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4 Aer erste Schritt ins Leben. Nach dem Gemälde von Silvio Giulio Rotta. (S. 7.) KW UH -7 ' Fi st j »i 'M °°n ; Menschen, die an Liebenswürdigkeit gegen sie mit einander wetteiferten; ringsumher lag ununterbrochener Friede, und zu ihnen herein drang durch die offenen Fensterthüren nur das Plätschern im Porphirbecken des Springbrunnens, der Dust der Vanilleblüthen und St. Stephanorosen; hin und wieder summte auch ein goldschimmerndcr Käfer in den Saal, oder ein Kolibri durchirrte ihn mit scheuem Flug. „Hier immer leben dürfen," dachte Gabriele, „wie leicht müßte es Einem werden, gut zu sein." Hier herrschte Offenheit, keine Lüge und Heuchelei, die Ruy Gonzaga, wie er behauptet hatte, am meisten haßte — diese Menschen hatten nichts vor einander zu verbergen; man kannte nicht das häßliche Zanken um armselige Dinge, wie es die Mutter zu Hause keifend betrieb, alles war sonnige Heiterkeit und Harmonie. Wie elend fiel sie selbst dagegen ab, mit all dem Dunkeln im Innern, das verschwiegen bleiben mußte. Fort, fort mit dem Gedanken — nur jetzt einmal aufathmeu und vollkommen glücklich sein in diesem Paradies! Es war kurz vor Sonnenuntergang, gegen Abend, der hier mit der dem Urwald eigenen Schwermuth seine Dämmerung zu verbreiten begann, als Gabriele und Donna Hortensia auf der Terrasse „Wie wunderbar schön er heute wieder st'^M sie sich ihrem jungen Gast gegenüber auszulasscn, auch das einzige, wofür mein Sohn Sinn , Ob das Zuckerrohr geschnitten, die süßen Kartost^»i oder die Kaffeefelder bestellt werden müssen, das > , ständig egal," bemerkte sie in ihrem fließenden, . bl ein wenig fremdartigen Deutsch, „er kümmert sich » — seinetwegen könnte zehn Mal alles verderbe«- -WN man darf einem Manne wie Ruy Gonzaga-MD prosaischen Dinge gar nicht znmuthen, er «st HM, geartet als wir einfacheren Menschen; wir sollen « . MM und das Höhere ehren. Anderseits aber gehl weiter; seit Carla darauf besteht, jedes Jahr . in unserer Villa bei Rio zu verbringen, waltung hier nicht länger nur mit der Hilfe Inspektors Fischer bewältigen; ich muß mir ew"hj suchen, einen gebildeten Mann, der, halb Privatsekretär, den größten Theil der Lasten aus wäre es nur nicht so schwer, einen passenden iu Vertrauensposten zu finden." Gabriele horchte hoch auf — das war leicht zur Fülle neigende Gestalt in schwarzer Seide. Das blasse, volle Antlitz, nicht eigentlich schön, doch weich und sanft gerundet, trüg einen sympathischen, klugen Ausdruck und einen Anflug von Schwärmerei in den großen schwarzen Augen. Als einzige Erbin eines reichen Grundbesitzers hatte sie ihrem Manne, dessen frühen Tod sie bis heute nicht zu überwinden vermocht, ein bedeutendes Vermögen zugebrachk, das sie jetzt für ihre beiden Kinder verwaltete, in deren Wohl und Wünschen Donna Hortensia vollständig aufging; aus diesem Grunde hielt sie es auch für eine angenehme Pflicht, Gabriele, für die Carla mit der Begeisterung ihrer achtzehn Jahre schnell eine enthusiastische Freundschaft gefaßt, mit all der warmen Innigkeit zu bewillkommnen, die ihrem wohl wollenden Herzen eigen und der bekannten Gastfreundschaft des Hauses entsprach. Es war eine schöne Stunde, voll Poesie und heimlicher Seligkeit, die Gabriele vollbewußt an diesem Morgen in dem urwaldumgebenen Santa Anna verbrachte; sie saß an der Tafel neben Ruy Gonzaga, im Kreise harmloser edler saßen, während in der Halle Ruy Gonzaga sci«^.?^- seitden vieines eil wecken. Hauch eines Mißklanges, jede FarbendishavA fehlerhafte Formen der Gestalt sie abstoßend ber^ Augen suchen überall nur die Schönheit und Har^l Glück, daß Ruy Gonzaga reich ist, denn solche Sccfl Apfelblüthen, die nur im Sonnenscheine auf der Hivj in den Schmutz des Lebenskampfes gezerrt, aber grifft sich Mer gerötl H den gee Ja, ja," pflegte sie " dann"hinzuzM Künstler sind oft so zart besaitet, daß ein ^näanto maestoM" auf der Geige begleitete, weich und melodisch klangen die reinen Töne ' verlockten zu süßer Träumerei, als Donna HortcE ihrer lauschenden Stellung, in der sie lange rlff ' richtete, einen Schluck von der vor ihr stehens ' gewürzten Chokolade trank und dann zu Gabrielli Sohn zu sprechen begann. Donna Hortensia Ak weilen, sich gewissermaßen in Klagen über ihn U mit der halb unbewußten Absicht, im Grundci Bewunderung für seine eigenartige BeanM