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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 16.04.1908
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1908-04-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19080416010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1908041601
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1908041601
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-04
- Tag 1908-04-16
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Monat
1908-04
-
Jahr
1908
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unv Professor v. RenverS vom Papst empfangen. — Zu Ehren Bülow» gab der König von Italien rm Tiner ;u 34 Gedecken. Zur Rechten des Königs saß Donna Laura Mingbetti, ;ur Linken die Fllrttio Bülow. Die Königin hatte zu ihrer Nech'cn den Herrog von Leuchieuderg. zur Linken den Fürsten Bülow. Auch Tutoni nahm au dem Diner teil. ' * 70. E-ebnrtetag. ?lm heutigen Tage feiert der freisinnige N icks- tagSabgeordnete Dr. Heinrich Dohrn leinen 70. GcbariSiag. 1874 wurde er zum erstenmal in den Reichstag gewählt; zu gleicher Zeit »rat er auch in raS AdgeoidnetenhauS ein. Seit 1893 halte er die polnische Tätigkeit aufgegrden; bei der levt n Wahl übernahm er aber wieder bereitwillig die Kand'daiur für Stettin, als ganz kurz vor der Wahl für den verstorbenen Kandidaten R cktSanwalt Delbrück schnell ein aus sichtsreicher Ersatzmann gesund n werden mußte. Dobrn rn'üammt einer alten, in Stettin hochange'ebenen Familie. Er bat von 1856 bis 1861 studiert, dann Neven dmch den größten Teil Europas, in Afrika und Nordamerika unternommen und ist leit 1869 Siaviiat und Stadt verordneter, teil 1904 Ehrenbürger von Stettin. Gleich seinem Bruder (dem Leiter des patbologischen Instituts in Neapels bat er sich vor allem wissenichaltlich betätigt und insbeionvere große Sammlungen angelegt, die er vereint mit den von seinem Vater hinterlassenen der Stadt Stettin überwiesen hat. Seinen 70. G burtStag verbr ngt Dobrn in Italien. * Nk'chrtanS- nno prcnsttsch r vandtaqsabgeordneter 3>«dler s. Der verstorbene Abgeordnete na«v im 50. LebeuSiabre und vertrat al- Miigl'ed der deurfchionscroativ n Partei den WablkreiS Bromberg 1 seit 1S<>3 m N-ichSlage. Seit 1890 gehörte er dem prenßi'chen Abge- orduetenhause an. * Tte »eutich-enstlischrn Verhandlungen über ein G genseit^gkeilS- ahlommen wegen Bekämpfung der Schlafkrankheit in Deiitlch- und Biiti'ch Ostasrika sind in günstigem Fortsckreiien begriffen. Es dürfte sich haupilachlich darum bandeln, den Zu ug der Eingeborenen aus der einen Kolonie in die andere so zu reaeln, daß eine wechiesteioge Berrchleppung der Infektion nach Tunlichkeit vermieden wird, sowie andererseits darum, ein gemeinsames Boigebea aus wissenschaftlich m Gebiete anrubabnen. Beide Länder haben den ernstlich n Wun ch. die Schlaf rankdert energisch und mit allen Mitteln zu belämpfen, und au- dem Adkomm-n wird mau sich einen bedeutenden prallilchen Rayen ver sprechen dürfen. * Bom vrrutzlschen Lrhrrrta». Auf der ersten Vertretcrversamm- lung deS preußischen LehreroereinS wurde in der Belolvungsirage folgende Resolution angenommen: „De Berireter-Bersammlung deS preuß'ichen L hieroereinS «pricht ihr tilsüeS Bedauern ra lioer aus. daß die König!. SlaatSregrrrung die iu der Thronrede versprochene Belol- duug-vorlage für Bolksichullebrer dem Landtage nicht vorgelegt bat. Tie erwartet, daß die beirrffende Vorlage dem neuen Lan taae sofort »ach seinem Zusammentritt zugeht. Bezüglich der GebaliStätze beharrt der preußische Lehrerverein auf den Foiderungen rcS IV. Preußischen LehiertageS: Gleichstellung aller Lehrer in Stadt und Land mit de» Sekretären der allgemeinen Staatsverwaltung. Der preußische Lehrerverein gibt auch dem Geiübl bitterster Euiiauichung über die Einschätzung 'luSoruck. welche dir Arbeit der BolksscvuUekr r durch die Regelung der Teuerungozulagen erfahren hat." In der Frage der Schulleitung und Schulaufsicht gelangte eine Resolution zur An- uahme,die folgendermaßen laateie: .1; Derm hrgliedrigeSchulorgauiSmuS bedarf eines an ihm unterrichtlich tätigen Leiters; die Anstellung deS Schulleiters erfolgt behördlich rieitS unter der gesetzlich geordneten Mnw rkuug der ^chuloerbände. 2) DaS Amt der Schulleitung soll eine Einrichtung sein, die die Anfaabc bat, daS durch die Rücksicht auf das ganze bedingte Maß von Einheitlichkeit in der Schulaibeit und wa- diese sonst fördern, vertiefen und eriolgreich gestalten kann, zu vermitteln. Weiterhin wird gefordert, daß mit ihm kerne Disziplinär- besugi'isie verbunden sind und daS Verhältnis d-s Schulleiters zu seinen Mitarbeitern kollegialen Charakter hat. Im Hinblick auf die bestehenden Jnstluktionen für Schulleiter wird ferner der Wunsch ausgesprochen, daß in den in Aussicht stehenden Dienstanweisungen ein Zuviel an Einzelbestimmlmaen vermieden werce, die eine engherzig - MrokrLtiiche Häirvbalmng" der"' Schulleitung berbe zuiübren geeignet sind." — In der Debatte gaben die rdeinisch-w estfälii chen Lebrerverbänoe ihrer Abneigung gegen die letztere Resolution Ausdruck, weil sie d>e Aussichtsbeiug^is der Rettoie» nicht verwerfe. Als trotzdem beide Boilaaen des Re'k'enien zur Annahme gelangten, schieden die rbeinisch-westfäliichen Vertreter aus de» weiteren Ve, Handlungen aus. * Was die Lotterien rlnbrtnnen. Nur wenige Menschen haben eiae rechte Vorstellung davon, welche Einnahmequelle da» Lotierieipiel für den Staat darstellt und welche große Summen jährlich brrrber um gefetzt werden. Im preußitchen Staatshaushalt für 1908 sind die als Sp'elkapital dienenden Einnahmen aus dem Absatz der Lose der Klafsenlotterie mit 87 946 800 .6 verantcklagt worden. Davon fl eßen in den RcickSsäckel 17 700 000 als ReichSllempelabgabe, die für die abgeletzten Lo'e emgezogen werden. Die planmäßige» Gewinnabzüge des Staats betrauen emschließl ch der den Kollrlieuren daraus zu gewährenden Gew nnprov sion von 1 270000 .s rund 13 311 000 Zusammen fließen also rund 32 Mill vnen in die Reichs- bzw Staats- lasse. Hierzu louimen noch die Beträge der nicht abgehobenen G Winne, welche auf 15 000 geichäyt w reen. D e Renten nnv Ablöiungs- betiäge für die an der pr ußiichen Klasfenloiierie beteiligten deutschen Bundesstaaten betrauen 2 447 (WO diese Ausgabe ist noch um de» Iabresbetrag von läünO^l. für vic Fürüeniümci Wald.ck u .v Pyrmont gewachlen. D e für 1908 veransch agien Einnahmen und Ausgaben der Loiterieverwalmng umlaflrn zwei Lonerien, 218. und 219., von denen die erste teilweise schon 1907 gezogen worden ist. Die g tarnten Ein nahmen bevag.n 119 223 300 nach Abzug der dauernd.n Ausgaben von 109 686 300 und der e nmailgen Auö iabe für eine» Neubau von 197 000 bleibt rin Ueberschuß von 9 399 770 Ausland. Oesterreich-Unqarn. * Die rutheuenfeindlichen Kundgebungen in Lemberg nehmen immer noch kein Ende. Man meldet uns weiter: Lemberg, 15. April. (Telegramm.) Die ruthenenfeindlicken Kundgebungen haben sich wiederholt. An verschiedenen Stellen der Stadl kam es zu Ansammlungen, doch schritt die Polizei sofort ein und verhinderte größere Ausschreitungen, wobei sie durch Gendarmerie und Kavalleriepatrvnillen unterstützt wurde. Alle ruthenischen Gebäude waren von Polizei besetzt. Die demonstrierende Menge wurde stets auseinander getrieben. Einer kleinen Gruppe gelang cS, im Laufe der Nacht vor eine ruthe- n i s ch e B n ch b a n d l u n g zu gelangen, wo die Fensterläden heraus gerissen. die Scheiben zertrümmert und die Bücher aus den Schau fenstern auf die Straße geworfen wurden. Als die Menge in den Laden selbst einzudringen im Begristc war, sprengten Ulanen heran und vertrieben sic mit der blanken Waffe, wobei mehrere Personen leicht verletzt wurden. Frankreich. * Die Sorge um die französischen Sparer Kat das deutschfeindliche „Echo de Paris" zu einem Ausfall gegen Deutschland veranlaßt, über den uns berichtet wird: Paris, 15. April. (Telegr.) „Echo de Paris" ist sehr aus- gebracht, weil ausländische Bancken die französische Kundschaft mit Einladungen zum Zeichnen al" die deut'chcu und französischen An leihen überschwemmt haben. Das Blatt fragt zornig, ob man die franzöfi'chen Sparer für so dumm und vaterlandsfeiiivlich Halle, daß sie mit ihrem Gelde die militärische und wirtschaftliche Macht Deutschlands stärken würden? * Der Ausstand der Hafenarbeiter in Rouen. Der allgemeine Arbcitsbund verwahrt sich in heftigen Wendungen gegen die Partei nahme der Polizei, die gestern einige ausständige Hafenarbeiter von Rouen verhaftet hat, weil sie Ausstandsorecher gewaltsam an der Arbeit hinderten. Die Kapitäne der ausländstchen Schiffe hißten am Eingänge ihrer Landungsstege ihre Nationalflagge, um ihre Schiffe gegen das Eindringen der Ausständigen zu schützen. * Unterschleife in einer sozialdemokratischen Gemeindeverwaltung. Ans Paris wird uns gemeldet: Paris, 15. April. (Telegramm.! Auf di« Klage des Regie- rungspräfekten hin wurde gegen die sozialdemokratische Gemeiubeoer- waltung der Stadt Toulouse eine Untersuchung wegen Unter schlagung von Gemeindcgetdern eingeleitet. Die Beschuldigung rich tet sich hauptsächlich gegen den ersten Vize-Bürgermeister ^alandry, der. für ^se Strabenreinigurra ausgesetzte Gelder unterschlagen hatte. — Bis' letzt wurden drei solcher Fälle sestgcstcllt. Aber auch die anderen Stadtväter erscheinen schwer belastet, da die " 'en der , ,.,<Ztadt vollständig zerrüttet wurden, seitdem die Gemeindeverwaltung von Toulouse ln sozialdemokratische Hände überging. Schweiz. * Die Frage des Finanzinspektors für Kreta ist noch Gegenstand diplomatischer Verhandlungen, über die uns gemeldet wird: B e r n , 1b. April. (Telegramm.) Zwischen dem Bundesvat und Kreta schweben noch Verhandlungen, betreffend den von der Schweiz zu bezeichnenden kretischen Finanzinspektor. Der Bundesrat verlangt eine angemessene Entschädigung, falls der Posten wieder aufgehoben wurde. Wie verlautet, muß Kreta hierüber noch ein besonderes Gesetz erlassen. Feuilleton. Verttner Sezession 1-08. Man mag über die kleine Bosheit, die die Berliner Sezejstonsaus- stellungsCZeranstalrer gegen die jüngst gezeigte Vorführung altengiischer Kunst verüben wollten, deuten wie man will. Daß aus ihrer Auflehnung die Idee zur Leibl^Ausstellung entsprang, ist uneingeschränlt mit Freuden zu begrüßen. Der Leibl-Saal enthält ungefähr sünsundsünfzia Werke, darunter auch einige Zeichnungen. Aus dem nordböhnnschen Museum hat die Stadt Neichenberg der Sezession drei der schönsten Arbeiten Leibls geliehen, die Bilder: „Im Atelier", „Die Dame in Schwarz" und einen wundervollen „Mädchenkopf". Auch unter den anderen Ge mälden, die im selben Raum hängen, finden sich manche, die Mr Andacht zwingen vor der stets wachen, saft feierlichen Achtung für die Natur, von der sie sprechen, und die ungemein reizvoll sind wegen der eigen tümlich linden, volliönigcn Behandlung der Oelsarbe, die so wie Wil helm Leibi kaum einer zu meistern verstand. Und doch wirken LeibiS Bilder trotz ihrer virtuosen Technik niemals äußerlich; der Wärme des Tons entspricht die warme Menschlichkeit in der Behandlung des Dar gestellten. Wenn man von den überragenden, geklärten Schöpfungen Meister LeiblS absieht, will das Gesamibild der diesmaligen ^seressionsaus- stellung ungleich kühner und wagemutiger scheinen, als im vorigen Jahre, da man fast glauben konnte, die Zeiten des Kampfes, des Stur- mes und Drängertums seien für oie einst so aufrührerisch gescholtene Gruppe der S^essionisten vorüber. Fast schien e^fo, als hätte jeder von ihnen sein Künstschiffchen in den Hasen sicherer Grundsätze bugsiert, und die Jüngsten folgten den ruhig erlauschten Lehren der anerkannten Aelteren. Dieses Mal sind viel Revolutionäre in den Reihen der Se- zessionisten und nicht immer solche von der angenehmsten Art. Beson der- manche der Frauen können sich in absonderlichen Abweichungen vom Woge aller künstlerischen Lehrsätze nicht genug tun. Vielleicht ist- nur die Geschichte vom Most, der sich absurd gebärdet, und man sollte behutsam die Reife abwarten und nicht allzu scharf ins Gericht gehen. Am unerträglichsten ist Charlotte Bcrendts Bild „Schwere Stunde", ooS, wie schon die früheren Gemälde dieser Malerin, ein starkes Talent verrät. Aber diese Begabung macht daS Bild nur noch widerwärtiger, denn sie hilft die Eindringlichkeit deS geschilderten Vorganges vertiefen. Es gibt Stoffe, vor denen die Schamhaftigkeit Halt macken muß, und abgesehen davon, ist die malerische Darstellung e nes so zügellosen, kör. perlichen Schmerze-, wie ihn die von Geburtswehcn gepeinigte Frau reigt, für jeden feiner Georteten peinlich. Ueber dem unangenehmen Eindruck, den man empfängt, geht auch der Grundgedanke verloren, der in den beiden Frauen, der Mutter und der junaen Tochter, die ver- änastiat und ahnungsvoll am Lager der Mutter kauert, woh! die leid volle Leben-tragödie des WeibeS zeigen will. Einer der früheren extra- vagantesten jungen Maler, Max Beckmann, überrasch» in Ker SezessionS- au-stellung durch eine subtile Feinheit der Farbengebung, durch die Achtsamkeit, mit der er die Gebärde seiner Menschen belaubt, und durch die kraftvolle Durchbildung seiner einst so verkümmerten Akte. Lodis Corinth interessiert diesmal nicht so sehr durch seine stet- von neuem angestaunte Kunst in der Nachbildung lebendigen FlestcheS, als durch lein übermütiges Bild „Tie Versuchung des »eiligen Antonius", mit dem sehr wirksamen Effekt eines saftiggrunen Lchleiergewandcs auf einem bräunlichen Frauenkörper. Fran- von Stuck zeigt eine Salome, di« anfangs befremdet durch anoroanische Komposition und eine seltsam A«r« glsischmalerei, doch fesselt die groß« sinnlich« Kraft, die in dem Bilde liegt, und die durch ein paar leuchtende, fast kalte Farbentöne in rot und grün erhöht wird. Ein paar schönfarbige Arbeiten von Ma; Liebermann, freilich längst gekannte, fehlen auch diesmal nicht in der Ausstellung der Sezession. Bon den zahlreichen, trefflichen Arbeiten Wilhelm Trübners wäre wohl der „Lachende Junge" als besonders charakteristisch in Kolorit und Art hervorzuheben. Emil Rudolf Weiß Kat ein paar wundervolle Stilleben zu -eigen, Hyazinthen und Orangen, die sehr duftig und naturtreu, dabei ohne jede szenische Ausmachung ge geben sind. Ein feines Porträt stellt Julie Wolftborn aus, ihre mühe lose Wiedergabe der Stoffe, der weich fließenden Gewänder hat sich noch vervollkommnet. Hans Äaluschek gibt ein kleines Bildchen, „Gesindel , »agierendes Volk, das aus freiem Felde um ein glimmendes Feuerchen herum sitzt, und sich dem elenden, durchfrorenen Leib zu wärmen sucht. Und Baluschek, der Spötter, ist diesmal eigentümlich weich gestimmt, ein bißchen romantisch-sentimental förmlich, ohne daß ihm dabei sein sicherer Blick für das Komische seiner Menschlein untreu wird. Er karikiert nur nicht so arg wie sonst; ein leises, kaum zu spürendes Mit leid macht das gut gemalte Bildchen zu einem liebenswürdigen Kunst werk. Die freilich ganz anders gearteten Arbeiten Robert Breyers ver- dienen doch dasselbe Prädikat. Sein Stilleben mit den sonderbaren Meißner Porzellanen ist fein und liebenswürdig Walter Leistikow bat ausnahmsweise keine Grunewaldlandschasten. Dafür zeigt er unter anderen ein Bild „Trüber Tag »n Grünheide" mit gutem Gelingen der schweren, regendurchtränkten Luft und der dicken, grauen Wolken, die saft wie mit Wasser gefüllte Säcke am Himmel zu hängen scheinen. Sonderbar gefärbte Augengläser hat sich Heinrich Nauen aufgesetzt. Er malt „Kühe am Abend', drei an der Zahl, von denen die eine rot, di« andere blau und die dritte gelb ist; ein gewiß interessanter Beitrag zur Naturgeschichte, denn bisher hat noch niemand bemerkt, baß diese braven Wiederkäuer bei uns oder anderswo am Abend solche Wandlungen durch machen und als leuchtende Strahlenbündel in die heimischen Ställe ein ziehen. Dagegen zeigt sich Emil Pottner in der plastischen Nachbildung allerlei Getiers wieder als Meister. Seine farbig glasierten Original- keramiken entzücken durch Naturtreu« der Form und deS Kolorit-. Unter den ziemlich zahlreichen plastischen Werken sind sehr schöne Arbeiten von Ariste Maillol, die Wagnerbüste Max Klinger- und auch ein Werk Rodins. Doch kommen diese meist recht umfangreichen Statuen bei dem beschränkten Nanni nicht zu der Geltung, die sie in kongenialeren Räumen fänden. <s. ^oloMior. G * Eia falscher Tolstoi. Wie un« ein Pridattelegramm au» Petersburg meldet, berichten die dortigen Blätter, daß der Roman .Pater Sergiu»", über den wir mehrfach berichtet haben, gar nicht von Tolstoi stammt. Tolstoi selbst ist erstaunt über sein« neue „Autorschaft". S» soll sich um eine Fälschung handeln. » DaS Werden der Welten. Unter diesem Titel erschien bei der ..Akademischen VerlagSgesellschast m. b. H." in Leipzig soeben in neuer Auslage das Werk de« berühmten schwedischen Physiker» und Chemiker» Tränte Arrhentu». Es wird wie wenig andere dazu berufen seim di« Aufmerksamkeit der ganzen gebildeten Dell auf sich zu lenken. Zweck und Inhalt deS Buche» werden am besten durch die Wort« charakterisiert, die der Berfasscr selbst ihm vorausschickt: „. . . Da» Problem der Welt entwicklung hat zu allen Zeiten da» besondere Interesse der denkenden Menschkeit erregt und ohne Zweifel wird e» stet» den vtelleicht ersten Platz unter allen Fragen behaupten, die nicht direkt praktische Dinge be- treffen. Tie Lösung, die eine jede Zeit diesem kiebling-problem gefunden hat, gibt ein treue» Bild der zu jener Zeit herrschenden Denkweise auf naturwissenschaftlichem Gebiete. In diesem Ginne hoffe ich, daß die hier gegeben« Darstellung der großartigen Entwicklung, welche Physik und Marokko. * Die Operationen der Franzosen erfahren eine eigenartige Be leuchtung durch folgende Meldung: Tanger, 15. April. (Telegramm.) Obgleich die französische Presse noch immer versucht, ihrem Publikum vorzureden, daß nun bald wieder alles in Ordnung und der Friede um Casablanca halb wiederkergestellt sein werde, zeigen doch die neuesten Tatsachen, daß vorläufig an eine Besserung der Verhältnisse nicht zu denken ist. Muley Hafld erhält beständig neue Ver stärkungen aus allen Teilen des Reiches, der Stamm der Mdakra ist noch immer nicht beruhigt, trotz der sich ständig wieder- holenden Metzeleien, und endlick ist die Mahalla ves Sultans Abdul Aziz auf ihrem Wege nach Fez total ausgerieben worden. Natürlich sind alle diese Tatsachen auch den Franzosen bekannt, doch es wäre ein Zugeständnis des völligen Mißerfolges ihrer Gewalt politik, wenn sie sie einaesteken wollten, nnd daher schweigt man lieber und bringt statt der Wahrheit Erfindungen zur Täuschung des französischen Publikums. Um so eifriger arbeitet man in Casa- blanca „unter Ausschluß der Oeffentlichkeit", um bei den Mdakras einen Umschwung zugunsten Frankreichs herbeizusübren, und man geht dabei soweit, daß man sogar den Haupträdelssührer der Nn- ruhen und der Plünderung her Stadt, den gefangen genommenen Uld Hadschi Hamv, in Freiheit zu setzen gedenkt, nur um sich den Mdakra gefällig zu erweist» und sie dadurch »" aewinnen GeHneindevevtvetevtng. Unter dem Vorsitze des Herrn Amtshauptmanns Kammerherrn von N o st i tz - W a l l w i tz fand am 10. April ,m «Schloß Rilterstein" in Leipzig ein wie immer vollzählig besuchter Gcmeindevertrctertag statt, bei dem u. a. folgende Angelegenheiten erledigt wurden: Die Gcmeindevorständc waren darauf hinzuweisen, daß sie nicht zu ständig sind, den Gastwirten Erlaubnis zur Veranstaltung allgemein be suchter und über 10 Uhr abends dauernder II,c ckansnnts zu geben, da darin eine Umgebung des Tanzrcgulativs zu erblicken ist. Die zur Bekämpfung de» ZigeunernnwesenS zu ergreifenden Maß regeln ivurden besprochen; dabei wurde insbesondere betont, daß di« Ge- meindevorständc beim Auftreten von Zigeunerbanden sofort dem zu- ständigen Gendarm auf kürzeitcm Wege Anzeige zu machen und die Gen darmen ausreichend, wenn nötig mit Hilfe der Feuerwehr oder des Turn. Vereins, zu unterstützen haben. Für den amtöbauptmannschaftlichen Bezirk Leipzig ist ein Wohst fahrtspflegeverein ins Leben gerufen worden, über dessen künftige Aut. gaben der Herr AintSbauptmann eingehende Mitteilungen machte. Er forderte Gemeinden wie Privatpersonen zum Beitritt auf und bat, der Sacke ein warmes Herz cntgegenzubringen. Der jährliche Mindest, beitrag ist für Privatpersonen auf 50 Pf. festgesetzt. Die Drucksachen hicrüdcr werden den Gemeinden noch zugchen. Auch dcx Beitritt zum Hilfsverein für Geisteskranke wurde emp fohlen. Gemeinden, die Verträge mit Gasanstalten, Elektrizitätswerken und dergleichen cinzugehcn gedenken, wurde empfohlen, unter allen Umständen vor Abschluß solcher Verträge die Entwürfe dazu an die Kgl. AmtShaupt- mannschaft einzureichen, damit eine unverhältnismäßigc Belastung der Gemeinden künftig vermieden werde. Für die Ausstellung von Bescheinigungen zur Erlangung von Arbeitecfahrkarten verlangen verschiedene Gemeinden nach Maßgabe der neuen Gebührenordnung Gebühren. ES wurde den Gemcindcvocständcn empfohlen, nach Lage der Sache künftig solche Bescheinigungen gebühren, frei auSzustellcn und nach Befinden sich von ihren Gcmeindcrätcn hierzu ermächtigen zu laßen. DaS neue selbsttätige Formaldehyd-DeSinfektionSmittel „Autan" hat sich bisher als praktisch und sicher erwiesen. Seine Verwendung ist daher anzuratcn. DaS zum Preise von 50 Pf. pro Stück beim Buchdruckereibesitzer Stock in Zwenkau zu beziehende Merkchen über die geschichtliche Bedeutung der OrtS- und Flurnamen der Amtshauptmannschaft Leipzig wurde^ur An schaffung als Prämie bei Schulentlassungen, Kinderfesten usw. empfohlen. ES wurde darauf aufmerksam gemacht, daß Gemeinden, die Wasier- leitungen errichten wollen, bei der Kgl. Amtöhauptruonnsckast die für solche aufgestellten Grundsätze erhalten können, die zweckmäßig den tcck- nischen Beratern der Gemeinden und den Bauleitern schon vor Ans- stellung deS Projekts vorzulegen sein werden. Um dazu beizutragen, daß Bauten in reinen Landgemeinden dem Charakter de» Ortes angcpaßt und so Anlagen geschaffen werden, die den Gemeinden zur Zierde gereichen, ohne deshalb teurer zu sein, haben sich vier Leipziger Architekten bereit erklärt, Einzelbauprojekte nach dieser Richtung hin unentgeltlich zu prüfen. Die Namen dec für die einzelnen Gemeinden in Frage kommenden Herren werden in einiger Zeit ve» öffentlicht werden. Es wird den Gemeindevorständen anheimgegebcn, die Bauherren bei Einreichung von Bauplänen, da nötig, auf diese Einrichtung Chemie an der letzten Jahrhundertwende genommen haben, durchaus ent. spricht. — DaS Leitmotiv bei vorliegender Bearbeitung der koSmogonischen Fragen ist der Ansicht, daß die Weit, al» Ganze» genommen, immer von gleicher Art war, wie sie jetzt ist. Materie, Energie und Leben Haden nur Form und Platz im Raume gewechselt." ArrheniuS hat die schwere Auf. gäbe, die er sich gestellt hat, in unübertrefflicher Weise gelüst. Die letzten und höchsten Grenzfragen der Naturwissenschaft sind wohl nie mit einem solchen Reichtum an großen und originellen Ideen und auf so sicherer wissenschaftlicher Grundlage behandelt worden. Allein die Fülle des ber- gebrachten Materials an tatsächlichen Forschungsergebnissen und ihre geistreiche Verknüpfung untereinander macht das Buch zu einer Fund grübe wertvoller Anregungen. So hat c» nicht da» geringste gemein mit den leider allzu zahlreichen und zu bereitwillig aufgenommcnen Schriften, die sich auch populär wissenschaftlich nennen und auf sedeS Welt, rätscl eine oberflächliche oder phantastische Erklärung bereit haben. Daß e» ArrheniuS aber gelungen ist, trotz des streng wissenschaftlichen GeisieS. der da» Ganze beherrscht, im besten Sinne de» Worte» populär zu schreiben, d. h. seinen Gedanken eine Form zu geben, in der sie nicht zu Naturforschern von Fach, sondern dem großen, allgemein gebildeten Publikum zugänglich sind, beweist der Erfolg der schwedischen Ausgabe, die in fünf Monaten in nicht weniger als 12 000 Exemplaren verbreitet worden ist. ES ist zu hoffen, daß eS auch in den Ländern deutscher Zunge nicht an Verständnis für diese» Werk fehlen wird. Eine neue Folge diese» interessanten Werke» wird übrigen«, wie wir hören, demnächst unter dem Titel „Die Vorstellung vom Weltgebäude im Wandel der Zeiten" die Presse verlassen. * Kleine Chronik. Herr Hans Schütz ist wegen Unpäßlichkeit ver- hindert, in der hiesigen KarfreitagS-Aufführung der „MatthäuSpassion" zu singen. Für ihn wird der Kgl. Kammersänger Paul Bender aus München cintreten. — Dr. Richard Strauß ist von der Königlichen Kapelle mit Genehmigung der Königlichen Gcneralintendantur zum Dirigenten der Sinfoniekonzerte gewählt worden. — Die FrühjahrSauSstcllung der Münchner Sezession wird am 20. April (Ostermontag! geschlossen, da eine Reihe Bilder nach Dresden gesandt werden, wo die Sezession auf der Großen Dresdner Ausstellung eine Kollektivausstellung veranstaltet. — Ueber einen interessanten Fund berichtete der Bibliothekar der Pariser Nationalbibliothek Leon Dore- in der letzten Sitzung der Acad«mie de» Inskription». ES ist ein bisher unbekanntes Gemälde Botticellis, und zwar ein Porträt, da» in seiner AmtStracht den Professor der Medizin an der Universität Pisa Lorenzo Lorenzi, genannt Lorenzano, darstellt, einen bedeutenden Humanisten, ver sich viel mit den Werken der griechischen Aerzte beschäftigte. Botticelli wird nach Dorez' Annalune sein B>ldn>» -wischen 1495 und 1500 gemalt haben. Da» schöne Werk befindet sich gegenwärtig im Besitz de» Baron» Lazzaroni. — Wie di« Zeitung „Deutschland" schreibt, hält die deutsche Shakespeare-Äesellschaft am Donnerstag den Ä. April, 1l Uhr vormittags im Saale der Armbrust, schützengesellschaft ihre Jahresversammlung ab. Nach dem von dem vor. sitzenden Prof. Dr. Brandl (Berlins erstatteten Jahresbericht wird Prof. Dr. Moßbach (Göttingens über „Shakespeare al» Mensch" sprechen. ES folgt wie alljährlich die Erledigung geschäftlicher Angelegenheiten und am Schluß der Bericht über da» Preisausschreiben der Gesellschaft: „Hamlet auf der deutschen Bühne". — Al» Nachfolger de» verstorbenen Hallenser Philosophieprofeifor« L. Buße soll a. o Prof. Dr. Han» Corneliu» in München in Au»sickt genommen sein. — Fran- Lehtr hat «in« neue Operette .Da« Fürstenkind" geschrieben, deren Text wiederum von den Herren Leon und Stein herrührt. Die Handlung spielt in Griechenland. lkritik siehe 3. Seite-j
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