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Wilsdruffer Tageblatt Nationale Tageszeitung für (andwirtschafi und Das »Wilsdruffer Tageblatt* erscheint an allen Werktagen nachmittags 4 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. frei Haus, bei Postdestellung 1.80 AM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Apfg. Alle Postanstalten und Post boten, unsere Austräger u. Geschäftsstelle, nehmen zu jederzeit Bestellungen ent- sUk -UZllsorUsf U. UlNgtgeNÄ gegen Im Falle höherer Eewalt,Kriegod.sonstiger " "" — Betriebsstörungen besteht Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreise laut-usliegendcm Tarif Nr. 4. — Nachweisungs-D-budri 20 Rpfg. — Vorgefchriebenn Erscheinungsiagc und Platzvorschristen werden nach Möglichkeit berücksichtig!. Anzeigen - Annahme! drs vormittags 10 Uhr. Tür die Ricktiabeit durch Fernruf übermit- Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 wlien AnzciAn überneh^ men wir keine Wcwahr. —— — u _ Rabattanspru-l, erlischt, wenn der Betrag durch Klage erngezogen werden must oder dec Auftraggeber in Konkurs gerät. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen des Stadt- rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 202 — 93. Jahrgang Donnerstag, den 30. August 1934 Telegr.-Adr.: „Tageblatt' Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Lon Selektiven, Vanditen und chinesischen Generalen. Bahnfahrt im Fernen Osten. Der Konflikt, der jetzt zwischen Japan, der Mandschurei und der Sowjetunion über die Verhältnisse an der Ostchinabahn aus gebrochen ist und der noch schwerwiegende Folgen haben kann, macht einen Einblick interessant m die Art und Weise der Bahnbeförderung in dieser von ständigen Attentaten bedrohten Gegend. Es folgt hier die Schilderung einer Fahrt aus dem neu ans gebauten Eisenbahnnetz an der koreanisch-mandschu- risch-russischcn Grenze. ist in Nordkorea im Mai noch ziemlich kalt, und da keine zivilen Passagiere auf diesen Strecken fahren, hängt man, wenn sich jemand einen Platz bestellt, einen Wagen ältesten Modells an, der noch durch einen eisernen Ofen geheizt wird. Dann reguliert der Schaffner den Verbrennungsprozeß, indem er die einzige Klappe des Eisernen öffnet und schließt. Das beschäftigt ihn bis zur nächsten Station. Wenn der Zug sich in Be wegung fetzt, kommt er wieder mit einem neuen Paar weißer Handschuhe; denn er ist im Dienst. An der Grenze, bei der Einfahrt in Mandschukuo, kann man im Expreßzug bleiben, den man auf einer Zwischenstation erreicht. Das ist nicht nur für den Neisenden bequemer, sondern auch für das Aufgebot von Detektiven, das sich mit ihm beschäftigt. Jeder er öffnet die Unterhaltung mit der gleichen Höflichkeits floskel: „Entschuldigung, daß ich Sie belästige, aber hier smd so viele Banditen"; — es herrscht tatsächlich auf Weser Strecke in Mandschukuo uoch nicht tiefster Friede. IN einer Woche sind auf der gleichen Strecke drei Züge ^on Banditen, Freiwilligen, Aufständischen oder wie man sie nennen mag, überfallen, zum Entgleisen ge bracht und teilweise ausgeplündert worden. Der !Zug hat hinter der Lokomotive den mit Maschinen gewehren ausgerüsteten Waggon der Wache, und am Ende fährt ein Panzerwagen mit kleinem Ge schütz. Nachts auf freier Strecke hielt der Zug. Durch den Gang des Schlafwagens schlürften die Soldaten in ihren schweren genagelten Stiefeln. Draußen Gepolter, Geschrei, Kommandorufe und einige Schüsse. Solange es sich nur um abgehende handelt, stellt man sich am besten auf den Standpunkt, das Ganze müsse ein Manöver sein, und verhält sich neutral. Denn irgendeine Störung ist eigentlich auf dieser Strecke in jeder Nacht. Im vergangenen Jahre haben hier allerdings noch sehr schwere Kämpfe stattgefunden. Die Bahn fährt gerade an dem Gebiet vorbei, in dem sich noch bis zum Herbst 1932 die chinesische Herrschaft gehalten hat. Erst vierzehn Monate nach dem Mukdener Zwischenfall haben die Japaner ihre erste Expedition in diese Berg ketten entsandt, die sie auch nachher nur langsam einiger maßen zur Ruhe brachten. An beiden Seiten der Eisen bahn haben die Japaner einen ungefähr 50 Meter breiten Streifen in eine Wü st e verwandelt. Alle Bäume sind gefällt, Getreide darf nicht gesät werden, und die Häuser, die hier stände«, sind dem Erdboden gleichgemacht. Nur dadurch ist die Bewachung der Strecke möglich. Tunnels, Einschnitte, Brücken sind durch Panzertürme ge schützt. Gelegentlich passiert man eins jener sagenhaften Geisterdörfer, die vollkommen verlassen sind, und in denen nur noch ein paar Giebel und Schornsteine hochragen. Hier haben Mauerbrecher alten Stils gearbeitet, und haben den Banditendörfern ein Ende gemacht. Sicherlich waren auch Dörfer darunter, die nur Banditen, chinesische Freiwillige beherbergt oder versteckt hatten. In den letzten zwei Jahren haben die Japaner ihre anfäng liche Milde aufgegcbcn. Daß dadurch auch viele Un schuldige umgekommen sind, ist sicher. Aber nur dadurch ist es jetzt um vieles besser geworden. Nur so ist es mög lich, Züge wie diesen fahren zu lassen. Es riecht auf diesen Strecken nach Krieg und Kriegs- geschrei^ Im Nebenabteil des Schlafwagens sind zwei Generalmajore untergebracht. Man merkt kaum etwa von ihnen, denn sie legen sich jene Reserviertheit aus, die man bei japanischen Offizieren stets findet, wenn sie mit Zivilisten zu tun haben. Bei der Ankunft in Ehinking stehen auch die andern Fahrgäste in Uniform da. In Kirin, einem Provinzialzentrum wenige Stunden vor der mandschurischen Hauptstadt, steigt ein chinesischer General der Mandschnkoarmee ein. Er hat nichts von den Allüren chinesischer Kriegsherren abgelegt. Ein Dutzend Adjutanten, Ordonnanzen, Burschen, umgibt ihn. Jeder macht, um seine Dienstfertigkeit zu zeigen und die Größe seines Herrn zu unterstreichen, möglichst großes Geschrei um den Allmächtigen. Der stille Schlafwagen ist im Nu in einen Jahrmarkt verwandelt. Zuletzt kommt säbelrasselnd, Gold und Tressen bedeckt, der hohe Herr selber. Die Generalmajore schließen eilig ihre Abteillür. So läuft täglich der neue Expreßzng durch eben er schlossenes Gebiet von Mandschukuo und'hat bereits eine ereignisreiche Chronik seines Lebens. Manchmal kommt er IMW ist ewig W sein 3iM „Deutsche Mem, eure Kinder sind der höchste Stolz des neuen Staates!" Der Reichsjugendführer an die deutschen Eltern. Der Jugendführer des Deutschen Reiches, Baldur von Schirach, wandte sich im Deutschen Rundfunk mit längeren Ausführungen an die deutschen Eltern. Er führte u. a. aus: Vor wenigen Tagen erlebten wir den Abschluß des in der Nähe von Murnau gelegenen Hochlandlagers der Hitler-Jugend. Ungefähr um die gleiche Zeit gehen nun alle großen Ferienlager der Jugend ihrem Ende ent gegen. Allein im Monat Juli waren rund eine Million Jungen unter dem Zeltdach; im August wuchs diese Zahl noch um ein beträchtliches. Auch fanden große Mädel sportlager in allen Teilen des Reiches statt, kurz, ein großer Teil der deutschen Jugend hat einen Sommer in Freude und Gesundheit verbracht. Wenn ich heute die Gelegenheit wahrnehme, um über alle deutschen Sender zu euch, den Eltern unserer Jung- volkpimpse, BDM.-Mädels und Hitler-Jungen zu sprechen, so geschieht dies, weil ich das Bedürfnis habe, euch meine Dankbarkeit für das große Ver trauen, das die deutsche Elternschaft der Hitler-Jugend entgegenbringt, auszusprechen. Ich Weitz, daß die Arbeit der Hitler-Jugend undenkbar ist ohne den Vertrauens beweis der deutschen Eltern. Drei große Faktoren müssen an der Gestaltung der jungen Generation in kamerad schaftlicher Verbundenheit Mitarbeiten, Elternhaus, Schule und Hitler-Jugend. Dort, wo kein harmonisches Verhältnis zwischen diesen drei Stellen besteht, ist die Jugend selbst der leidtragende Teil. Die Hitler-Jugend arbeitet auf einem ureigenen Gebiet, auf dem es keine Konflikte mit Schule und Elternhaus geben soll und geben darf. Der Hitler-Jugendführer erzieht seilte Jugend nicht gegen, sondern für den Begriff der echten Autorität. Indem die Hitler-Jugend die jungen Deutschen lehrt, daß sie von frühester Jugend an nicht sich selbst, sondern ihrem Volke gehören und ihre eigenen Wünsche dem Wohl oder Wehe der großen Gesamtheit unterzuordnen haben, unterbaut sie die Erziehungsarbeit der Familie und schafft die Voraus setzung für eine im höchsten Sinne sozialistische Nation. Die Hitler-Jugend hat bei allen Fehlern, die mensch liche Einrichtungen immer aufzuweisen haben und die gerade ich als Jugcndführer des Deutschen Reiches deut licher und unerbittlicher sehe als mancher andere, eine Tugend, die alles Mangelhafte und Fehlerhafte über wiegt: Das ist ihre Einigkeit. Die Hitler-Jugend hat der Weisung des Führers und Reichskanzlers Adolf Hitler gemäß getan, was in ihren jungen Kräften stand, um auch ihrerseits das große nationalsozialistische Eini gungswerk durchzuführen. Mehr als 90 Prozent der gesamten Jugend sind in den Reihen der HI. vereinigt. Organisationen und Verbände, die vielleicht in ihrer Zeit ebenso richtig waren wie die Hitler-Jugend in dieser Zeit richtig ist, sind zugunsten der alle umfassenden Hitler- Jugend-Organisation überwunden worden. Wo früher junge Marxisten oder andere Jugendgruppen aller mög lichen Färbungen standen, steht heute die einige und einmütige Jugendbewegung Adolf Hit lers. Das ist eine Leistung, die nur dadurch Zustande kommen konnte, daß außer der Hitler-Jugend selbst ge rade die Eltern unserer Jungen und Mädel mit ihrer für uns unschätzbaren seelischen Mitarbeit dieses Eini- guugswerk förderten. Die deutschen Eltern haben ganz einfach an die Hitler-Jugend geglaubt, und dieser Glaube bat glücklich und ohne Zwischenfall ans Ziel, manchmal durch eine Entgleisung aufgehalten, manchmal aus geplündert. An den mit Stacheldraht und Sand säcken eingezäunten Stationen stehen hinter den Barri kaden chinesische Kulis und staunen Maulaffen. Kein Zweifel, das sind die Exbanditen, die jetzt auf der neuen Eisenbahn ihre alte Herrlichkeit wegrollen sehen. Dann und wann raffen sie sich noch zu Taten auf. Aber diese Typen gehören bereits der Vergangenheit an. Die Überfälle werden seltener und seltener werden, und schließ lich werden sie eben ganz aufhörcn. Denn diese Bahn hat nur für den Beginn die Aufgabe, die Unterdrückung der Banditen zu ermöglichen. Sie dient ernsteren Zwecken. Sie erschließt das Aufmarschgebiet für die Armee, in deren Rücken selbstverständlich Ruhe und Ordnung herrschen müssen. tausendfältige Früchte getragen und wird immer wieder neuen Segen bringen. Noch vor wenigen Tagen konnte ich in einer langen Unterredung mit dem Führer und Reichskanzler fest stellen, daß das Prinzip der Freiwilligkeit der Zugehörigkeit zur Hitler-Jugend niemals preis gegeben werden Wird. Wer zur Hitler-Jugend kommt, soll aus sreiem Antrieb, ohne jeden Zwang in unsere Gemeinschaft eintreten. Der Staat überwacht durch Lie Jugendführung des Deutschen Reiches, den gesamten Dienst der Hitler-Jugend, aber er läßt es im übrigen jedem deutschen Jungen und Mädel frei, ob sie sich in die Hitler- Jugend einreihen wollen oder nicht. Denn der national sozialistischen Jugend kommt es darauf an, auch dadurch im Sinne einer Auslese zu wirken, daß nur solche zu ihr kommen, die das innere Herzensbedürfnis haben, an den Werken der Hitler-Jugend selbstlos mitzuarbeiten und damit bereits in jungen Jahren Pflichten und Opfer auf sich zu nehmen, deren ethischer Wert auf der Freiwilligkeit beruht, mit der sie erworben werden. Unsere Arbeit in der Zukunft gilt vor allem der Ge sundheit der Jugend, der Freizeit des Jungarbeiters, und der Ertüchtigung und Kräftigung aller in der Hitler-Jugend geschloffenen jungen Deutschen. So soll im Jahre 1935 auf den Erfahrungen der großen Lager dieses Jahres weitergebaut werden, und jeder Hitler-Junge und jedes Hitler-Mädel einen mehrwöchcnt- lichen Aufenthalt draußen in der Natur, in Zeltstädten oder Jugendherbergen bekommen. Ganz Deutschland mutz mithelfen. Es ist eine Ehrensache des deutschen Volkes, daß jeder Jugendliche gesund und frei heranwächst und endlich das, was früher das Privileg weniger Begüterter und Vermögender war, nämlich die Sommerreise, der Erholungsurlaub, endlich der ganzen deutschen Jugend zur Verfügung gestellt wird. Wenn einige ausländische Sender und Zeitungen meinen, sie können das Ausbauwerk der deutschen Jugend dadurch stören, das? sic mich verleumden und diffamieren, mich für tot erklären und als Millionendieb bezeichnen, sollen sie es tun. Ich brauche für meine Arbeit nicht die Zustimmung der fremden Journaille, sondern die Zu stimmung meines Führers, und die habe ich. Nach seiner Weisung werde ich weiterarbeiten und ihm so, wie in den vergangenen zehn Jahren, auch in Zukunft die Treue halten. Hand in Hand mit den deutschen Eltern und der deutschen Jugend wird die Hitler-Jugend Weiterarbeiten. Tapfer und treu steht die junge Nation hinter ihrem Führer. Deutsche Eltern! Eure Kinder sind dsr höchste Stolz des neuen Staates. Das Deutsche Reich ist ewig durch die deutsche Jugend! Gchirach an die Jugend Die Berliner Hitlerjugend bereitete am Mittwoch dem Reichsjugendsührer von Schirach eine Erhrung. Gliede rungen auf Gliederungen eilten in den Abendstunden zum Funkhaus in der Masnrenallee, wo Baldur von Schirach über die Reichssender zu den deutschen Eltern sprach. Bald waren an 20 000 Jungen unL Mädel in dichten Reihen in den Straßen um den Funkturm ver sammelt. Fackeln wurden von Hand zu Hand gereicht und bald bildete die Masurenallee eine einzige Leuchtfeuer-, kette. Die Begeisterung stieg auf den Höhepunkt, als der Reichsjugendführer nach Beendigung seines Vortrages Von einem Fenster des Rundsunkhauses aus zur Jugend sprach. Baldur von Schirach wies darauf hin, daß aus einer Jugend der Zerrissenheit und Uneinigkeit heute das in der Hitlerjugend vereinte junge Deutschland geworden sei. Es sei kein- Wunder, daß man Deutschland um diese Einigkeit und Einmütigkeit beneide. Der Reichsjugendsührer ging dann auf die von aus ländischer Seite über ihn verbreiteten Gerüchte ein und erklärte: Wenn in dieser ganzen Zeit, da man mich in den Zeitungen des Auslandes verleumdet, mir etwas Kraft gegeben hat, dann ist es Eure Treue und Eure Kamerad schaft gewesen. Baldur von Schirach schloß mit der Ver sicherung, daß die gesamte HI in Zukunft nichts anderes kennen werde, als die Wahrheit, die Treue und die Liebe zum Führer Adolf Hitler. Niemand ohne Gaarplaketie! Sie Zeigt dem Saarland, daß unsere Herzen ihm in Treue zuschlagen. Sie zeigt der Welt, daß alle Deutschen mit dem Führer einig gehen in dem Wollen, daß mit der deutschen Saar kein apolitisches SKachcrgeschäft getrieben werden dark.^