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Grohes Hauptquartier, 22. August. (Wtb. Aml- iich.) Eingegangen nachmittags Vs 4 Uhr. ., Westlicher Kriegsschauplatz: . Heeresgruppe Kroupriuz Rupprecht Im Kemmsl-Gebiet wurden feindliche Tsilangriffe beiderseits der Straße —Dranoeter abgewiesen. Südlich von Arras hat der Engländer gestern mit neuen großen Angriffen begonnen. Englische Armeekorps und Neu seeländer waren zwischen Meyenvil und der Ancre in Richtung auf Bapaume in tiefer Gliederung angesetzt. Das englische Kavalleriekorps war hinter der Front zum Einsatz bereit. Durch stärkstes Artilleriefeuer und mehrere 100 Panzer wagen unterstützt, stieß die Infanterie des Feindes auf der etwa 20 Kilometer breiten Front zum Angriff vor. Vor unseren Schlachtstellungen brach der erste Ansturm zusammen. In örtlichen Gegenstößen nahmen wir Teile des dem Feinde plangemäß überlassenen Geländestreifens wieder. Der Feind setzte seine heftigen Angriffe den Tag über fort. Ihr Schwerpunkt lag auf den Flügeln des Angriffsfeldes. Sie sind völlig und unter schweren Verlusten für den Feind ge ¬ scheitert. Versuchs des Gegners, bei Hamel die Ariers zk überschreiten, wurden vereitelt. Eine große Anzahl zer schossener Panzerwagen liegt vor unserer Front. Zwischen Somme und Oise verlief der Tag ruhig. Südwestlich von Noyori haben wir uns in der Nacht vom 20. zum 21. kampflos vom Gegner etwas abgesetzt. Den ganzen Tag über lag das Artilleriefeuer des Feindes noch auf unseren alten Linien. Zögernd fühlten am Abend seine Erkundungsabteilungen gegen das Tal der Divette vor. Die im Carlepont-Walde kämpfenden Truppen nahmen wir vom Feinde unbemerkt hinter die Oise zurück. Angriffe des Feindes, die sich gestern früh durch stärkstes, mehrstündiges Artilleriefeuer vorbereiteten, kamen infolge dessen nicht zur Geltung. Zwischen Blerancourt und der Aisne setzte der Feind seine Angriffe tagsüber fort. Bei Blerancourt konnte er Boden gewinnen. Der gegen die übrige Front gerichtete und am Abend mit besonderer Kraft beiderseits der Monain-Schlucht geführte Ansturm brach unter schwersten Verlusten für den Feind zusammen. Der Erste Generalquartiermeister Ludendorff. Ich war in den Monaten April, Mai und Juni in der Ukraine und der Krim, bin mit der Bahn und dem Araflwagen weit im Lande herumgekommen, habe aber nirgends gesehen, daß die deutschen Heere aus dem Lande auch nur annähernd etwas Aehnliches wie eine Wüste gemacht hätten. Umgekehrt! Nur der Anwesenheit unserer Militärmacht verdanken weite Gebietsteile, daß überhaupt ruhig und ersprießlich gearbeitet werden kann. Nie ist ein Dankgebet heißer zum Himmel gestiegen: Daß die Deutschen kamen in der Atunde der höchsten Not. Zn jedem nicht bolschewistischen Dorfe hat man das hären können. Unsere Heere dort unten werden — falls ihnen die Verdächtigung' nicht ein allzu trauriger Anlaß ist -- hell auflachen, wenn sie hören, daß sie die Ukraine oder Teile der Ukraine ver wüste! haben sollen. Nein, wir rauben nichts, zerstören nichts und nehmen nichts. Was wir kaufen wird hoch bezahlt, sogar io hoch bezahlt, daß sich unsere Regierung bittere Vorwürfe gefallen lassen mußte. Daß Balfour bei jenen unmenschlichen Versuchen, die Friedensneigung im Aeim zu ersticken, beständig Gott an- rust, macht die berufsmäßige Völkerverhetzung und die Umkehrung eines offenkundigen Tatbestandes gewiß nicht sympathischer. Berlin. Geheimer Hinanzrat Bastian. Politische Kunäschau. Deutsches Reich. -4- Der Hauptausschuff des Reichstages wird, wie aus parlamentarischen Kreisen verlautet, wahrscheinlich vor- läzrfig nicht zusammentreten. Die meisten Parteiführer sind der Ansicht, daß der gegenwärtige Stand der Ostfcagen die Einberufung nicht erforderlich mache, zumal die polnische Frage noch weit von ihrer endgültigen Lösung entfernt sei und der Brest-Litowsker Zusatzvertrag, den die Moskauer Regierung jetzt genehmigt hat, dem Reichstag vorgelegt werden müsse. Die Regierung vertritt den Standpunkt, daß sie im Augenblick der Mitwirkung des Sauvtausickuffes nickt bedürfe. Frankreich. x Dieinnerpolitische Lage gestaltet sich für das Ministerium Clemenceau immer schwieriger. Aus einzelnen Blätter- Meldungen läßt sich entnehmen, daß es in verschiedenen Teilen des Landes zu revolutionären Vorgängen gekommen ist. „Homme libre", das Blatt des Ministerpräsidenten, erklärt, die öffentliche Meinung der Republik sei verwirrt worden, doch seien alle Anstrengungen vergeblich geblieben. Es sei die Pflicht des Landes unter allen Umständen, die Ruhe zu bewahren, damit die Kampfkraft der Front nicht geschwächt werde. Rumänien. X Die Verhaftung der ehemaligen Minister zwecks Dur mübrung der Voruntersuchung rst von dem Bericht erstatter der Kommission in einer geheimen Sitzung der Kammer verlangt worden. Die Kammer stimmte einem Gesetzentwürfe zu, der die Verhaftung als gesetzlich zulässig erklärt. Ob nun nach diesem Gesetzentwurf alle ehemaligen Minister des Kabinetts Bratuanu verhaftet werden sollen, »oder ob nur die Hauptschuldigen, wird die Kamnier in einer neuen Sitzung erst noch entscheiden. Polen. X Die polnische Frage hat sich, wie Prinz Radziwill dem Regentschastsrat telegraphisch aus Wien mitgeteilt hat, außerordentlich günstig gestaltet. Alle Vorverhand lungen sind soweit erledigt, daß zur Wahl eines Königs geschritten werden könne. Falls diese Wahl auf den Erz herzog Karl Stephan fällt, würde eine solche Lösung die Zustimmung der verbündeten Mittelmächte finden. Eine Voraussetzung wäre allerdings, daß hinsichtlich des politischen, wirtschaftlichen und finanziellen Verhältnisses des Königreichs Polen zu Österreich-Ungarn und Deutsch land noch Abmachungen getroffen werden. — Dazu muß bemerkt werden, daß die galizischen Polen mit einer solcken Lösung nicht einverstanden sind, sie oerlanmm viel- mehr nack wie vor die austro-volniiche Lösung, d. h. Kurs« Karl soll auch König von Polen werden. Aus In- uncl Ruslanct. Bukarest, 21. Aug. In der rumänischen Deputierten kammer wird eine Anfrage über die Zerstörung der Petroleum- qu edlen durch die Verbündeten während des Rückzuges im Herbst 1616 und die dadurch entstandenen Schäden eingebracht werden. In politischeir Kreisen sieht man der Behandlung der Anfrage mit aroßem Interesse entgegen. Basel, 21. Aug. Das „Journal des Dsbats" schreibt: Montdidier ist nichts mehr als ein Haufen Steine. Es bleibt nichts übrig, kein Dach, keine Fassade. Montdidier existiert nicht mehr. Musste AsldMMv. Arbeiter-Unruhen in Finnland. Kopenhagen, 21. Aug. "In Helsingfors dauern die Unruhen republikanischer Arbeiter fort. Eine grobe V. s- Versammlung fand statt, in der aufreizende Reden schufen wurden. Der 'Tumult nahm schließlich einen derartigen Umfang an, daß die Rednertribüne mit 400 darauf stehenden Verwnen zusammenbrach. Die Polizei muhte Kavallenc zur Hilse nehmen, um die Menge zu zerstreuen. Viele PoUzer- beamte und zahlreiche Zivilpersonen sind verwundet oüer verletzt. Wieder eine erfundene „deutsche Schandtat". Christiani«, 21. Aug. Die norwegische Admiralität teilt mit. daß der holländische Dampfer „Gaseonier", der im belgischen Dienst mit Mehl von Newvork nach Rotterdam unterwegs war, gestern 2 Uhr nachmittags bei Utsire auf eine Mine stieb, also nicht, wie gestern abend von „Aftenposten" unter der Über schrift „Letzte Schandtat" gemeldet wurde, von einem deutschen U-Boot „olme Warnung" torpediert wurde. Ein norwegisches Wachtschiff brachte die überlebende Besatzung von 27 Mann nach Haugesund. Sechs Mann kamen um, da das Schiff in Brand geriet und im Laufe von 25 Minuten sank. „GescheitertcrTurchbruch respektable LcutscheErfolge" Zürich, 21. Avril. Die „Zürcher Morgenzeitung" charakterisiert die militärische Lage dahin, daß der Durch bruch der Franzose» und Engländer zwischen Ancre und Oise unter erheblichen Verlusten gescheitert sei. Zwischen Oise nud Aisne sei die gesamte französische Kampffront zusammengebrochxu. Die deutschen Erfolge nördlich der Aucre seien respektabel. Die ungebrochene Zähigkeit der Deutsche». Basel, 21. Aug. Einem Havasbericht ist zu entnehmen, daß die Demschen nur schrittweise an einigen Stellen zurück- weichen und den Abschnitt von Rone und Lassigny mit grober Zähigkeit verteidigen. Die Deutschen besitzen dort überall außerordentlich starke Grabensysteme, deren Überwindung viele Schwierigleiten erfordere. 145000 gefallene Kanadier. Basel, 21. Aug. Aus Montreal wird gemeldet, die kana dische Regierung veröffentlichte am 1. August die Verlustlisten von Kriegsbeginn bis zu diesem Datum. Darin sind an Toten 145 000 Mann enthalten. Verwundete und Vermißte sind dabei nicht mitgerechnet. Noch mehr schwarzes Kanonenfutter für Frankreich. Zürich, 21. Aug. Aus Paris meldet „Corriere della Sera", das französische Kabinett gab seine grundsätzliche Zustimmung zu einer verstärkten Aushebung in den Kolonien, falls der Krieg über 1918 fortdauert. Der Reichsflnanzhos. München, SI Aug. Der Reicksnvn-zhof in Münch» kommt in den vornehmen Nordosi-Slw w-m 7 > -m ir ein voll der GruuöÜüiLsvernrertungsgtjtjUchtu» «^a^ruruett Grhiäude Bolschewisteusiege aus Ler ganzen Linie. Basel, 21. Aug. Die Schweizer Blätter berichten über einstimmend aus Petersburg, die Bolschewisten siegten nerNr- dings auf der ganzen Linie gegen die Tschecho-Slowaken. Bereits hätten diese mehrere tausend Gefangene verloren und eine große Anzahl von ihnen besetzte Orte seien erobert. Letzte Drahtberichte da« „WilSdrxffs* Tageblatt»«" 1500V Brutto-Registertonnen versenkt Berlin, 21. August, (tu. Amtlich.) Im öst lichen Mittelmeer versenkten deutsche und öster reichisch-ungarische U-Boote 15000 Brutto- Negistertonnen Schiffsraum. Der Ches des Admiralstabs der Marine. Clemeneeans vergebliches Bemühen. Lugano, 22. Augnst. (tu.) Clemenceau gibt sich anscheinend der Hoffnung hin, Spanien zum Bruch mit Deutschland zu «reiben, indem er mit spanische« Journalisten kriegshetzerische Unterredungen abhiilt und dabei den Sieg der Entente als gesichert hinstellt Revolutionäre Bewegung in Frankreich. Basel, 22. Augnst. (tn.) Die Basler Nach richten dringen einen Bericht des „Homme libre", aus dem heranszulesen ist, daß revolutionäre Vorgänge in verschiedenen Teilen Frankreichs im Gange gewesen sein müssen, oder noch find. Das Blatt Clemeneeans gibt nur geheimnisvoll an, d«ß Frankreich über gewisse Zwischenfälle sehr aufgeregt sei und daß die öffentliche Meinung der Republik verwirrt worden sei. Es sei die erste Pflicht der franzöfischen Nation, unbedingte Rnhe jetzt zn bewahren. Eine neue französische Hetzrede. Gens, 22. August, (tu.) Der frühere Minister Barth»» hat eine Ansprache gehalten, die fol gendermaßen schließt: Deutschland hat den ganzen Krieg gewollt. Nur der völlige Sieg kann in Zukunft die Welt schützen gegen die schlechten Streiche dieser treulosen, barbarischen, heuchleri schen, dummen und schädlichen Nation. Frank reich ist überfallen worden, aber die Soldaten des Rechtes werden es befreien. Daß Elsatz- Lothringe» in der Welt das Symbol des ver stümmelte« Rechtes geworden ist, daß Elsatz- Lothringen nach Recht und Gerechtigkeit schreit, das ist unsere Revanche. Rah un- Kern. o Werbung für die r> Kriegsanleihe auf der Brot karte. Die Werbearbeiten zur 9. Kriegsanleihe find be reits im vollen Gange. Auch die Brotkarte wird diesmal an Sie Zeichnungen der Kriegsanleihe erinnern. Die Brot karten der 39. Woche, und zwar in der Zeit vom 23. bis 29. September, tragen auf der Rückseite die Aufschrift: .Tut eure Pflicht, zeichnet die 9. Kriegsanleihe." O AlS Kompagnieführer gefallener früherer Bäcker geselle. In den lebten Tagen fiel auf dem Schlachtfelds der Leutnant d. L. und Kompagnieführer Hermann Spieß aus Michelfeld im Odenwald. Bäcker von Beruf, hatte er es vom gemeinen Soldaten zum Offizier gebracht. An Auszeichnungen waren ihm das Eiserne Kreuz 1. und 2. Klasse, das Militärverdienstkreuz und das Ritterkreuz des Hohenzollernschen Hausordens zuteil geworden. O Amerikanische Briefe nach Deutschland. Das amerikanische Rote Kreuz hat die Übermittlung von Briefen amerikanischer Bürger an Verwandte in Deutschland wieder ausgenommen. Um Spionage unmöglich zu machen, wird der Wortlant der Briefe im Roten Kreuz verändert. Nach Ankunft in einem neutralen Lande sollen die Briefe vor ihrer Beförderung nach Deutschland übersetzt werden. Das amerikanische Rote Kreuz befördert durchschnittlich 1300 Briefe täglich nach Deutschland. --- Die oft gestellte Frage, wie alt die Erde ist, wird setzt auf Grund neuerer Forschungen zu lösen versucht. Man gebt dabei von dem Wundersioff Radium aus. In einem Aufsatz über Radioaktivität, von Paul Vierkötter (Jena), wird dieiv Frage behandelt. Eine Grundlage für die Berechnung liefer« der Zerfall des Radiums und die dabei stattfindende Wärme entwicklung. Der Forscher Soddp kommt in seiner Schätzung des Höchstalters der Erde auf Grund von Betrachtungen über Radioaktivität zu einer äußersten Altersgrenze von 100 000 000000 Jahren. In seinem Buche über Radioaktivität lagt er nämlich: „Wenn auch ursprünglich die ganze Erd« !ius Uran bestanden und keine Reproduktion stattgefunden hätte, so könnte sie nicht länger als 10 000 000 000 bis 100 000 000 000 Jahre existiert haben." — Also immerhin eine etwas unbestimmte Rechnung. D Norwegische Schiffsbcftellungen in Amerika. Das Kopenhagener „Ekstrabladet" meldet aus Christiani«: Für die norwegische Regierung sind zurzeit in Amerika 120 Holzsckiffe mit zusammen 200 000 Tonnen im Bau, das norwegische Kapital ist daran mit 40 Millionen Kronen beteiligt. Die beteiligten Reeder beschlossen, einen besonderen Vertreter nach Amerika zu senden, um über die Frachtoersicherungsfragen und die Ablieferung möglichst vieler Schiffe an Norwegen zu ver handeln. o Keine Jannnerbriefe ins Feld oder an Kriegs gefangene. Welches Unheil solche nichts ändernden und nichts nützenden Briefe anrichten können, zeigt sich am Beispiel eines belgischen Kriegsgefangenen, der auf dem Eichsfelde bei einem Landwirt beschäftigt war. Seit August 1914 war er in Gefangenschaft. Ardeitswillig und sehr zufrieden über seine Behandlung war er stets. Aber oftmals weinte er beim Lesen der Briefe aus der Heimat. Und als in den letzten Tagen ein rechter Klagebrief von der Frau über Hunger und Not kam, erhängte er fick. Nun geht es der Frau nicht besser, dazu wird sie. ihren Mann nie Wiedersehen. Also, Klagebriefe an Soldaten oder Kriegsgefangene sind sinnlos oder gar schädlich. o Postkreditbricfe. Zur Reisezeit wird auf die Ein richtung der Postkreditbriefe aufmerksam gemacht, die unter wegs den Zahlungsverkehr wesentlich erleichtern und dem Besitzer ermöglichen, seine Geldmittel bei jeder Postanstalti des Deutschen Reiches in einfachster Weise zu ergänzen^ Die Bestellung eines Postkreditbriefes kann unter Ein zahlung der Summe, auf die er lauten soll — Höchstbetrag 3000 Mark —, bei jeder Postanstall des Deutschen Reiches erfolgen. Postscheckknnden können den Betrag auf ein für sie anznlegendes Postkreditbrief-Konto überweisen lassen. Abhebungen — bis zu 1000 Mark an einem Tage —, sind bei allen Postanstalten des Deutschen Reiches zulässig. Als Ausweis ist dabei außer dem Postkreditbrief eme Postausweiskarte oder eine der für die Abholung post lagernden Sendungen während des Krieges vorgeschriebenen Ausweispaviere vorzulegen. Die Gebühren sind sehr mäßig, außer der Zahlkartengebühr sind 50 Pfennig für die Ausfertigung und 10 Pfennig für jede Rückzahlung bis WO Mark, 5 Pfennig mehr für je 100 Mark bei höheren Beträgen zu entrichten. lU Hühnerhalter und Zuckcrkarte». Aus Kreisen der ländlichen Bevölkerung ist darüber Beschwerde geführt worden, daß die Gemeindeverbände vielfach Hühnerhalter, die mit der Ablieferung der festgesetzten Menge von Eiern im Rückstände sind, durch Entziehung der Zuckerkarten zur Erfüllung ihrer Ablieferungspflicht anhalten. Wenngleich diese Zwangsmaßnahme an sich zulässig ist und in gewissen Fällen nicht entbehrt werden kann, um Hühnerhalter, wie überhaupt die zur teilweisen Ablieferung ihrer landwirt schaftlichen Erzeugnisse Verpflichteten zur Erfüllung ihrer öffentlich-rechtlichen Pflicht zu zwingen, so soll diese Maß nahme — wie der Staatssekretär des Kriegsernährungs amts m einem Rundschreiben an die Bundesregierungen zum Ausdruck gebracht hat — doch nur unter besonderen Umstünden beim Versagen der sonstigen Zwangsmittel und nur bei festgestelltem Verschulden angewandt werden. Auch darf sich die Entziehung des Zuckers keinesfalls auf den Einmachezucker fowie auf den Zucker, der Kindern, werdenden Müttern und stillenden Frauen sowie Kranken zu gewähren ist, erstrecken. Schließlich muß die vorent- haltene Zuckermenge in angemessenem Verhältnis zu de: Menge der rückständigen, abzuliefernden Erzeugnisse sieben und es darf stets nur ein Teil der Mundzuckerranor gezerrt werden. o Quittungen über beschlagnahmte Lebensmittel. Bereits vor Wochen hat das Kriegsernährungsamt die Bundesregierungen ersucht, Verfügungen zu treffen, nach denen den Gendarmen und sonstigen ausführenden Organen die Ausstellung von Quittungen über ihre Lebensmittel beschlagnehmungen zur Pflicht gemacht wird. Auf diesen Quittungen soll auch die Stelle angegeben werden, an die die Ware abgeliefert wird. Derartige Verordnungen kommen einem dringenden Bedürfnis entgegen, da häufig die Beobachtung gemacht worden ist, daß gerade klein« Lcbensnnttelmengen, die einem „Hamsterer" abgenommen wurden, spurlos verschwanden. Diese Handhabung der Vollzeigewall mußte natürlich bet den Betroffenen Erbitte rung erregen, und die Verordnung, die in dieser Beziehung Wandel schaffen soll, wurde allgemein als gerecht und not wendig empfunden. Nun aber werden immer erneut Klagen laut, daß die Maßnahme des Kriegsernährung"' - amtes nicht überall den gewünschten Erfolg gehabt har, saß immer noch Beschlagnahmen ohne Ausstellung von Quittungen stattsmden. Es wird deshalb erneut daraus hingewissen, daß die beschlagnehmenden Organe zur Aus- ' stellung von Quittungen in jedem Falle verpflichtet sind.