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Amtsblatt 57. Jahrg Sonnabend, den 18. März 18SS Sekr. Busch, Ger.-Vollz. ss- Ä die Leiche eingesegnet hatte, vor dem Altar mit trauriger, zu Herzen gehender Stimme die Gedenkrede. Der Kaiser, welcher dem Redner mit großer Aufmerksamkeit zuzehort hatte, neigte wiederholt zustimmend sein Haupt, dann brauste der Gesang des Liedes „Mach' End', o Herr, mach' Ende" unter Orgelklang durch die Halle, und m den Gesang donnern drei Salven, die von der hinter mm Mausoleum aufgestellten Kompagnie abgegeben werden. Gin stilles Gebet schließt die schlichte Feier, die kaum 20 Minuten m Anspruch genommen hatte. Der Kaiser verließ mit den Leid tragenden die Kapelle um 12V» Uhr, und kehrte auf direk- Kochheerd, 1 Faß Cognac, 8 Flaschen Cognac, 1 Faß Nordhäuser, 1 Faß Ge sundheitsbitter, ca. 2000 Stück Mauerziegel, 1 Schreibtisch und 1 Standuhr Friedrichsruh, 16. März. Nach seiner Ankunft begab sich der Kaiser mit den Herren nach dem Zimmer, in welchem die Särge standen und verrichtete dort ein stilles Gebet. Dann intonirte die Kapelle „Jesus meine Zuversicht", und der Zug ordnete sich. Die Kapelle der 76er schritt voran, den Chopin'schen Trauermarsch spielend. Dumpf hallten die Klänge desselben. In weitem Abstand folgt, Gewehr über, die Leichenparade. In diesem Moment taucht das Licht vieler Tausend Fackeln längs des Weges zum Mausoleum auf. Durch die düstere Gluth des Spaliers schreitet langsam, feierlich, der Trauerkondukt, die Häupter entblößen sich. Tiefe Stille herrscht. Nun naht der Sarg der Fürstin, schwarz beschlagen, hoch und massig, über und über mit herrlichen Kränzen bedeckt, auf den Schultern von in altspanifche Tracht gekleideten Trägern. Zu beiden Seiten schreiten Förster mit Palmen und Kränzen. In langsamsten Tempo wendet sich der Zug auf den Serpentinwegen zur Kapelle. Wiederum folgt ein großer Abstand, der Sarg des Fürsten Altreichskanzlers erscheint, in der Form dem der Fürstin gleich. Die Fürsten krone aus Lorbeer ruht zu seinen Häupten. Zu beiden Seiten der Träger schreiten die Seydlitzkürassiere. Un mittelbar hinter dem Sarge kommt der Kaiser in der Uniform der Halberstädter Kürassiere, das Haupt, welches der Stahlhelm schmückt, zu Boden gesenkt sein Gesicht ist bleich. Der Monarch schreitet Schulter an Schulter mit dem Fürsten Herbert, beinahe eng an ihn geschmiegt. Fürst Herbert trägt die Generalsuniform. Hinter dem Kaiser und dem Fürsten schreitet Graf Wilhelm mit der greisen Schwester des Heimgegangen, Frau von Arnim; dann Graf Rantzau mit der Gräfin Wilhelm Bismarck, den beiden jugendlichen Nichten und den Söhnen des Grafen Rantzau. Professor Schweninger geht tief ge beugt einher. Aus dem Leichengefolge ragt die hohe Ge stalt des Grafen Lehndorff, des Generaladjutanten Kaiser Wilhelms I., hervor. Graf Posadowsky und Admiral Tirpitz, die beiden Staatssekretäre, werden sichtbar, sodann viele militärische Uniformen der Offiziere der Regimenter, die in der Nähe in Garnison sind; an ihrer Spitze General oberst Graf Waldersee. So bewegt sich der Kondukt ins Mausoleum ein. Der Kaiser mit wenigen ausge wählten Trauergästen tritt in die Kapelle. Die Särge werden vor dem kleinen Altar, der dem Thurm gegenüber liegt, niedergesetzt. Kürassiere mit gezogenem Säbel nehmen am Sarge des Fürsten Aufstellung. Die Trauergäste lassen sich auf Stühlen im Mittelschiff nieder; auch für den Kaiser ist ein Stuhl bereit, doch wohnt der Monarch stehend der Feier bei. Die Gemeinde singt „Die wir uns allhier beisammen finden", ein Lied, das mit Vorbedacht vom Fürsten Herbert ausgewählt ist, denn es war der Licblingschoral seiner Mutter. Nun hielt Pastor West phal, der dem Fürsten das Abendmahl gereicht, nnd anch zur öffentlichen Versteigerung. Wilsdruff, den 14. März 1899. er jrt wcrU mier, kess! und ab, oischen was K terkenot, liebgea^ rschnM ' Fürst der neben. ", ein SE iit na-e EinbcM bleiben.', den.«V t dieses lbechM die Rgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, A sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdors, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Fürst Müswalde mit Landberg, Huhndorf, Kaufbach, Kesselsdorf, Kleinschönbera, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Munzig, Neukirchen, Neu- tanneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, Röhrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewalde, Sora, düfiV Steinbach bei Kesselsdorf, Steinbach b. Mohorn, Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. id ergiM. — jetztdts;scheinl und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1Mk.55Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 10 Pfg. pro viergespattene Corpuszette. -V Druck und Verlag von Martin Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion Martin Berger daselbst. ^R». zz politische Rnn-schau. Deutsches Reich. Der Reichstag hat, wie bereits mit- getheilt, am Dienstag die Militärvorlage in zweiter Lesung berathen und nach Schluß der Debatte sowohl die regie rungsseitig geforderte Erhöhung der Friedenspräsenzstarke auf 502506 Mann, als auch den Mehrheitsbeschlun der Kommission, wonach die Erhöhung der Präsenzstärke nnr 495500 Mann betragen soll, abgelehnt. Die übrigen Be stimmungen der Vorlage wurden debattelos genehmigt. Die Abstimmungen über die Präsenzstärke waren nament liche; für die Regierungsvorlage erklärten sich 141 Abgeordnete (die beiden konservativen Fraktionen, die Nationalliberalen, die Antisemiten und die freisinnige Bereinigung nnt Aus nahme Dr. Hänels), gegen dieselbe stimmten _09 Abgeord nete (das Centrum, die freisinnige und die suddeutsche Volkspartei, die Sozialdemokraten, Polen, Welfen, Elsasser und die bayerischen Bauernbuudler), während für den Kommis uns Abstrich von ca. 7000 Mann bei der Jn anterieverstärkung uur Centrum und freisinnige Vereinigung mit „Ja" votirten. Die m der zweiten Kam« Missionslesung der Militärvorlage hervorgetretene Differenz ist also in der zweiten Plenarlesung verschärft erhalten geblieben - was soll nun weiter werden? Die dritte Lesung der Militärvorlage sollte bereits an diesem Donnerstag norgenominen werden, hat also zur Stunde schon stattge funden; ob es in der kurzen Frist vom Dienstag Abend bis Donnerstag Mittag gelungen sein sollte, noch eine Verständigung über die streitigen Punkte der Militärvorlage zwischen Regierung und Reichstagsmehrheit zu Stande zu bringen, das erscheint einigermaßen zweifelhaft. In der fast 5stundMn Debatte, welche am Dienstag dem Abstim- mungsgeschaft nn Reichstage voranging, hatte der preußische Kriegsminister v. Goßler die Regierungsvorlage in ent- schiedenerer Welse, als er dies in der Kommission gethan, nochmals empfohlen und erläutert, hierbei bemerkend, er A der Lage, den verbündeten Regierungen ein Eingehen auf die von der Kommission beschlossene Herab- wwderung der regierungsseitig geforderten künftigen Prä senzstärke der Armee anrathen zu können. Im ferneren Verlaufe der Diskussion sprachen sich für die Aufrechter haltung der Regierungsvorlage mit besonderer Entschiedenheit die Abgeordneten v. Levetzow (kons.), Frese (freis. Vg.) und Liebermann v. Sonnenberg (Antis.) aus, auch der Nationalliberale Dr. Sattler und der Reichsparleiler v. Kardorff befürworteten die Regierungsfassung, behielten ihren Fraktionen jedoch die endgiltige Siellnngnahme für von den männlichen Mitgliedern der Familie zur Bahn geleitet. Der Kaiser reichte jedem der Herren die Hand. Mit dem Fürsten Herbert unterhielt er sich vom Coupe aus noch längere Zeit, so daß die Abfahrt hinausgeschoben werden mußte. Fürst Herbert stand, beständig die Hand am Helme, vor dein Waggon und antwortete lebhaft. Der Kaiser winkte den Anwesenden mit der Hand einen Ab- schiedsgruß zu, dann gab er um IM Uhr das Abfahrts zeichen. Die Menge hatte sich inzwischen auf dem Bahn körper zusammengedrängt, so daß leicht ein großes Unglück hätte entstehen können. Die Bahnpolizei schritt jedoch recht zeitig ein, und sofort nach der Abreise des Kaisers begann das Zurückfluthen der Massen. Der Monarch hatte nach Friedrichsruh einen überaus kostbaren Kranz mitgenommen, der für den Sarkophag des Fürsten bestimmt war. Der Kranz, einen Meter im Durchmesser groß, war aus Lor beer und Maiblumen geflochten, und ruhte auf einem selten schönen Cycaswedel. Die lang herabwallende, weiße, gold- bekranzte Atlasschleife trägt auf beiden Enden das Kaiser liche mit der Kaiserkrone in Golddruck. . E ' - ' ' ' : men ' Die Versetzung des Fürsten , V i s in n r vie e Entgegen früheren Verfügungen, wonach die Beisetzung Bismarck in dem für sie in Ld ledrichsruh erbauten Mausoleum am 1. April erfolgen » biete Trauerfeier bereits am Donnerstag, den abgehalten worden. Als des Reiches hehrster . .^tragender ging der Kaiser im Leichenzuge, nur die M unvergeßlichen Tobten und wenige Auser- nahmen noch daran theil. Zu diesen gehörte der 'wu Mburgcr Reichstags-Wahlverein von 1884, dem der > «.»lMorbenc besonders nahe gestanden hat. Die Feier rau rg cmen Militärischen Charakter; sie ging in würdiger mar, er Schlichter Weise vor sich, entsprechend der Gemüths- Mimg des Fürsten, dem äußeres Schaugepränge stets D°n, vidcr gewesen war. i. ist eine ergreifende Huldigung des ver- '^M^nen Kanzlers an seinen kaiserlichen Herrn, daß ievte Weg, der ihm Vorbehalten war auf dieser § ME, „och an den großen Kaiser erinnerte. Am 16. März KM Kaiser Wilhelm zur Gruft seiner Eltern getragen, März, elf Jahre später, betteten wir den treuen HM CMS Königs-Amtes zur letzten Ruhe. -^as Mausoleum in Friedrichsruh ist im romanischen gehalten. Es besteht aus einem sechseckigen, massiven und der Gruflkirche, welche einen chorartigen An- - Die Kapelle steht auf einem Sockel aus Feld- An der Südseite des Schiffes befindet sich das " von einem hohen Giebel überragt wird. Die . t^o'cttc^dcsLchiffes zeigt vier Bogenfenster. Der Thurm von spitzen Dächern, das Chor von U I üdVr^ Ent. Die Ruhestätte des Fürsten ? mi^or?wttd n^ >'ch im Thurme des Mausoleums. " 0,22 ruhen, und was das Lied einst »««-»"mit" Arst-ngrüst-n MEmren mich gewollt — fischen Düften ch°> i . Ar ruh'n mich lassen sollt! )'ch-tNdeung^ lind seiner letzten chMlltt fist MM Tharandt, Nossen, Siebentehn und die Hlmgegenden. ))?ECn bes Waldes, den er so sehr geliebt, unter n» "'e" ftmer Eichen und Buchen, umwogt vom Aej/ 'Mier Tannen, schläft der Schöpfer des Deutschen . .Md ed-»? Schlaf. Doch das schlichte Gebäude ^ fdurq wemg wie das Mausoleum in Charlotten- danken Denn wie am 16. März die Ge- vater,^^^ so werden auch in Zu- M^iMnichen ?^^'sterte Männer und deutsche Frauen n- Mr Thaten Mnen des Großen zu huldigen und M Mort vorüber s-A Menken. Tausende werden jährlich kK-i' sinnend- ""d aus den Fenstern der Eisen- d" -Träger einer so zu der Stelle, die den -es Tages, der Zeit umschließt. Der Streit „n rreichcn - Waldeswerden ihn nicht mehr " Mahre Erholung acw^^n, das im Leben seine einzig MM in die Einigkeit. ih>" auch das Schlummer- «aiettz'Li Abct diese Stätte n.' < A, Aii n das Werk der dentscke?.^^"^ eine Mahnung sein seiner schweren Lderen Schöpfer dort ' M 'it und Liebe werden Wach. ausruht. Dankbar- - td ehrfurchtsvoll werden !»^ an Bismarcks Grabe, tem Wege über die zur Höhe' führenden Stemftusen ms wMann und der Greis es Junglmge werden Schloß zurück. Die Rückkehr erfolgte m aufgelöstem Zug. iht: leM' was dort geschrieben Der Kaiser schritt langsam neben Fnrst Herbert emher, öicr ->>n mit dem er angelegentlich sprach. Nach halbstündigem i ruyt ein treuer deutscher Diener Kaiser Wilhelms I." Verweilen im Trauerhause verabschiedete sich der Kaiser, Kopii^ a mich" In dem Gasthofe zu Lampersdorf gelangen .„„Acnstaa, den 21. März d. I., Rachm. 2 Uhr versE g zilcidcr- und 1 Wäschschrank, 1 Sopha, 1 Nähmaschine, 1 Spieltisch, 1 eiserner