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erneuern zu einem heiligen, keuschen, uns und die Engel Gottes erfreuenden Lebenswandel. Er kann es und Er will es auch. Dazu läßt er es Pfingsten werden, das Fest Seines Geistes. Es ist ein Fest für wunde Gewissen und für trostbedürftige Seelen, für Davids-Naturen, die mit Entsetz n die Nathansstimme vernommen haben: Du bist der Mann! Die von ihrem alten bösen, unreinen Herzen befreit, von dem Höllengeiste, der sie geknechtet hat, erlöst sein möchten und so zu der stammelnden Bitte ge langen: Schaffe — gieb mir — verwirf mich nicht — nimm nicht! Wir wissen wohl, daß wir weder Vergebung noch Erneuerung verdient haben. Aber wir wissen auch, daß einer sie an unserer Statt verdient hat und Sein Verdienst für uns geltend macht: Jesus Christus, welcher ist zur Rechten des Vaters und vertritt uns. Was David ahnte, das steht uns fest. So bitten wir um Jesu willen und im Namen Jesu den Vater um den heiligen Geist. Er weigert ihn uns nicht. Er wird ihn senden, zu allen senden, die Ihn ernstlich, energisch bitten. Dann wird Pfingsten uns fröhlich machen und damit arbeits freudig. Wer schaffen will, muß fröhlich sein. Komm, heiliger Geist, du Freudenmeister! Ein ^fingstinorgen auf öen Cossebauder Hohen. Von Wilhelm Müller-Dresden. Nachdruck verboten. Es war an einen. Sonntag Vormittag, als eine ältere, vornehm gekleidete Frau und ein junges Mädchen — Mutter und Tochter, wie eS schien — den Osterberg hinauf stiegen. Der Frühling war jetzt mit Macht ins Feld gezogen, von dem lachenden Himmel sandte Mutter Sonne gar freundliche Grüße auf die Erde hinab und hatte durch ihre wärmenden Strahlen alles zu neuem Leben erweckt. »Hier ist eine Bank, mein liebes Kind, auf ihr wollen wir ein wenig rasten, der Weg war jedenfalls auch für Dich etwas anstrengend." Dos schöne, jugendliche Mädchen mitdem tiefschwarzen Haar und den großen blauen Äugen antwortete auf die in sanftem Tone gesprochenen Worte der Mutter nicht, lautlos nahm es an der Seite seiner Führerin auf der Bank Platz. Ein tiefer Seufzer entrang sich der Brust der alten Frau. Dann sprach sie leise vor sich hin, indem Thränen aus ihren Augen heroorquollen: »Ach, mein großer Gott, in vier Wochen sind es sechs Jahre, daß wir zum ersten Male an dieser Stelle geweilt. Damals war Erna ein lebensfrohes Mädchen. Sie zählte 17 Jahre. Wie erfreute zu jener Zeit mein bebe« Kind der herrliche Fern- und Rundblick, wie gern ruhte fe n Auge auf dem sich hier bietenden, entzückenden Panorama. Allmächtiger, habe doch Erbarmen mit meinem geliebten, einzigen Kinde und bringe ihm Hilfe. Da ich nur zu genau weiß, daß es ledig lich in deiner Macht steht, diesem braven unschuldigen Mädchen Rettung zu bringen, so flehe ich zu Dir. Erhöre doch ein lang- gequälteS, treues Muttechcrz, daß schier vor Gram zu brechen droht." Das junge Mädchen blickte starr vor sich hin. Nicht do- geringste Interesse vermocht- diese fesselnde Landschaft bei ihm zu erwecken. — Was war mit dem Mädchen geschehen? . - . Vor sechs Jahren hatte die Unglückliche einen jungen Burschen aus dem Thale kennen gelernt, der nicht allein fesch, sondern auch brav, flcißig und gottesfürchtig war, aber den einzigen großen Fehler befaß, daß er aus einer armen Familie stammte. Trotz dieses großen Fehlers hatte Erna, die Tochter eines großen Fabrikbesitzers, den Burschen lieb gewonnen und das ver liebte Mädchen wußte eS schließlich dahin zu bringen, daß der Vater den Liebhaber in seine Dienste nahm. Niemand hatte eine Ahnung davon, daß zwischen Erna und dem Burschen e»n gar inniges Liebesverhältniß bestand. Eines schönen Tages aber kam der alte ehrwürdige Juckel — so hieß Erna's Vater — doch dahinter. Der Bursche wurde sofort aus seinen Diensten entlassen und Erna sollte nach Stuttgart in ein Pensionat ge bracht werden. Alles Bitten und Flehen half nichts. Der Vater kannte keine Rücksicht und so beharrte er denn auf seinem Entschluß. Die wahre Liebe ist aber eine geheimnißvolle Macht, die kein Mensch durch Anwendung der verschiedensten Machtmittel erfolgreich bekämpfen kann. So war es auch hier! Herr Juckel hatte wohl durch sein energisches Vorgehen eine Trennung der beiden Liebenden herbei geführt, aber die Liebe selbst vermochte er hierdurch in den beiden jugendlichen Herzen nun und nimmer zu tödten. * , * Am Pfingstsonnabend, nachmittags, lenkte ein anständig gekleideter junger Mann leine Schritte nach dem Friedichstädter Bahnhof und bestieg hier ein Koupee zweiter Klaffe. Einen Augenblick später und der Zug wäre ihm vor der Nase wegge fahren. Jetzt war er geborgen und vom Koupee aus schweifte sein Blick während der Fahrt auf die herrliche Gegend, welche er seit längerer Zeit nicht mehr gesehen hatte. Doch ein be drückendes Gefühl war von seinem mannhaften Antlitz zu lesen. Wer konnte wissen, was in seinem Innern vorging? . . . Der erste Pfingstfeiertag war gekommen! Es war ein herrlicher Tag, der ibn sehr lebhaft an seine erste Liebe erinnerte, denn an solch einem schönen Morgen hatte er einst in seinem Leben das erste Mal erfahren, was Liebe heißt. NaLdem er seinen Morgenkaffee eingenommen, begab er sich von Cossebaude aus nach dem Osterberg, um dort einige Zeit zu verweilen. Heißt es doch am Pfingstsonntag bei jedem Cossebauder: »Hinauf auf unsre Höhen!* Er war ja auch ein Cossebauder Kind!... Sein Weg führte an einer Ruhebank vorüber, auf der zwei Damen, eine ältere und eine jüngere saßen. »Mama, Mama!" sprach in aufgeregtem Tone das junge Mädchen, »dort kommt er — kennst Du ihn nicht, es ist ja mein Karl, mein herzensguter Karl!" Die ehrwürdige Dame, welche in dem Augenblick die Si tuation nicht zu erfassen vermochte, drehte sich um und sah nun einen jungen Mann, der sich ihnen näherte. Erna sprang auf, die Mutter wollte sie zurückholten, doch umsonst, denn gewaltsam riß sie sich aus deren Armen und eilte dem jungen Mann entgegen. Dieser erkannte sofort seine Erna. Ein Freudenschrei: »Erna! Karl!" und beide lagen sich in den Ar men. Mittlerweile wardieältereDamehinzugekommen,welche erfeut über die so plötzliche Umwandlung in dem Verhalten ihres ein zigen Kindes, olles ruhig geschehen ließ. Dann erfolgten die nöthigen Aufklärungen. Erna war durch die Trennung von ihrem Geliebten in der Stuttgarter Pension schwermüthig geworden und Karl hatte seinen Heimaths- ort Cossebaude verlassen, um anderwärts sein Brot zu verdienen. In München war sein Fleiß und Streben mit Erfolg gekrönt, denn er hatte sich bier zu einer selbstständigen Stellung herauf zuarbeiten vermocht. Infolge des unerwarteten Wiedersehens war Erna wie um gewandelt. Keine Spur von Schwermuth oder Tiefsinn war bei ihr mehr zu entdecken. Man hotte also bei diesem Mädchen die gleiche Wahrnehmung gemacht, von welcher viele Aerzte in ihrer Praxis bei Behandlung von schwermüthigen Personen zu erzählen wissen. Drei glückliche Menschen standen jetzt auf den Cossebauder Höhen, und als Karl nach dem einst so strengen Papa fragte, sagte Frau Juckel in traurigem Tone: „Er ist vor 1^ Jahren aus Gram darüber, daß er seinen Fehler nicht mehr gut machen konnte, in die Grube gefahren." Thränen traten aus den Augen der drei Personen hervor. Dann aber faßte sich Frau Juckel und sprach: »Lassen wir das, es ist nicht mehr zu ändern; freuen wir un« vielmehr, daß Gott noch alles zum Besten ge- wcndrt, Haden doch nun alle Seelenqualen ein Ende.' Hierbei legte sie die Hand Erna's in die ihres Geliebten und gab dem Paare den mütterlichen Segen. Ja demselben Moment läuteten vom Kirchthurm die Pfinst- glocken und riefen alle Gläubigen zur Andacht. Zweites Blatt. Amtsblatt n» ii! > ^Agl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, Vot^ Druck und Verlag von Martin Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktton Martin Berger daselbst. »8 Sonnabend» de« 2s. Mai 1898 57. Jahrg III Juin Pfingstfeste. nittaß hr itritl rung - >8 Ml' Z eieM Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, mit Landberg. Hühndorf, Kausbach, Kesselsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Munzig, Neukirchen, Neu- ^rg, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, Röhrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei Kesselsdorf, Steinbach b. Moborn, Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. Anderst nn und Brudertreue schlummern sie zu unsrer Zeit? Men sie nicht heut aufs neue Wappnen rings die Christenheit, M im heißen Streit der Geister die alte Losung spürt: Ifills Christus, Herr und Meister, Her zu neuem Siege führt? ^err, der du mit Vaterhänden Mst den Himniel aufgethan. Haß die Herzen aller Enden Heinen heil'gen Geist empfahn: Mb dem größten wie geringsten Auch in dieser armen Zeit Aus Erbarmen, Herr, ein Pfingsten Psalm 51, 12—13: Schaff- in mir, Gott, ein reines Herz und gieb mir einen neuen gewissen Geis!; verwirf mich nicht von deinem Angesicht und nimm deinen heiligen Geist nicht von mir! dem David noch, nachdem er zum Ehe- zum Mörder und schließlich zum Wütherich -in , 5/? Straflosigkeit? Die hatte er: als König A , m Gesetze. Was er bei jedem Unterthanen hatte strafen müssen, das blieb an ihm selber att^ te Sl- ;um f- sowie für das Agl. Forstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, deu n chgcd. t iisi zu rr erc e»! »al über H is iu )bigl. ..wöchentlich oreunal uno zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis merletiayrllch r Ml. Ps., durch die Post dezogen I Ml. 55 Pf. "rate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 10 Pfg. pro viergespaltene Corpuszeile. wir nicht so grob, so augenfällig ge- obwohl mancher ihm auch darin gleicht "W bekannt geworden. Jedenfalls thut Vltkl Aeder das eine noth: ein reines Herz, I^lt- Geist. Und dies eine können wir nur »MiA "icht von uns selber, nicht von Menschen, und Kunst der Welt. „Den großen k Mt kein Brunnen, der auf Erden quillt." i ^-sündigen kann, der kann uns allein auch z^nigstens öffentlich, vor Meuschenaugen un- * ' Ödland zog den mächtigen Herrscher zur Rechen- b , Hk l.Mch war er ein verlorener Mann in Ewigkeit, ersetzt ward, was er durch eigene Schuld .sie. Was that ihm noth? Ein reines Herz, 5 Geist. v n> Utzv solches Herz, solchen Geist bekommen? —e es sich nicht geben, er wäre von Sünde „Das ist der Fluch der bösen That, rügend böses muß gebären." Andere konnten "icht helfen, denn sie waren selber Sünder; h sie ihn auf Den aufmerksam machen, der ^th wußte für Davids Missethat. Nathan ktz auch Gott gewiesen. So wandte sich Schaffe in mir, o Gott, ein reines Herz M ^en neuen gewissen Geist. aalte der große Sünder solche herrliche Gabe l lenzes früheres Leben konnte die Schuld H die er auf sich geladen hatte. Dessen Er fühlte tief, daß er ganz auf die der Könige angewiesen war. Darum eine zweite hinzu: Verwirf mich nicht ^sicht und nimm deinen heiligen Geist nicht Pfingsten. — Mer.lindem Lenzgepränge der Pfingsten lichter Tag, Und des Lebens laute Klänge Mscheu durch den grünen Hag: Wieder uaht die heilge Stunde, M der Geist zur Erde flammt Md vereint zum Bruderbünde, M aus einem Geist entstammt. chuM fiir Wil Tharandt, Mollen, Sieöwlehn und die Umgegenden lhr, HF riueiH lf,