leisten, so hätte der wettergebräunte, gegen Sturm und Regen vollkommen gefühllose Gebirgsbewohner sie vielleicht noch Um wege machen lassen. Der Himmel war plötzlich bleigrau geworden, und ein empfindlicher Wind pfiff durch das Nadelholz, die nassen Kleider eng an ihren Körper drückend, daß sie kaum vor wärts schreiten konnte. Sie bat mit möglichster »Ruhe, sie nun auf dem kürzesten Wege an einen geschützten Ort zu bringen, und gelangte nach nochmals einstündigem Marsche frierend und bis auf die Haut durchnäßt im Klösterli an. Die freundliche Wirthin konnte sich über Helenens An blick gar nicht beruhigen; schnell machte sie ihr einen Platz am prasselnden Küchenfeuer zurecht und reichte ihr recht heißen Kaffee, immerfort versichernd, das Fräulein werde schön krank werden. Dann wandte sie sich an den Begleiter Helenens: „Wo in aller Welt kommen Sie denn her mit der Dame, Kulm oben ist's üch eine den Schienen gehen, aber sie wollte nicht; ich über di war m in de ^ice gcsa Uü behag >cc zu säüe Zi nk dem leerte. sag' tig übe stnne so in zehn Nach un Wollen Perblei lntcl vo s Hr die t Augen um il nach i linß sic sulstuche, Men las " in die i brechen mußte!" „Wir sind zu guter Zeit ausgegaugeu," enM^ Gescholtene; ..k——^r... gewechselt haben würde. Helene dachte gar nicht darüber nach, wie Frieds Haupt hierher kam; sie hatte es kaum bemerkt, daß A vertraulich Fräulein Helene genannt; willenlos ließet schehen, daß die Wirthin ihr grobe baumwollene anlegtc und ihre kleinen Füße in zwar neue, aber förmige warme Schuhe steckte; sie Hörle als wäre »1 fremden Person die Rede, wie die freundliche „Gut, daß der Herr Bräutigam Sie noch gesunde»» ist doch ein besserer Schutz als der Walter von der« 's ist ihm auch schon schlecht gegangen, der Herr hat eben sehr mit ihm gezankt, als er ihn ablohnteZ aber auch unverantwortlich, so 'ne Tour mit dem "i zu machen, wo 's Wetter schon so nahe stand. -- I schöner Mann, der Herr Bräutigam, das muß m^i fügte die Wirthin hinzu, offenbar in der Absicht 1 etwas Angenehmes zu sagen. Das junge Mädchen war in einer schreckb^ wirrung; es war ihr einestheils unangenehm, du' dcni Glauben zu lassen, der fremde Herr sei ihr^-.A andererseits war es ihr peinlich, zu sagen, das, rsi gar nichts augehe. Mit welchem Recht war er Der naive Sinn der einfachen Frau hatte es für t M Mens I knickt in diese k ß^cn wü Musste U,"b ihr e ^Numh Lischt m ans sandte „Ick sollte Blut Ip' wenn ob i sich k' aber ruhig, glicht, h ^yana I ab 'f^e hätte sMkte si Mc hielt setzte ^Tiithin „'S Gespräch zu betheiligen; sie hatte sich weit „ den harten Strohstuhl und schloß die Augen; es wohl, wie die strahlende Wärme des Herdes alliB Glieder durchdrang; sie hörte noch, wie die Hinausgeheu scheltend sagte: „Hält' Sic für E gehalten, Walter; Sie haben's auf'm Gewissen, arme Ding krank wird!" Dann mußte sie wohl ciuS sein, denn plötzlich fuhr sie erschreckt in die Hbhst. ihrer Nähe wurde laut gesprochen, und sie imtcrsi einer bekannten Stimme genau die Worte: „Ja, -erd sic svie sic s könnte, Dank, sie ist's!" Schlaftrunken öffnete sie die Augen und erblickN Herrn v. Friedrich, der sich über sie neigte und da§ wirre Haar ihr aus der Stirn strich. Es war mittlerweile ganz dunkel geworden, M Herde brannte eine Hängelampe, und die flackert, scheite warfen rothe Reflexe an die beräuchcrtcn Sturm ächzte durch den Schornstein, warf in kleinem prasselnde Regenschauer gegen die Fenster und Flamme weit hinein in die Küche. Helene mußte erst die Hand an die Stirn sich zu besinnen, wo sie sei, als aber diese Hand und an warme Lippen gezogen wurde, war ihr pEI Lage vollständig klar. — Erschrocken sprang sic wäre gewiß trotz ihrer nassen Kleider hinausgeeilt 1 nicht drei Augenpaare so forschend aus ihr geruht. der gewissenlose Führer und sah ängstlich zu ihr daneben war die Wirthin, die sie besorgt betrachtete, ihr stand Friedrich und drückte sie sanft in den Scsml „Bleiben Sie ruhig noch am Feuer, Fräulein Helene^ „Sief glücklich, Sie endlich gefunden zu haben; nun gilt die allem, danach zu trachten, daß Sie so wenig dj, Schaden von ihrer tollkühnen Partie davontragen." ri aigjyort das so ruhig und so bestimmt, daß Helene sich iw^I bnd Fri wie ein Kind, das man einer Unart überführt, wiedckD-- licß und tief erröthend und bittend zu Friedrich aBl Dieser hatte sich schon wieder zur Wirthin gcw^ bat sie leise, die junge Dame mit trockenen Sch»^ Strümpfen zu versehen und recht heißen Thee bereit U dann ging er hinüber nach dem Gastzimmer, mit der A ihn zu rufen, wenn das gnädige Fräulein die Fußl'^ Waller, bei diesem Wetter; von Kulm oben ist s si^ scheine gul möglich, das Wetter stand ja schon den ganze» '« um dem am Himmel, Sie mußten's doch wissen, daß es"" 1 Ki, in sol - „ o ganz „konnte ich wissen, daß das Fränlei^i fempört i lange unterwegs aufhalten würde? Ich wollte lag, u uoci. sic wvulc »v sich eil dafür, daß sie jetzt naß ist wie eine Katze; binWe sich a durchgeweicht!" wo Helene war zu müde und abgespannt, um muf