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welche die gute Nachricht in dem kleinen Hause der Palnien- straße Hervorrufen würde, als die Musik verstummte und Ruy Gonzaga sich den Damen näherte; seine Mutter ver kündete ihm sofort glückstrahlend die Aussichten der neuen Errungenschaft in der Person Egons, die ihr endlich gestatten würden, mehr der Ruhe zu pflegen — und obgleich Ruy Gonzaga seine Mutter eigentlich gar nicht anders kannte als der Ruhe pflegend — bedient von zehn Mulattinnen — so war er doch ein viel zu wohlerzogener Sohn, um diese Meinung zu äußern. Nur in seinem seinen Lächeln, während er beglückwünschend ihre Hand küßte und sich vollkommen ein verstanden erklärte, lag ein verschwindender Zug von gut- müthiger Ironie. „Ich fürchte, Donna Gabriele," sagte er wenige Minuten später lachend, während sie sich unter den dunkellaubigen Bäumen ergingen, auf deren Wipfeln die letzten goldenen Sonnenstrahlen ruhten, „Sie halten mich von Ihrem Stand punkte des rastlosen Schaffens und ewigen Arbeitens, wonach bei Ihnen der Werth eines Menschen berechnet zu werden pflegt, für einen rechten Faulenzer und Tagedieb. Meine Mutter beklagt sich zuweilen, daß ich nicht bei der Massen beschaffung aller erdenklichen Nahrungsmittel behilflich und ihr keine hinreichende Stütze bin, aber Sie dürfen nicht ver- gesfen, daß wir erstens unter einem glücklicheren Himmel, im Lande des ewigen Sommers leben, und zweitens, weshalb soll ich mich beschränken lassen von Dingen, die mich in meiner inneren Entwickelung nicht fördern, denen ich keinen Geschmack abgewinnen kann, die mich stören in der Ausübung des Berufs, für den ich geboren bin? Was bedeutet denn auch das widerwärtige Geld — mögen doch die Anderen mit davon genießen! Und habe ich nicht recht? Erweist sich diese meine Unthätigkeit auf jenem Platze nicht jetzt segenbringend für Ihren Bruder, indem sie ihm zur Ausübung seines er wählten Lebensberufs verhilft?" „Ohne Zweifel, Herr Baron; übrigens seien Sie ganz beruhigt, wenn Ihre Mutter sich auch scheinbar beklagt, so möchte sie doch ihren Sohn um keinen Gedanken anders wie er ist! Sie weiß es sehr wohl, die Künstler besitzen eine andere, genialere Lebensauffassung und dürfen nicht in die gewöhnliche Schablone gepreßt werden. Sie nehmen einen höheren, bevorzugten Standpunkt ein, und darum sollen wir uns überhaupt nicht erdreisten, mit unserem Unverstand ihr Thun und Lassen zu bekritteln." „Sie denken sehr hoch von den Künstlern, Donna Gabriele." „Ja, wenigstens von den echten, die immer auch als Menschen groß sind," erwiderte sie lebhaft. „Denn alles, was herrlich und bewundernswerth, wovon wir lernen können, was uns begeistert, erhebt und edler macht, geben uns die Künstler, sprächen sie nun in Farben, Worten oder Tönen; wie sollte man sie also nicht voll Dankbarkeit bewundern!" „Wissen Sie, was ich mir wünschte, Donna Gabriele?" fragte er, zerstreut das feine Antlitz betrachtend, dessen edler Schnitt durch die leichte Senkung des blonden Hauptes noch deutlicher und mädchenhafter hervortrat. „Nun?" „Daß Sie den Menschen in mir ebenso schätzen lernten, wie den Künstler." Gabriele antwortete nicht darauf; als das Schweigen länger währte, ergriff er ihre Hand, die leicht in seinem Arme ruhte, und führte sie ehrfurchtsvoll an seine Lippen; ein Schauer durchrieselte sie, und eine Pause, die so viel beredter als Worte, erfolgte. Sie entzog ihm die Hand in der Furcht, er möchte etwas sagen, das sie nicht hören wollte — jetzt noch nicht; und zugleich begriff Gabriele in diesem Momente, daß in der Zurückhaltung des heutigen Tages nur jene zartsinnigste Huldigung des Mannes lag, die dem Gaste seines Hauses die ganze Hochachtung und Verehrung, welche er „dem Weibe" dargebracht, beweisen sollte. Er wußte sich die brüske Handbewegung, die den Kuß seiner Lippen abwehren wollte, sowie den scheinbar kalten Ausdruck ihrer Züge nicht zu deuten; war ihr Herz vielleicht nicht mehr frei, hatte er sich getäuscht, als er zuvor ein wärmeres Empfinden für ihn zu spüren glaubte? Ruy Gonzaga wurde nachdenklich und begann von etwas Gleichgültigem zu sprechen, denn seine stark ausgeprägte Empfindsamkeit ließ ihn vor dem Gedanken, mein Hei ist nicht ist wahr Wahrheit (Fortsetzung folgt.) Gin Kavalier. Erzählung von Carl Murai. er möchte ihr aufdringlich erscheinen, zurückM'f m ! ihrem hüM l - H sich frei de^ t wd machen kn das niä fkn Sic mi n Gott, w ^cn Sie i hm, Jhnm Gabriele am Spätabend allein in i, des oberen Stockwerks war, gab sie sich frei des Tages hin. Welch eine Fülle drang auf Mischer, beza unaussprechlich schön war es hier, wo man die reinigend und deutlicher empfand! ich nun und Wärme auf die schwebende Fee an seiner Seite,, M bische merkte, daß er ihren Ann drückte. Die Geschichte beg^ Parteri Innde, we im Vollbewußtsein der Wirkung, die ich da erzielt haj^ " ich das gethan, blieb mein Auge auf den Bahnhofs der soeben den Strick des Glockenklöppels ergriff sein k meinen Befehl 'Mchaft Seöffnc sagte sie und schaute mich f^rgerve i sie Hauptstadt reisen, ö" , das Bankett abznwarten, e.! Lam,. iE., >1, an. Di > recht?" ihrer Seite. „Gnädige Frau — artig den Hut lüftete. Schrittes Arm in Arm aus dem Wartesaale kamen. , — eine majestätische, eine bezaubernde, eine phänom^ heil. In ihr lag der ganze duftende Frühling, uiu schwarzen Augen sprühte Sommergluth. Wie sich ihr auch sputete, um nicht zu versäumen, er schaute do§. - Aber kl U-gen, interessiren. Ich ließ schnell das Fenster herunterfalle" mit großer Eile den Kopf hinaus. Gerade zur rechts- sah den alten Herrn in ein Coups steigen und sah ' bare Wesen ihm mit dem behandschuhten Händchen p winken. Wie sehr sie auch mit ihrem Alten beschäftig sie doch Zeit, mir einen flüchtigen Blick zuzuwerfen. ' steif an, mit brennendem Gesichte, mit dem ganzen f. Angen, nnd sie erröthete. Verlegen senkte sie die Stir^ schössen ihr in die Wangen, und ich blickte triumphal sprach ich sie an, indem ?°'NF „ „wen icy wie gelegen yaoe, wea nirgends eme so göttlich-schöne Frau gesehen habe weil ich empfand, daß ich Sie liebe." Das Weibchen fand Gefallen an Dieser Rede ich wäre ein s" - tausend >erglückli traten d '.-sagt f Manu ^en, ui MN sich . Mcgte m flüsterte, „Mein Herr —", s „ . einem schelmischen Blick ihrer schönen Augen. .^i „Ich wollte in einer ganz außergewöhnlich dringenden Angelegenheit in die Hauptstadt reisen, Z" " mich meine Freunde, doch ja bas Bankett uvzuwür.en,. zu Ehren veranstalten. Sie können sich vorstellen, nus^ wie wichtig die Sache sein muß, die mich zwang, die .oj M . Freunde unerfüllt zu lassen. Und nun bin ich r < gestiegen und bleibe hier." „Und warum das, da Sie doch in einer so g-M; wichtigen Angelegenheit in der Hauptstadt erscheinen h ^si.g, ° Nef: weiter. -? zi verfinsterte sich wie ein Regenschirm. „Ein Gepäckträger nahm meinen Koffer und tr"f n Befehl in den Speisesaal. Ich aber ging ,, I küßte elastischen Schritten, ein Liedchen summend, hinter dem kA jungen Weibchen her, das auch zusammengefahren " umher, mich im Augenblicke der Abfahrt aus dem Zuge h"r sehen. Ein blitzender Blick aus ihrem Auge — und uf pUgieriast Ihre Eleganz verrieth deutlich, daß 's; Gar n. s Sie!" Za^ . alles n ' ' > Scheib tz^m Klub der Privatbeamten sitzt unter Herren binden ein junger Mann, dessen Gesicht nur Selbstzufriedenheit, nnd der spricht unter fortwährendes vollen Augenblinzeln, mit seiner dünnen erhobenen ' . a Gläsergeklirr überschreiend: . „Zweites Läuten. Der Kondukteur fing an, dik^ zugehen und schlug gleichzeitig eine Thür nach der andf^ saß beim Coupsfenster und guckte hinaus auf den V h sie mich verstand. gei gewöhnt war, sie ging aber zu Fuße und recht langm" z Mister zu. Ich wußte sofort, daß sie mich erwartete. Eine reb^ ' meine Herren, eine reizende Dame, die sichtlich bcstsit . f» mir eingeholt zu werden! Ein paar Minuten, und A wer zum dritten Läuten erwartete. Noch ein bewundern^ entfern die Frau, und mein Entschluß war gefaßt. Ich öffnet „ ergriff mein Köfferchen, drückte den Hut auf den Kopl" Minuten ; eben in dem Augenblicke vom Trittbrette, als das Z ertönte und der Zug sich in Bewegung setzte. Jasti" e? - - r Herren, instinktiv bemerkte das der alte Mann, und! sh, - .. ^enK^ „Weil," sagte ich mit einer tadellos eleganten „ i Verbeugung, „weil ich Sie gesehen habe, weil W ' ßt -- " """ : Hz ibchen fand Gefallen an dieser Reoe »' Poet. Es brachte kein Wort über die r „Oh, meine Gnädige" — fuhr ich fort -77. unselig würde ich mich fühlen, wenn Sie ungna^g s : k u Ich seufzte tief und legte meine Hand ans das P v , mir ha. ^küssen. a Coupsfenster und guckte hinaus auf den ff ich nun so ziemlich gedankenlos auf die Passanten fiel mir ein alter Herr und eine sehr junge Dame auf" i,?Mte, ! Sckirittes Arm in Arm aus dem Warteiaale kamen, -"tknd, d